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BERLINER DIALOG 27, Orakel 2003

Astrologie

Gestirne, alter Gestirnsglaube und "moderne" Astrologie
Unbestreitbar ist das Geschick der Menschen nicht unabhängig von den Gestirnen des Himmels: Ohne die Sonne gäbe es kein Leben auf der Erde. Auf den Mond gehen die Gezeiten zurück. Aus dem Gefühl der Abhängigkeit heraus haben Menschen schon früh Aussaat und Ernte, Völkerwanderungen, Kriege und persönliche Entscheidungen durch Gestirnskundige bestimmen lassen.
So alt der Sternenglaube ist, so alt ist auch der Kampf gegen die Verehrung der Himmelskörper. Die Bibel stellt in 1. Mose 1 ernüchternd fest, dass die in der Mitwelt als göttlich verehrten Gestirne bloße "Himmelslampen" seien. In 2. Könige 23 wird von einer scharfen Maßnahme des Königs Josia gegen die Gestirnsverehrung berichtet. Luther nennt die Astrologie eine "heillose" Phantasterei und "schebichte Kunst". Im Zeichen der Aufklärung wurde 1835 in Erlangen der letzte Lehrstuhl für Astrologie aufgelöst. Heute ist indes die Astrologie wieder weit verbreitet. In ihren zeitgenössischen Angeboten verknüpft sie sich gern mit "moderner Tiefenpsychologie" und "computergestützten Berechnungen". Eine regelrechte "Lebensberatungs-Industrie", auch in Presse, Rundfunk und Fernsehen, ist aus ihr geworden. Ob sich jedoch "uralte Weisheit" und "modernes Wissen" in der Astrologie "harmonisch verbinden" lassen, wie behauptet wird, muss bezweifelt werden. Pseudowissenschaftlichkeit,  Interpretationswillkür und kommerzielle Ausnutzung abergläubischer Grundeinstellungen bestimmen sie. Der "vulgären" Astrologie will niemand anhängen, dort vermutet man immer nur die anderen, während man das eigene Verständnis von Astrologie als "seriös" empfindet. Die Sterne würden die Menschen ja nicht "zwingen", sondern nur "geneigt" machen, heißt das Argument gegen einen platten Determinismus und Schicksalsglauben. Aber genau von dem Glauben, man könne durch die Erkundung der Gestirnsmächte sein Schicksal besser handhaben, lebt die kommerzielle Astrologie mit ihren Horoskopen, astrologischen Kalendern und Beratungen. Der auch im Internet aktive Astrologe Peter Niehenke sieht seine Arbeit durch die Statistik bestätigt: "Es ist schon ein erstaunliches Phänomen, dass auch heute noch, aller 'Aufklärung' zum Trotz, etwa 50% der erwachsenen Bevölkerung in den westlichen Industrie-Nationen einen 'Einfluss der Gestirne auf das menschliche Schicksal' für möglich halten, etwa 25% von einem solchen Einfluss gar überzeugt sind."49 

Auf der Homepage des Deutschen Astrologen-Verbandes e.V. (DAV) heißt es, dass die in ihm zusammengeschlossenen etwa 1000 Astrologinnen und Astrologen das Ziel einer "vorurteilslosen astrologischen Forschung", "Aufklärung der Öffentlichkeit" über eine "seriös betriebene Astrologie" und eines entsprechenden Dienstleistungs-angebots hätten. Bereits ca. 170 von ihnen hätten als "Berufs-Qualifikation" die Verbandsprüfung des DAV" abgelegt.



Tierkreis
Abb.: Dialogcenter Dänemark

Tierkreis

Auf der "Expertenliste" DAV-geprüfter Astrologen finden sich Angebote wie "Persönlichkeitsanalysen mit karmischer Lebensaufgabe", "Partnerhoroskope", "Kinderhoroskope", "Erziehungsberatungen", "Astromedizin", "Berufsberatung", "Jahresprognosen", "Kriseninterventionen", "astrologische Traumreisen" oder "Wirtschaftsastrologie".50 
In vorwissenschaftlicher Zeit gingen Astrologie und Astronomie Hand in Hand. In unserer "aufgeklärten" Zeit muss man jedoch zwischen astrologischer Sternendeutung und astronomischer Sternenkunde sorgfältig differenzieren.

