Teil IV - Rückkehr in die Welt der Barbaren

Dies ist ein Universum der Gewalt. Es ist kein Universum der Vernunft. Brutal, ohne Gedanken, ohne Rücksicht oder Barmherzigkeit erwartet MEST-Gewalt jedes Wesen, das eine Schwäche zeigt, um es zu strafen.
L. RON HUBBARD

Leben in der Gegenwart

Erst als der Zug den Hauptbahnhof von Edinburgh verließ, erlaubte ich mir, gewisse verbotene Gedanken zu denken, meinen Gefühlen des Widerwillens und des Ekels Raum zu geben. Ich war das Schlangestehen leid, ihre Ethikzustände und ihre Statistiken. Ich war am Ende, eine für sie bedeutungslose Kreatur, die bestenfalls ein Hemmschuh in ihrem Plan war, die Weltherrschaft zu ergreifen und den Planeten clear zu machen, ob er das wollte oder nicht. Während mich der Zug von der AOUK forttrug, holte ich ein altes Notizbuch hervor und fing an zu schreiben. Seit drei Monaten hatte ich nicht mehr versucht, meine eigenen Gedanken auszudrücken. Ich notierte Sätze mit Anklagen gegen Ron, die See Org, das Leben in der AOUK und ihren Jargon, Spekulationen über Withholds und übergangene Ladung.

In einer Londoner Kneipe kam ich mit einem Handelsvertreter aus dem Norden des Landes ins Gespräch. Er fragte mich, was mich nach England gebracht habe. Als ich die Scientology erwähnte, erinnerte er sich an die negativen Zeitungsberichte. Meine Indoktrination war noch immer so stark, daß ich die Bewegung sofort verteidigte. "Halt", sagte ich, "diese Zeitungsartikel sollen doch nur die Sensationsgelüste der Öffentlichkeit befriedigen. Glauben Sie alles, was gedruckt wird?""Aber wenn der Gesundheitsminister es für nötig hält, den Kult als unerwünscht zu bezeichnen, weil er Familien zerstört und dem Verstand schadet..."

"Dieser Herr wird schon wissen, was er tut. Wissen Sie, welche Motive er hat. Oder glauben Sie jedem Politiker.""Nun, was halten Sie denn von der Scientology? Hat es Ihnen gefallen?"

"Ich habe eine der höchsten Stufen erreicht, die es dort gibt." Ich fragte einen Londoner nach dem Weg zum Innenministerium. Er brachte mich fast ganz dorthin. Die Barbarenwelt war geschäftig wie üblich: Mein höflicher Führer, die Busse, Autos und Menschenmassen — noch immer kam es mir unwahrscheinlich vor, daß ich in diese Welt zurückgekehrt war.

Eine Beamtin gab mir meinen Paß zurück und notierte sich etwas. "Wie ich sehe, gehören Sie zur Scientology-Bewegung. Ich muß Ihnen sagen, daß Sie jetzt als unerwünschter Ausländer gelten.""Ich weiß. Ich habe mich von der Bewegung getrennt und verlasse noch heute das Land." Bevor ich meine Koffer am Bahnhof abholte, wollte ich etwas zum

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Lesen kaufen. Viele Monate lang hatte ich meine alten Freunde, die fernöstlichen Weisheitslehrer, nicht mehr gelesen. Ich sehnte mich richtig danach, mich mit etwas anderem zu beschäftigen, als mit Scientology. Ich kaufte zwei Bücher: das "Tao Te Chieng" und einen Band mit Essays von Krishnamurti.

Ich plauderte mit dem mittelalterlichen Paar, das neben mir im Flugzeug saß. Ich durfte ihnen widersprechen und mich von ihnen abwenden, wann immer ich Lust dazu verspürte. Nichts zwang mich, ständig in ihre Augen zu starren und jeden Satz zu bestätigen, den sie äußerten.

In New York brauchte ich eine Unterkunft. Doch dabei mußte ich sehr vorsichtig vorgehen. Ich hatte das ganze Geheimmaterial im Kopf, meine OT III-Kenntnisse waren wie eine scharfe Bombe, und allzuleicht konnte ich damit jene verletzen, die mir nahestanden. Ich wußte jetzt über mich selbst und über die Menschheit Bescheid. Dies Wissen hatte mich krank gemacht und erniedrigt, meinen Freunden wollte ich diese Erfahrung ersparen. Mein Anblick, der Klang meiner Stimme hätten sie auf meinen traurigen Bewußtseinsstand herabgezogen. Vom Kennedy-Flughafen aus rief ich Dag Lindberg an, einen meiner besten Freunde. Noch im Frühling war er einer meiner Preclears gewesen, aber er hatte sich von Gerald nicht weiter auditieren lassen wollen. Dag beschäftigte sich ernsthaft mit Yoga. Er kannte Methoden, um die Mächte des Bösen abzuwehren. In seiner Nähe brauchte ich nicht zu befürchten, Unheil anzurichten. Er bot mir an, ich könne bei ihm wohnen, bis ich ein Zimmer gefunden hätte. Als ich seine Wohnung betrat, sah Dag mich seltsam an."Du riechst so komisch", sagte er."Vermutlich ist es Schweiß."

"Nein, es ist kein gewöhnlicher Körpergeruch. Um Himmels willen, es ist Furcht... Ich rieche die Furcht, die aus deinen Poren dringt!" Derartige Angstzustände waren Dag nicht fremd. Er hatte jahrelang schwere geistige Konflikte durchgestanden. In solchen Zeiten macht man am besten weiter wie man konnte, bis man Kraft genug hat, die negativen Mächte zu besiegen. Ihre endgültige Niederlage war dann ein wichtiger Wendepunkt im Leben.

Während ich mir den guten Rat von Dag anhörte, sah ich darin nur einen undeutlichen Umriß von Wahrheit. Ich war zu schwach, mich danach zu richten. Obwohl Dag protestierte, rief ich Geralds Agentur an.

Ein Theta-Wesen produziert Spannung mit erheblichen Volt- und Ampere-Zahlen. Sie reicht aus, einem anderen

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einen erheblichen Schock zu versetzen, ihn zu blenden oder ihn in Stücke zu schneiden.
L. RON HUBBARD

"Ich kann es nicht verstehen, Euer Ehren", sagte Gerald. "Du hast deinen Kurs hier absolviert, du warst glücklich und gesund und ein phantastischer Auditor. Und jetzt bist du ein Abtrünniger!"

Felicia sagte, von mir gehe ein starker negativer Strom aus, der sie fast umgeworfen hätte, als ich das Penthouse betreten hatte.

"Ich bin entweder suppressiv oder im Zustand des Zweifels", sagte ich. "Meint ihr, daß sie versuchen werden, mir etwas anzutun?"

"Ich habe nie gehört, daß sie wirklich etwas getan hätten — höchstens ein paar Nadelstiche", antwortete sie. "Aber bitte laß dich nicht unnötigerweise zu einem negativen Fall erklären: Ein Mädchen, das ich kannte, hat das getan, und seitdem ist sie nie mehr ganz wie vorher. Wie auch immer, mach dir keine Sorgen", sie lächelte, "du bist kein ERNIEDRIGTES WESEN."

Ich gab ihnen einen Überblick über die Geschichte meines Falles, ohne Einzelheiten von OT III zu erwähnen. Gerald hatte eine Theorie bereit: "Weißt du, vermutlich warst du clear, schon lange bevor du mit dem Solo-Auditieren angefangen hast. Tatsächlich, als du im letzten Mai New York verlassen hast, mußt du schon dicht daran gewesen sein. Bei den Review-Sitzungen habe ich soviel Ladung beseitigt, daß du dich in einer großartigen Verfassung befandest. Dein TA war prächtig und du hattest schon fast das Äußere eines Thetanen. Alles spricht dafür, daß du schon im Saint Hill die oberen Stufen erreicht hast — OT III und darüber hinaus vielleicht alle Stufen bis hin zu OT VI und noch mehr! Vielleicht bist du selbst jetzt noch mindestens ein OT III. Warum gehst du nicht in das Schlafzimmer und auditierst dich selbst, um zu sehen, wo genau in den oberen Stufen du dich befindest?"

Mit der Einzel-Büchse in der Hand fragte ich mich: Bin ich ein OT I? II? III? IV? V? VI?". Ich bekam schwebende Nadeln auf alle Fragen außer OT VI. Mir war unklar, wie der E-Meter das wissen konnte, wo ich doch die Materialien der Stufen IV, V und VI nie gesehen hatte."Nachdem du nun endgültig ein OT III bist", sagte Gerald, "kannst du zu der neuen AO (= Advanced Organization: Fortgeschrittene Organisation) in Los Angeles gehen und dort alles ausbügeln lassen. Sowie du für eine obere Stufe attestierst, bist du automatisch im Zustand des Überflusses. Dadurch überspringst du den Zustand des Zweifels und die damit verbundene Strafe.""Ich will sie nie wiedersehen."

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"Gut, mein Freund, in dem Fall will ich sehen, was ich für dich tun kann."

"Heißt das, du willst mir Review-Sitzungen geben?""Genau, und zwar umsonst. Aber du darfst kein Sterbenswort darüber verraten. Es würde sehr schwierig für mich, wenn sie es jemals herausbekommen würden."

Rehabilitiere den Thetan und das Identitätsproblem verschwindet. Wenn man Identitätsprobleme auditiert, dann nehmen sie an Macht und Bedeutung zu.
L. RON HUBBARD

Gerald wollte mich im Hinblick auf OT III überprüfen. Ich zögerte, ob ich ihm die Geheimnisse mitteilen durfte. Aber er versicherte mir, er sei an Hubbards Forschungen beteiligt gewesen und kenne schon die Theorie über OT III. Ich beschrieb die Körper-Thetanen und die Vorfälle, durch die sie auditiert werden müßten. "Du siehst, Gerald, warum ich OT III nicht geschafft habe: jeder einzelne muß herausauditiert werden."

"Wir werden sehen. Weißt du, diese Körperthetanen sind nichts anderes, als die genetischen Wesen, über die Ron vor Jahren schrieb. Das ist für mich nichts Neues."

Er überprüfte mich wegen des Körperthetanen, den ich so oft durch den Vorfall I auditiert hatte. "Hat dich dieser Thetan irgendwann verlassen?"

"Vielleicht, einen Moment glaubte ich, er könnte beim siebten oder achten Durchgang verschwunden sein.""Das ist sehr interessant. Ich überprüfe es mit dem E-Meter. 'Ist der Körperthetan beim siebten Durchgang verschwunden? Beim achten?' Moment, wieviele Durchgänge hast du insgesamt gemacht?""Etwa dreiundsechzig."

"Guter Gott! Danke. Deine Nadel schwebt. Das heißt, du hast den Vorfall sechsundfünfzigmal umsonst wiederholt. Setz die Büchsen einen Augenblick ab. In meiner Zeit als Interner in Saint Hill habe ich das immer wieder miterlebt. Erinnerst du dich an Edward Douglas? Dieser arme alte Kerl hat den Clear-Kurs hundertmal gemacht, sechzigmal unnötigerweise. Er hat Monate gebraucht. Ich fürchtete, sie würden ihn in einer Kiste forttragen. Und ich selbst habe OT I und OT II ebenfalls zu oft gemacht. Für OT II habe ich Wochen und Wochen gebraucht, es ging mir immer schlechter. Schließlich hatte ich eines Abends die Nase voll, spülte einen Viertelliter Scotch runter, während ich mich auditierte und meldete mich am nächsten Tag zum

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Attestieren, obwohl ich einen entsetzlichen Kater hatte. Der Prüfer, ein junger Springer, versuchte mir weiszumachen, ich könne unmöglich ein OT sein, wenn ich so jämmerlich aussähe, wie jetzt. Ich brüllte ihn an: 'Mir ist scheißegal, was Sie denken. Ich bin ein OT II!' Nimm wieder die Büchsen, Majestät! Ich möchte etwas anderes probieren." Gerald machte mit mir einen S&D. Wir hatten schnell gefunden, was suppressiv für mich war: Scientology und Ron selbst."Das ist ziemlich komisch", sagte ich.

"Nicht im geringsten. Ron ist sehr oft der SP (= Suppressive Person). Willst du ihm einen Scheidebrief schreiben?" Er reichte mir Kugelschreiber und Papier.

"Das ist Unsinn — ich will mich von niemandem scheiden." Dann griff ich doch zum Kugelschreiber. Ich schrieb nur: "FICK DICH SELBST, RON."

Als ich die Agentur verließ, sah ich auf dem Tisch in der Diele die neueste Ausgabe von "Dianetic: Die moderne Wissenschaft von der geistigen Gesundheit." Das Bild auf dem Umschlag zeigte einen Vulkan-Ausbruch. War auch dies einer von Rons Scherzen? Noch immer auf der Suche nach Kraft, einem Ziel, einem Gott, besuchte ich einen Chiropraktiker, der einer orientalischen Sekte angehörte. Während er mein Rückgrat abklopfte, sagte ich ihm, wie nötig ich spirituelle Hilfe brauche.

"Ich weiß nicht, was Sie in England getan haben", sagte er, "aber Sie haben Ihre Nerven und Drüsen schrecklich mißbraucht. Sie sind nicht mehr derselbe Mensch wie früher! Hat Ihnen das die 'Sky-entology" angetan?"

"Es heißt Scientology. Der Begriff ist von einem Wort abgeleitet, das 'Wissen' heißt."

"Ich weiß. Einer von ihnen war gestern hier. Zwei Stunden lang hat er auf mich eingeredet — es ist Gotteslästerung! Worum geht es dabei überhaupt? Aus ihm konnte ich nichts herausbekommen. Was ist der Hauptgedanke ? "

"Daß jeder Mensch ein geistiges Wesen ist, eine unsterbliche Seele. Die Scientology soll seine Seele heilen. Sie nennen seine Seele Thetan.""Thetan — wie seltsam. Manchmal hört man Dinge, die man hören will. Ich habe gehört, wie Sie das Wort mit einem Lispeln aussprachen. Es klang wie SATAN!"

