Scientology ist eine profitorientierte Organisation, die vortäuscht, eine Religionsgemeinschaft zu sein. Sie wendet Mittel der Psychomanipulation an und steht im Verdacht, mit Psychoterror und kriminellen Methoden letztlich totalitäre politische Ziele zu verfolgen. Ein solches System zu entlarven, verlangt besonnenes Handeln. Dies bedeutet, daß der von der Scientology-Organisation mit außerordentlicher Polemik betriebenen Propaganda keine heftigen Gegenattacken von staatlicher oder parlamentarischer Seite entgegenzusetzen sind. Angesagt sind vielmehr die konsequente Anwendung der rechtsstaatlich zulässigen Mittel zur Gefahrenabwehr und eine sachlich ausgerichtete Informationsarbeit.
Gerade dem letztgenannten Aspekt, der sich auch am Anspruch der Öffentlichkeit auf Demaskierung der von der Scientology betriebenen Informationspolitik orientieren muß, dient der nachfolgende Bericht. Er klärt zugleich die Hintergründe der Scientology-Demonstration am 27.Oktober 1997 in Berlin.
Dubiose "Stiftung" mit undurchsichtiger Unterstützung
Eine internationale Presseagentur veröffentlichte im April 1997 eine
von der Scientology-Organisation von ihrem Sitz in Washington DC aus
verbreitete Nachricht über die Gründung einer "Stiftung", die die
Behandlung von "religiösen Minderheiten" untersuchen und ihre
Erkenntnisse darüber veröffentlichen soll. An der Stiftung mit dem
Namen "Freiheit für Religionen in Deutschland" (FRG) würden sich
auch "andere religiöse Gruppierungen" wie der Muslim-Rat der
Vereinigten Staaten, die "Protestantische Konferenz", die "Jüdische
Koalition für Religionsfreiheit" und der "Buddhistische Rat von New
York" beteiligen.
Das Kultusministerium von Baden-Württemberg hat nunmehr Kenntnis von einem amtlichen Bericht vom Juli 1997 erhalten, der das amerikanische Außenministerium zitiert. Danach liegen keinerlei Erkenntnisse über die Gründung einer Stiftung, wie sie die Scientology vorgibt, vor. Von den Organisationen, die angeblich an der Stiftung beteiligt sein sollen, ist lediglich der "Muslim-Rat der Vereinigten Staaten" bekannt, nicht jedoch die von den Scientologen benannte jüdische Organisation oder die buddhistische Gruppierung. Ob es sich bei der "Protestantischen Konferenz" um die Dachorganisation protestantischer Kirchen in den USA handelt, ist zweifelhaft, deren Name heißt "National Council of Churches".
Tarnen und Täuschen auf dem Weg zur Macht
Es wäre nicht das erste Mal, daß Scientology sich
propagandistischer Instrumentarien bedient, mit denen zielgerichtet sich
Menschen von Scientology irregeführt fühlen müssen. Beispiel
Nr. 1: Tarnorganisation "Friedenskommitee" Kürzlich konnte aufgedeckt
werden, daß der Scientology-Aktivist und Promotor eines "Oslo
International Peace Committee", Viggo Bergtun, seine Scientology Propaganda
damit verbindet, daß er als Inhaber der "FriedensnobelpreisMedaille"
benannt wird. Das NobelKommitee: "Unsinn". Im Klartext: Typische
Selbstüberschätzung eines Scientologen, möglicherweise
bewußt Schwindel mit einem Titel, den es gar nicht gibt.
Beispiel Nr. 2: OCA Der scientologische "Oxford" Persönlichkeitstest (,Oxford Capacity Analysis" - OCA), der Wissenschaftlichkeit suggeriert und offensichtlich an die renommierte englische Universität Oxford erinnern soll. Der Test, Rattenfängerinstrument Nummer 1 der Scientologen, hat überhaupt nichts mit der Universität Oxford zu tun.
Beispiel Nr. 3: Menschenrechtsbüro In dem jüngsten Report der Scientology ("Gedruckt in den USA") über die angebliche Unterdrückung der Scientology in Deutschland heißt es scheinheilig, daß den Lesern das "Deutsche Büro für Menschenrechte" in München für Anfragen zur Verfügung stehe. Verschwiegen wird, daß man sich dort gleich in der "Höhle des Löwen" befindet. Die Adresse des Büros ist nichts anderes als die Deutschlandzentrale der Scientologen.