Astrologie und Astronomie
Von der wissenschaftlichen Sternenkunde "Astronomie" ist die esoterische Sternendeutung "Astrologie" zu unterscheiden. Die Astrologie ist keine objektive "Sternenschrift", als die sie von vielen ihrer Anhänger betrachtet wird, sondern sie deutet subjektiv die Beziehungen zwischen Himmelskörpern und Menschen. In der hier verbreiteten Astrologie werden nur Himmelskörper unseres Sonnensystems berücksichtigt, nicht die entfernteren Gestirne in unserer Milchstraße oder in anderen Galaxien. Dies hängt damit zusammen, dass der im ersten vorchristlichen Jahrtausend in Mesopotamien entstandenen Astrologie ein geozentrisches Weltbild zugrunde liegt. Die Astrologie erklärt folglich nicht das Universum mit seinen unzähligen Gestirnen, sondern ist ein räumlich sehr begrenztes Deutungssystem, das sich auf den von Menschen bewohnten Planeten Erde und dessen benachbarte Himmelskörper bezieht. Obwohl sich mit der neuzeitlichen Astronomie seit dem 16. Jh. eine empirische Sternenwissenschaft entwickelt hat, blieb die Astrologie bis heute dem wissenschaftlich überholten, geozentrischen Weltbild verpflichtet. Im Mittelpunkt des Interesses steht ausschließlich der vom Menschenstandort Erde aus zu beobachtende Himmelsausschnitt, der durch den Tierkreis bestimmt ist.
Das Deutungsfundament der Astrologie ist der Tierkreis, ihre Deutungstechnik das Horoskop.

Das astrologische Deutungsfundament: Der Tierkreis mit den 12 Tierkreiszeichen
Der Tierkreis oder Zodiak (griech. zodiakos zyklos) hat seinen Namen von den am Himmel zu beobachtenden 12 Sternbildern. Die Sternbilder werden durch - überwiegend tiergestaltige - Symbolzeichen ausgedrückt, die man Tierkreiszeichen nennt. Der Tierkreis ist die von der Erde aus gesehene Kreisbahn (Ekliptik), die die Sonne scheinbar im Lauf eines Jahres gegen den Uhrzeigersinn um die Erde herum zurücklegt. In Wirklichkeit dreht sich die Sonne jedoch bekanntlich nicht um die Erde, sondern dreht diese sich - als ihr Planet - einmal im Jahr um die Sonne durch den Tierkreis. Die Astrologie unterscheidet den Jahrestierkreis von dem großen Tierkreis des platonischen "Welten- oder Sonnenjahres".

Der Jahrestierkreis (siehe u. die Grafik) setzt sich aus 12 tier- oder menschenähnlich gestalteten Sternbildern bzw. ihren Tierkreiszeichen zusammen. Diese gruppieren sich in je drei Frühling-, Sommer-, Herbst- und Winterbilder. Jedem Tierkreiszeichen sind als Zubehör ein Planet (Planetenherrscher), eine alte griechische bzw. römische Gottheit sowie eines der klassischen vier Elemente zugeordnet:

Die Frühlingsbilder enthalten folgende Tierkreiszeichen:
01 - Widder/Aries (21.3. bis 20.4.), zugeordneter Planet: Mars, zugeordnete Gottheit: Athene/Minerva, zugeordnetes Element: Feuer
02 - Stier/Taurus (21.4. bis 20.5), zugeordneter Planet: Venus, zugeordnete Gottheit: Aphrodite/Venus, zugeordnetes Element: Erde
03 - Zwillinge/Gemini (21.5. bis 21.6.), zugeordneter Planet: Merkur, zugeordnete Gottheit: Apollo, zugeordnetes Element: Luft

