Einleitung
Gegen die modische Rede von der anhaltenden Säkularisierung konstatiert der
Göttinger Politikwissenschaftler Bassam Tibi: "Das auffallendste
weltpolitische Merkmal unserer Zeit ist der Trend zur Entsäkularisierung. So
fordern in Indien Hindu-Fundamentalisten der BJP (Bharatiya Janata Party)
beispielsweise die Aufgabe der westlich-säkularen Organisationsform ihres
Staates"(1) Die hier und da zumindest mit starken religiösen Anteilen
motivierten und verstärkten Kriege, terroristischen Auseinandersetzungen und
Konfrontationen - inzwischen auch schon in einigen Ländern Europas -
scheinen diejenigen Beobachter zu bestätigen, die einen unvermeidlichen
"Krieg der Zivilisationen" erwarten.
Die Grenzen zwischen den Zivilisationen sind Realität, wie am Gegensatz zwischen Hindus und Muslimen in Südasien und zwischen Christen und Muslimen im Mittelmeerraum und Teilen Afrikas sichtbar wird. Tibi hat in seinem Buch "Krieg der Zivilisationen- Politik und Religion zwischen Vernunft und Fundamentalismus" diese exemplarischen Konflikte untersucht. Wird es unausweichlich zu einem militanten Zusammenprall der Zivilisationen kommen, wie einige Forscher wie z.B. der Amerikaner Huntington annehmen und wie Fundamentadisten ihn fordern: Notfalls mit der Waffe in der Hand? Der aufgeklärte Muslim Tibi fordert eine Dialogkultur auf der Grundlage eines allgemeingültigen, kulturübergreifenden Konsens, der das friedliche Miteinander von Religionen, säkularer Demokratie und Menschenrechten zu garantieren vermag. Tibi begründet in diesem Buch seine These, daß "eine Gesellschaft wie die Indiens nur durch Toleranz und Säkularität zusammengehalten werden kann. Die streitenden ethnische und religiösen Gemeinschaften dürfen ihre Befürchtungen und Vorbehalte zumindest angstfrei aussprechen. Hierzu gehört auch die Kritik an der Politisierung der Religion - ein Prozeß, aus dem Hindu-BJP-Fundamentalismus und der islamische Fundamentalismus gleichermaßen hervorgehen"(2). Mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag drucken wir nachfolgend das Kapitel -Die Demokratisierung Asiens als Friedensperspektive" aus dem Buch von Bassam Tibi: "Krieg der Zivilisationen -Politik und Religion zwischen Vernunft und Fundamentalismus", Hoffmann und Campe Verlag Hamburg 1995.
In Asien konkurrieren mehrere Zivilisationen. Die besten Chancen für die
Zukunft scheinen jedoch die ostasiatischen Zivilisationen zu haben - nicht
nur im Vergleich mit der westlichen, sondern auch mit der viel Lärm um sich
verbreitenden islamischen Zivilisation. Für den Westen sind die Finanzmärkte
Ostasiens bereits heute eine Bedrohung, und die Abhängigkeit von der
Produktion und dem Know-how aus Fernost ist nicht mehr zu übersehen. Dieser
zivilisatorische Aufschwung Ostasiens könnte jedoch noch bedrohlicher
werden, wenn dort keine substantielle Demokratisierung stattfindet. Die an
Kant anschließende Einsicht, daß demokratische Staaten keinen Krieg
gegeneinander führen, hat die belgische Asien-Expertin Michele Schmiegelow
angeregt, ein Friedensmodell der Zivilisationen zu entwickeln: sozusagen als
Gegenmodell zu Huntington. Die Wissenschaftlerin rief 1994 die führenden
Asien-Experten aus aller Welt nach Louvain, um policy-orientiert über die
Potentiale der Demokratie in Asien im weltpolitischen Kontext nachzudenken.
