Jehovas Zeugen an der Haustür - Ratschläge zum Gespräch (I)

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von Thomas Gandow

  1. Im Umgang mit Sektenvertretern
  2. Kurze Antworten
  3. Lehrer mit falschen Lehrbüchern
  4. Vorbereitet sein

Im Umgang mit Sektenvertretern

Im Umgang mit Sektenvertretern und Werbern von religiösen und pseudoreligiösen Gemeinschaften und Organisationen kann es zu Situationen kommen, die Fragen aufwerfen. Mitarbeiter des BERLINER DIALOG geben Hilfen und Ratschläge zur religiösen Begegnung. - Fragen und Problemstellungen können an die Redaktion eingesandt werden.

Frage:
"Zeugen Jehovas waren jetzt schon wieder mehrfach bei mir und schrecklich aufdringlich. Sie kommen immer wieder. Was kann ich tun, wenn solche Sektenleute mir das Haus einlaufen?"

Antwort:
Manche Sektenwerber, besonders die Zeugen Jehovas, stellen sich vor, daß auch die Apostel in WachtturmManier "von Haus zu Haus-Dienst" geleistet hätten. Von ihrer Organisation lassen sie sich darum ständig losschicken. Jehovas Zeugen sollen ihr "Revier" mit jeweils ca. 100 Wohnungen drei- bis sechsmal im Jahr "durcharbeiten", so daß wir immer wieder aufgesucht werden. (Besonders von Mai bis Juni 1996 fand ein besonderer Feldzug mit der Zeitschrift "Erwachet!" statt).

Über die Besuche wird genau Buch geführt. Dazu legen die für uns zuständigen Wachtturm-Verkündiger die Haus-zu-Haus-Notizen an, von denen ein Doppel auch in der jeweiligen Versammlung der Zeugen Jehovas geführt wird. Diese Notizen sind die Erklärung dafür, wenn die Werber "furchtbar aufdringlich" waren oder "immer wieder" kommen: Über alle Themen, zu denen man sich in ein Gespräch verwickeln ließ, aber auch abfertigende Antworten und jedes Verhalten wird ja Buch geführt. Ist ein Hausbewohner unfreundlich, versuchen die HaustürWerber, möglichst zu einer anderen Zeit ein anderes Haushaltsmitglied anzutreffen.

Besonders, wenn wir den Zeugen Jehovas schon einmal Schriften abgenommen haben (die die Verteiler übrigens selbst bezahlen müssen), kann dies Folgen haben. Wir gelten dann nämlich als Menschen guten Willens und müssen noch regelmäßiger und öfter besucht werden. Das verlangen die Regeln der Wachtturm-Gesellschaft so.

Kurze Antworten

Nicht jeder Christ muß allezeit ein perfekter "Haustürdiskutierer" sein. Man darf deshalb beim Besuch von Sektenwerbern gleich einfach und fröhlich sagen: "Ich möchte mich mit Ihnen nicht unterhalten, bedanke mich aber für die Mühe, die Sie sich meinetwegen machen wollten."

Bei solcher Abweisung sollten wir höflich und freundlich, aber auch bestimmt sein. Meist werden wir ja an der Haustür überrascht oder sogar überrumpelt. Dann ist es auch kein "Kneifen", wenn man freundlich sagt: "Ich kann mich nicht mit Ihnen unterhalten."

Aber Achtung: Denn wenn wir nur zur "Ausrede" sagen "Ich habe jetzt keine Zeit", muß und wird der Sektenwerber dies als Aufforderung verstehen, zu einer anderen Zeit wieder zu kommen.

Lehrer mit falschen Lehrbüchern

Jehovas Zeugen wollen uns mit vorgefertigten und eingedrillten Türöffnersätzen ins Gespräch verwickeln und "belehren". Die Anleitungen der Wachtturm-Organisation schreiben den Gesprächsverlauf genau vor, bis hin zur Anweisung: "Räume Gelegenheit zur Antwort ein!". Danach soll aber sofort wieder der eingeübte Faden der "Darbietung" aufgenommen werden. Denn ein echtes Gespräch ist gar nicht vorgesehen und auch nicht beabsichtigt. Jehovas Zeugen betrachten sich nämlich selbst als Lehrer, die uns Belehrung bringen wollen, und nicht etwa einen Gedankenaustausch beginnen wollen.

Als Lehrer können wir sie also überhaupt nicht akzeptieren.

Vorbereitet sein

Nicht jeder ist immer aufgelegt und fit, mit den Besuchern zu reden. Es gibt auch keine Vorschrift oder Höflichkeitsregel für Christen, daß wir mit jedem HaustürWerber einer Sekte ein Gespräch führen müssen. (Im nächsten Heft des BERLINER DIALOG finden sich aber Ratschläge für diejenigen, die sich auf ein Gespräch einlassen wollen.)

Mein Ratschlag für alle, die keine langen Diskussionen und Gespräche führen wollen oder können: Legen Sie sich eine Einladung Ihrer eigenen Kirchengemeinde oder den Gemeindebrief oder ein hilfreiches "Flugblatt an Jehovas Zeugen" (meist beim Pfarramt erhältlich) in Reichweite der Wohnungstür. Beim nächsten Besuch der Zeugen Jehovas geben Sie diesen Gemeindegruß an die Zeugen Jehovas und sagen vielleicht noch: "Wir sind evangelische (orthodoxe, römischkatholische) Christen und lieben unsere Kirche und den evangelischen (orthodoxen..) Glauben. Wir möchten Sie bitten, uns nicht wieder aufzusuchen. Ihre Belehrungen brauchen wir nicht. Wenn wir Fragen zur Bibel haben, wenden wir uns an unseren Pfarrer. Und falls Sie über die Bibel und die Kirche Fragen haben, können Sie sich gern an unsere Pfarrerin/unsern Pfarrer XY wenden, die/der sich sicherlich gern mit Ihnen unterhalten wird und sich gut in der Bibel auskennt und auch Ihnen gern hilft."

Weitere gute Hinweise zum Gespräch mit Jehovas Zeugen gibt Band 608 der Münchener Reihe: "Jehovas Zeugen" von F.W. Haack, ISBN 3-583-50608-1.

Die Zeitschrift BERLINER DIALOG aus dem Wichern-Verlag, Bachstr. 1-2, D-10555 Berlin, ISSN 0948-0390, berichtet regelmäßig über neue Entwicklungen in der Wachtturm-Organisation, die für Gespräche wichtig sein können.

Informationsschriften und Hilfen erhalten Sie auch uuml;ber Ihren kirchlichen Sektenbeauftragten oder über das "Provinzialpfarramt für Sekten- und Weltanschauungsfragen Berlin-Brandenburg".

Nachdruck gestattet bei Quellenhinweis:

"Aus BERLINER DIALOG 2/96, (c) 1996 Pfr. Th. Gandow, Provinzialpfarramt für Sektenund Weltanschauungsfragen, Heimat 27, D-14165 Berlin, Fax 030 / 815 47 96".

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