Die Sommerbilder enthalten folgende Tierkreiszeichen:
04 - Krebs/Cancer (22.6. bis 22.7.), zugeordneter Planet: Mond, zugeordnete Gottheit: Hermes/Merkur, zugeordnetes Element: Wasser
05 - Löwe/Leo (23.7. bis 23.8), zugeordneter Planet: Sonne, zugeordnete Gottheit: Zeus/Jupiter, zugeordnetes Element: Feuer
06 - Jungfrau/Virgo (24.8. bis 23.9.), zugeordneter Planet: Merkur, zugeordnete Gottheit: Demeter/Ceres, zugeordnetes Element: Erde
Die Herbstbilder enthalten folgende Tierkreiszeichen:
07 - Waage/Libra (24.9. bis 23.10.), zugeordneter Planet: Venus, zugeordnete Gottheit: Hephaistos/Vulkan, zugeordnetes Element: Luft
08 - Skorpion/Scorpio (24.10. bis 22.11), zugeordneter Planet: Mars, zugeordnete Gottheit: Ares/Mars, zugeordnetes Element: Wasser
09 - Schütze/Sagittarius (23.11. bis 21.12.), zugeordneter Planet: Jupiter, zugeordnete Gottheit: Artemis/Diana, zugeordnetes Element: Feuer

Die Winterbilder enthalten folgende Tierkreiszeichen:
10 - Steinbock/Capricornus (22.12. bis 20.1.), zugeordneter Planet: Saturn, zugeordnete Gottheit: Hestia/Vesta, zugeordnetes Element: Erde
11 - Wassermann/Aquarius (21.1. bis 19.2.), zugeordneter Planet: Uranus, zugeordnete Gottheit: Hera/Juno, zugeordnetes Element: Luft
12 - Fische/Pisces (20.2. bis 20.3.), zugeordneter Planet: Jupiter oder Neptun, zugeordnete Gottheit: Poseidon/Neptun, zugeordnetes Element: Wasser

Der am Himmel zu erblickende siderische Tierkreis (lat. sidus, sideris: Stern, Sternbild) mit seinen 12 Sternbildern, auf die sich der symbolische tropische Tierkreis mit seinen 12 Tierkreiszeichen bezieht, enthält freilich keine objektiv-realen Bilder. Vielmehr geht es beim siderischen Tierkreis um - aus der Perspektive des auf der Erde befindlichen Menschen getätigte - willkürliche Betrachterinterpretationen von Sternenansammlungen, deren einzelne Körper in Wirklichkeit Millionen Lichtjahre auseinander stehen. Hinzu kommt, dass kein (Fix)Stern völlig still am Himmel steht, so dass sich mit der Zeit die Sternbilder ganz erheblich deformieren.
Bei der Betrachtung des Himmels nehmen die Sternbilder entlang des Jahrestierkreises ungleich große Bereiche ein. Um über ein einheitliches Tierkreis-Schema zu verfügen, teilte die Astrologie jedoch den Tierkreis vor mehr als 2000 Jahren in 12 gleich große Felder von je 30° ein (12 x 30° ergeben den vollständigen Kreis von 360°) und brachte die Sternbilder durch Sternzeichen (Tierkreiszeichen) symbolisch zum Ausdruck. Das astrologische Darstellungs- und Deutungs-Schema ist offenbar wichtiger als die durch es bezeichnete angebliche Sternen-Realität.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass es wegen der Kreiselbewegung der Erdachse zu einem ganz allmählichen Vorrücken der Tag- und Nachtgleichen (Äquinoktien) kommt, zur Präzession. Auf diese Weise haben sich die Sternzeichen (Tierkreiszeichen) seit ihrer Einführung vor gut 2000 Jahren um 30° nach vorn verschoben, sie sind also um ein ganzes Tierkreiszeichen vorgerückt. Wenn sich die Sonne z.B. in Wirklichkeit noch im Sternbild des Widders befindet, steht sie laut Horoskop bereits im Tierkreiszeichen des Stieres. Während der symbolische Tierkreiszeichen-Kreis vor 2000 Jahren mit dem "realen" Tierkreis übereinstimmt, weist er heute eine Fehlerdifferenz von bislang 1/12 auf, die immer größer wird. Mit solcher - präzessionsbedingten - fortschreitenden Divergenz der grafischen Darstellung des siderischen Tierkreises durch die astrologischen Symbolzeichen entfernt sich die Astrologie immer mehr von ihren eigenen Deutungsfundamenten.