Mißbrauch der Religionsfreiheit für Propagandazwecke
Wenn bei der Gründung der von der Scientology propagierten "Stiftung"
als Zweck die Untersuchung der Behandlung von religiösen Minderheiten
in Deutschland angegeben wurde, scheint die Stiftung selbst sich
tatsächlich immer mehr als Propagandatrick der Scientologen zu
entpuppen: Mitte Juli 1997 trommelte die Scientology "Demonstranten" in
Frankfurt/M. zusammen. Veranstalter sei die "US"-Initiative "Freiheit
für Religionen in Deutschland". Das Ergebnis der "Demonstration" war
allerdings für die Scientology-Organisation ein Mißerfolg, denn
statt der rund 500 Teilnehmer, hatte der Veranstalter der Demonstration im
Vorfeld mit ca. 1 500 bis 2 000 Personen gerechnet, die mit 20 bis 30
Omnibussen und
öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen wollten.
Am 5. September 1997 wurde durch die Scientology-Sprecherin in München großspurig eine weitere "Großdemonstration" angekündigt. Ein Protestmarsch von etwa 10 000 Teilnehmern soll am 27. Oktober durch Berlin ziehen. Veranstalter: Die dem US-Außenministerium unbekannte Scientology-Initiative.
Die scientologische "Schlacht" gegen "religiöse
Unterdrückung in Deutschland"
Scientology selber spricht in ihren Propagandaschriften von "Krieg" und
"Kampf". Es geht um eine "Schlacht gegen die Unterdrückung in
Deutschland". Es sollte schon nachdenklich stimmen, wenn in diesem
Zusammenhang der Scientology-Gründer L. Ron Hubbard wörtlich
zitiert wird: "Aber so ist es mit Kriegen: Nicht nur Frontkämpfer,
sondern auch unschuldige Zuschauer können verwundet werden".
Zum Kampf der Scientology gegen den Staat gehört offensichtlich auch die psychologische Kriegsführung der Scientologen. Mit der protzigen Ankündigung der Berliner Scientology-Großdemonstration wird Druck auf die Öffentlichkeit ausgeübt, in jedem Fall präsentiert sich Scientology im Rampenlicht. Wer fragt dann noch, wie viele Leute tatsächlich zur Demonstration nach Berlin kommen. Möglicherweise wird es ein ähnlicher Mißerfolg wie in Frankfurt.
Was hinter der Scientology-Großdemonstration steckt
Wer sich mit der angekündigten scientologischen Großdemonstration
befaßt, gewinnt den Eindruck, daß die ganze Aktion jedoch auf
etwas ganz anderes zielt: Schon 1990 rief die Scientology-Organisation dazu
auf, in Deutschland mindestens 10 000 Lebenszeit-Mitglieder
präsentieren zu können, um damit entsprechend der
Verwaltungspraxis eine der Voraussetzungen in Deutschland zu erfüllen,
die die Verleihung für den Status einer Körperschaft des
öffentlichen Rechts bedeuten würde. Daß eine international
zusammengewürfelte und zusammengekarrte Demonstrantenschar dies nicht
erfüllen kann, ist offenkundig. Viel hinterlistiger ist jedoch der
für die Demonstration angesetzte Termin dieser Demonstration. Er
muß als massive Beeinflussung des Bundesverwaltungsgerichts
angesehen werden, das tags darauf, am 28. Oktober 1997, sich mit einer
für die Scientology in der Tat wichtigen Fragen beschäftigt: Es
geht um nichts geringeres als die Frage der Rechtsfähigkeit der
Scientology-Vereine. Damit geht es aber auch um eine Klassifizierung der
Scientology-Organisation in Deutschland, nämlich als Gewerbebetrieb zu
wirken oder die Anerkennung eines Systems zu erheischen, das zur
Durchsetzung seiner Ziele sich den Namen "Kirche" gegeben hat. Es ist zu
hoffen, daß dieser Trick der Scientology mit der
"Großdemonstration" erkannt und ihm kein Erfolg beschieden wird.