Der japanische Botschafter in Belgien, Jun-ichi Nakamura, eröffnete das
Treffen mit den Worten, daß die Zeiten des westlichen Universalismus auch im
Bereich der Demokratie vorbei seien: "In Asien findet die Demokratisierung
nach dem 'Asian way' statt."(3) Nakamura forderte die Europäer auf einzusehen,
daß Japan und nicht der Westen das Modell für die Demokratisierung Asiens
sein werde. Japan beanspruche, etwa im Gegensatz zu den USA, "Führung ohne
Hegemonie"; das bedeute, es begnüge sich damit, "bei der Schaffung günstiger
Bedingungen für Demokratie und Menschenrechte in Asien" behilflich zu sein.
Die Hauptlehre aus dem Modell der japanischen Zivilisation sei: "Man muß
nicht unbedingt westlich sein, um die Vorzüge der Demokratie zu genießen."
American way?
Die westliche Rhetorik über Demokratie und Menschenrechte wird nach dem
zweiten Golfkrieg und dem Balkankrieg weltweit in Frage gestellt. Die
Amerikaner verstehen unter Demokratie "the american way of life". Nur, zur
amerikanischen Gesellschaft gehört u.a. auch die Ermordung von monatlich
etwa zweitausend Menschen durch Schußwaffengebrauch. Als während meines
Aufenthalts in Berkeley zwei japanische Studenten vor einem Supermarkt von
amerikanischen Gewaltverbrechern grundlos erschossen wurden, gab es in Japan
große Aufregung. In den USA war man darob - naiv, wie die Amerikaner sind -
äußerst verwundert; schließlich war an dem Mord nichts Außergewöhnliches.
Amerikanische Zeitungen brachten ihr Staunen darüber zum Ausdruck, daß große
japanische Zeitungen diesen "einfachen" (das heißt für Amerikaner
"alltäglichen") Mord auf der ersten Seite brachten. Kurzum: "the American
way of life" ist kein Modell für die Demokratisierung der Welt.
Eine kritische Einstellung gegenüber den USA ist in manchen Bereichen
berechtigt, darf aber nicht mit einer grundsätzlich anti-westlichen Haltung
gleichgesetzt werden. Ich habe anhand meiner Berkeley-Erfahrungen bereits im
Vorwort die Gleichsetzung von "westlich" und "Treue zu den USA" kritisiert.
Obwohl ich die westliche Moderne vehement verteidige, lehne ich das
amerikanische Modell ab. Für mich ist das kein Widerspruch.
Krieg der Kulturen oder Diskurs-Ethik?
Die in Louvain versammelten Asien-Experten brachten ihre Sorge zum Ausdruck,
daß der Kampf zwischen Demokratie und Kommunismus nun von dem von Huntington
beschworenen Zusammenprall der Zivilisationen abgelöst werden könnte, wobei
der Westen nicht mehr wie bisher als Verkörperung der Demokratie gelten
würde.
Angesichts dieser Befürchtungen scheint es nur einen Ausweg zu geben: daß unterschiedliche Zivilisationen, statt einander zu bekämpfen, sich auf einen politischethischen Kernbereich einigen mögen, der kompatible Demokratievorstellungen einschließt.