Neben dem Jahrestierkreis kennt die Astrologie noch einen größeren, übergeordneten Tierkreis, den großen Tierkreis des platonischen Welten- oder Sonnenjahres, welches 25.920 Jahre umfasst. Dieses platonische Weltenjahr gliedert sich in 12 Weltenmonate zu je 2.160 Jahre, die die Astrologen gerne als Zeitalter betrachten. So vollzieht sich gegenwärtig angeblich ein Wechsel vom (christlich-dogmatischen) Fischezeitalter zum (mystisch-spirituellen) Wassermannzeitalter als dem neuen Zeitalter (New Age). Mit derartigen Interpretationen weitet die Astrologie ihren Deutungsanspruch vom Bereich anthropologischer Interpretationen auf umfassende kosmisch-religiöse Spekulationen aus. Astrologie und Esoterik gehen Hand in Hand.

Die astrologische Deutungstechnik:
Das Horoskop
Die entscheidende praktische Anwendung der Astrologie erfolgt über die Erstellung eines Horoskops. Das Horoskop, vor allem in der Erstellungsweise eines Geburtshoroskops, ist die fundamentale Deutungstechnik der Astrologie. "Horoskop" bedeutet "Zeit-Schau" (lat. hora: "Stunde", "Zeit"; griech. skopein: "schauen").
Das Horoskop enthält folgende vier Elemente, die für die Deutung wichtig sind:
- den tropischen Tierkreis mit den 12 Tierkreiszeichen,
- die 12 Häuser (Felder, Orte) mit den Achsen Horizont und Meridian,
- die 10 Planeten,
- die Aspekte (Winkel) als die Planeten-Verhältnisse zueinander und zu den Achsen.

Die Grafik stellt den im Horoskop dargestellten Jahrestierkreis dar, der mit dem ersten Tierkreiszeichen, dem "Widder" (siehe Mitte rechts), beginnt. Er "verläuft" gegen den Uhrzeigersinn durch alle 12 Tierkreiszeichen bis hin zum letzten, den "Fischen".

In der Mitte links des Kreises beginnt mit AC (Ascendent) das erste der 12 Häuser, die ebenfalls gegen den Uhrzeigersinn laufen, an IC (Imum Coeli, siehe Kreis Mitte unten), DC (Descendent, siehe Kreis Mitte rechts) und MC (Medium Coeli, siehe Kreis Mitte oben) vorbei hin zum 12. Haus.
Die auf der inneren weißen Kreisscheibe am äußeren Rand zu erblickenden kleinen Symbolzeichen bezeichnen die Planeten, von denen zwischen 7 und 10 gezählt werden.
Die gezogenen Linien auf der inneren weißen Kreisscheibe sind die Aspekte.

Der tropische Tierkreis mit den 12 Tierkreiszeichen
Der tropische Tierkreis wurde bereits oben erläutert, weil er nicht nur das wichtigste Element des Horoskops, sondern der Astrologie überhaupt ist. Die 12 Tierkreiszeichen zu je einem Kreisbogenabschnitt von 30° stellen die makrokosmische Dimension des Horoskops schematisch dar, auf deren Hintergrund und in deren Kontext die Situation des Menschen gestellt wird.

Dem Widder (Farbe: rot) ordnen die Astrologen menschliche Eigenschaften wie Energie, Spontaneität, Ehrlichkeit und Ungeduld zu, dem Stier (Farben: braun und grün) Ruhe, Sicherheit, Geduld und Trägheit, den Zwillingen (Farben: himmelblau, gelb und hellgrau) Intelligenz, Kommunikation, Vielfalt und Anpassung, dem Krebs (Farbe: blaugrün) Emotion, Sensibilität, Zurückhaltung und Geborgenheit, dem Löwen (Farbe: golden) Lebenskraft, Wille, Stolz und Herzlichkeit, der Jungfrau (Farben: beige, hellblau und lindgrün) Vernunft, Unterscheidung, Planung und Gesundheit, der Waage (Farben: rosa und fliederfarben) Harmonie, Ausgleich, Gerechtigkeit und Geselligkeit, dem Skorpion (Farben: schwarz und blutrot) Intensität, Leidenschaft, Macht und Provokation, dem Schützen (Farbe: violett) Weisheit, Zielstrebigkeit, Abenteuer und Sinnbewusstsein, dem Steinbock (Farbe: grau) Verantwortung, Disziplin, Leistung und Zuverlässigkeit, dem Wassermann (Farbe: bunt) Idealismus, Geist, Sprunghaftigkeit und Originalität, den Fischen (Farbe: meergrün) Kreativität, Phantasie, Sehnsucht und Chaos.