Das gegenwärtige Leben ist für den Preclear immer von beträchtlichem Interesse.
L. RON HUBBARD

Zwei Wochen lang blieb ich bei Dag. Dann fand ich ein Zimmer und

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einen Job. Ich hatte geglaubt, daß ich mich schnell von meiner Erfahrung mit der Scientology erholen würde. Aber der langsame Niedergang, der in Saint Hill begonnen hatte, dauerte noch immer an. Gleichzeitig bewohnte ich zwei verschiedene Welten. Meine geliebte Welt der Barbaren schien zwar die gleiche wie immer zu sein. Aber in mir hatte sich etwas verändert. Äußerlich hatte mein Leben den Anschein der Normalität. Nur meine besten Freunde bemerkten den Unterschied. Wenn ich mich ihnen eröffnete, dann meinten sie übereinstimmend, ich sei so indoktriniert und in Schrecken versetzt worden, die Pandora-Büchse sei so weit geöffnet worden, daß mein Körper und mein Geist rebellierten. Nur Zeit könne den Schaden heilen.

Ich berichtete Umberto Lancia nur wenig von dem, was sich zugetragen hatte. Er fühlte, wie mir zumute war, und stellte mir taktvollerweise keine peinlichen Fragen.

Allen Ottoman nahm kein Blatt vor den Mund: "Ich habe dir schon immer gesagt, daß sie nicht qualifiziert sind, sich mit dem Verstand zu befassen. Sie haben einen Drei-Monats-Kurs, und dann behaupten sie schon, sie könnten jede Krankheit kurieren. Ich wette, dein Freund Ron hat eine Karte von Los Angeles genommen und mit geschlossenen Augen einen Strich gezogen — vielleicht zufällig um den Ort Burbank herum, und gerufen: 'Heureka, ich habe den reaktiven Geist gefunden.' Und von dem wenigen, das du mir über deine Erlebnisse hast sagen können, entnehme ich, daß clear ein schmutziges Wort ist!"

Dag Lindberg war nicht der Meinung, daß die Scientology eine authentische Religion sei. "Scientology ist nicht, was sie behaupten. Ich kenne mich ein wenig aus. Die wahren Religionen sind kompliziert und sie tun auch nicht so, als ob es anders wäre. Vor allem versetzen sie niemanden in Todesangst. Wer dir das antut, kann nicht religiös sein."

"Ob sie recht haben, oder nicht, Dag, sie glauben wirklich daran. In dieser Beziehung sind sie völlig integer."

"Für mich ist Integrität an sich noch keine Tugend, wie du offenbar annimmst. Hitler und Eichmann hatten genug davon. Falsche Integrität ist viel schlimmer als gar keine. Dann ist mir ein wenig vernünftiger Zweifel schon sehr viel sympathischer."

Ich mußte Morton Morvis vor der Organisation warnen. Seit langem hatte er jeden Pfennig für den Clear-Kurs gespart. Er hörte mich an, ohne ein Urteil abzugeben, wie es von einem richtigen Scientologen erwartet wurde. Er hielt sich streng an das zehnte Gebot im Codex der Scientologen: "Sich in keine ungehörigen Diskussionen mit Uninformierten einzulassen." Ich bettelte, er solle sich seine Pläne noch einmal überlegen. Zweifellos glaubte er, aus mir könne nur mein reaktiver Geist sprechen. Er schlug mir vor, einen Brief an Ron zu schreiben

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und ihn in den besonderen Briefkasten einzuwerfen, der für diesen Zweck in jeder Org vorhanden sei. Ich kam mir dumm vor, überhaupt mit Morvis gesprochen zu haben.

In diesem Augenblick kenne ich drei Fälle, mit denen ich in täglichem Kontakt stehe. Ihr ganzes Leben würde sich ändern, wenn sie den zur Lösung ihres Falles wichtigen Vorfall finden und auditieren könnten.
L. RON HUBBARD

Während der ersten drei Wochen nach meiner Trennung von der AOUK war Schlaflosigkeit das Symptom, das ich am schwersten ertragen konnte. Jeden Morgen gegen sechs Uhr schreckte ich auf, ganz gleich, wie spät ich eingeschlafen war. Das Bett schien verhext zu sein. Ich wälzte mich darin herum, um doch noch einzuschlafen. Wenn ich mich eine Zeitlang damit gequält hatte, baute sich die Ladung jedesmal auf. Ein Strom gefährlicher Substanzen, der von meinem Kopf über den Nacken nach unten lief und die Nerven wie durch feurige Wesen versengte. Dann sprang ich aus dem Bett, zog mich an und ging langsam durch die Straßen. Ich zwang mich, die Gesichter zu beobachten, den Verkehr und die Schaufenster. Manchmal, während ich an einer Ampel wartete, spürte ich, wie sich in meinem Kopf ein Druck sammelte, der mich nahezu das Gleichgewicht verlieren ließ. Ich hielt die Balance nur, indem ich ging oder wenigstens auf der Stelle trat. Manchmal hatte ich das Gefühl, über dem Pflaster zu schweben. Auf dem Gipfel aller dieser Vorahnungen spürte ich in meinem Kopf einen Impuls der Auflösung, als ob er in einzelnen Bestandteilen in alle Richtungen davonfliegen wollte — wie die Gegenstände in der Bank des Clear-Kurses.

Auch bei der Arbeit taugte ich nichts. Die Noten sahen seltsam aus. Meine eigene Musik ließ mich zusammenzucken. Ständig hatte ich das Gefühl, unter Wasser zu sein. Während der Abendvorstellungen mußte ich gegen ein Schwindelgefühl ankämpfen, das drohte, mich von meinem Stuhl im Orchestergraben herunterzuwerfen. Nach der Show, auf dem Weg nach Hause, brütete ich, was ich gegen meine Krankheit tun könnte. Wenn ich ihre Quelle finden würde, dann — so hoffte ich — könnte ich sie ausradieren. Jedesmal, wenn ich meine Wohnungstür öffnete, schauderte mich. Auf dem Tisch in der Diele lag die Post für die acht oder neun Bewohner. Ich fürchtete unter den Briefen die Erklärung zu finden, die mich zum SP machte.

Eines Abends, als ich in mein Zimmer kam, hatte ich das Gefühl, etwas sei nicht in Ordnung: Es waren die Scientology-Bücher, die noch immer auf meinem Regal standen. Ich warf sie zu Boden, trampelte darauf

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herum und legte sie in den Mülleimer. Das Bulletin über die Ethik-Bedingungen, das Dale mir gegeben hatte, hatte ich schon vorher in Fetzen gerissen.

Die Zeit war mein größter Feind. Bevor ich im Ballett-Studio meine Arbeit begann, hatte ich jeden Tag viele Stunden, die ich totschlagen mußte. Ich hatte Pläne, die ich ausführen, Bücher, die ich lesen wollte, aber was immer es war, das mich quälte, es verbrauchte den größten Teil meiner Energie. Mein Kopf war umnebelt, unfähig zur Konzentration. Ich versuchte, ein Arrangement zu schreiben. Das Notenpapier sah aus wie etwas, das man durch das Glas eines Aquariums erblickt. Ich las einige Seiten meiner alten Notizen über das Klavierspielen. Ich schämte mich über den affektierten Stil und war zugleich traurig, dieser Erinnerung meiner früheren Sorglosigkeit zu begegnen. Überwältigt von den Gefühlen, die es weckte, legte ich das Notizbuch fort. Danach versuchte ich nicht mehr zu arbeiten.

Vielleicht konnte ich den Status eines Clear durch einen Willensakt herbeizwingen. Ich hoffte, dann wieder zu funktionieren. In gewisser Weise war es leicht, mich zu erinnern: ich wußte, daß ich einmal den Triumph des Clear-Seins mehrere Stunden lang ausgekostet hatte. Ich konzentrierte mich auf den Gedanken und erlebte eine plötzliche lebhafte Erinnerung an meinen frohen und heiteren Zustand an dem Abend, an dem ich als Clear attestiert hatte. Aber das wirkliche Gefühl der vollständigen Freiheit ließ sich nicht in die Gegenwart übertragen. Die Erinnerung bekam Lücken und blieb unwiederholbar; sie wurde zu einer toten Abstraktion.

Ich ging noch weiter zurück zu jenen glücklichen Monaten vor meiner Abreise nach England. Damals hatte ich Rons Botschaft an meine Freunde weitergegeben, in der Hoffnung, daß sie gemeinsam mit mir von einer besseren Welt träumen würden. Und ich erinnerte mich an mein Konzert. Ich hatte mein Programm zu meiner vollsten Zufriedenheit vorgetragen und erwartet, daß sich der Erfolg automatisch einstellen würde, wie meine Fortschritte durch das Auditieren. Nachdem das Konzert erfolglos gewesen war, hatte ich mich nicht weiter darum gekümmert. Damals hätte ich nie zugegeben, wie entmutigt ich war, genauso desillusioniert wie heute. Schon damals war mein Leben trotz aller meiner Behauptungen nicht glücklicher gewesen als in der Zeit, in der ich von der Scientology noch nichts wußte. Auch dies war verräterisch: An die Spaziergänge zur Agentur und an das Buch, das ich damals schreiben wollte, konnte ich mich wie an mein Zimmer noch einigermaßen erinnern. Aber mit der Ausnahme meiner Beziehungen zur Scientology schien ich alles vergessen zu haben, was zu jener Periode meines Lebens gehörte.

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Die Scientology-Krankheit

Vreymouth Manteag, einer der Leute, die ich einst für die Scientology hatte anwerben wollen, schlug mir vor, seinen Arzt aufzusuchen. Zusätzlich zur konventionellen Medizin sei dieser Arzt auch psychologisch ausgebildet.

Nachdem er sich eine kurze Beschreibung meiner Beschwerden angehört hatte, lehnte sich der Arzt in seinem Sessel zurück, bis sein Körper mit hervorstehendem Bauch fast parallel zum Fußboden war. Mit zusammengekniffenen Augen äußerte er seine Meinung, wobei er wirkte wie eine Eidechse, die sich auf einem Felsen sonnt."Ich könnte Sie im Nebenzimmer körperlich untersuchen. Aber ich entnehme Ihren Angaben, daß Ihre Probleme nicht physischer Natur sind. Sie müssen sich klarmachen, daß Ihr Verstand aus dem Gleichgewicht ist." Ich wollte protestieren.

"Es ist so", fuhr er fort, "Sie müssen die Tatsache akzeptieren, daß Sie schon seit Ihrer Geburt so sind. Es ist ein Bestandteil Ihres Erbgutes." Es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren, während er weiterredete:

"Sie meinen, mitten in einem geistigen Kampf zu sein. Daran zeigt sich Ihre Arroganz. Sie ist der größte Feind wahrer Geistigkeit. Natürlich hören Sie diese Tatsache nicht gern. Aber schämen Sie sich nicht, zuzugeben, daß Sie einen schwachen Verstand haben. Wenn Sie diese Tatsache akzeptieren, dann können Sie lernen, damit zu arbeiten, was Sie haben, und allen Dingen aus dem Weg zu gehen, die Ihnen schaden. Sie müssen lernen, Ihre Seele zu schützen. Ich schlage vor, daß Sie Ihr Zimmer mit einer hellen pastellfarbenen Tapete versehen. Sie sollten sich auch keinen Jazz mehr anhören. Das ist nur ein Ausdruck der modernen nervösen Verwirrungen. Am besten für Sie ist Bach. Die Symmetrie der wiederkehrenden Muster seiner Musik hat etwas, das für eine Seele wie die Ihrige wohltuend ist. Und falls Sie selber Musik machen, sollten Sie am besten ein Blasinstrument spielen, am besten ein Saxophon."

"Aber ich lebe vom Klavierspielen."

"In Ordnung, dann spielen Sie eben Klavier. Ich werde Ihnen milde Beruhigungstabletten geben — davon nehmen Sie zwei am Tag und zwei vor dem Schlafen. Denken Sie an alles, was ich Ihnen gesagt habe. Keiner, der meinen Rat befolgt hat, hatte jemals ernste Schwierigkeiten."

Nach einer Woche, in der ich nicht fähig gewesen war, seinen Rat zu befolgen, erzählte ich Dag von dem Besuch bei dem Arzt.

"Du beschäftigst dich zu sehr damit, daß er gesagt hat, dein Verstand

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sei aus dem Gleichgewicht. Das ist genau die westliche Art, über den Geist zu denken, die dich dazu bringt, ihn mit dir persönlich zu identifizieren. Im Orient denkt man ganz anders darüber. Versuch ihn einen Moment nur als dein Gehirn zu bezeichnen. Es ist nur ein Teil deines Körpers, mit gewissen Stärken und Schwächen. Genauso wie dein Magen oder ein Bein — und kann ein krankes Gehirn etwa entehrender sein, als ein gebrochener Knochen?""Aber es betrifft mich mehr", sagte ich.

"Paß auf, Vrey behauptet, der Mann habe besondere Fähigkeiten. Warum gibst du ihm nicht eine faire Chance. Vielleicht hat er recht; die Tatsache, daß du selber Angst hast, er könnte recht haben. Warte noch eine Woche. Wenn du dann immer noch denkst, daß du ihn nicht ausstehen kannst, dann werde ich dir jemanden sagen, der als Mediziner geradezu genial ist."

Ich war alle guten Ratschläge leid und ging auch nicht zu dem anderen Arzt. Ich glaubte, selber zu wissen, was mir fehlte. Ich unternahm verschiedene Anläufe, um mir mehr Einsicht zu verschaffen. Aber infolge meines emotionalen Zustandes verliefen diese Versuche im Sande oder sie erbrachten nichts als Illusionen. Ich fühlte, daß ich eine Entscheidung treffen, einen Entschluß fassen mußte, aber die mir zur Verfügung stehenden Alternativen blieben im Nebel meiner unklaren Gedanken. Entweder machte mich die Organisation krank, indem sie bösartige Strahlen auf mich abschoß, oder ich selber produzierte die Krankheit. Dies waren die Alternativen, die ich sah, beides verlangte eine sofortige Reaktion. Letzten Endes meinte ich, daß nicht Ron und seine Organisation die Schuld hatten, sondern ich selbst. Ich war in die Bewegung eingedrungen, wobei ich meine Motive verheimlicht hatte. Wegen meines eigenen Versagens, so warf ich mir weiter vor, hatte ich den Wunsch, daß auch andere die Scientology ablehnten, um so die einzige Chance zu verspielen, der Falle zu entgehen. Ich hatte mich verraten, indem ich Rons Technik nicht richtig anwenden konnte. Die Körper-Thetanen hatten mich, einen von Grund auf Suppressiven, ausgewählt, um die Scientology-Bewegung zu zerstören. Es war nicht unmöglich, daß ich selbst XENN, der Fürst des Bösen war — das würde erklären, warum ich mit dem OT III nicht zurechtgekommen war.

