Boston Bewegung des Kip MacKean

Zurück zur Titelseite der Zeitschrift

Besuch beim Internationalen Jahrestreffen der Boston-Bewegung

von Daniela Weber

Beim Betroffenenund Ehemaligenseminar des Provinzialpfarramtes Berlin-Brandenburg hat sich im Mai eine neue Gruppe zusammengetan, die sich regelmäßig trifft. Einige der an der Gruppe Beteiligten sind Mitglieder der EBI geworden. Hier ein Bericht von der Flugblattaktion der Gruppe am 1.6.96 anläßlich des Internationalen Jahrestreffen der "Gemeinde Jesu Christi" (Boston-Bewegung) in Berlin. Wie wir kurzfristig auf unserem letzten AusteigerInnentreffen erfahren hatten, fand das jährlich in einer europäischen Großstadt stattfindende Internationale Jahrestreffen der BBC diesmal am 1./2.Juni 96 in Berlin statt. Anlaß genug, unsere ohnehin geplante Flugblattaktion kurzfristig auf den 1.6. zu verlegen und am Veranstaltungsort, dem Lichtenberger-Congreß-Center, aufzukreuzen.

Es kamen rd. 700 Teilnehmer aus Deutschland, England, Frankreich, den Niederlanden, Skandinavien, Österreich, der Schweiz und auffallend viele aus Tschechien. Unsere Aktion verursachte bei den Teilnehmern helle Aufruhr. Erst versuchten einige Mitglieder der mittleren Führungsebene nacheinander uns auf missionarisch/moralische Art und Weise von der Verteilaktion abzubringen, dann wurden die neu eintreffenden Teilnehmer auf einen anderen Zugangsweg umgeleitet, um sie von unseren Flugblättern fernzuhalten.

Aber auch dies gelang ihnen nicht, da ich mich am Eingang postiert hatte. Mit einem strahlenden Lächeln und einem freundlichen Gruß drückte ich vielen unsere Aufforderung zum Nachdenken in die Hand. Beeindruckend war es, mitzuerleben, wie den Teilnehmern ein "nicht lesen" zugerufen wurde und 90% der Besucher daraufhin das Flugblatt sofort fallen ließen. Wer diesen "Befehl" nicht befolgt hatte, dem wurde beim Betreten des Gebäudes das Flugblatt abgenommen. Das muß unter den Teilnehmern viel Unruhe verbreitet haben, denn schließlich sah sich der Berliner Gemeindeleiter Dean Farmer genötigt, persönlich in die Aktion einzugreifen.

Hier das Gespräch zwischen ihm und mir; umringt von führenden Mitgliedern der BCC die gespannt darauf warteten, wie Dean Farmer mich fertig machen oder bekehren würde:

Farmer: Was machen Sie hier?

Weber: Ich verteile Flugblätter.

Farmer: Was soll das?

Weber: Ich fordere die Menschen zum Nachdenken auf.

Farmer: Dies ist hier eine Veranstaltung von Christen und ....

Weber: Ich bin Christin. Dann bin ich hier richtig.

Farmer: Nein, Sie sind kein Christ. Als Christ sind Sie aufgefordert Menschen zu retten.

Weber: Das tue ich.

Farmer: Das tun Sie nicht. Sie verteilen Flugblätter. Wer hat Ihnen gesagt, daß Sie hier Zettel verteilen sollen?

Weber: Jesus hat es mir gesagt. Darum stehe ich hier.

Farmer: Oh nein. Jesus sagt Ihnen, daß Sie Menschen retten sollen.

Weber: Ja, genau. Und Menschen zu retten heißt auch, sie zum Nachdenken aufzufordern. Dich auch.

Gedankenpause

Farmer: Ich erkläre Sie hier zur unerwünschten Person! (Seinem Gesichtsausdruck und seiner Körpersprache folgend, hätte ich mich jetzt wohl in Luft auflösen müssen.)

Weber: Wieso? Ist in Eurer Veranstaltung Gott nicht?

Farmer: (verwirrt) Natürlich ist in unserer Veranstaltung Gott!

Weber: Nun, dann besteht doch kein Problem.

Farmer: Wieso?

Weber: (ich strahle ihn an) Ich bin ein von Gott gewünschtes Kind!

Gedankenpause

Farmer: Was würden denn Sie sagen, wenn wir morgen vor ihrer Kirche Flugblätter verteilen würden?

Weber: Bitte, nur zu.

Farmer: Ha, von wegen. Sie würden es sich bestimmt nicht gefallen lassen.

Weber: Warum nicht? Seid eingeladen, es zu tun. Ihr würdet wenigstens erleben, daß niemand gehindert wird, ein Flugblatt zu lesen. Wir brauchen solche Zensur nicht. Außerdem verteilt Ihr doch sowieso Eure Flugblätter in der ganzen Stadt.

Farmer: Ich erkläre Sie hiermit ausdrücklich an diesem Ort zur unerwünschten Person!

Weber: Woher nimmst Du das Recht, mich, ein Kind Gottes, das an diesem Ort hier auf einem Fleck der von Gott geschaffenen Erde steht, als unerwünscht zu erklären?

Dean Farmer erblickte einen Aussteiger, der auch Flugblätter verteilt hat und inzwischen in den uns umringenden Kreis getreten ist.

Farmer: Und Du, (er zeigt mit dem Finger auf den Aussteiger) Du weißt, daß Du eine unerwünschte Person bist! Ausst.: (zuckt zusammen und macht einen Diener) Ja, ich weiß.

Farmer: Ich kenne Deine Sünden. Du bist ein ganz Schlimmer. Ich kenne alle Deinen Sünden. Du hast bei mir zuhause auf der Couch gesessen und mir alle, alle Deine Sünden erzählt!

Ausst.: Ja, und hoffentlich hast Du es dir aufgeschrieben.

Farmer: Ich kenne Dich genau ! Ich.....

Ich fürchte um den Aussteiger und greife ein:

Weber: Warum sagst Du das jetzt?

Farmer: Und Sie, Sie, Sie wollen die Gemeinde spalten!

Weber: Ich spalte nicht. Wenn hier einer spaltet, dann bist Du das.

Farmer: Wieso? Wo spalte ich denn?

Weber: Du spaltest die Menschen in unerwünschte und erwünschte Christen. Einwand von hinten an Farmer in Englisch: Hör' auf. Das bringt nichts. Am besten, Du läßt alle hineingehen. Wir müssen sowieso anfangen.

Farmer: Leute, kommt alle hinein. Hier sind zwei, die die Gemeinde spalten wollen. Kommt alle hinein.

Nachdem alle in das Gebäude hineingegangen waren, kontrollierten am Eingang zwei Aufpasser den Zugang. Ich unternahm keinen Versuch mehr, in die Veranstaltung zu gehen. ~

Zurück zur Titelseite der Zeitschrift