Tierkreiszeichen
Die 12 Tierkreiszeichen und ihre Symbole
Planetenzeichen
Die 7 klassischen Planeten und ihre Symbole

Die 12 Häuser (Felder, Orte) mit den Achsen Horizont und Meridian
Im Unterschied zu der makrokosmischen Dimension der 12 Tierkreiszeichen bezeichnen die 12 Häuser (Felder, Orte) die mikrokosmische Dimension menschlicher Selbstentfaltung. Die Häuser werden in der Mitte des Geburtshoroskops so eingezeichnet, dass man zunächst in der linken Kreislinienmitte den Ascendenten (AC, lat. ascendere: "aufgehen, aufsteigen") markiert. Der Ascendent ist jener Punkt, der vom Geburtsort aus gesehen genau im Osten liegt, der Ostpunkt. Das Tierkreiszeichen, das zur Geburtszeit an diesem Ostpunkt aufsteigt, bildet den Ascendenten des Geburtshoroskops.

Am AC auf der linken Kreislinienmitte des tropischen Tierkreises beginnt das erste von 12 Häusern, welche - ebenso wie die Tierkreiszeichen - gegen den Uhrzeigersinn verlaufen. Etwa in der rechten Kreislinienmitte befindet sich - als Gegensatz zum Ascendenten - der Descendent (DC, lat. descendere: "untergehen", "absteigen"). Beim Descendenten beginnt das siebte Haus, als das "Gegenhaus" zum ersten Haus, welches beim Ascendenten beginnt.

Zieht man vom AC eine Achse durch den Kreismittelpunkt, dann gelangt man zum DC. Man nennt diese horizontale Verbindungslinie zwischen AC und DC die AC-Achse oder den Horizont.
Nicht völlig senkrecht auf dem Horizont steht eine - ebenfalls durch den Kreismittelpunkt verlaufende - vertikale Achse, die man die Medium Coeli (MC)-Achse oder Meridianachse nennt.

Medium Coeli (MC) bezeichnet den Mittagsstand der Sonne, also den höchsten Punkt der Sonne im Tagesverlauf. MC wird im Horoskopschema immer oben auf der Kreislinie eingezeichnet und bezeichnet den vom Geburtsort zum Zeitpunkt der Geburt aus gesehenen Südpunkt. MC zeigt den Beginn des zehnten Hauses an. Zieht man von MC die besagte vertikale Meridian-Achse durch den Kreismittelpunkt, so gelangt man zum Sonnentiefstandspunkt Imum Coeli (IC, lat. imus: "das untere") und dem vierten Haus, als dem Gegenhaus zum zehnten Haus am MC.
Das im AC stehende erste Haus steht beispielsweise für die Persönlichkeit, die Konstitution, das Temperament des Menschen. Das im MC stehende zehnte Haus steht für den Beruf und die soziale Stellung.

Hinweis: Weil die vertikale MC-(Meridian-)Achse wegen der Projektion aus dem dreidimensionalen Weltraum auf eine zweidimensionale Horoskopschemafläche meist nicht genau senkrecht auf der AC-(Horizont)Achse steht, sind die 12 Häuser im Unterschied zu den 12 Tierkreiszeichenabschnitten (alle 30°) verschieden groß.