Immer häufiger ertappte ich mich dabei, wie ich mich in solchen psychotischen Gedankengängen verlor. Ich fürchtete, den Verstand zu verlieren. In meinem Tagebuch hatte ich den Satz eingetragen: "Überleg dir selbst einen Ausweg."

Während ich auf diese Eintragung starrte, erneuerte ich meine Suche nach dem Gedanken, der den Schlüssel zur Heilung in sich bergen

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konnte. Versagen und Verlust hatten damit zu tun: ich hatte versagt, weil ich den erhofften Gewinn nicht gemacht hatte. Der Verlust hatte in der umsonst aufgewendeten Zeit und in meinem dabei verlorenen Geld bestanden. Diese Verschwendung hatte in mir ein übermächtiges Schuldgefühl geweckt. Ich verachtete mich. Jetzt wurde mir klar, daß ich mich durch die Krankheit selbst bestrafen wollte.

Ein weiterer Aspekt meines Zustands war die alles überschwemmende Angst. So viele Dinge jagten mir Angst ein, daß ich Einzelheiten kaum mehr wahrnahm. Die Scientologen — und das war meine größte Furcht — würden niemals von mir ablassen. Da ich ein Clear war, betrachteten sie mich als Übermenschen, als einen von ihnen. Die See Org wurde immer mächtiger. Sie waren äußerst aktiv. Neue Organisationen formierten sich, Tausende wurden Mitglieder. Schon zwei Millionen Menschen sollten sich dem Kult angeschlossen haben, hieß es. Es war ein erschreckender Gedanke, aber vielleicht würden sie mit ihrer hemmungslosen und unmenschlichen Entschlossenheit den Sieg davontragen. Mir fiel Ann Dalmas' Erzählung über die Zombies aus einer äußeren Galaxe ein, die Befehl hätten, unseren Planeten zu übernehmen. In ihren weißen See Org-Kleidern würden sie kommen und ihren Anspruch auf uns geltend machen. Ich fragte mich, ob sie schon unter den Leuten waren, die ich auf der Straße sah.

Meine Wahngedanken schlossen auch Felicia und Gerald ein. Ich dachte oft über meine Freunde nach, ohne zu wissen, wie sie zu mir standen. Einerseits repräsentierten sie die Organisation, andererseits behaupteten sie, unabhängig zu sein. Oft beschrieben sie die Scientology als "die Straße zur totalen Freiheit, den einzigen Weg ins Freie". Bei solchen Gelegenheiten schien es mir, als ob sie sich selbst moralisch aufrichten wollten. Sie schienen die finanzielle und gefühlsmäßige Verbindung mit der Scientology so wie ich rationalisieren zu wollen. Sie schreckten selbst vor weithergeholten Theorien nicht zurück, um Hubbards Fehler wegzudiskutieren. Sie selbst nannten meine Symptome einen Hinweis auf Fortschritte. Sie sagten, ich hätte jetzt OT-Bewußtsein, könne alles auf einmal erkennen, und wenn ich erst den Schock und die Abscheu überwunden hätte, dann würde ich beginnen, meine Seelen-Erweiterung zu genießen. Felicia erinnerte an ihre eigenen Nach-Clear-Symptome: Lethargie, ein Gefühl des Schwebens und Schwierigkeiten, sich allein in der Stadt zu bewegen. Sie hatte auch einen Dauerschnupfen, der allgemein dem Ausradieren der Bank folgte und als Clear-Erkältung galt.

Mitten in diesen Ausreden interessierten sie sich plötzlich für die Religionen der Barbaren und erwähnten Bücher von Mystikern des Ostens und Westens, die sie gerade lasen. Die Gerüchte, die sie gehört hatten,

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und vor allem meine Geschichte warfen einen Schatten auf die Scientology, und zu dritt verloren wir uns in wilden Spekulationen über ihre Zukunft. Die mir gegenüber begangenen Fehler deuteten an, daß etwas falsch gelaufen war. Hatte Ron sich geändert oder die Organisation? Möglicherweise hatten sich die Beziehungen zwischen den Mitgliedern der Bewegung verschlechtert, oder könnte es dieselbe Geschichte sein, die sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ereignet hatte: daß die Botschaft eines großen geistigen Führers von seinen engsten Anhängern in ihr Gegenteil verkehrt worden war? Vielleicht stand Ron schon gar nicht mehr an der Spitze; vielleicht hatte man ihn verschwinden lassen, und ein anderer hatte die Macht übernommen. Sollte die Scientology durch eben jene Kräfte regiert werden, die Ron bloßzustellen versucht hatte: die SPs dieser Welt oder Eindringlinge von einem anderen Planeten? Aber auch der Gründer selbst war niemals jenseits allen Verdachtes gewesen. Wer eigentlich war dieser Mann Ron?

Das Ende aller dieser Gespräche war, daß Felicia und Gerald Ron doch wieder verteidigten. Sie glaubten ihm und sie zweifelten auch an ihm. Unter der chamäleonähnlichen Oberfläche lagen tiefe, selten geäußerte Zweifel. Ihre Spuren waren am meisten sichtbar, wenn sie über ihre Zukunft diskutierten. Gerald deutete an, er werde eines Tages die Organisation vielleicht verlassen und eine eigene Splittergruppe gründen und dabei nach eigenem Geschmack vorgehen. Ich spürte, daß er schon seit langem mit diesem Gedanken gespielt hatte.

Ich versuchte, mich objektiv mit der Scientology zu befassen, zwischen Ron und der Organisation, zwischen der Ethik und der Technik zu unterscheiden. Falls ich herausbekam, was daran richtig und was falsch war, dann — so hoffte ich — würde ich fähig sein, den Dschungel meiner Gefühle zu ordnen: Furcht, Schuld und Selbsthaß. Allerdings mußte ich dabei notwendigerweise scheitern, weil ich noch immer zu tief in das System verwickelt war. Unterbewußt wollte ich noch immer in der Scientology Wahrheiten entdecken. Es war mir unmöglich einzusehen, daß Ron die Sache selbst war. Er hatte alltägliche menschliche Vorgänge benutzt und ihnen unnötigerweise einen negativen Beigeschmack gegeben.

Während ich über diesen Gedanken brütete, ahnte ich dunkel, daß der ursprüngliche Overt von Ron selbst begangen worden war. Ich war mir nicht sicher, worin dieser Overt bestand. Ich glaubte, die Umrisse von etwas zu erkennen, das so gewaltig war, daß mir seine Bedeutung im Augenblick entging. Ich erkannte lediglich, daß er den natürlichen menschlichen Geist, wenn er nicht auditiert worden war, zu etwas Minderwertigem erklärt hatte. Dadurch hatte er unsere Welt und alles

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Schöne in ihr herabgewürdigt. Seine Schöpfung war, wie es der Chiropraktiker gesehen hatte, nichts als eine Blasphemie. Für mich wäre alles sehr viel leichter gewesen, wenn ich mich einfach den Wissenschaftlern hätte anschließen können, die sich die Mühe gemacht hatten, die Scientology zu überprüfen, und die dabei zu dem Schluß gekommen waren, daß sie nichts als Wahnsinn sei. Aber wenn ich das getan hätte, dann hätte ich zugeben müssen, daß ich, oder das "Ich", das einmal glücklich gewesen war, ebenfalls wahnsinnig war.

Dein Preclear selbst hat sich jedes Verbrechens und jeder Handlung schuldig gemacht, von denen er behauptet, daß sie ihm widerfahren seien. Denn indem er sich darüber Sorgen macht, bekennt er, daß er — ob es ihm nun zustieß oder nicht — genau dies anderen zugefügt hat.
L. RON HUBBARD

Ron und ich, wir hatten viel gemeinsam. Auch er war voller Angst. Sein intimes Wissen über Furcht und Schuld hatte ihn befähigt, uns zu versklaven. Er hatte uns zu angstschlotternden Flagellanten gemacht. Unzählig waren die Ängste, die Rons Jünger heimsuchten: Sie fürchteten, nicht aus der Falle herauszukommen und dadurch die totale Freiheit zu verspielen. Sie fürchteten, nicht genug Geld für den Auditor zu haben. Sie fürchteten Sicherheitsüberprüfungen, die völlige Entblößung der Seele durch den E-Meter, Ethik-Strafen. Sie hatten Angst vor der Barbarenwelt, der langweiligen, wundervollen Welt der Wirklichkeit, in der wir alle uns nicht hatten behaupten können. Letzten Endes war es diese Angst, die uns zu Scientologen gemacht hatte. Diese Wahrheit hätten wir alle erkennen können, aber wir ängstigten uns vor ihr zu Tode. Deshalb hatten wir Tag und Nacht gearbeitet, um statt totaler Freiheit die totale Anpassung zu erreichen.

Hubbard hatte diese Furcht ausgenutzt und darauf einen Kult aufgebaut, in dem er der Gegenstand der Verehrung war. Mit brutaler Rücksichtslosigkeit beraubte er seine Sklaven. Jetzt näherte ich mich Rons Overt. Er selbst hatte ihn erschaffen und die Zeitspur, die Ladung, die Einprägungen, die Körperthetanen, die entwürdigten Wesen des Universums, die selbst die Scientology nicht mehr retten konnte: dies ganze Universum war nur seiner Einbildungskraft entsprungen. Er hatte den reaktiven Geist geschaffen, er hatte uns zu seinem Spielzeug gemacht, alles Böse, das er anderen vorwarf, war sein eigenes Werk. Ein Thetan war kein menschliches Wesen. Zum Menschsein gehörten Fehler und Schwächen. Ich war von diesem Mann, den ich nur in einem Film gesehen hatte, betrogen worden.

Nun endlich öffneten sich alle Schleusen. Meine zurückgehaltenen Ge-

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fühle kamen ans Licht. Von Selbsthaß besessen, verwechselte ich meine törichten Fehler mit Rons Verbrechen gegen seine Anhänger. In meinem krankhaften Zustand nahmen die vagen Umrisse immer mehr Gestalt an. Ich fürchtete um meinen Verstand, als mir, wie in einer Vision, endlich die erstaunliche Gewalt von Rons Overt aufging.

Die Vision kam in der Form unterbewußter Vorahnungen, die ich vor mir selbst versteckt hatte, als ich noch in Schottland war. Erinnerungen an mich selbst, wie ich in meinem Zimmer in Mrs. Blakes Pension saß, den Thetan rief und auf dem E-Meter überprüfte; die Bulletins über Einprägungen, über Wesen von einer anderen Welt, über ihre Versuche, die Menschheit zu versklaven und den Sündenfall des Thetan. Das alles war Ron gewesen. Er sagte uns, was wir waren. Und dabei behauptete er ständig, seine eigenen Missetaten seien von anderen begangen worden. Ich sah Ron in meiner Vision als ein gestaltloses Wesen. Er erschuf Thetanen, indem er menschliche Wesen versklavte, ihren Verstand und ihre Seelen verschlang, sie zurück in die Urquelle saugte und sich mit Thetanen aufschwellte, um seinen unersättlichen Hunger zu stillen. Damit waren wir bei der Ursache. Das war der groteske Gipfelpunkt unserer ursprünglichen Sehnsucht nach Freiheit. Ich bildete mir ein, daß die Kreatur in mir selbst war, eben das Ding, was mich Ron mit dem E-Meter zu erschaffen gelehrt hatte. Wenn mir die Welt um mich herum, die Leute, die Häuser, die Wagen vorkamen, als ob sie zersplittern und auseinanderfliegen müßten, dann war das der Thetan, sein Drang, frei zu sein. Er wollte sich lösen und zur Urquelle, zu Ron, zurückfliegen. Der Akt des Erschaffens erschien mir als etwas Entsetzliches, weil ich eben dies erschaffen hatte. Meine früheren phantasievollen Ideen über das, was schön und rein war, waren durch dieses Entsetzen vergiftet worden. Liebe und Schönheit waren großartige Illusionen, der Versuch einer törichten und trotzigen Seele, etwas festzuhalten — eine Lust, die ebenfalls alles verschlingend war, ebenso wie die von Ron. Auch ich hatte den Zwang verspürt, etwas zu erschaffen, um meine Existenz zu rechtfertigen, um die drohende Leere auszufüllen.

Am liebsten hätte ich Ron für diese Art von Bewußtsein gedankt, das er mir im Hinblick auf mein wahres Selbst vermittelt hatte. Er konnte mich jedenfalls nicht als undankbar anklagen.

Die Visionen ereigneten sich immer öfter. Ich wußte, daß ich dabei war, den Verstand zu verlieren. Man hatte mir etwas weggenommen und dafür etwas anderes eingesetzt. Zuweilen konnte ich das Ding in meinem Kopf spüren, wie es versuchte, sich nach draußen durchzufressen. Einmal hatte ich die fixe Idee, daß mein Gehirn aus Treibsand bestand, der durch ein Loch mit gurgelnden Geräuschen abgesaugt

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wurde. Ein anderes Mal war es ein Loch im Sofa, das eine Zigarette hineingebrannt hatte, und mein Gehirn war der dünne Rauch, der kräuselnd nach oben stieg. Alles, was mir begegnete, war mir zutiefst zuwider: Farben, Gedanken, Erinnerungen, Gesichter. Entsetzen packte mich über die Gewalt von Rons Schöpfung, während ich die Dinge seinen verrückten Visionen entsprechend zu sehen begann. Eine Straßenecke wurde für mich zur Erinnerung an ein vergangenes Leben in einer anderen Welt. Zeit und Maß hatten ihre Bedeutung verloren:

unsere Erde und ein anderer Planet — alles war identisch. Ein gewaltiger Schmerz breitete sich in mir aus, als ich eine grüne Wiese sah und meinte, ein Raumschiff zu erkennen, das mit meinen Lieben an Bord zu einem fremden Himmel startete.

Die Krankheit machte mich fertig. Es wurde immer schwieriger, Jeden neuen Tag zu bestehen. Ständig brauchte ich Schlaf. Ich hatte nur noch wenig Kraft, um gegen meine Erschöpfung und meine Apathie anzukämpfen. Schließlich ergab ich mich meinen Depressionen. Jeden Morgen erwachte ich mit Trauer und dem Gefühl der Vergeblichkeit. Ich hatte nichts mehr, was ich tun wollte. Die Barbarenwelt war mir bedeutungslos geworden. Ich fing an zu beten, damit ich wieder werden konnte, wie ich zuvor gewesen war. Voller Schwächen und Hoffnungen, ohne Sorgen. Wie wunderbar war mein Leben gewesen. Ich hatte Fehler gemacht und Pläne geschmiedet. Ich hatte gehurt und Zeit verschwendet. Völlig klar beobachtete ich die schrecklichen Dinge, die mein Gehirn anrichtete, und zog Vergleiche zu seinem früheren Zustand — den ersten Gedanken am Morgen, der Art, wie es auf Bilder und Töne reagiert hatte. Das alles konnte ich nicht mehr zurückholen. Ich beneidete alle Menschen um ihr erdverbundenes Bewußtsein, um ihre Alltagssorgen. Ich hatte gehofft, daß ich mich von ihnen unterscheiden würde. Warum war ich nur nicht dafür dankbar gewesen, was mir zuteil geworden war.