Karl-Otto Apel, der sich in seinem Werk mit diesen Fragen des Zivilisationskrieges wenig beschäftigt, aber in der Kantschen Ethik- Tradition steht, hat bereits die universelle Bedeutung der Diskurs-Ethik hervorgehoben. Eine solche Ethik räumt der menschlichen Vernunft den höchsten Rang ein und empfiehlt, daß Menschen ihre Konflikte diskursiv, das heißt auf der Grundlage eines auf menschlicher Vernunft basierenden Streits, austragen sollen. Der Diskurs ersetzt die Gewalt. Für eine Diskurs-Ethik sei eine für die gesamte Menschheit gültige "ethische Grundorientierung" vonnöten. Apel weiß, daß "die geforderte Grundorientierung nicht einfach auf der Grundlage der traditionellen, religiösethischen Normsysteme der verschiedenen Kulturen gewonnen werden kann ... Nicht Gesinnungsethik, sondern Verantwortungsethik wäre gefordert... wie eine Ethik der gemeinsamen, solidarischen Verantwortung der Menschheit im Sinne einer kommunikativen Interessenvermittlung und Situationsberatung."(4)
Voraussetzung für diese Ethik scheint mir eine demokratische
Grundorientierung zu sein, die als internationaler Konsens eine Brücke
zwischen den streitenden Zivilisationen bilden könnte. Hierzu gehört
substantiell die Idee der offenen Gesellschaft und eine sie stützende freie
Marktwirtschaft. Ein solcher ethischer Konsens wäre nicht mehr von westlich
dominiertem Universalismus geprägt, weil er Vielfalt zuließe, ohne in einen
Werte-Relativismus zu münden. Ich werde auf den problematischen Charakter
des Kulturrelativismus noch zurückkommen.
Das japanische Modell
Nun gibt es keine gesamtasiatische Zivilisation, und das von Huntington
befürchtete "islamisch- konfuzianische Bündnis gegen den Westen" scheint
nicht gerade realistisch zu sein. In Asien ist vielmehr das japanische
Modell ausschlaggebend. Wäre Japan nicht demokratisch, dann könnte ein
japanisch-westlicher Krieg auf der Tagesordnung stehen. Nun ist Japan aber
nicht nur nicht anti-westlich, sondern seine Wirtschaft stützt sich gerade
auf die Vorstellung einer Marktwirtschaft, die auf die ganze Welt übertragen
ist. Japan könnte den anderen asiatischen Staaten als Modell dienen. Es
könnte die Sichtweise vermitteln, daß die Stärke einer Zivilisation eben in
der "Fähigkeit besteht, von fremden Erfahrungen zu lernen", wie einer der
führenden japanischen Professoren, Seizaburo Sato, in Louvain hervorhob.
Japans Stärke wäre ohne die Lernprozesse, die die Japaner bei ihrer
Begegnung mit dem Westen durchliefen, undenkbar. Diese aber beruhen auf der
über Jahrtausende vererbten konfuzianischen Tugend des Nachahmens, die
andere Zivilisationen nicht haben: Nur der ist ein Meister, der perfekt im
Nachahmen ist. Brücken zwischen den Zivilisationen, die auf diese Weise
entstehen, sind wünschenswerter als die von Huntington aufgezeigten
"faultlines/ Frontlinien".
Obwohl - wie auch bei diesem Treffen der Asien-Experten in Louvain - zumeist von Asien im allgemeinen gesprochen wird, besteht Klarheit über die Regionalisierung innerhalb der großen asiatischen Zivilisationen.(5) Shintoismus(6), Buddhismus und Konfuzianismus müssen sich Asien mit dem Islam und dem Hinduismus(7) teilen. Bei letzteren scheinen die Zukunftsaussichten nicht so rosig wie bei den anderen zu sein, wenngleich im Hinblick auf den Islam Unterschiede zwischen Südost-, Süd-, Zentral- und Westasien bestehen.(8)
Der Islam ist in Südostasien, z.B. in Indonesien - etwa im Gegensatz zum
westasiatischen Iran -, sehr weltoffen und aufgeschlossen, so daß die
Chancen für eine Demokratisierung dort hoch eingeschätzt werden. In der von
Europäern als Naher Osten, von Asien-Experten aber als "Westasien"
bezeichneten Region gedeiht der religiöse Fundamentalismus, der nicht nur
grundsätzlich anti-westlich orientiert ist(9), sondern auch die von Professor
Sato hervorgehobene Notwendigkeit der Lernfähigkeit aus fremden Erfahrungen
nicht erfüllt und somit auch für Demokratie nicht gerade offen ist.