Die 10 Planeten mit ihren Grundbedeutungen und als Herrscher der Tierkreiszeichen
Die 10 Planeten werden ins Horoskopschema entsprechend ihrem optischen Himmelsstand eingezeichnet. Dass die astrologischen Sammel-Bezeichnung "Planeten" astronomisch falsch ist, zeigt sich daran, dass auch der Fixstern Sonne sowie der Trabant Mond im Horoskop fälschlich als Planeten bezeichnet werden. In der alten Astrologie gab es insgesamt 7 "Planeten", nämlich, neben Sonne und Mond noch die (tatsächlichen) Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn.   Die in der neueren Astrologie verwendeten 3 weiteren Planeten, wurden erst ziemlich spät entdeckt: Uranus 1781 von Wilhelm Herschel, weshalb er in England auch "Herschel" genannt wird, Neptun 1846 und Pluto 1930.
Die "Planeten" haben wie die Tierkreiszeichen aus astrologischer Sicht für die Menschen bestimmte Grundbedeutungen.
Die Sonne steht z.B. für die Lebenseinstellung, der Mond für Wahrnehmung und Emotion, der Merkur für Intellekt und Interesse, die Venus für Liebe, Sinnlichkeit und Ausgleich, der Mars für Sexualität, Leidenschaft, Energie und Handeln, der Jupiter für Glück und Erfolg, der Saturn für Beschränkung und Verantwortung.
Unter den drei neu entdeckten Planeten bezeichnet Uranus den Transzendenzbezug zum Über- und Außerirdischen (für den Rosenkreuzer Rijkenborg vom Lectorium Rosicrucianum ist er ein "höheres Christussymbol"), Neptun unser Idealstreben nach Perfektion, Kreativität und Einheit, aber auch Überempfindlichkeit, Pluto für Zerfall, Tod, Erneuerungsstreben und Wiedergeburt.
Die Planeten regieren bestimmte Tierkreiszeichen und werden daher auch als Planetenherrscher bezeichnet. So ist z.B. der Planet Mars dem Tierkreiszeichen Widder zugeordnet, weil beide Energie bedeuten.

Die 7 Aspekte (Winkel) als die Planeten-Verhältnisse zueinander und zu den Achsen
Die Aspekte oder Winkel bezeichnen die Planetenverhältnisse zueinander und zu den Achsen (Horizont-Achse, Meridian- oder Medium Coeli-Achse). Sie entstehen aus den Winkelbeziehungen der 12 Tierkreis-zeichen zueinander.

Die 7 Aspektr

Die Astrologen unterscheiden sieben Aspekte. Als besonders markante Aspekte gelten solche Konstellationen, bei denen zwei Planeten innerhalb des Tierkreises am gleichen Ort stehen (Konjunktion, 0°) oder sich, vom Mittelpunkt des Tierkreises aus gesehen, genau gegenüber befinden (Opposition, 180°).
Andere Aspekte sind Halbsextil (30°), Sextil (60°), Quadrat (90°), Trigon (120°) und Quicunx (150°).

Astrologische Syntax des Horoskops
Bereits ohne Einbeziehung der Aspekte resultieren aus den 12 Tierkreiszeichen, den 10 Planeten und den 12 Häusern 1.440 Kombinationen. Die Aspekte erhöhen die Kombinationsmöglichkeiten noch erheblich. Die vier Grundelemente der Horoskoperstellung - Tierkreiszeichen, Häuser, Planeten und Aspekte - werden auch als die vier Wortarten der Astrologie bezeichnet, aus denen, je nach Winkelzahl, Sätze erstellt werden, die die Syntax des Horoskops bilden.

Kritische Einschätzung
Der Blick in die Sterne mag für den Glaubenden eine Illustration der Schöpfungsmacht Gottes sein. Er verschafft dem Astronomen wissenschaftliche Erkenntnisse für das Verständnis der physikalischen Gesetzmäßigkeiten im Weltall. Der Blick in die Sterne indes, so wie ihn die Astrologen tätigen, hat weder wissenschaftlichen Beweischarakter, noch kann er den christlich verstandenen Glauben begründen.
Astrologie ist eine mit Wissenschaft und Glauben konkurrierende und mit beiden unvereinbare weltanschauliche Spekulation.

a) Astrologie und Wissenschaft
Bei der Astrologie handelt es sich um keine Wissenschaft: Schon die Sternbilder, die am Himmel "gesehen" werden, sind keine realen Bilder, sondern Zusammenfügungen subjektiver menschlicher Vorstellungskraft.
Das - nicht zum Tierkreis gehörende - Sternbild der sieben Hauptsterne wurde von den Griechen und Indianern Amerikas Großer Bär genannt, im mittelalterlichen Europa sprach man vom Großen Wagen, in Frankreich von einer Schöpfkelle, in England von einem Pflug, im antiken Rom von sieben Dreschochsen, in China von einem von Bittstellern besuchten Hofbeamten, in Arabien von einem von drei Klageweibern gefolgten Sarg.