(Diese Seiten beschreiben mein Leben während der letzten Tage, ehe ich mich in eine psychiatrische Anstalt im Staate New York einliefern ließ, wo ich mich zu den nervenkranken und von Depressionen heimgesuchten Menschen der Barbarenwelt gesellte.)

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Teil V Die Rückkehr

Daraus schloß ich, daß die relativ Gesunden fähig sind, sich durch Beweise überzeugen zu lassen. Die Wahnsinnigen können das nicht.
L. RON HUBBARD

Man sollte meinen, ich hätte von der Scientology genug gehabt. Es war sehr viel schwieriger gewesen herauszukommen, als hinein. Die Heilanstalt bedeutete Überleben — eine vorübergehende Zufluchtsstätte — keine endgültige Heilung, keine Befreiung von meinen Illusionen. Ich sollte zur Agentur zurückkehren, um die Herausforderungen des Auditierens abermals auf mich zu nehmen. Daß ich überhaupt noch etwas mit Gerald Tiber zu tun haben wollte, nach allem, was sich bisher ereignet hatte, mag für den Leser der absolute Gipfel des Wahnsinns sein. Aber im Rückblick erscheint mir die Rückkehr in die Agentur als Symbol für den ersten Schimmer einer Heilung; sie führte zu meinem endgültigen Bruch mit der Scientology, obwohl ich nicht behaupten könnte, daß ich es so geplant hätte.

Die Review-Sitzungen mit Gerald dauerten fünf oder sechs Wochen. Im einzelnen will ich sie nicht darstellen. Zuerst wurde ich ein OT IV ... Doch ich will nicht vorgreifen.

Nach fünf Wochen wurde ich aus der Heilanstalt entlassen. Die Bedingung war, daß ich zu meinem Vater ziehen sollte. Langsam vergingen zu Hause die Wochen, schon zehn Monate war ich dort, und noch immer fühlte ich mich nicht bereit, nach New York zurückzukehren. Dann kam Felicias Anruf. Sie und Gerald waren in Los Angeles gewesen und als Auditoren OT VI Klasse VIII und außerdem als Mann und Frau nach New York zurückgekehrt. Klasse VIII war ein neuer Kurs für Elite-Auditoren. In seinem Mittelpunkt hatte der OT III-Prozeß gestanden. Diese Stufe hatte, wie Felicia mir erzählte, bei vielen Scientologen große Zwischenfälle verursacht, und Hubbard hatte tiefgreifende Veränderungen vorsehen müssen. Zum Beispiel brauchte man sich für OT III nicht mehr selbst zu auditieren, sondern man mußte das durch Klasse VIII-Auditoren machen lassen. Felicia sprach voller Enthusiasmus über meine Rückkehr nach New York: "Jetzt haben wir alle Antworten und wissen, warum du in Schwierigkeiten geraten bist, jetzt können wir dir helfen. Vor allem können wir dich durch die Stufen OT III und OT IV auditieren."

Ich sei noch erschöpft, sagte ich, ich wolle erst darüber nachdenken, vermutlich könne ich mich nicht dazu entschließen.

"Wir waren selbst drauf und dran, die Scientology fallenzulassen, nach allem, was dir passiert ist", fuhr Felicia fort. "Dann gestattete uns Ron, den Klasse VIII Kurs umsonst zu besuchen. Er kostet gewöhnlich tausend Dollar. Wenn es nicht so gekommen wäre, wüßten wir nicht, was wir getan hätten. Glaub mir, in erster Linie sind wir

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nach Los Angeles gegangen, damit wir dir helfen können." Ich hatte kaum den Hörer aufgelegt, als ich mir meine Absage noch einmal zu überlegen begann. Hubbard hatte also zugegeben, daß seine Technik unvollkommen gewesen war. Er hatte die gefährlichen Stufen OT III und IV völlig neu aufgebaut. Er hatte also doch menschliche Züge. Ärzte, Freunde und Verwandte hatten alles Erdenkliche für mich getan, und ich konnte noch immer nicht unabhängig leben. Man hatte mir geraten, nicht mehr an die Scientology zu denken. Obwohl mir das ganz gut gelungen war, war ihr drohender Schatten noch nicht verschwunden. Das hatte mir am meisten geschadet. Ich war noch immer zutiefst deprimiert. Vielleicht erzielten die Tibers Resultate, wo die Barbarenwelt versagt hatte. In der Sicherheit des Penthouse wollte ich beweisen, daß ich meine Furcht vor dem Auditieren und vor dem E-Meter überwunden hatte. Das war wirklich die größte Illusion: daß Scientology-Technik die Scientology-Krankheit kurieren könnte.

Mir ging es auch darum, daß die Tibers eine Chance zur Wiedergutmachung bekamen: sie fühlten sich verantwortlich für meine Englandreise und hatten sehr viel getan, um mir zu helfen. Wir konnten wieder die besten Freunde sein.

Schwärme

"Eine der Entdeckungen von Ron", sagte Gerald, um mir einen R-Faktor zu geben, "war die Tatsache, daß viele Schüler der oberen Stufen sich wegen ARC-Brüchen, PTPs und Withholds auditierten, genau wie in deinem Fall. Auch du hast dich wochenlang wegen Withholds auditiert und hast drastische ARC-Brüche mit allem produziert, und zwar von dem Moment an, als du dich im Hill zum erstenmal in eine Schlange eingereiht hast. Ein Klasse VIII-Auditor muß das alles zu Beginn einer jeden Sitzung ausräumen."

Mein einziger Withhold (= heimlicher verbotener Akt), seitdem ich New York verlassen hatte, waren einige Bemerkungen über die Scientology in der Heilanstalt. Gerald war besorgt: "Warum hast du das getan? Der Amerikanische Psychiatrische Verband könnte das gegen unsere Organisation ausnutzen."

Als nächstes überprüfte Gerald, ob noch Körperthetanen zurückgeblieben waren. "Weißt du noch, wie du mir erzählt hast, daß du tagelang Bilder von Göttern, Teufeln und der ganzen R6 Bank gesehen hast? Das heißt jetzt, daß 'Dreißig-Tage-Rennen'. Genau das ist dir passiert:

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Du bist in das Dreißig-Tage-Rennen geraten."

Eine Person wird mit anderen Seelen "zusammengepackt ..." in einen Ring gestellt. Dann wird so lange elektronisch auf sie eingehämmert, bis sie miteinander verschmelzen.
L. RON HUBBARD

"Es kann sein, daß mehrere Körper-Thetanen vorhanden sind, ein ganzes Bündel an derselben Stelle", fügte er hinzu. "Diese Gruppen werden 'Schwärme' genannt. Das will ich auf dem E-Meter überprüfen. 'Ist ein Schwarm da?' Das hat eine Nadel-Reaktion erbracht. Was meinst du selbst dazu?"

"Vielleicht ist ein solcher Schwarm da", räumte ich ein."In Ordnung, dann auditieren wir ihn durch Vorfall I." Das setzten wir ziemlich lange fort. Wir suchten nach Körper-Thetanen, die in Schwärmen auftraten, und auditierten sie durch Vorfall I. Ich langweilte mich unendlich. "Gerald, es sind keine Körper-Thetanen mehr da — um ehrlich zu sein, ich bezweifle, ob je welche da waren — in Wirklichkeit gibt es überhaupt keine Körper-Thetanen — ich glaube, daß ist alles purer Schwachsinn.""Bei den Worten 'purer Schwachsinn' hattest du eine schwebende Nadel. Vielleicht ist es purer Schwachsinn. Ich möchte nur vollkommen sicher sein, daß sich keine mehr herumtreiben." Nach mehrfachen Überprüfungen und schwebenden Nadeln erklärte Gerald, daß absolut kein Zweifel mehr bestehe, daß ich ein OT III sei.

Außer-Sich-Sein

Die spezifischen Vorfälle, die du auditieren mußt, haben in diesem Stadium allein zum Ziel, eine willentliche und kontrollierte Trennung zwischen dem MEST-Körper und dem Theta-Körper herbeizuführen. Das erreicht man sehr viel leichter, als man zunächst glauben möchte.
L. RON HUBBARD

Die OT IV Materialien enthielten an erster Stelle genaue Prüfungen und Gegenprüfungen, um doppelt sicherzustellen, daß keine ARC-Brüche, PTPs (= gegenwärtige Probleme) oder Withholds zurückgeblieben waren. In dieser Stufe ging es um eine genaue Suche nach Engrammen auf der Zeitspur. Ein Bulletin enthielt die Liste mit den

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unter Umständen noch immer lauernden Engrammen: "Unterdrükkung", "Überwältigung", usw. Gerald las mir die Liste vor und wartete gleichzeitig auf die Nadel-Reaktionen. Ich sagte: "Es gibt keine Engramme mehr. Ich bin sie alle schon vor langer Zeit losgeworden.""O.K. Ich möchte nur absolut sicher gehen.""Gerald, glaub mir doch: es sind wirklich keine mehr da.""Bist du völlig sicher?""Völlig."

"Dann erlaube mir eine Frage: 'Wo bist du eben jetzt?'" Ich dachte darüber nach. Er mußte einen Grund zu der Annahme haben, daß ich jetzt außer mir sei. Aber ich fand nicht, daß ich mich außerhalb meines Körpers befände.

"Ich weiß nicht — im Augenblick fühle ich mich ganz wohl — aber ich meine, daß ich mich höchstwahrscheinlich in meinem Körper befinde."

"So, ich habe auf der Skala aber eine Reaktion, die als die 'Außer-Sich-Nadel' bekannt ist — ein Schweben, das sich auf die gesamte Skala erstreckt. 'Bist du außer dir in deinem eigenen Universum?'" Ich wußte nicht, was das heißen sollte, und Geralds Erklärung half mir auch nicht weiter.

"Alles deutet darauf hin", sagte er, "daß du ein OT IV bist. Wie findest du das?"

"Ich glaube, ich bin bereit, es zu akzeptieren. Wie gesagt, ich fühle mich sehr wohl."

"Großartig! Vermutlich bist du augenblicklich 'außer die in deinem eigenen Universum'. Alles Übrige wird sich zu gegebener Zeit einstellen. Herzliche Glückwünsche, Königliche Hoheit: ich möchte die Tatsache bestätigen, daß du wirklich und endgültig ein OT IV bist!"

Der Löwe des reaktiven Geistes

In einem vornehmen französischen Restaurant feierten die Tibers und ich meinen Sieg. Bei der zweiten Flasche Wein brachte Gerald Felicia und mich zum hemmungslosen Lachen, indem er Geschichten aus der AOLA (Fortgeschrittene Organisation Los Angeles) zum Besten gab. Er hatte viele Leute zur Stufe eines OT IV auditiert. Ein Klasse VIII Auditor war berechtigt, "jeden PC in jeder Situation zu jeder Zeit" zu behandeln, und er war an einige beachtliche Schwachköpfe geraten. Einer davon war ein junger Mann, der bei

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OT III in Schwierigkeiten geraten war. Als Gerald ihm das erste Kommando erteilte: 'Suche einen Körper-Thetan!' hatte er mit einem irren Grinsen geantwortet: "Wie könnte ich? Ich bin nicht ich — mich gibt es nicht. Mein Ich verschwand bei einem Vorfall. Ich bin einer von IHNEN! HAHAHAHA!""Konntest du ihn zusammenflicken?"

"Klar. Ich auditierte einfach die Vorfälle I und II sooft wie nötig." Geralds Meisterleistung bezog sich auf niemand anders als auf unseren alten Freund Maurice Moussorgsky. Felicia und ich hörten hingerissen zu, als Gerald uns jede Einzelheit kundtat: "Maurice konnte man unmöglich auditieren. Er war so schwierig, daß es keinen in der AOLA mehr gab, der ihn hätte auditieren können. Sie bettelten mich darum. Nicht für Geld und gute Worte, antwortete ich. Schließlich ließ ich mich doch herumkriegen. Ich merkte sofort, warum die anderen Klasse VIII Auditoren sich geweigert hatten. Ständig unterbrach er die Sitzung, indem er meine Auditier-Technik kritisierte. Nach Stunden gelangen mir erste Fortschritte. Da schmetterte Maurice seine Faust auf den Tisch und brüllte: 'Ich hab's. Endlich weiß ich, welche Qualitäten ich habe: ich bin ein Löwe! BWAAAAA!' 'Danke. Wir kommen zum nächsten Auditionskommando —c 'Fein. Ich werde auf den ...' damit begab sich Maurice auf allen vieren auf den Boden und wieder brüllte er: 'BWAAA!' 'Gut' sagte ich, 'nimm die Büchsen, bitte !' 'BWAAA!' antwortete Maurice, während er weiter auf allen vieren um den Tisch herum kroch. — ..."

"Konntest du ihn wieder davon abbringen", fragte ich schwach vor Lachen.

"Klar. Es ist immer das gleiche, die Vorfälle I und II." Gerald mußte seine Stimme senken. Wir hatten so laut gelacht, daß die Leute an den anderen Tischen auf uns aufmerksam wurden. Nach dem Abendessen blieben wir noch über einem Glas Brandy in dem Lokal sitzen, wobei wir unsere Bemerkungen über die Leute an den anderen Tischen austauschten.

"Du kannst erwarten, daß du schon bald im Besitz deiner neuen Macht sein wirst", sagte Felicia. "Die Dinge sind dir jetzt Untertan. Konzentriere dein Bewußtsein auf das Mädchen dort drüben, die in dem roten Kleid... Ich wette, du bringst es fertig, daß sie sich am Oberschenkel kratzt."

Ich furchte meine Augenbrauen. Das Mädchen griff nach der Speisekarte.

"Siehst du!" rief sie triumphierend. "Schon bald wirst du in der Lage sein ... Du wirst es nicht glauben! Gerald und ich haben in

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letzter Zeit damit experimentiert. Wir projizieren MEST-Körper-Gefühle astral, falls du verstehst, was ich ausdrücken möchte."