Fundamentalismus und der Zusammenprall von Hinduismus und
Islam in Ayodyah
In Südasien (Indien, Pakistan u.a.) leidet die Demokratisierung nicht nur
unter dem Konflikt zwischen den beiden führenden Staaten der Region(10),
sondern auch unter einem Zusammenprall von Hinduismus und Islam. Die
Stürmung und Verwüstung der Moschee von Ayodya im Dezember 1992 gehört zu
den Zeichen dieses Konflikts, dessen Eskalation zu einem
islamisch-hinduistischen Krieg und der Auflösung des indischen
Staatsverbandes führen kann.
Der Rektor der Jawaharlal-Nehru-Universität in Neu-Delhi, Kuldeep Mathur, selbst ein Hindu, hat in Louvain mit Sorge geschildert, wie der Hindu-Fundamentalismus die säkulare Demokratie in Indien bedroht. Die Forderung der ca. 130 Millionen Menschen umfassenden muslimischen Minderheit in Indien nach Anwendung der Schari'a innerhalb ihrer Gemeinde - obwohl diese nicht fundamentalistisch orientiert ist - bietet nach Mathur nur den Nährboden für die Hindu- Fundamentalisten, die folgendermaßen argumentieren:
"Wir sind die Mehrheit und müssen uns säkularisieren, also nicht-hinduistischen Normen fügen, während die Muslime als Minderheit das Recht bekommen, nach der Schari'a a zu leben."
Hindu-Fundamentalisten ziehen daraus den Schluß, daß Indien nach der
Mehrheit der Bevölkerung hinduistisch und nicht säkular ausgerichtet sein
müsse. Das wäre das Ende der Demokratie in Indien, denn der angestrebte
fundamentalistische Hindustaat würde keine Brücke zwischen Hinduismus und
Islam mehr bilden. Die Folge wäre ein Bürgerkrieg mit interzivilisatorischer
Dimension. Die Frage der Säkularität wird in Westasien, wie der Nahe Osten
in Indien heißt, noch heftiger debattiert als in Südasien, weil die
muslimischen Westasiaten (Araber, Türken und Perser) sich im Zuge des
Wiedererstarkens des politischen Islam und des Scheiterns des säkularen
Nationalstaats am Modell des islamischen Staates orientieren (vgl. Anm. 8).
Doch ein islamischer Gottesstaat und Demokratie vertragen sich nicht. Die
Muslime Westasiens sind also nicht nur anti-westlich, sondern auch
anti-demokratisch orientiert. Die Demokratisierung der islamischen Staaten
Westasiens scheint demnach nicht bevorzustehen.(11) Das türkische
Demokratie-Modell greift nicht durch und ist selber vom Fundamentalismus
bedroht.
Aufgaben
Kurzum: Aus der Perspektive der Demokratisierung ist die Kluft zwischen den
Zivilisationen des asiatischen Kontinents kaum zu übersehen. Ein
Brückenschlag zur Überwindung dieser Kluft ist erforderlich, und dies
bedeutet neues, policy-orientiertes Nachdenken über Demokratie, die in der
Weltpolitik entwestlicht werden müßte. Parallel dazu müßte eine
demokratiefordernde "ethische Grundorientierung" gebildet werden, die von
allen Zivilisationen geteilt werden kann. Ostasiaten verstehen
beispielsweise unter Entwestlichung der Demokratie - wie Gilbert Rozman,
Asien-Experte aus Princeton, in Louvain sagte - das Überwinden der westlich
geprägten Dichotomien zwischen individuellen und Gruppenrechten, zwischen
formellem Recht und Moralität, zwischen Öffentlichkeit und Privatheit und
schließlich zwischen individueller Freiheit und gemeinschaftsorientierter
Verantwortung. Diese Dichotomien gehören zum weltanschaulichen Krieg der
Zivilisationen und müßten im Rahmen einer übergreifenden Grundorientierung
bewältigt werden.