Auch der Tierkreis ist eine Komposition subjektiver Projektionen. Der symbolische tropische Tierkreis, hat zwar vor 2.000 Jahren mit dem siderischen Sternenbilder-Tierkreis übereingestimmt, deckt sich mit diesem aber inzwischen nicht mehr. Er geht wie gesagt um 1/12 vor, nämlich um ein ganzes Tierkreiszeichen und driftet immer weiter vom tatsächlichen Stand der Sternbilder am Himmel weg. Die astrologische Uhr geht zunehmend falsch. Ferner gilt die gesamte bei uns betriebene Astrologie, was den Tierkreis als ihr wichtigstes Grundelement angeht, nur auf der nördlichen Erdhälfte. Während im Norden der "Widder" das erste Frühlingsbild bezeichnet, beginnen mit ihm auf der südlichen Erdhälfte die Herbstbilder.
Weiter ist bei der Einschätzung der Astrologie zu bedenken, dass andere Völker andere Sternbilder mit anderen symbolischen Bedeutungen zusammengestellt haben. Im Zeichen der Globalisierung werden freilich auch in unseren Breitengraden mittlerweile nicht nur anwendungsorientierte Gesundheits-, Karriere- oder Erotikhoroskope angeboten, sondern auch herkunftsorientierte chinesische, indische oder indianische Horoskope. Auch für die Astrologie gilt die Maxime der Postmoderne, dass es nicht mehr "die Wahrheit", sondern nur noch subjektive "Wahrheiten" gibt. Wichtig für astrologische Deutungen ist vor allem, ob sie emotional ergreifend vermittelt werden.

Was die psychologische Vereinnahmung der Astrologie im Sinne eines "ganzheitlichen" therapeutischen Verbundsystems von "uralter Weisheit und moderner Tiefenpsychologie" angeht, so mag der astrologischen Symbolik vielleicht wegen ihrer "Kreativität" eine emotionale Bebilderungs-Funktion zukommen. Von einer Kooperations-Wissenschaft für die Psychologie im interdisziplinären Sinne kann jedoch keine Rede sein. Bei einer derartig therapeutisch firmierenden Fusion werden psychologische Therapie und astrologische Weltanschauung in unzulässiger Weise vermischt.

Eine jede "Doppelfunktion der Therapie", bei der mit der eigentlichen Therapie etwas anderes, Nichttherapeutisches, vermischt wird, muss als "im medizinisch-therapeutischen Sinne unethisch" kritisiert werden, stellt der Münchener Professor für forensische Psychiatrie Norbert Nedopil nachdrücklich fest.51

b) Astrologie und christlicher Glaube
Mit dem christlichen Glauben ist die Astrologie unvereinbar. Der speziellen "christlichen Astrologie" liegen hierbei die gleichen Mängel zugrunde, die auch die sonstige Astrologie auszeichnen. Während Christen sich am Wort Gottes orientieren, empfängt der Astrologieanhänger bedeutsame Lebensweisungen aus der esoterischen Analogie "Wie oben (makrokosmische Gesetzmäßigkeiten der Sterne), so unten (mikrokosmische Rahmenbedingungen des Menschengeschicks)."

Das spirituelle Problem der Astrologie ist nicht ihr Symbolismus - die Bibel selbst ist voller Bilder und Symbole -, sondern die spekulative Erschließung von lebensbestimmenden Erkenntnissen aus den gesehenen Bildern. Gemeint sind aus makrokosmischen Gesetzen spiegelhaft abgelesene Wegweisungen für den Mikrokosmos Mensch. Die tatsächliche "Widerspiegelung des Universums im Menschen" finde im astrologischen Horoskop ihren "bildlichen Ausdruck", betont ein Internettext zum Thema "Horoskop".52  "Das Horoskop offenbart das komplexe Lebensmuster des Menschen." 53  Dies gelte nicht nur für das Individuum, sondern auch für Geschichte und Gesellschaft: "Der Rückblick auf die historische Entwicklung der vergangenen Jahrhunderte aus der Sicht des Tierkreises schafft erstmals die Möglichkeit einer Versöhnung mit der Geschichte. Gleichzeitig erkennt der Mensch das Ziel der gesellschaftlichen Entwicklung." 54 

