Veränderungen beim Universellen Leben
Im UL gibt es seit einigen Monaten Neuerungen, die
zur Frage führen, ob sich der Charakter der Sekte verändert hat.
Die als "Innere Geist=Christus-Kirchen" (IGCK) firmierenden
UL-Niederlassungen wurden in "Kosmische Lebensschule" umbenannt; in den
UL-Publikationen wird als Lehrgestalt zunehmend nicht mehr "die Prophetin"
Gabriele Wittek auf, sondern "der Prophet" genannt, und drittens wurde der
Name des Zentralorgans "Christusstaat" durch "Das weiße Pferd"
ersetzt. Was steckt dahinter? Der Name "Kosmische Lebensschule" für
die UL-Sammelbecken ist gegenüber der Bezeichnung "IGCK"
unverfänglicher und werbewirksamer. Er wendet sich an allgemein
esoterisch Interessierte, die nicht von vornherein durch die
Organisationsstrukturen abgeschreckt werden sollen. Der bisherige
Zeitungsname "Christusstaat" konnte die Vermutung von Kritikern nach
politischen Zielsetzungen untermauern. Auch korrespondiert die
UL-Führung nicht nur in verbissener ideologischer Streitsucht mit
deutschen Regierungen und Parlamenten, sondern ist kommunalpolitisch in
Unterfranken bereits mit der "Wählerinitiative 'Die Urdemokraten.
Bürger für Recht und Gerechtigkeit'" erfolgreich.
Apokalyptisches Pferd oder Pegasus?
Der neue Titel "Das weiße Pferd - Den
'Geheimnissen Gottes' auf der Spur Zeitung für Gesellschaft,
Religion, Politik und Wirtschaft" für die zweiwöchentlich
erscheinende Zeitung soll nach außen hin Assoziationen an das
geflügelte Pferd der griechischen Mythologie wecken, d.h. an den
Pegasus, das im kulturellen Bewußtsein der Gesellschaft positiv
behaftete Dichterroß denken lassen. Manche Sachkenner befürchten
daher, das Dichterroß signalisiere eine weitere Verstärkung des
Schreibflusses bei den "Urchristen" und eine Zunahme der
Veröffentlichungen aus dem Verlag "Wort Bild und Ton". Das weiße
Pferd sei ein Symbol für das Wort Gottes, heißt es aus der
Organisation. Damit nimmt die Wittek-Organisation dann aber Bezug auf den
ersten der sogenannten "Vier apokalyptischen Reiter", der auf einem
weißen Pferd reitet (Offenbarung 6,2). Es ist also nach dem Scheitern
der Pläne zur Errichtung eines "Christusstaates" wieder mit einer
stärkere Endzeitausrichtung zu rechnen.
Erinnerungen an Mairadi
Das apokalyptische Szenario der Sekte hat nichts mit der
biblisch-christlichen Symbolik zu tun, dafür um so mehr mit der
gefährlichen Endzeithysterie eines spekulativen UFO-Spiritismus. Denn
die durch "telepathische" Vermittlung von Gabriele Wittek zustandegekommenen
"Offenbarungs"-Belehrungen durch den Raumschiff-Kommandanten "Mairadi", der
mit seinen außerirdischen "Geschwistern" die Gläubigen "aus
diesem Sonnensystem bergen" will, wurden im UL nie revidiert. Wenn bei den
ideologischen UL-Belehrungen neuerdings mehr "der Prophet" als "die
Prophetin" zum publizistischen Einsatz kommt, dann bedeutet dies nicht,
daß Gabriele Wittek als Sprachrohr abgelöst ist. Ihre Rolle im
UL wurde jedoch bereits in den letzten Jahren kräftig dahingehend
relativiert, daß die früher von ihr proklamierte Ablehnung jeder
institutionellen Organisation inzwischen durch die expansive
Organisationstätigkeit des UL- Managements widerlegt wird. Der bisher
lediglich in Frankfurt a.M. eingetragene Verein "Universelles Leben e.V."
erscheint neuerdings an vielen Orten im Bundesgebiet. Der gegenwärtige
Rückgriff der Sektenführung auf Verlautbarungen "des Propheten"
bedeutet, daß die Bedeutung der bisher zentralen Person Gabriele
Witteks als einer einzigartigen göttlichen Geist-Inkarnation und
"absoluten" "Lehrprophetin" durch eine austauschbare "prophetische" Instanz
abgelöst wird. Mit dieser Maßnahme bereitet sich die
UL-Führung auf die von Frau Wittek selbst angekündigte
Nach-WittekZeit vor. Auch wenn jetzt als "neue Generation" des UL die
"Mitarbeiter" der - kommerziellen - "Christusbetriebe" ausgerufen werden,
soll aus optischen Gründen der "prophetische" - d.h. der religiös
zu schützende - Anspruch des Psychokonzerns gewahrt bleiben.
Lebensfilmspule und Umprogrammierung
Im UL ist neuerdings auch - auml;hnlich wie zum Beispiel bei Scientology -
&davon die Rede, daß
man die "Lebensfilmspule" des Menschen mit all ihren "positiven und
negativen Engrammen löschen" müsse, damit bei den Anhängern
die propagierte "Umprogrammierung der Gehirnzellen" erfolgen kann. Eine
substantielle Änderung des totalitär und kommerziell ausgerichteten
Charakters der Psychoorganisation kann jedoch nicht festgestellt werden.
Bei den derzeitigen Veränderungen handelt es sich wohl vielmehr um
Anpassungen des Designs.
Pfr. Dr. Wolfgang Behnk, 47,
promovierte mit einer Arbeit über Luthers Lehre vom freien und unfreien
Willen und ist seit 1991 Beauftragter für Sekten- und
Weltanschauungsfragen der Evang.-Luth. Kirche in Bayern