Eine Rückschau auf die Demokratisierungspotentiale in Asien zeigt, daß der
Konfuzianismus für Demokratie offener ist als der Islam. So ging der
Islamisierungsprozeß in Pakistan(12) mit einem Abdriften von der Demokratie
einher. Ostasiaten argumentieren, der Konfuzianismus sei eher bereit, von
anderen zu lernen, als der Islam - oder wie die Experten es nannten: "to
listen with the mind of learning". Hier taucht jedoch wiederum die Frage des
Fundamentalismus (vgl. Anm. 9) auf, die zu Differenzierungen zwingt: Nicht
der Islam als solcher verschließt sich der Demokratie, sondern die
islamisch- fundamentalistischen Ideologien. Auf dem Höhepunkt ihrer
Zivilisation im Mittelalter haben Muslime das griechische, also nicht-
islamische Erbe kennengelernt und vieles davon übernommen. Diese Offenheit
vermißt man heute. Bleiben West- und Südasien weiterhin unter dem Einfluß
des religiösen Fundamentalismus, während Buddhismus, Shintoismus und
Konfuzianismus in Ostasien sich weiter entwickeln und demokratisieren, dann
wird sich die Kluft innerhalb Asiens vergrößern. Das von Huntington
vorausgesagte "konfuzianischislamische Bündnis gegen den Westen" bliebe im
luftleeren Raum. Der demokratische Hoffnungsschimmer liegt bei der mit 180
Millionen Einwohnern größten islamischen Nation in Asien: Indonesien. Das
indonesische Beispiel zeigt, daß der Islam auch tolerant und demokratisch
sein kann. Aber die Ausstrahlung des Islam im Übergang zum 21. Jahrhundert
geht bedauerlicherweise von Westasien, nicht von Südostasien
aus.(13)
Anmerkungen
1 B. Tibi: "Krieg der Zivilisationen - Politik und Religion zwischen
Vernunft und Fundamentalismus", Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1995,
Einleitung S. 25; Anmerkung zur Stelle: Zum Hindu-Fundamentalismus vgl.
Daniel Gold, Organized Hinduism. From Vedic Truth to Hindu Nation, in:
Martin Marty/ScottAppleby (Hg.), Fundamentalism Observd, Chikago/London
1991, S. 531-593.)
2 a.a.O., Vorwort, S. 19
3 Der Autor gehörte in Louvain zu diesem Expertenkreis. Die Zitate im Text basieren auf seinen Konferenznotizen.
4 Karl-Otto Apel, Diskurs und Verantwortung. Das Problem des Übergangs zur postkonventionellen Moral, Frankfurt a.M. 1992(2), S. 23 f
5 Zur Asien-Problematik vgl. das grundlegende Werk von Lucian Pye, Asian Power and Politics. The Cultural Dimensions of Authority, Cambridge (Mass.) 1985.
6 Zum Shintoismus als beste Kennerin: Heien Hardacre, Shinto and the State, Prince-ton(N.J.) 1989.
7 Zu Islam und Hinduismus sowie Konfuzianismus und Buddhismus (unter den sieben großen Weltreligionen) vgl. die entsprechenden Kapitel in dem autoritativen Sammelband von Arvind Sharma (Hg.), Our Re-ligions, San Francisco/New York 1993.
8 Zum Islam in Asien vgl. die Länder- und Regionalstudien in dem Band von John Espo-sito (Hg.), Islam in Asia. Religion, Politics and Society, Oxford/New York 1987.
9 B. Tibi, Die fundamentalistische Herausforderung. Der Islam und die Weltpolitik, 2. Aufl. München 1993 (zuerst 1992).
l0 Dieser Konflikt bildet den Gegenstand der Sicherheitspolitik in Südasien, vgl. die Studien in: StephenPh.Cohen, The Securityof South Asia, Urbana/Chicago 1987.
11 Zur Demokratie im Nahen Osten/Westasien vgl. die vier Kapitel des dritten Teils in B. Tibi, Die Verschwörung. Das Trauma arabischer Politik, 2. erw. Aufl., Hamburg 1994 (zuerst Hamburg 1993), S. 209 ff; sowie El-lis Goldberg u.a. (Hg.), Ruies and Rights in the Middle East. Democracy, Law and Society, Seattle 1993.