"M-Meinst du etwa ein T-theta-Bumsen?"

"Genau."

"Kannst du das auch mit anderen Menschen machen?"

"Nicht mit anderen Menschen...mit einem Menschen. Gerald und ich, wir waren uns immer treu."

Geistige Kopien

Die Bilder sind übrigens einfache Übersichten, Stilleben von leeren Bauplätzen, Häusern, Hinterhöfen oder von einer früheren Periode der Erde.
L. RON HUBBARD

Am nächsten Morgen erwachte ich mit Angst. Ich verabredete mit Gerald eine Review-Sitzung, während der ich ihm meinen Zustand beschrieb. Wir beschlossen, um Zeit zu sparen, das Wort ES als Symbol der negativen Emotionen zu verwenden."Ich möchte, daß du deine Augen schließt und dir im Geist eine Kopie davon machst", sagte Gerald."Wie meinst du — soll ich mir ES vorstellen?""Wie du meinst, hast du verstanden? Nun mach noch eine Kopie von diesem ES und noch eine und noch eine und noch eine. Gut. Nun klumpe sie zusammen, daß sie eins werden — nun vernichte ES — nun bring ES zurück — nun zerstöre ES — egal wie — wirf ES vom Dachgarten hinunter, spüle ES die Toilette hinunter, wie du es machst, ist mir egal. Du mußt ES nur zerstören." Das ließ er mich immer wieder tun."Warum machen wir das?" fragte ich.

"Du erschaffst etwas, ein Ding, das wir ES nennen wollten, und zwar zwanghaft. Du kannst das nicht kontrollieren. Der Prozeß, den wir gerade durchgeführt haben, gibt dir die Fähigkeit, sowohl zu zerstören, wie zu erschaffen. Du brauchst beide Fähigkeiten, mußt du wissen."

Während Gerald noch sprach, erschuf ich wie unter Zwang. Im ersten Teil der Sitzung stand mir ein Bild ständig vor Augen: ein Berg mit schneebedecktem Gipfel, gewichtig, ein Urbild unbeweglicher Masse. An den entgegengesetzten Seiten seiner Basis waren der Plus- und der Minuspol, zwischen beiden schossen elektrische Ladungen hin und her wie Leuchtkugeln. Dann kam ein Kurzschluß in dem Bild zu-

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stande, es vermischte sich mit anderen, die in schneller Folge explodierten, wie die Zellen in einem Zeitraffer-Film über das Wachstum von Pflanzen. Da waren Zimmer in verschiedenen Ländern — in kleinen Städten — wo die Menschen saßen, isoliert, Milliarden Jahre lang, immer nur auf etwas wartend, eingeschlossen in der Dumpfheit ihrer Möbel und in ihrer Einsamkeit.

Es hat nichts zu tun mit Hypnose, Scharlatanerie oder Theosophie.
L. RON HUBBARD

"Setz die Büchsen einen Moment ab. Wie fühlst du dich jetzt gerade?"

"Sehr zittrig."

"O.K. Als nächstes möchte ich, daß du hinunter auf die Straße gehst und dir vorstellst, daß ES in die Leute eindringt, die dir entgegen kommen. Mach' das etwa eine Stunde lang."

"Tut mir leid, Gerald. Das kann ich nicht."

"Warum, um Himmels willen, Mann. Es ist doch zu deinem Besten."

"Vielleicht, aber ich möchte nicht in jemand anderen projizieren, was mich quält."

"Hör zu, das ist vollkommen harmlos — es dient nur dazu, dir mehr Kontrolle über dein eigenes Universum zu verschaffen."

Ich zögerte. Der Vorschlag hatte etwas Teuflisches an sich. Es war wie Schwarze Magie.

"Ich bringe es nicht fertig, Gerald. Vielleicht ist es ungefährlich, wie du sagst. Aber ich möchte kein Risiko eingehen."

"Fein, Bob." Er glaubte, ich wolle mich drücken. "Wenn du nicht willst, dann willst du eben nicht. Dann mach es doch mit der Wand dort drüben. Dagegen kannst du doch nichts haben."

Er ließ mich ES ein Dutzendmal in die Wand projizieren.

Qualitäten

Das Betragen des Thetanen...war oft eine Kopie von etwas, das er aus früheren Existenzen übernommen hatte...Man hat festgestellt, daß Verrückte sich häufig nach ihren früheren Existenzen richten und nicht nach ihren Thetanen.
L. RON HUBBARD

"Eins ist mir schon die ganze Zeit aufgefallen", sagte Felicia. "Du scheinst zwei entgegengesetzte Pole zu dramatisieren, einen positiven

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und einen negativen — den einen begrüßt du, den anderen kannst du nicht ertragen. Auch früher gab es Mißverständnisse, aber jetzt, scheint es, bist du ein ganz anderer geworden. Vielleicht bist du jetzt zwei Wesen. Wenn es dir recht ist, dann prüfen wir das einmal nach. Wir machen eine Liste deiner verschiedenen Qualitäten, und die einen nennen wir die positiven und die anderen die negativen.<c Die Liste wurde in zwei Kolonnen aufgestellt. "Diese erste Kolonne", sagte Felicia, "besteht aus Glück, Fröhlichkeit, Selbstvertrauen — das sind die Dinge, die du ersehnst, nicht wahr? Scheint es dir nicht, als ob die Dinge in der zweiten Kolonne ganz woanders her kommen, als ob du in den Werten von jemand anderem stecken würdest? Ich möchte herausbekommen, wen oder was du dramatisierst. Fällt dir etwas ein? Wer in deinem Leben war für dich ein lebendes Beispiel für die Eigenschaften der Kolonne zwei?""Einige von den Mädchen, die ich kannte.""Du hast also mehr als eine Frau gekannt, mit denen sich die negative Liste in Verbindung bringen läßt? Von denen du meinst, daß sie von Furcht und Depressionen beherrscht waren?""Sicher, wenigstens zeitweise. Ich meine, daß es nie völlig ausgeschlossen war."

Felicias Augen weiteten sich. "Ich habe eine Idee, stell dir vor, du hast die Werte einer ganzen Schar von Frauen in dein Leben übertragen — das ist möglicherweise ein 'Schwärm von Mädchen!'" Außerhalb der Sitzung hatten wir ein S&D durchgeführt, wir hatten eine klare Feststellung getroffen, und ich wartete auf die Erleichterung, die einer so wertvollen Enthüllung hätte folgen sollen. Aber dann ging mir sofort auf, daß der "Schwarm von Mädchen" Felicias Offenbarung war und nicht meine. Ihre Erkenntnis muß ihr zu einer schwebenden Nadel solchen Ausmaßes verholfen haben, daß ein E-Meter, dreimal so groß wie normal, dafür zu klein gewesen wäre.

Wie-Sein-heit produzieren

Der Auditor sollte nicht erschrecken, wenn — für den Preclear — große Brocken der UMGEBUNG zu verschwinden beginnen.
L. RON HUBBARD

Felicia hatte noch eine Idee. Sie forderte mich auf, mich an Hubbards Axiome zu erinnern. Das fiel mir nicht schwer. Bill Burgmuller und ich

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hatten Stunden damit verbracht, die ersten zwölf auswendig zu lernen. Eins von ihnen hatte mit "Wie-Sein-heit" zu tun, dem "Zustand der unmittelbaren Erschaffung ohne Fortdauer, der sich von anderen Betrachtungen dadurch unterscheidet, daß er kein Überleben oder Fortbestehen enthält." Ron hatte die Behauptung aufgestellt, wenn man sich von etwas ein vollkommenes geistiges Abbild mache, dann würde dieses Etwas verschwinden. Dieser Vorgang hieß dementsprechend:

"Wie-Sein-heit produzieren." Engramme erneut zu durchleben, Punkte aufzurufen, geistige Kopien zu machen — allen diesen Auditionsprozessen lag die Theorie von "Wie-Sein-heit produzieren" zugrunde; gemeint war ein Prozeß der Auflösung und Vernichtung von allem, was Ron Hubbard als negativ ansah. Theoretisch sollte man bewirken können, daß die Materie — das ganze MEST-Universum — durch"Wie-Sein-heit produzieren" verdampfte. Das führte dazu, daß manche Scientologen zum Beispiel sagen konnten, "ich habe 'Wie-Sein-heit' meines Schnupfens produziert; meine Nase läuft nicht mehr." Felicia meinte, in meinen positiven Perioden, wenn ich wirklich ich selbst sei, mein Glück genieße und darum bange, es für immer zu bewahren, mache ich versehentlich eine Kopie meines Zustandes. Dadurch produziere ich schließlich "Wie-Sein-heit" meines Glücks, das heißt, ich lasse es verschwinden.

"Was kann ich aber tun, um nicht mehr Wie-Sein-heit des Glücks zu produzieren?"

"Klammere dich nicht an die guten Augenblicke — laß sie passieren, wenn sie passieren. Denn derselbe Mechanismus bringt dich dazu, die schlechten Augenblicke zu zementieren, das und nichts anderes bewirkt das gewaltsame Verneinen der Wie-Sein-heit. Du kannst das Unglück nicht ertragen, du willst, daß es verschwindet, und gerade dadurch hältst du es fest. Es ist also am besten, wenn du dich entspannst, wenn du auch den Schattenseiten des Lebens ihr Recht gibst. Wenn ES auftritt, begrüße ES, bestätige ES. Wenn du Widerstand leistest, zeigst daß du ES nicht ertragen kannst. Du mußt aber fähig sein, etwas zu haben und gleichzeitig nicht zu haben, wenn du verstehst, was ich meine."

Bevor ich ging, überprüfte mich Gerald mit dem E-Meter. Er fragte mich, wie ich mich jetzt fühle.

"Felicia hat mir einige Ratschläge gegeben, aber ich bin nicht sicher, ob ich sie befolgen kann. Sie erinnern mich an positive Autosuggestion ... ist das alles, worauf die Scientology zu guter Letzt hinausläuft?"

"Das ist nicht ganz falsch. In gewissem Maß gehört Autosuggestion zu allem, was wir tun."

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"Gerald, wie steht es jetzt? Mir scheint, wir kommen nicht weiter.""Wir haben mit den Review-Sitzungen noch nicht einmal richtig angefangen, Euer Majestät! Laß dich nicht entmutigen. Ich habe über 2000 PCs behandelt und war immer erfolgreich!" Er nannte mir noch eine Übung, die ich zuhause durchführen solle. Ich mußte mich mit geschlossenen Augen mitten in mein Zimmer setzen und eine halbe Stunde lang alle vier Ecken meines Zimmers im Bewußtsein halten. Es erinnerte stark an das Feststellen des Lichtes und war so unerträglich, daß ich nach zehn Minuten aufgeben mußte. Gerald brachte ein unangenehmes Thema zur Sprache: Geld!"Ich spreche nicht gern davon, mein Alter, aber ich bin schrecklich knapp bei Kasse und ich habe dich viele Stunden lang auditiert. Könntest du mir das bald bezahlen?"

"Aber du hast doch gesagt, die Review-Sitzungen seien gratis!""Mein Bester, das war vor Monaten, im September. Du kannst nicht erwarten, daß ich alles umsonst tue. Ich habe eine Rechnung zusammengestellt ... hier!" Auf dem Zettel war jede einzelne Stunde bis zum heutigen Tage aufgeführt. "Ich habe dir denkbar gute Bedingungen gewährt: 50% auf den OT IV, selbst das ist noch nach unten abgerundet. Die Review kostet nur 25 Dollar die Stunde, obwohl wir eigentlich die Preise erhöht haben." Insgesamt betrug die Rechnung 700 Dollar."Aber ich habe in Schottland doch schon für OT IV im voraus bezahlt, ebenso für alle folgenden Stufen. Willst du mich doppelt bezahlen lassen? Wenn du das Geld so nötig hast, solltest du es von der AOUK verlangen. Sie haben es von mir bekommen!""Du weißt, wie sie sich anstellen, wenn es ums Geld geht. Die geben mir keinen roten Cent! Ich habe die Arbeit getan, damit habe ich das Geld verdient!"

"Ich weiß nicht Gerald. Laß mir Bedenkzeit. Vielleicht sollte ich dich für die Review-Sitzungen bezahlen, aber nicht für OT III und IV. Mach dir keine Sorgen, du bekommst auf jeden Fall etwas."

Engramme

Die nächste Review-Sitzung begann verspätet. Die Tibers hatten einen Besucher, der die Kleriker-Kleidung der Scientology-Kirche trug. Ich war bitter enttäuscht, auch wenn ich einsah, warum Gerald die feuchtfröhliche Unterhaltung mit ihm nicht abbrechen wollte: der Besucher war John McMasters, berühmt als erster Clear der Geschichte und als

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in der ganzen Welt erfolgreicher Missionar. Gerald versuchte, McMasters für seine Agentur zu gewinnen, was ihm einen Vorteil nicht nur gegenüber allen übrigen Agenturen in New York, sondern auch gegenüber der Org verschafft hätte, mit der er ständig in Fehde lebte.

McMasters war ein wenig angeheitert. Mit weit ausladenden Gebärden und hochrotem Gesicht ging er auf den religiösen Aspekt von Rons Lehren ein. "Welch eine Freude, die Thetanen, viele Tausende von ihnen, überall zu entdecken . . in Steinen, im Holz, in kleinen Kohlestücken. Millionen Jahre saßen sie in der Falle, weil sie nicht wußten, daß sie frei waren. Und ich habe jetzt die Macht, sie zu befreien. Es ist wie eine neue Release für mich selbst, wenn ich ihnen die Release verschaffe. Vor kurzem ging ich in einem wundervollen Wald spazieren . . . ich fühlte die Liebe überall um mich her . . . nie in meinem Leben habe ich mich so vollkommen glücklich gefühlt. Das war TOTALE FREIHEIT. Und plötzlich wußte ich, daß ich mit Präsident Johnson in Kontakt treten und ihn telepathisch auditieren konnte. Das tat sich, ich brachte ihn bis zum Power-Release ..."

Es dauerte eine Ewigkeit, bis McMasters endlich ging und die Review-Sitzung begann.