Nach dem Zeugnis der Bibel "zeigt sich Gott der Schöpfer" zwar "den Menschen in seinen Werken" (Römer 1,20). Dem "unverständigen Herzen" jedoch, welches den Glauben durch Beweise sichern will, nützt der Blick in die Sterne nichts, sondern führt die Gedanken "in die Irre" (Römer 1,21). Paulus betont, dass das Wissen des Menschen unvollkommenes "Stückwerk" sei und wir mit unserer Erkenntnisbemühung wie "durch einen Spiegel ein dunkles Bild" sehen (1. Korinther 13,9-12), hingegen besitzt die durch die Astrologie entschlüsselte "Widerspiegelung des Universums im Menschen" angeblich die Qualität einer Offenbarung, die sich anmaßt, das "komplexe Lebensmuster" des Menschen aufzuweisen und zu handhaben. Weiterhin: "Versöhnung" erwächst nach christlichem Glaubensverständnis nicht aus einer astrologisch offenbarten "Sicht des Tierkreises", sondern aus dem Versöhnungsgeschehen, wie es in der Guten Nachricht von Gottes Liebe in Jesus Christus den Menschen des ganzen Erdkreises kundgetan worden ist. Und nicht "die Tierkreisprinzipien bilden die Grundlage" für eine tragfähige "universelle Verbundenheit" 55 , sondern eben die Menschenfreundlichkeit des Herrn der Welt, der in Christus einen Ratschluss gefasst hat, "um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllet wäre, dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist." (Epheser 1,9f.)

Mit Abraham über die Vielzahl und Pracht der von Gott geschaffenen Gestirne des Himmels zu staunen (1. Mose 15,5) und sich mit den Weisen aus dem Morgenland über den "Stern aus Jakob" zu freuen (4. Mose 24,17), der "über dem Ort stand, wo das Kindlein war" (Matthäus 2,9f.), ist eine Sache, die Sternendeutung der Astrologen eine andere.

Literatur
Becker, Udo:
Lexikon der Astrologie, 1981/1984.
Bettermann, Stella/Paetow Stephan: Horoskope: Blendkraft der Sterne. In: FOCUS, 52/1993, 116-121.
Böhringer, Siegfried: Astrologie heute. EZW-Informationen 97, 1986.
Haack, Friedrich-Wilhelm: Astrologie. 5. Aufl. 1980.
Kochanek, Hermann (Hg.): Horoskop als Schlüssel zum Ich. Christlicher Glaube und Astrologie, 1995.
Niehenke, Peter: Kritische Astrologie, Diss. 1987. (Geschäftsführer der Astrologiezentrum Freiburg GmbH)
Voss, Gerhard: Astrologie - christlich, 2. Aufl. 1980.
Schubert-Weller, Christoph: Spricht Gott durch die Sterne? Astrologie und christlicher Glaube, 1993.

Anmerkungen
49 http://www.niehenke.de/buch_2/astrologie_einfuehrung.htm
50 http://www.dav-astrologie.de/
51 Nedopil,: Norbert: Scientology - Ein ideologisches System der Verblendung. In: Mission mit allen Mitteln.
    Der Scientology-Konzern auf Seelenfang. 1992, 174-188. Hier: 180.
52 www.der-tierkreis.de/horoskop.htm vom 22.01.2003
53 ebd.
54 www.der-tierkreis.de/gesellschaft.htm vom 22.01.2003
55 www.der-tierkreis.de/zeit.htm vom 22.01.2003



Bildnachweis:
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Crowley-Tarot-Karten (Schwerter, Köigin der Schwerter, der Gehenkte, der Narr) S.8:  Archiv Gandow
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Grafik und Tabelle S.11:  Bernd Dürholt
Tabellen S.15: Bernd Dürholt
Tabellen und Grafik S.18, 19:  Archiv Behnk
Fotos:  Studio Schmidt-Dominé


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