EZW in Berlin

Das Zentralinstitut der EKD für Sekten- und Weltanschauungsfragen an neuem Standort

von Michael Nüchtern

Stuttgarter Standort geschlossen

Ende Februar 1997 schloß die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart ihre Pforten. Der letzte Möbelwagen hatte am Tag zuvor den Hölderlinplatz in Stuttgart Richtung Berlin-Mitte verlassen. Die fast zwei Jahre dauernde Zeit der zwei Adressen des EKD-Institutes hatte damit ein Ende. Ab Mai 1997 sind alle Referate der EZW in Berlin personell besetzt. Man erinnert sich: Im Juni 1993 hatte der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland beschlossen, die EZW von Stuttgart nach Berlin zu verlegen. Hinter dem Verlagerungsbeschluß stand das Ziel, ein kirchenpolitisches Zeichen zu setzen. Angesichts der Schließung von Einrichtungen des ehemaligen Kirchenbundes der DDR wollte die EKD in Gestalt ihrer Einrichtungen im Osten Deutschlands präsent sein. Über 35 Jahre lang war die EZW geradezu ein Stuttgarter Institut. Von dem württembergischen Pfarrer und späteren Kirchenrat Kurt Hutten ist das EKD-Institut in Anknüpfung an die Arbeit der Apologetischen Zentrale in Berlin aufgebaut worden. Ratsuchenden, die aus Baden- Württemberg in Stuttgart bei der EZW angerufen haben, war oft nicht klar, daß sie mit einem EKD-Institut telefonierten. In gewissem Sinne kehrt die EZW mit ihrem Umzug nach Berlin an den historischen Ort zurück, von dem die praktische und theoretische Auseinandersetzung mit Weltanschauungsfragen in den zwanziger Jahren ihren Ausgang nahm. Viel hat sich seitdem geändert!

Aus Berlin für Deutschland

Wie die württembergische Umgebung die Arbeit der EZW bisher geprägt hat, so wird die Berliner Luft für die Arbeit der Einrichtung in der Zukunft nicht unwirksam sein. Dabei ist es wichtig herauszustellen, daß das Aufgabenfeld der EZW nicht regional auf das Gebiet einer Landeskirche bezogen ist. Nach ihrer Satzung hat die EZW "den Auftrag, die Entwicklungen im religiös-weltanschaulichen Bereich zu beobachten und ihre Bedeutung für die Evangelische Kirche in Deutschland zu klären. Sie trägt dazu bei, die Darstellung des christlichen Gottes- und Weltverständnisses im Gegenüber zu anderen Gottes- und Weltverständnissen zur Geltung zu bringen (evangelische Apologetik)."

Öffentlichkeitsarbeit

Die EZW informiert, berät und publiziert. Sie gibt monatlich die Zeitschrift "Materialdienst" heraus, in der in Grundsatzartikeln und aktuellen Informationen über die religiöse und weltanschauliche Szene in Deutschland berichtet wird. Etwa sechs Mal im Jahr erscheinen als Themenhefte zu bestimmten Fragen die EZW-Texte. Die beiden nächsten Hefte, die im Sommer erscheinen werden, beschäftigen sich mit den Chaos-Theorien und mit der Reinkarnationsvorstellung. Im Quellverlag bringt die EZW die Reihe EZW-Studienbücher heraus. Die Mitarbeiter der EZW wirken bei zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen kirchlicher und nichtkirchlicher Träger mit.

Herausforderungen und Chancen für Apologetik und Kirche

Es wird immer wichtiger, die Erfahrungen, die das Institut hinsichtlich der Bewegungen in der religiösen Landschaft in Deutschland macht, auch innerkirchlich einzubringen. Man kann bei uns leben, als gäbe es Religion nicht. Niemand begegnet irgendwo einem öffentlichen äußeren Druck zu einer religiösen Entscheidung oder Handlung. Die Welt ist säkular und Religion Privatsache. Überraschenderweise taucht gerade unter solchen Bedingungen öffentlich eigentlich verschwundene Religiosität als gefährliche Religiosität wieder auf und bewegt die Gemüter. Presseberichte, Fernsehreportagen, Bücher über totalitäre Sekten und sogar eine Enquetekommision des deutschen Bundestages zeigen zweierlei: 1. Wo Religiosität kulturell ohnmächtig und öffentlich verdrängt ist, kommt offenbar gefährliche Religiosität, kommen sog. Sekten zum Vorschein. 2. Auch wenn eine bestimmte Religiosität nicht mehr mächtig ist, die Alltagskultur zu gestalten, können religiöse Wünsche und Sehnsüchte gleichwohl mächtig sein. Diese Situation ist Herausforderung und Chance für apologetische Arbeit und für die Kirche.

Referenten und Aufgabengebiete

Die wissenschaftlichen Referenten der EZW haben folgende Arbeitsgebiete

Grundsatzfragen, Strömungen des säkularen und religiösen Zeitgeistes:
Dr. theol. Michael Nüchtern
Außerchristliche Religionen, insbesondere fernöstliche Religiösität und Spiritualität:
Dr. theol. habil. Ulrich Dehn
Christliche Sondergemeinschaften (z.B. Neuapostolische Kirche, Jehovas Zeugen, Mormonen) und Scientology:
Dr. theol. Andreas Fincke
Neue Gemeindegründungen, pfingstlerische und charismatische Gruppen und Orientierungen, fundamentalistische Strömungen:
Dr. theol. Reinhard Hempelmann
Esoterik, Okkultismus, Spiritismus:
Dr. theol. Hans-Jürgen Ruppert
Psychoszene, theologische und weltanschauliche Strömungen in Naturwissenschaft und Technik:
Dr. phil. Michael Utsch, Diplompsychologe.

Adresse

D-10117 Berlin,
Auguststraße 80
Fon: +49 30/283 95-211
Fax: +49 30/283 95-212
eMail: ezw@compuserve.com
URL: http://www.ekd.de/ezw/


Pfr. Dr. Nüchtern,

ist seit 1996 Leiter der EZWist seit 1996 Leiter der EZW