Das klebrige Grau des späten Nachmittags sickerte durch die Fenster. Ich hatte geglaubt, die Engramme hinter mir zu haben; der Gedanke, ein weiteres zu auditieren, war mir zuwider. Aber wie hatte Ron gesagt: "Der Weg nach draußen ist der Weg hindurch!" Ich sah mich in einer Gefängniszelle. Eine Schlinge wurde mir um den Hals gelegt. Ich ging zu Boden, die Büchsen noch immer in den Händen, ich würgte. Mein Kopf geriet in konvulsivische Zuckungen, als wolle er sich selbst von meinem Hals abtrennen. Jetzt ergriffen die Zuckungen wie bei einem epileptischen Anfall meinen ganzen Körper. Meine Glieder hämmerten auf den Boden. Wieder würgte ich und versuchte, mich auf den Teppich zu übergeben. Aber es kam nur Schleim. Der Anfall dauerte lange. Schließlich lag ich bewegungslos und erschöpft auf dem Boden.

Gerald auditierte mich von neuem durch den Vorfall. Aber es war kaum mehr Ladung vorhanden. "Glückwünsche, Hoheit. Nun kann niemand sagen, daß du nicht richtig auf Engramme auditiert worden wärest! Wie geht es dir jetzt?"

"Mir ist ganz entsetzlich. Ich weiß kaum, wo ich bin. Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn ich die Wohnung verlasse.""Königliche Hoheit, eins sollst du wissen: ich helfe dir aus dieser Sache heraus. Du kannst dich auf mich verlassen — du hast mein Wort als Auditor und als Freund. Ganz gleich, was getan werden muß — ich bin bei dir, bis es vorbei ist. Ich will nur, daß du wieder gesund wirst."

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Ich stand an der Tür und bettelte, daß Gerald mich nicht bis zum nächsten Tag auf die Fortsetzung des Auditierens warten lassen solle."Jetzt kann ich nichts mehr für dich tun", sagte Gerald. "Ein anderer PC trifft in fünf Minuten hier ein. Du mußt es einfach ablehnen, dich durch Engramme beunruhigen zu lassen. Sag Dir: 'Zur Hölle mit ihnen, ich lasse mir den Tag nicht durch ein dummes Engramm verderben!' Du mußt darüber stehen — sei glücklich, lächle, scherze — O.K.?"

"Um Gottes willen..." "Gut! Nun bleib glücklich und lächle. Wir sehen uns morgen."

Der Tiber-Effekt

...unterbinde, Auditor, jeden Unsinn wie Mystizismus, Spiritualismus oder Religion.
L. RON HUBBARD

"Kennst du jemanden, der dich verhexen könnte? Diese Möglichkeit dürfen wir nicht außer acht lassen. Lach nicht, Sir, es gibt viel unter der Sonne, Horatio — und es gibt solche Dinge wie Zaubersprüche und Hexerei. Ich weiß Bescheid. Ich habe mich mit Schwarzer Magie beschäftigt, bevor ich zur Scientology kam.""Ist dies einer von Rons Prozessen?"

"Gewissermaßen ja. Es kommt alles so ziemlich auf das gleiche heraus. So sehe ich das jedenfalls an. Wir nennen es 'Para-Scientology' oder noch besser den 'Tiber-Effekt.' Nun, kommst du auf jemanden?""Vorhin, als du mich zuerst gefragt hast, zitterte ich bei dem Gedanken, jemand könne mich mit einem Zauber belegt haben. Ich hatte schon oft das Gefühl, daß es so sein könnte. Es ist verrückt, und doch ... es könnte eins von den Mädchen gewesen sein ...""Ist es 'eins von den Mädchen?'""Nein."

"Fein. Aber vielleicht möchte sich jemand, der tot ist, dir nähern.""Sicher, meine Mutter."

"Aha, deine Mutter. Warst du bei ihr, als sie starb?""Nein, ich war in San Franzisko.""Gut. Ist dir damals etwas Ungewöhnliches zugestoßen?""Am Tag vor ihrem Tode habe ich von ihr geträumt.""Ist deine Mutter in jenem Moment in deinen Körper eingedrungen?""Wie, zum Teufel, sollte ich das wissen? Ich glaube kaum."

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"Nun Bob, ich will dir um nichts in der Welt etwas suggerieren. Ich halte es nur für eine ganz schwache Möglichkeit — eine interessante Theorie, daß deine Mutter im Moment jenes Traumes in dich eingedrungen ist. Könntest du das für einen Moment akzeptieren . . . nur zum Spaß?""Warum nicht?"

"Gut. Gibt es nun einen Grund, warum sie das hätte tun wollen? Ich meine, nicht nur um dir zu schaden, sondern in guter Absicht?""Ich weiß nicht."

"Aber warum hätte sie es sonst getan. Du weißt, ich will dir nichts suggerieren."

"Wir hatten eine tiefe Beziehung zueinander, und ich war seit zwei Jahren fort von zuhause."

"In Ordnung, Euer Ehren, ich möchte, daß du auf telepathischem Wege mit deiner Mutter Kontakt aufnimmst, und wenn du das getan hast, werde ich sie durch den Power-Prozeß auditieren und sie davon befreien, daß sie in deiner Nähe sein muß. O.K.? Wir fangen sofort mit dem ARC-Prozeß an."

Während des nun folgenden Auditierens sprach Gerald meine Mutter an; ohne nachzudenken beantwortete ich seine Fragen. Eine schwebende Nadel beendete den ARC-Prozeß nach wenigen Fragen. Als Secundarien gab ich — beziehungsweise meine Mutter — einen verlorenen Ring an und sie wurde auch für diese Stufe zur Release erklärt. Das Engramm war eine Ohrfeige, die meine Mutter mir gegeben hatte. Wenig später kam für meine Mutter die Release für Kommunikation, Probleme und den Rest. Ich äußerte ihre Probleme und ARC-Brüche. All das kam so spontan, als sei ich ein Kanal, durch den Geralds psychischer Kontakt mit ihr geflossen wäre. Er redete meine Mutter ausgesucht höflich an, bestätigte jeweils so angenehm wie möglich und senkte seine Stimme, als stünde er mitten zwischen dem schweren Duft der Blumen in einem Beerdigungsinstitut."Wie lange muß ich dabei noch mitspielen", fragte ich mich. "Bin ich eigentlich bereit, alles zu glauben, mich auf jedes Niveau einzulassen, wenn es nur den Anschein hat, mir zu helfen?""Ich möchte feststellen, daß Sie eine Power-Release sind", sagte Gerald zu meiner Mutter. "Welche Fortschritte haben Sie dadurch erzielt?""Ich glaube, ich fühle mich glücklicher und freier.""Fein. Dann möchte ich Sie fragen, ob Sie frei genug sind, Ihren Sohn zu verlassen. Sie wissen jetzt, daß Sie einander nicht mehr brauchen, daß er wieder gesund sein wird, und daß Sie froh sein können, wieder Ihre eigenen Wege zu gehen?" "Ja."

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"Danke. Dann möchte ich feststellen, Bob, daß deine Mutter in der Tat die Freiheit hat, deinen Körper zu verlassen und ihre eigenen Wege zu gehen. Hat sie das getan?"

"Ja."

"O.K. Daswär's."

Draußen im Wohnzimmer wechselten wir mit Felicia wissende Blicke, um anzudeuten, daß wir eine außerordentlich erfolgreiche Sitzung hinter uns hatten. Bei einem festlichen Lunch in einem nahen Restaurant machte ich einen geschmacklosen Witz über die Möglichkeit, auch für meine Mutter ein Gedeck aufzulegen.

Der Dreifach-Prozeß

"Wir werden heute etwas ganz Neues anfangen", sagte Gerald und rieb sich vergnügt die Hände, "Ron ist soeben mit ganz neuem Material über die unteren Stufen herausgekommen. Das macht erforderlich, sie alle erneut durch Power zu auditieren! Seine Entdeckung:

Außer den bekannten Bewegungen in den Prozessen — du weißt schon, du tust jemandem etwas und jemand tut dir etwas — gibt es eine dritte: jemand tut jemand anderem etwas an. Der dreifache Prozeß gehört jetzt zu allen Graden. Alle Scientologen müssen sich ihm unterziehen."

"Heißt das, jeder Scientologe muß in eine Org gehen und den Prozeß machen lassen? Selbst wenn er in China ist?""Stimmt genau, du hast Glück. Die anderen zahlen 800 Dollar dafür."

"Aber warum sollten sie 800 Dollar für etwas zahlen, das Ron in seinem ursprünglichen Material übersehen hat?""Weil es Auditier-Zeit kostet, nehme ich an. Aber das ist es wert, Sir. Der Prozeß ist phantastisch! Felicia und ich haben uns schon darüber auditiert. Des Pudels Kern ist, daß der dreifache Prozeß alle fehlenden Fortschritte ausgleicht. Wenn man ihn absolviert hat, merkt man sofort die Fortschritte. Das hat Ron ausdrücklich erklärt." Ohne Aufenthalt eilten wir durch den neuen Prozeß, Grad für Grad. Wir wiederholten die beiden bekannten Bewegungen und fügten die dritte hinzu. Die Fragen lauteten zum Beispiel: "Sag mir ein Problem, das jemand anders hat!"

Nach jedem Grad fragte mich Gerald, wieviele Releases ich erzielt hätte. Ich verstand nicht genau, was er damit meinte, und nannte eine beliebige Zahl: 113.

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"Noch öfter?" "167."

"Danke. Der E-Meter bestätigt, daß du in Bezug auf Kommunikation eine 167 fache Release hattest."

Einige Zahlen waren extrem hoch: Der ARC-Prozeß erzielte zum Beispiel mehrere tausendmal eine Release. Nach weniger als einer Stunde waren wir fertig. Gerald fragte, wie ich den dreifachen Prozeß fände. Ich sagte, vermutlich habe er geholfen. Bevor er den E-Meter abstellte, fragte er mich, ob ich außer mir sei.

"Ich weiß nicht.""Wie oft warst du außer dir?" "706 mal."

"In Ordnung. Noch öfter?""Fast 900 — nein 873 mal.""Bist du sicher?" "873!"

"Gut, du hast eine schwebende Nadel." Ich konnte mich an kein einziges Außer-mir-sein erinnern. Ich fragte Gerald, ob es nötig sei, auch mit meiner Mutter den dreifachen Prozeß durchzuführen. Die Review-Sitzungen dauerten jetzt schon drei Wochen.

Licht im Dunkel

Der E-Meter irrt nie. Er sieht alles. Er weiß alles. Er offenbart alles.
L. RON HUBBARD

Am nächsten Tag hatte ich Streit mit Gerald. Früh um sechs wachte ich mit einem schweren Anfall von ES auf, rannte in die Agentur und holte ihn aus dem Bett, nachdem ich zwanzig Minuten lang geschellt und gegen die Haustür gepocht hatte. Er war wütend. Es war das erste Mal, daß ich ihn so sah. Ich bettelte, er solle mich auditieren. Er weigerte sich, er auditiere nie vor elf. Nach kurzem Krach ging ich.

Nach einer Stunde vertraute ich mich als einer letzten Zuflucht dem Arzt von Dag Lindberg an. Ich hoffte, er würde mich einen Tag oder zwei in Schlaf versetzen. Statt dessen gab er mir eine intravenöse Spritze mit verschiedenen Vitaminen, ohne mein Wissen mit Amphe-

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tamin angereichert. Diese Behandlung hatte eine gefährliche Wirkung: ich war bald von den Spritzen abhängig. Positiv daran war, daß sich mir ein Ausweg eröffnet hatte; die Spritzen verschafften mir Erleichterung, wo die Scientology nicht geholfen hatte. Sie befreiten mich von den verwirrenden Symptomen und ich empfand meine Krankheit mehr als etwas Körperliches. Aber ohne meine tägliche Spritze kamen die Symptome zurück.

Später am Tag setzte ich die Review-Sitzungen fort. Gerald schien den Krach vom gleichen Morgen vergessen zu haben. Durch die Spritzen beeinflußt, konnte ich das Auditieren nicht mehr ernst nehmen. Das half mir, meine Haltung zu überdenken. Schon in den letzten Wochen war mir eine dunkle Ahnung gekommen; sie bestand darin, daß nichts auf dem Gebiet der Scientology irgend etwas mit meinem Zustand zu tun hatte, nachdem ich nun nicht mehr mit der AOUK in Verbindung stand. Und alle Review-Sitzungen, die in einer freundlichen Atmosphäre und ohne den Druck drohender Ethik-Strafen stattgefunden hatten, waren ohne jeden Erfolg geblieben. Endlich wußte ich, daß die Scientology nicht funktionierte. Später würde ich mir logisch beweisen können, warum sie nicht funktionierte, nicht funktionieren konnte.

Schon jetzt war mir selbst der überzeugende Beweis gelungen, daß die Scientology einen Menschen in einen vollständigen Zusammenbruch treiben konnte. Jetzt war die Zeit gekommen, der Tatsache voll ins Auge zu sehen, daß mein gegenwärtiger Zustand ein Ergebnis meines eigenen verworrenen Denkens war und nichts weiter.

Etwa um diese Zeit gingen Gerald die neuen Prozesse aus. Er hackte immer wieder auf den gleichen alten Prozessen herum, ohne irgendwelche Variationen. Inzwischen sah ich in Gerald immer weniger einen OT VI und immer mehr einen gewöhnlichen Menschen. Daher wurde mir immer klarer, daß alle diese Techniken nicht den tiefen ARC-Bruch zwischen uns heilen konnten, der wegen des Geldes entstanden war, und weil er sich geweigert hatte, mich früh am Morgen zu auditieren. Es war eine fehlgeleitete Loyalität, das Vertrauen in Gerald als Freund und Helfer, und kein Rest von Glauben an die Scientology, was mich am Auditier-Tisch gehalten hatte.

