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BERLINER DIALOG 17, 2-1999 Johannis - Martini

 

Stichwort: Bruno Gröning Freundeskreis
von Eduard Trenkel

Gründerin des Bruno Gröning Freundeskreises ist die 1922 geborenene ehemalige österreichische Lehrerin Grete Häusler. Nach eigenen Angaben selbst durch den Wunderheiler Bruno Gröning von schwerem Leiden geheilt, rief sie den Freundeskreis 1979 - 20 Jahre nach dem Tod des Wunderheilers Gröning - ins Leben, "um sein Werk fortzuführen".

Entstehung und Geschichte
Entstehung und GeschichteDer Mann, auf den Häuslers Gründung sich bezieht, Bruno Gröning, wurde am 30. Juni 1906 als Bruno Grönkowski in Danzig geboren. Erst seit den 30er Jahren nannte er sich Bruno Gröning. Nach Besuch der Volksschule beginnt er verschiedene Ausbildungen, die er jedoch nicht abschloß, und verdiente seinen Lebensunterhalt durch Gelegenheitsarbeit.

Bruno Gröning
Bruno Gröning
Foto: Aus Werbematerial

1928 heiratete er Gertrud Cohn. Aus der Ehe gehen zwei Söhne hervor, die beide im Kindesalter sterben. 1943 wurde Gröning zum Militärdienst eingezogen. Nach Verwundung und Kriegsgefangenschaft kam die Familie in den Raum Dillenburg. Die Ehe wurde 1955 geschieden, Gröning heiratete im gleichen Jahr die Französin Josette Duossé.
Bruno Gröning verfügte bereits in Kindheit und Jugend nach eigenen Angaben über außergewöhnliche Heilerfähigkeiten, doch erst 1949 trat er an die Öffentlichkeit, weil ihm erst jetzt Gott den Befehl dazu gegeben habe. Er "heilte" zunächst die Nichte seiner Hauswirtin, die die Nachricht von der "Wunderheilung" verbreitete. So hörte der Ingenieur Helmut Hülsmann von Gröning. Sein Sohn Dieter litt an einer progressiven Muskeldystrophie, nach einer "Behandlung" durch Gröning konnte er wieder ein paar Schritte laufen, was unabhängige Ärzte, anders als der Freundeskreis, nicht als ein Wunder, sondern als eher typisches Auf und Ab im Verlauf dieser Krankheit werteten. Hülsmann glaubte jedoch an die Wunderkraft Grönings und macht Bruno Gröning in der Öffentlichkeit bekannt. 1955, im Alter von knapp 16 Jahren starb Dieter Hülsmann zwar an seiner Krankheit, der Erfolg Grönings war trotzdem nicht aufzuhalten. Gröning erhielt in Nordrhein - Westfalen Auftrittsverbot, folgte der Einladung eines Anhängers nach Hamburg und siedelte sich schließlich in die Nähe von Rosenheim in Bayern an.
Gröning sah sich von Gott berufen, mit göttlicher Heilkraft zu heilen. 1954 erhielt er Auftrittsverbot für die gesamte Bundesrepublik. Die Ausübung jeglicher Heilertätigkeit wurde ihm untersagt. Er wurde daraufhin Heilpraktikergehilfe, um weiterhin "heilen" zu können. Jetzt setzte er auch von ihm "angesprochene" Gegenstände, u.a. Staniolkugeln, die er mit seinen Haaren, Finger- oder Zehennägeln nach Aussage seines Managers auch seinem Sperma füllte, zu "Heilzwecken" ein.
Wegen Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz wurde er zu Geld- und Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Er ging in Revision, erlebte aber den Ausgang des Verfahrens nicht mehr. Am 26. Januar 1959 erlag er in Paris einem Krebsleiden und wurde in Dillenburg bestattet. Sein Grab ist bis heute Wallfahrtsstätte für seine Anhänger.

Lehre und Praktiken
Lehre und PraktikenGröning selbst hat keine umfassende Lehre entwickelt. Erst der Freundeskreis stellte seine zahlreichen Äußerungen zusammen, vor allem der Schwiegersohn von Grete Häusler, Thomas Busse, in seinem Buch "die Lehre Bruno Grönings". Von Kritikern wird behauptet, daß im Freundeskreis ursprüngliche Aussagen Grönings erweitert und verfälscht wurden. Von Gröning selbst stammt die Vorstellung vom "Heilstrom Gottes" der durch ihn zum Kranken hindurchfließt. Nach Auffassung des Freundeskreises übernimmt Gröning dabei die Aufgabe eines Transformators, der die unendlich hohen Energien Gottes in menschlich verträgliche umwandelt. Weil sich der Mensch von Gott abgewandt hat, ist die göttliche Ordnung gestört.
Das ist auch die Ursache von Krankheit. Gott will keine Krankheit und der Mensch kann gesunden, wenn er wieder dem göttlichen Willen entspricht.
Aus eigener Kraft kann der Mensch allerdings die ursprüngliche Ordnung nicht wieder herstellen. Bruno Gröning hat die Brücke gebaut, die Umkehr auf den göttlichen Weg und damit Heilung möglich macht.
Dazu dient das "Einstellen" zum Empfang des "göttlichen Heilstroms". In der aus dem Autogenen Training bekannten "Kutscherhaltung", d.h. aufrecht sitzend, Beine und Arme nicht überkreuzt, Hände nach oben geöffnet auf den Oberschenkeln liegend, kann der Heilstrom in Deutschland am besten jeweils um 9.00 Uhr und um 21.00 Uhr empfangen werden. Beschwerden nach dem Einstellen werden als "Regelungen" aufgefaßt, die für den Heilungsprozeß nötig sind. Alles ist heilbar, der Heilungsprozeß kann allerdings durch negative Gedanken und Zweifel beeinträchtigt werden. Durch ein negatives, kritisches Umfeld kann eine erfolgte Heilung sogar wieder verloren gehen. Deshalb gilt die Empfehlung, alles Negative, vor allem auch Kritiker des Freundeskreises, zu meiden.

