Sehr geehrter Bruder in Christus, Pfarrer Thomas, Christus ist auferstanden!
Gestatten Sie, Ihnen und den Beteiligten die Dankbarkeit für die Bereitschaft zur Teilnahme an der Wiederherstellung unseres Kirchengebäudes auszusprechen! Es war erfreulich, die christliche Bruderliebe und den unaufdringlichen Aufruf zum Dialog in wahrem ökumenischen Geist zu spüren.
Aber deutsche Christen können wohl kaum real unsere Kirchengebäude wiederherstellen, denn das erfordert ungeheure Kapitaleinlagen.
Der Zustand unserer Kirchengebäude war die Folge der Sünde unseres Volkes und der Wiederaufbau ist unser Akt der Buße. Wir wollen darum unser Kirchengebäude mit der Hilfe unseres Herrn Jesus Christus selbst wieder herstellen.
Leider sind die Strukturen der staatlichen Macht in dieser Frage gleichgültig, und die geltende Gesetzgebung stimuliert Unternehmer nicht gerade zum Mäzenatentum. Wieder einmal liegt alles auf den Schultern des Volkes.
Auf dem Umschlag Ihrer Zeitschrift (Heft 4-97) ist die Fotografie unseres Kirchengebäudes plaziert, das ein Kulturdenkmal des 18. Jahrhunderts ist. Sie haben ein typisches Beispiel vor sich, wie der Staat "ein Kulturdenkmal erhalten hat".
Drei Jahre lang schon ist unsere Gemeinde registriert, und in dieser Zeit hat der Staat nicht eine Kopeke gegeben.
Schon ein Jahr lang finden wieder Gottesdienste im Kirchengebäude statt, aber der Weg zur Kirche erinnert immer noch an einen Sumpf.
So wenig wie bisher achten die Beamten gläubige Menschen, daß sie die Befestigung eines Weges von 600 Metern für einen überflüssigen Luxus halten, und dasselbe gilt für die Straßenbeleuchtung.
Daher ermutigt uns schon die Tatsache des Mitgefühls deutscher Christen des lutherischen Bekenntnisses bei der Wiederherstellung des liturgischen Lebens in einer fernen Landgemeinde Rußlands und freut uns doppelt, des Herrn Dank, liebe Geschwister in Christus!
Bruder Thomas, noch bevor wir einander vorgestellt wurden im Zentrum des Hl. Irenäus von Lyon, das von Prof. A.L. Dvorkin geleitet wird, gab man mir dort ein Faltblatt, das von Ihrer Kirche über die Sekten "Die Zeugen Jehovas" und "Die Neuapostolische Kirche" herausgegeben worden ist.
[Gemeint ist das empfehlenswerte deutschrussische Faltblatt "Sekten - Irrlehrer und Verführer des Glaubens"; herausgegeben von der Aussiedlerarbeit beim Kirchenamt der EKD, Fax: 0049-(0)511-2796-707.]
O weh, diese beiden Sekten existieren und verbreiten ihre häretischen Anschauungen auch unter Menschen, die unsere Nachbarn sind. Besonders aggressiv sind die Anhänger der "Zeugen Jehovas". Aktive Anhänger dieser arianischen Häresie haben ein kleines Haus gegenüber unserem Kirchengebäude erbaut.
Jede positive Veränderung in unserer Dorfkirchengemeinde ist ihnen ein Messer im Herzen. Die Wiederaufrichtung von Kreuzen auf unseren Kuppeln und das Erschallen des Glockengeläuts rief bei ihnen eine stürmische, negative Reaktion hervor. Ihre Irrlehren, die wie geistliche Dornen sind, verbreiten sich schnell unter Menschen, die sich lange Zeit in der Gefangenschaft von Illusionen der atheistischen Knechtschaft befanden. Und darum folgt ein Volk, das des Wortes Gottes beraubt ist, leicht den Fabeln und den Verführern. So leicht wie sich Dornen ausbreiten, so schwer ist es, dies Unkraut auszureißen.
Daher haben wir das genannte Faltblatt aus Ihrer Kirche sehr schnell unter den Gemeindegliedern unserer Kirchengemeinde verteilt.
Bei uns gibt es die Praxis, bei Gottesdiensten einen Gemeindebrief mit dem Verzeichnis unserer Gottesdienste und mit Texten aus der Heiligen Schrift zu verteilen, denn das Volk geht nach siebzigjähriger Gefangenschaft immer noch in seiner Masse im Dunkeln.
Diese Kirchenzettel setzen wir auf einem Computer und vervielfältigen sie mit der Fotokopier-Technik, aber das eine wie das andere müssen wir ausleihen. Denn die Preise für Organisationstechnik sind bisher für unsere Landgemeinde unerschwinglich. In dieser Beziehung ist es uns schwer, mit Sektierern zu konkurrieren, die man mit schön aufgemachter Literatur versieht, die für unsere Region, leider, in Deutschland gedruckt wird.
In dieser Frage könnten wir gemeinsam dem schwarzen Proselytismus widerstehen und wären den deutschen Christen dankbar, wenn sie Mittel für den Erwerb der Organisationstechnik sammeln würden, die der Ehre Gottes dient, denn das Licht Christi soll alle erleuchten! Jedes Scherflein von Ihnen wird von uns mit ungeheurer Dankbarkeit und mit Gebeten zu Gott empfangen werden.
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