Während der Präliminarien ereigneten sich schwebende Nadeln, ohne daß unser ARC-Bruch erwähnt worden wäre, was ein Withhold für sich war. Ich konnte schließlich die schwebenden Nadeln schon vorhersagen. Zweimal beobachtete ich, daß sie sich einstellten, wenn ich"Gardine" sagte. Ich fing an, statt einer Antwort dieses Wort zu nennen, wenn ich eine Frage langweilig oder überholt fand. Oder wenn ich nicht bei der dritten Frage eines Prozesses eine schwebende

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Nadel hatte, dann hob ich die Brauen, wartete vielsagend und sagte in finsterem Ton: "Gardine". Sofort kam die schwebende Nadel. Meine wachsende Abneigung gegen schwebende Nadeln zeigte wahrscheinlich die letzten Atemzüge meiner sterbenden Affäre mit der Scientology an. Bei so vielen schwebenden Nadeln hatte ich nichts als Verwirrung gespürt, weshalb ich diesem käuflichen Phänomen keine Verehrung mehr entgegenbringen konnte. Mir kam der Gedanke, daß — falls der Geist ein Eisberg war — der E-Meter nur über den kleinen Teil Rechenschaft ablegte, der über die Oberfläche des Ozeans herausragte. Unter Wasser mochte die Hölle los sein, ohne daß der E-Meter einen Unterschied zeigte. Die Nadel trieb träge auf der Skala hin und her und täuschte Auditor und PC gleichermaßen. Der E-Meter war der Eckstein von Rons Mystizismus, die einzige Zutat in seinem Rezept, die greifbarer Natur war; wann immer es er forderlich wurde, etwas zu "beweisen", dann wurden E-Meter-Reaktionen ins Spiel gebracht. Wenn daher der Respekt für den allwissenden E-Meter ins Wanken kam, drohte das ganze Gebäude zusammenzustürzen, das auf Glauben oder auf Dummheit aufgebaut war.

"Läßt du dich immer noch von Gerald auditieren?" fragte mich Umberto Lancia, der seit langem mit der Scientology gebrochen hatte."Diese Sache muß ihren Lauf nehmen", antwortete ich, "aber höchstwahrscheinlich werde ich mich dir schon bald anschließen, mein lieber suppressiver Freund!"

"Erhabener OT IV", gab er zurück, "unser Führer kann viel mehr für uns tun, als Gott selbst. Gott sagt nur 'Ich habe dir das Leben geschenkt, nun sieh zu, wie du damit fertig wirst.' Aber Ron sagt, ' Vergiß jene lange beschwerliche Straße und folge mir nach auf meiner kleinen Allee, sie ist bequem, sicher und billig, wenn man die Kosten mit denen einer Mondrakete vergleicht."'"Du solltest versuchen, dein Geld von der Organisation zurückzubekommen", sagte Allen Ottoman.

"Ich weiß nicht", antwortete ich, "schließlich fühle ich mich noch immer mitverantwortlich, was mir geschehen ist. Man kann die Scientology nicht anklagen, einen Menschen seines freien Willens beraubt zu haben, wenn er so wenig Willenskraft wie ich als Startkapital hatte. Wenn mir jemand zuviel Süßigkeiten anbietet, brauche ich sie ja nicht zu nehmen, wenn mir davon schlecht wird.""Das gilt aber nur, wenn sie nur Süßigkeiten anbieten würden", sagte Allen. "Wenn die Süßigkeiten aber Strychnin enthalten, dann sind sie Mörder.""Warum schreibst du nicht ein Buch über deinen Scientology-Trip?"

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schlug Allens Frau mir vor.

Das war ein überraschender Gedanke. Ich hatte zu keinem außerhalb der Gruppe auch nur ein Wort über die geheimen Prozesse verraten, noch weniger hatte ich daran gedacht, darüber zu schreiben. Selbst die Ottomans hatte es einige steife Bourbons gekostet, bevor ich ihnen einige Andekdoten über das Leben in der AOUK erzählt hatte, von Geheimnissen ganz zu schweigen."Aber Winnie, ich bezweifle, ob ich mehr als zehn Seiten zustande bringen würde — einen kurzen Artikel." Ihre Antwort war fast das Wichtigste, das mir ein Mensch je gesagt hat: "Mach einen Versuch. Geh nach Hause und fang einfach an. Ich glaube, da steckt noch viel mehr dahinter. Du mußt es aus deinem System herausschwitzen."

Ich brauchte zwei Tage, um ein Expose anzufertigen. Dabei wurde mir klar, daß ich genug Stoff für mindestens 100 Seiten hatte, vielleicht für ein ganzes Buch. Was Winnie gesagt hatte, war so richtig und so offensichtlich, daß es mir ein halbes Jahr lang entgangen war: jetzt hatte ich die Möglichkeit, mich zu befreien. Direktes Handeln — das war es, was mir seit der Entlassung aus der Heilanstalt gefehlt hatte. Nur durch eigenes, direktes Handeln konnte ich den Dämonen der Scientology entgehen, nicht durch weitere Reviewsitzungen, sondern indem ich das ganze Erlebnis auf dem Papier noch einmal durchmachte, ganz allein für mich selbst, und wenn es jahrelang harte Arbeit verlangte. Während ich damit beschäftigt war, konnte ich gleichzeitig mich selbst wieder kennenlernen, das Ich, das vorher existiert hatte.

Der Gedanke, daß ich doch auf eine Rettung hoffen durfte, ließ mich fast sentimental werden.

Die letzte Sitzung

Meine Auditionssitzungen begannen seltener zu werden; zuerst fanden sie nur noch jeden zweiten Tag statt, dann nur noch zweimal in der Woche. Gerald vermutete, er sei durch den Arzt ersetzt worden, und versuchte, was ich ihm hoch anrechne, mir die Spritzen auszureden. Das war nicht so leicht, wie er geglaubt hatte. (Monate später machte ich die Qual der Entwöhnung durch; es war während einer Tournee mit einer Ballett-Truppe.)

Was sich nachträglich als unsere letzte Sitzung herausstellen sollte, fand statt, kurz nachdem ich mit dem Niederschreiben dieses Buches

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begonnen hatte. Ich konnte mich kaum noch auf das Auditieren konzentrieren. Das lag daran, daß ich inzwischen einige der Bücher und Artikel über die Scientology gelesen hatte, die im Laufe der Jahre von Außenstehenden verfaßt worden waren. Diese Lektüre hätte mich 1967, als ich auf der Schwelle einer mystischen Erfahrung zu stehen glaubte, kaum beeinflussen können. Aber jetzt half sie mir ganz entschieden. Mein letzter Rest von Glauben an den E-Meter schmolz dahin, als ich las, daß die Herstellungskosten nur 15 Dollar betrugen. Ähnlich dem Lügendetektor — so fand ich meinen Verdacht nun bestätigt — war der E-Meter von begrenztem Nutzen, wenn man die Komplexität der menschlichen Psyche in Betracht zog. Er war außerdem so billig gebaut, daß die einzelnen Maschinen untereinander variierten. Man konnte nie kontrollieren, ob die Spannung konstant war. Sie ließ außerdem nach, wenn die Batterie schwächer wurde. Ferner hatten Überprüfungen des E-Meters durch unabhängige Wissenschaftler ergeben, daß die Stärke des Drucks, mit dem man die Büchsen anfaßte, und des dabei entstehenden Schweißes die Reaktionen der Nadel auf der Skala mindestens ebenso beeinflußte, wie die"Gedanken des PC". Keine sehr wissenschaftliche Basis, um die spirituellen Kräfte zu steigern. Daher hatten sich die Wissenschaftler geweigert, den E-Meter als ein Präzisionsinstrument anzuerkennen, mit dem man die Tiefe, das Gewicht, die Intensität, die Spannung oder emotionale Bedeutung eines Gedankens (falls das überhaupt meßbare Quantitäten waren) hätte ausloten können. Noch vernichtender war die Erkenntnis, daß die von verschiedenen Herstellern gelieferten Büchsen für Campell's Konserven unterschiedliche E-Meter-Werte verursachten.

Neben den Aussagen der Wissenschaftler war es mein eigenes Buch, was mein Vertrauen zu den Tibers immer mehr beeinträchtigte. Inzwischen war ich bei meinen ersten Sitzungen mit Felicia angelangt. So sehr hatte man uns in den Agenturen und Orgs eingehämmert, daß das Auditieren vor allem darauf abzielte, den Zustand des Hypnotisiertseins zu beseitigen, in dem wir uns angeblich befanden, daß jeder Scientologe den Verdacht weit von sich gewiesen hätte, er werde hypnotisiert, und zwar von der ersten Sekunde an, in der er die Büchsen in die Hände nahm. Doch da stand es schwarz auf weiß, in meiner eigenen Handschrift: "Dies ist die Sitzung" zu Beginn, dann der nie abirrende Blick, die sich wiederholenden Auditionskommandos, immer in der gleichen Stimmlage, und jedesmal "Das wär's!" zum Schluß, vergleichbar dem Fingerschnippen des Hypnotiseurs. Felicia hatte genau so wenig durchschaut, was sie mir antat, wie ich selbst; denn zuerst hatte man ihr das gleiche angetan. Sie hielt das

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Verfahren für so hilfreich, daß sie es voller Begeisterung weitergab. Ich erinnerte mich an die Dianetic-Klasse und an meine TRs mit Margo. Daß man die Menschen dazu bringen konnte, sich gegenseitig zu hypnotisieren, ohne daß sie es merkten — ein unglaublicher Gedanke!

Als ich nun Gerald am Auditionstisch gegenübersaß und sein wie immer fröhliches Gesicht beobachtete, wurde mir klar, daß die Scientology-Bewegung ihre tief hypnotisierende Wirkung nicht durch ein einziges, machtvolles hypnotisches Kommando erreichte. Vielmehr war es die Summe vieler kleiner Schritte, die diesen Effekt herbeiführte, wobei der ganze Humbug sich mit der Auditiertechnik unmerklich vermischte. Zuerst zeigt man dem PC etwas, das er gern haben möchte. Vielleicht will er keinen E-Meter kaufen, aber er möchte sein Gedächtnis stärken oder Schmerzen vermindern, indem er sich über ARC-Brüche und Engramme auditieren läßt. Es folgen die alltäglichen Sorgen und Schuldgefühle der unteren Grade, auch hier gibt es nichts Geheimnisvolles. Aber wenn der Preclear erst einmal dazu verführt worden ist, an die Release zu glauben, den angeblichen Hauptgewinn, dann ist er bereit für den Power-Prozeß. Das ist dann der endgültige Übergang in das Niemandsland der Scientology. Nur schwer läßt sich erklären, was die Macht-Faszination ausmacht. Rons Hinweise sind nebulös, aber überzeugend für den, der glauben will. Sobald ein PC diese freischwebende Irrationalität akzeptiert, ist dies das Signal, daß er gefahrlos in die innersten Geheimnisse der oberen Stufen eingeweiht werden kann.

Die Grade und Stufen sind selbstverständlich bedeutungslos, abgesehen vom Bewußtsein der Scientologen. Letzten Endes sind sie Rons Test, durch den er erfahren kann, wie vertrauensselig der PC ist. Ebenso ist die Release eine bloße Erfindung. Sie ereignet sich ohnehin, mit und ohne Auditieren. Man könnte eine schwebende Nadel wegen der ersten Tasse Kaffee beim Frühstück bekommen. Völlig bedeutungslos ist es, welches Material dem Auditieren zugrunde gelegt wird, da es die Nadel nicht beeinflußt. Der E-Meter reagiert viel mehr auf die "Bestätigung" (oder die Schmeicheleien) und auf die unverhohlenen Suggestivfragen, die ein versierter Auditor ständig einfließen läßt. Auf sie reagiert die Nadel, wie ein Hund, der auf ein freundliches Wort mit Schwanzwedeln antwortet. Der Preclear erhält die Reaktionen, weil es so zahlreiche mechanische und physiologische Variablen bei der Arbeit mit dem E-Meter gibt, außerdem weil er glaubt, daß die einzelnen Punkte Reaktionen hervorrufen müssen. Schließlich ist sein Glaube so groß, daß er auf's Stichwort elektrische Schocks zu spüren glaubt. Dann sind es vor allem die emotionalen

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Reaktionen auf das Auditieren selbst, die die Nadel bewegen: Hoffnung und Furcht. Vor den Toren des Geheimnisvollen ist es der Hund, der mit dem Schwanz wedelt; weiter oben auf der Leiter ist der PC einer Ratte vergleichbar, die sich selbst mit eingebildeten Stromstößen konditioniert.

Ich war so indoktriniert, daß es schmerzhaft und zeitraubend war, Rons Technik zu durchschauen, was zweifellos dem Leser dieses Buches schon viel früher aufgegangen ist. Je mehr ich wieder mit der Welt um mich herum in Berührung kam, um so mehr entdeckte ich von neuem, wovor ich zwei Jahre lang die Augen verschlossen hatte:

die Neigung der Menschen, ihre Mitmenschen zu manipulieren, von leicht hingeworfenen Bemerkungen und Vorschlägen angefangen über Beeinflussung, Überredung und Werbung bis hin zur Programmierung des Verstandes, zu Gehirnwäsche, Unterwerfung und Versklavung. Dieses Spiel findet überall in unserer Welt statt; es stellt die wahre Science-Fiction dar. Die Übergänge sind fließend: ein Individuum benutzt eine Sache, um eine andere zu erreichen, täuscht sich selbst darüber, was die Resultate bringt, setzt andere für sich in Bewegung, indem es behauptet, ihnen helfen zu wollen, und man glaubt anderen und gehorcht ihnen, um selbst etwas Bestimmtes zu erreichen. Genau in dieses System paßt auch die Scientology.

Das Thema Manipulation ist schon sehr gut beschrieben worden. Man braucht nur Eric Hoffers "The True Believer" lesen, um einen genauen Arbeitsplan für jeden zu finden, der eine Massenbewegung gründen oder ihr Mitglied werden will. Kurt Vonnegut in seinem Buch "The Sirens of Titan" hat recht, wenn er schreibt: "Religiöser Humbug war ein großes Geschäft." Jedes Manipulationsschema zieht die Massen an. Es gibt Tausende davon, unter ihnen nimmt die Scientology vielleicht deshalb eine Sonderstellung ein, weil sie beweist, zu welch groteskem Ergebnis die Manipulation führen kann: ein einziger Mann hat sich eine eigene Phantasiewelt geschaffen, mit nie gekannter Liebe zum Detail; ihm ist es gelungen, Tausende von Menschen zu überreden, in dieser Welt zu leben und seine Phantasien zu verwirklichen. Als ich dazu nicht länger bereit war, verloren auch die einzelnen Bestandteile die mystische Faszination, die sie auf mich ausgeübt hatten: die Zeit-Spur, die Bomben-Vorfälle, die Bürde der Milliarden Jahre — dies alles erschien mir immer mehr als das, was es in Wirklichkeit war: ein kommerzielles Unternehmen.

Gerald war dabei, mir ein weiteres kommerzielles Angebot zu machen: Er fing einen neuen S&D mit mir an. Einen Augenblick überlegte ich, ob eine suppressive Person im Spiel war. Ron hatten wir schon früher ausgeschieden. Gerald konnte auch

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nicht SP für mich sein, er kam mir nur noch lächerlich vor."Es gibt keinen SP", sagte ich. "Wir haben das schon Dutzende von Malen überprüft. Diese S&Ds waren alle unnötig; es hat nie einen SP gegeben."