12 Zum Pakistan-Islam vgl. das Kapitel von H. Alawi in dem Band: Fred Halliday/Hamza Alawi (Hg.), State and Ideology in the Middle East and Pakistan, London 1988, S. 64 ff.
13 Das ist auch das Urteil von Fred von der Mehden, Two Worids of Islam. Interaction between Southeast Asia and the Middle East, Miami 1993, S. 97. Zum indonesischen Islam vgl. ClifFord Geertz, Religiöse Entwicklungen im Islam. Beobachtet in Marokko und Indonesien, Frankfurt a.M. 1991 (2) (zuerst 1988), mit einem Essay von B. Tibi: Gespräche mit C. Geertz in Princeton, S. 185-200.
Auf unsere Bitte um Abdruckerlaubnis des vorstehenden Kapitels aus seinem Buch Krieg der Zivilisationen schrieb uns Professor Tibi:
"... Gefreut habe ich mich auch, daß Sie die 'Spitze' in meinem Buch wahrgenommen haben in dem Beispiel des von einer evangelischen Akademie gesponserten Dialogs zwischen islamischen Fundamentalisten und einem linken Friedensforscher. Der betreffende Friedensforscher hat unlängst in der linken Zeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik im Titel eines Aufsatzes gefordert 'Schluß mit der Fundamentalismus-Debatte' (Heft 2/95) als eine Voraussetzung für den Dialog - sehr lächerlich, genau dieses Tabu wollen die Fundamentalisten. Sie können sich vor dem Hintergrund dieser Tatsache vorstellen, wie sehr ich mich über das Editorial zu dem Heft Nr. l des Berliner Dialogs gefreut habe. Sie treffen den Nagel auf den Kopf, wenn Sie schreiben: Ein Dialog kann scheitern (und der islamisch-christliche Dialog ist gescheitert) wenn
1) 'um brenzlige ... Fragen ein Bogen' gemacht wird (z.B. Frage der Christen als Dhimmi, d.h. Schutzbefohlene unter dem Islam) und wenn
2) 'unterschiedliche Begriffe in unterschiedlicher Weise benutzt werden' (vgl. meine Ausführungen über Krieg und Frieden in meinem Buch Krieg der Zivilisationen, Kapitel 4)
3) Defizit an Ehrlichkeit (islamische Fundamentalisten belügen ihre Dialogpartner und sehen darin 'eine göttliche Täuschung' - vgl. Beispiele hierfür aus Algerien in meinem Buch Die Verschwörung, auch Hoffman und Campe. Manche Christen dachten an Erdöl, als die von Frieden sprachen - also die Unehrlichkeit war auf beiden Seiten festzustellen.
Ihr Projekt scheint ehrlich und redlich zu sein. Das sind die Tugenden, die ich schätze ..., und deswegen stimme ich dem von Ihnen gewünschten Abdruck zu."
Bassam Tibi ist am 4. April 1944 in Damaskus geboren und als arabischer Muslim großgeworden. Nach seinem Studium in Frankfurt lehrt er seit 1973 als Professor für Internationale Politik in Göttingen, zwischen 1988 und 1993 wirkte er in Harvard, USA. Gastprofessuren an verschiedenen Universitäten der USA, Forschungsaufenthalte in den meisten arabischen Ländern. Veröffentlichungen: "Krise des modernen Islam", 1981, 3. Aufl. 1991, "Die fundamentalistische Herausforderung" 1992, 2. Aufl. 1993) "Die Verschwörung. Das Trauma arabischer Politik". Hoffmann und Campe Verlag 1993, "Im Schatten Allahs. Der Islam und die Menschenrechte", Piper Verlag 1994, "Krieg der Zivilisationen". Hoffman und Campe Verlag 1995. |