Glaube an Bruno
Glaube an BrunoIm Freundeskreis ist Gröning selbst zum Glaubensgegenstand geworden. Er wirkt aus dem Jenseits als Mittler des Heilstroms. Seinem Bildnis kommt besondere Bedeutung zu - viele Mitglieder tragen für "Notfälle" ein Bildnis des verstorbenen Heilers bei sich. In den Versammlungen wird Gröning als Heilsmittler angerufen und ihm gedankt.
Der Freundeskreis vermittelt einen ausgeprägten Dualismus. Der Mensch steht fortwährend vor der Wahl des Guten, das von Gott kommt und des Bösen, das vom Satan ausgeht.
Um den Menschen vom Guten zu trennen, bedient sich Satan negativ eingestellter Menschen.
Im Freundeskreis wurden Reinkarnations- und Karmavorstellungen aufgenommen, die so bei Gröning selbst nicht belegt sind. Der "Heilstrom" wird heute mit Prana, Chi, Lebenskraft gleichgesetzt, wohl um eine esoterische Anpassung vorzunehmen.
Auch die regelmäßig vorgetragenen Erfolgsberichte werden erweitert: neben Krankenheilungen werden Heilungen von Tieren und Pflanzen berichtet: Dackellähme wird geheilt, Schädlingsbefall an Bäumen und Topfpflanzen beseitigt, selbst technische Geräte werden nun auf "geistigem Wege" durch Bruno wieder repariert.

Organisation für den Wunderapostel
Organisation für den WunderapostelDer "Dokumentation" der Heilungserfolge dient die 1986 von dem Arzt Matthias Kamp gegründete "Medizinisch-wissenschaftliche Fachgruppe".
Grete Häusler betreibt einen eigenen Verlag, der neben den Schriften des Freundeskreises auch Musik und Filme produziert, so zum Beispiel den Film "Der Wunderapostel" nach einem Buch von Hans Sterneder.
Der Freundeskreis ist organisiert in Form juristisch unabhängiger örtlicher Gemeinschaften, deren Koordination durch den "Kreis für geistige Lebenshilfe e.V.", in Hennef/Sieg übernommen wird. Dieser Kreis regelt alle geschäftlichen Belange der Bruno Gröning Freundeskreise. Grete Häusler ist dort Präsidentin auf Lebenszeit.

Grete Häusler
Grete Häusler mit Anhängern
Foto: Aus Werbematerial

Beurteilung
Der Bruno Gröning Freundeskreis gehört mit seiner Lehre in den Bereich fragwürdiger Geistheilergruppen. Sein Verständnis von Krankheit und Gesundheit widerspricht dem christlichen Glauben. Krankheit und Leiden gehört zum Menschsein in seiner Vorläufigkeit und Unvollkommenheit. Gesundheit ist nach christlicher Überzeugung weder selbstverständliche Normalität des Daseins, noch Verdienst eigenen Handelns. Mittlerdienste, wie sie der Bruno Gröning Freundeskreis im Wirken Bruno Grönings sieht, sind der Bibel unbekannt. Unerklärliche Heilerfolge einseitig dem Wirken Bruno Grönings zuzuschreiben, ist weder glaubwürdig noch beweisbar. Gewarnt werden muß vor dem möglichen Verzicht auf ärztliche Diagnose und Behandlung, der sich aus dem geforderten unbedingten Vertrauen in die Lehre des Bruno Gröning Freundeskreises ergeben kann.
Die Bindung eines Heilerfolgs an das Meiden aller negativen Einflüsse führt in der Praxis immer wieder zum Bruch sozialer Beziehungen bis in die Familien hinein.

Kritische Literatur
Kritische Literatur     7Handbuch Religiöse Gemeinschaften, 5. Auflage, Gütersloh; Schmidt, Georg;  http: //www.ref.ch/zh/infoksr/bfg.html

Pfarrer Eduard Trenkel
ist Beauftragter für Sekten und Weltanschauungsfragen
der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldek. 
Foto: privat

Eduard Trenkel


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