Gerald bestätigte meine Antwort nach einem Blick auf den E-Meter. Der SP ist einer der Sündenböcke, die Ron braucht, um die Leute zu beeinflussen. Aber auch die anderen Punkte von Rons Schema — die Materialien, der reaktive Geist, die Ladung, die Einprägungen, die GPMs, die Engramme, die Körper-Thetanen und der ganze Rest — das hat insgesamt nur einen Sinn: den Menschen etwas zu geben, denen sie die Schuld für ihr Versagen zuschieben können.

Ich sagte Gerald, daß ich das Muster durchschaut hätte und daß es für mich keine Bedeutung mehr habe.

Gerald überprüfte meine Antwort wiederum auf dem E-Meter und trocken räumte er ein, daß meine Beobachtungen etwas für sich haben. So wurden wir Zeugen, wie der E-Meter selbst Scientology-Erkenntnisse ad absurdum führte.

Das war das Ende der Sitzung. Wir standen auf. Ich hatte viele Sitzungen abgebrochen, weil mir schlecht war; auch jetzt ging es mir bei weitem nicht gut. Daß ich ein OT IV war, hatte für mich genau so wenig Bedeutung wie die schwebende Nadel.

Auch Gerald schien zu wissen, daß dies unsere letzte Sitzung gewesen war. Er hatte mich in jüngster Zeit mehrfach wegen des Geldes angesprochen und ich hatte ihm etwa ein Drittel gegeben.

Jetzt dachte ich an die 8000 Dollar, die ich für die Scientology ausgegeben hatte, viel davon, um ihre eigenen Fehler zu korrigieren; ich erinnerte mich auch an die beachtliche Summe, die ich an der Börse verloren hatte, an die Reisekosten nach England, an die Tausende, die die Heilanstalt gekostet hatte, an meine hohen Schulden. Das alles hatte ich ausgegeben und war dadurch in die psychischen Verstrickungen eines anderen hineingezogen worden. Ich hatte mich auf die infantile Ebene von Schuld und Masochismus herunterziehen lassen, weil ich zugleich den Wunsch hatte, meinem Leben zu entfliehen und es zu bessern, frei zu werden. Seltsam, daß der Drang zur Freiheit dazu beitragen kann, einen Menschen zu versklaven. Die Anhänger der Scientology hatten aus freiem Willen die neue Form der Sklaverei auf sich genommen, weil sie glaubten, dadurch würden sie die Freiheit gewinnen. Gegen Freiheit und Unsterblichkeit ist nichts zu sagen, solange sie nicht als Fluchtweg für die Beladenen gebraucht und für Geld verkauft werden, und solange man von solchen Idealen nicht so mit Beschlag belegt wird, daß man vergißt, in der realen Welt als ein anständiges menschliches Wesen zu leben.

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Das Problem ist, daß die gewöhnliche Welt oft so herzlos ist. Sie bietet dem Wunderbaren so wenig Raum. Es gibt manchen Ersatz, aber wenig ist übrig geblieben von den Wundern unserer Kindheit. Was uns versprochen wurde, ging oft nicht in Erfüllung, und wir wurden häufig nicht zu unseren wundervollen Träumen geführt, sondern in eine automatisierte Welt der von Menschen bereiteten Science-Fiction. Unsere Welt unterscheidet sich gar nicht so sehr von der Welt der Scientology. Deshalb hängen Millionen nach wie vor den vielfältigen Formen des Aberglaubens an; auf diese Weise hoffen sie, ihre wachsende Selbstentfremdung zu überwinden.

Es wird mich traurig machen, wenn ich meine jüngsten Illusionen endgültig zurücklassen und das unübersehbare Gefühl der Entfremdung auf mich nehmen muß, das ich so lange vor mir verbergen konnte. Es wird sehr schwer sein, meine Probleme in Angriff zu nehmen statt in den Mystizismus zu entfliehen. Die Probleme sind dieselben geblieben, nur daß es keine Abkürzungen mehr gibt, durch die ich ihnen ausweichen könnte.

Mein Entschluß ist gefaßt. Ein Problem werde ich direkt angehen: ich werde Gerald keinen roten Cent mehr geben. Plaudernd stehe ich mit den Tibers im Wohnzimmer des Penthouse. Sie sind beide im "Prozeß", das Kettenrauchen aufzugeben. Sie sind so nervös, daß sie die Wände hinaufsteigen könnten, daß sie sich gegenseitig anblaffen. Ich muß ein Grinsen unterdrücken. Ich weiß, warum es diesen übermenschlichen Scientologen, diesen Clears so schwer fällt, ihre Angewohnheit aufzugeben: sie unterscheiden sich in nichts von anderen Menschen!

Ich bin allein, ich gehe durch einen kalten Abend in Manhattan. Die Straßen der Barbaren-Welt haben für mich noch immer etwas Befremdliches, sie mögen noch eine ganze Zeit so wirken. Aber die entscheidende Illusion ist zerstoben.

Masse, Ladung, Frühere Existenzen, Raumschiffe: es gibt kein Symptom — ob psychisch, ob körperlich — das nicht durch die Stimme einer gestörten Vernunft hervorgerufen werden könnte, die unter Qualen aufschreit, aus Protest.. . oder aus Furcht.

Post-Scriptum

"Joe Thetan: Auditor" alias Fives Brook, Musiker, besuchte mich in den Studios. Er wollte wissen, ob er mir bei der Lösung meiner Probleme helfen könne. Da er seit Monaten nichts mehr von mir gehört

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hatte, nahm er an, daß ich die Scientology verlassen hätte. Seine Anwesenheit machte mich ebenso nervös wie seine offensichtliche Mühe, gute TRs an den Tag zu legen. Hinzu kam, daß mehrere Seiten dieses Buches, allerdings in einem Umschlag, direkt unter dem Aschenbecher auf meinem Klavier lagen. Joe Thetan achtete allerdings nicht darauf, da er pflichtschuldigst in meine Augen starrte."Ich nehme an, du willst mir nicht sagen, in welcher Stufe du jetzt bist und was dir passiert ist", sagte er. "Aber hat sich jemand mit dir zu schaffen gemacht, bevor du nach England gegangen bist?""Ich verstehe nicht."

"Ich meine, hat dich jemand herabgesetzt oder deine Fortschritte im voraus verhindert?""Nein."

"Hm. Ich wollte dir nur sagen, daß sich augenblicklich interessante Dinge ereignen. Ron hat etwas herausgebracht. Es ist neu und es ist HIER! Die Dianetic wird jetzt ganz anders gehandhabt; wieder so wie 1950. Jetzt kann man von vornherein als Thetan die einzelnen Stufen ersteigen."

Mit anderen Worten: die Scientology war nun wieder die ursprüngliche Dianetic! Wollte Ron durch eine Namensänderung möglichen juristischen Schritten gegen die Scientology ausweichen? Inzwischen mögen sich die Prozesse noch mehr verändert haben. Aber die Unterschiede sind eher nominell. Hubbard verfügt immer über neue Karotten, mit denen er vor der Nase des Esels herumwedeln kann. Seine erweiterten Prozesse bestehen in der Regel in Rückgriffen auf Veröffentlichungen früherer Jahre. Außerdem erfindet er neue OT-Stufen oder bietet veränderte kommerzielle Arrangements an, etwa die Bezahlung nicht für Grade und Stufen, sondern nach Auditionsstunden.

Was die Agentur betrifft, so haben Gerald und Felicia gegen Ende 1969 die Org verlassen. Jetzt machen sie als selbständige Auditoren gute Geschäfte. Sie bieten "Clear-Prozesse zu reduzierten Preisen" an. Daneben gibt es andere neue Splittergruppen. Gerüchtweise verlautet, daß zwischen ihnen und der Org heftige juristische Auseinandersetzungen stattfinden. Meine Scientology-Bekannten haben zum Teil mit der Organisation gebrochen. Die anderen lassen nichts mehr von sich hören, vielleicht weil sie mich für einen SP halten, wieder andere treffe ich gelegentlich in New York. Ich verachte sie nicht. Jeder muß selbst wissen, was er tut.

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Nachwort des Übersetzers

Die Arbeit an dem vorliegenden Buch hatte zuweilen alle (Qualitäten eines Alptraumes. Dafür war vor allem sein Inhalt verantwortlich, die Erkenntnis, was alles dem menschlichen Intellekt zugemutet werden kann. Ein Alptraum war ebenfalls die Sprache. Der Autor hat versucht, die besondere Atmosphäre der Scientology, dieses Gemisch aus amerikanischer Organisationswut, aus Geschäftemacherei, Abkürzungsfimmel, Wissenschaftsgläubigkeit und technischen Spielereien für seine Leser lebendig werden zu lassen. Der Übersetzer sah sich gezwungen, Dutzende von Fachausdrücken dem Original nach zu erfinden. Das nachstehende Verzeichnis der Scientology-Ausdrucke faßt die wichtigsten Ergebnisse dieser Bemühungen zusammen. Um die Lektüre zu erleichtern, sind die Termini aber auch im Text häufig erklärt. Mit respektvoller Vorsicht sei hinzugefügt: das psychische Abenteuer, auf das sich der Verfasser eingelassen hat, ist für ihn nicht ohne Folgen geblieben; der Übersetzer hielt es nicht für angebracht, den Stil des Originals mehr zu glätten, als es das Gebot der Lesbarkeit erforderlich machte.
V. H.

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Verzeichnis von Scientology-Begriffen

AO=Advanced Organisation: Fortgeschrittene, höhere Scientology-Organisation.

AOLA: AO in Los Angeles. AOUK: AO im United Kingdom.

ARC = Affluence-Reality-Communication = Überfluß-Realität -Kommunikation: im besonderen das gute Verhältnis zwischen Schüler und Lehrer der Sc.; allgemein: Freundschaft. ARO-Bruch: Störung des guten Verhältnisses. Auditieren: Das Anhören der Antworten des Preclear auf die Fragen des

Auditor: Eine Person, die zur Anwendung des Sc.-Prozesses ausgebildet worden ist.

Bank: Ein vor dem Kopf des Preclear schwebendes Behältnis, in dem der reaktive Geist seinen Sitz hat. Barbar: Nicht-Scientologe. Basic: Ein Grund-Engramm.

Clear: Der von der Bank des reaktiven Geistes befreite Scientologe. Seine Bank ist ausradiert, "eingeebnet". Considerationen: Falsche Meinungen des reaktiven Geistes. Destimulieren: Den reaktiven Geist durch Ausblasen von Spannung aus der Bank abbauen.

Dianetic: Der ursprüngliche Name der Sc. Ferner: das Aufspüren und Ausradieren von Engrammen.

Dramatisieren: Das durch den reaktiven Geist bewirkte Überbetonen von Eigenschaften, Sorgen und Nöten.

E-Meter: Der von Hubbard entwickelte, einem tragbaren Lügendetektor ähnelnde Energie-Messer. Engramme: Elektrische Einprägungen auf der Zeit-Spur. Ethik: Hubbards Maßstäbe für das Verhalten der Scientologen. Ethik-Zustände: Anzahl von aufsteigend guten und absteigend schlechten Eigenschaften; letzteren entsprechen Ethik-Strafen.

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Ganz-Spur: Die totale Zeit-Spur bis zum Ursprung aller Existenzen.

Kommunikation: Die besondere Verbindung zwischen Scientologen,

vergl. ARC.

Körper-Thetan: Ein Thetan, der im Teil des Körpers eines Preclear

festsitzt. Es gibt auch Schwärme davon.

MEST = Matter-Energy-Space-Time: Materie-Energie-Raum-Zeit:

Das physikalische Universum.

MEST-Körper: Der physische Körper: Gegensatz zum Theta-Körper.

Org = Organisation: Die Scientology-Organisation insgesamt.

Overt: Verborgener Akt.

Preclear = vorklar, als Substantiv oder Adjektiv gebraucht: Jeder

Mensch, der noch nicht vom reaktiven Geist befreit ist.

Prozeß: Allgemein das Auditieren, speziell die einzelnen, aufeinander

aufbauenden Programme.

PTS = Potential-Trouble-Source: Mensch oder Sache, die für den

Scientologen eine "Quelle möglicher Schwierigkeiten" darstellt.

Reaktiver Geist: Der besinnungslos auf äußere Reize reagierende

Geist, die Bank.

Release: l. Scientology-Befreiung als Endpunkt eines Prozesses;

2. die befreite Person.

Restimulieren: Durch falsche Auditionstechnik den reaktiven Geist wieder aufbauen, ihn mit Spannung aufladen. Review-Sitzung: Wiederholungssitzung zum Abbau verbliebener Spannung.

R-Faktor: Realitätsfaktor, Aufklärung über Einzelheiten des Auditierens.

R6 Bank: Der reaktive Geist.

R6 EW: Endworte, Schlüsselworte, mit denen der reaktive Geist geladen ist.

Saubere Nadel: E-Meter-Anzeige, die Erfolg des Auditierens meldet. Sea Org: l. Hubbards Organisation auf seiner Jacht.

2. Das von der Jacht aus kontrollierte Management der gesamten Bewegung.

Secondarie: Leichter zu auditierende Spezialform der Engramme; das dem reaktiven Geist eingeprägte Bild eines Verlustes. Service-Fac = Facsimile: Schutzbehauptung, die der eigenen Rechtfertigung dient; läßt sich auf einen Satz konzentrieren. S&D: Das Suchen und Entdecken eines SP. SP = Suppressive Person: Person oder Sache, die der Sc. übel will;

mit ihr muß der Scientologe die Verbindung abbrechen. TA: l. Abstimm-Knopf des E-Meters, der die Stimmung des PC zeigt;

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2. die Stimmung des PC; entspricht der Stimmung auf der Ton-Skala.

Technik: Das Einhalten der Scientology-Regeln = In-Technik; wer die Regeln verletzt, betreibt Out-Technik.

Thetan: Die durch alle Existenzen gleichbleibende unsterbliche Seele.

TR: l. Bestimmte Trainungsübungen; 2. die durch sie erworbenen Eigenschaften.

Withhold: Heimlicher Vorbehalt.

Zeit-Spur: Die wie ein Tonband oder ein Filmstreifen vorgestellte elektrisch bespielte Spur, die durch alle früheren Existenzen und das ganze Leben des PC führt.