Ökumenische Konferenz über Religiöse Freiheit und Neureligiöse Bewegungen

Kommunique der Konferenz in Manreze, Dobogokö, Ungarn, 21.-25. September 1997

  1. Die Konferenz
  2. Themen
  3. Eine herausfordernde Situation
  4. Invasion
  5. Ökumenische Zusammenarbeit
  6. Teilnehmer

Die Konferenz

Die soeben abgeschlossene Ouml;kumenische Konferenz über religiöse Freiheit und neue religiöse Bewegungen führte an die achtzig Vertreter römisch-katholischer, orthodoxer und protestantischer Kirchen aus Mittel- und Osteuropa sowie auch Spezialisten aus Westeuropa zusammen. Dieses Treffen, das gemeinsam von der Katholischen Bischofskonferenz und dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Ungarn einberufen wurde, fand unter der organisatorischen Ägide des Ökumenischen Studienzentrums mit Unterstützung des Ausschusses für internationale Angelegenheiten des Ökumenischen Rates der Kirchen und des Pontifikalrates für interreligösen Dialog statt.

Themen

Der Bedeutung des Themas wurde durch die Teilnahme von verschiedenen Experten (Soziologen, Psychiatern) besonderer Nachdruck verliehen. Das Referat von Pfarrer Thomas Gandow, Herausgeber der Zeitschrift "BERLINER DIALOG", bot eine zusammenfassende Übersicht der neuen religiösen Bewegungen im heutigen Europa; Dr. Michael Nüchtern, Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Deutschland, befaßte sich theologisch mit den durch diese Bewegungen den Kirchen gestellten Herausforderungen, Rev. Dwain C. Epps, Direktor des ÖRK-Ausschusses für internationale Angelegenheiten, gab eine Übersicht der Entwicklung des ökumenischen Denkens über religiöse Freiheit, charakterisierte die diesbezüglichen internationalen Gepflogenheiten und setzte dieses Menschenrecht in den Kontext des heutigen Mittel- und Osteuropa, Professor Johannes Aagaard, Präsident des Internationalen Dialog-Zentrums in Aarhus, Dänemark, berichtete detailliert über die Gefahren, die der Gesellschaft von seiten einiger der bekanntesten neuen religiösen Bewegungen drohen.

In vier Diskussionsgruppen wurden die theologischen, rechtlichen und seelsorgerischen Aspekte dieses Anliegens in aller Breite untersucht und mehrere praktische Empfehlungen für die weitere Arbeit der Kirchen ausgearbeitet.

Eine herausfordernde Situation

"Neue religiöse Bewegungen (NRB)" hat es in der einen oder anderen Gestalt durch die ganze Geschichte hindurch immer gegeben, so wie die Menschen als Einzelne oder als Gemeinschaften nach Sinn und Zweck in ihrem Leben suchten. Doch das rasche Anwachsen solcher radikalen Bewegungen in der westlichen Welt in den vergangenen 30 Jahren, besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika, ist in unserer Ära präzedenslos. Es ist gleichzeitig aufs tiefste besorgniserregend, da es dabei auch um Bewegungen geht, die das durch Jahrhunderte in gegenseitigem Wirken von Kirchen und anderen historischen Religionen und staatlichen Institutionen beharrlich gestaltete soziale Gefüge zu zerstören drohen.

Im Zusammenspiel mit den maßgebend gewordenen neoliberalen ökonomischen Modellen, die in die weitgehend geschwächten Ökonomien dieser Länder eingeführt werden, bewirken die neuen religiösen Bewegungen einen zusätzlichen Schub zur sozialen Fragmentierung und Destabilisierung, indem sie die geistige Verletzlichkeit der Völker ausbeuten, die sich nach Jahrzehnten des aggressiven Atheismus und offizieller Verfolgung der historischen Kirchen sowie jeder organisierten Bekundung traditioneller Glaubenstreue wieder aufzurichten bemühen.

Invasion

Die Konferenz richtete ihre Aufmerksamkeit auch auf die fast gänzlich unkontrollierte Invasion sogenannt christlicher Missionare, christlicher Sekten und pseudochristlicher Bewegungen nach Mittel- und Osteuropa, die den Dienst der dortigen Kirchen, die bemüht sind, die vererbten Bürden der kommunistischen Gewaltherrschaft abzuschütteln, zu beeinträchtigen drohen. Da diese Gruppen und ihre Praktiken in der Gesellschaft in den Augen vieler Menschen kaum von den Praktiken der NRB zu unterscheiden sind, wird die Glaubwürdigkeit des christlichen Zeugnisses überhaupt in Frage gestellt.

Ökumenische Zusammenarbeit

Die Konferenz rief erneut zur ökumenischen Zusammenarbeit in Mittel- und Osteuropa auf, unter Einbeziehung auch anderwärtiger Kirchen, wie auch zum gemeinsamen Vorgehen zur Lösung der dringenden sozialen und geistigen Bedürfnisse der Völker dieser Region.

Diesem Anliegen wurde in dem Eröffnungsgottesdienst der Konferenz besonderer Nachdruck verliehen, in dem Bischof Bela Harmati, Präsident des Ökumenischen Rates der Kirchen in Ungarn, und Erzbischof IstvaŽn SeregeŽly, Vorsitzender der römisch-katholischen Bischofskonferenz in Ungarn, die Mission und das Zeugnis der Kirchen in der heutigen Gesellschaft einer theologischen und biblischen Betrachtung unterzogen. Die Bereitschaft der Gastgeberkirchen zur ökumenischen Zusammenarbeit wurde von Kardinal LaŽszloŽ Paskai unterstrichen, der die Konferenzteilnehmer in Esztergom, dem altehrwürdigen Zentrum der Christenheit in Ungarn, empfangen hat.

Teilnehmer

Die Konferenz wurde sich auch der Bedeutung einer sinnvollen Partnerschaft mit dem Staat im Hinblick auf die Wiederherstellung der Respektierung der religiösen Freiheit in der Gesellschaft bewußt und begrüßte daher die Anwesenheit und das Grußwort von Herrn Ivan Platthy, Staatssekretär für kirchliche Kontakte im Amt des ungarischen Ministerpräsidenten, zur Eröffnung der Konferenz.

Die Teilnehmer der Konferenz kamen aus Bosnien, der Republik Tschechien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Jugoslawien, Österreich, Polen, Rumänien, Rußland, der Slowakischen Republik, Slowenien, der Schweiz, Ungarn, der Ukraine und der Vatikanstadt und repräsentierten römisch-katholische, orthodoxe und protestantische Traditionen (Reformierte, Methodisten, Lutheraner, Baptisten).

Der Abschlußgottesdienst wurde von Hochwürden MihaŽly Mayer, Bischof der Römisch-Katholischen Kirche in Ungarn, geleitet.

Am letzten Tage der Konferenz wurde eine Pressekonferenz im Hause des Ungarischen Journalistenverbandes in Budapest abgehalten. Es wurde beschlossen, die gesamten Konferenzdokumente in Buchform in verschiedenen Sprachen zu veröffentlichen.