Teil III Die AOUK

Dies ist eine kaltblütig verfaßte Tatsachen-Reportage von deinen letzten 60 Billionen Jahren.
L. RON HUBBARD

Die höheren Stufen

Ich nahm mir in einer ruhigen Gegend ein Zimmer. Dann ging ich aus, um die Innenstadt zu besichtigen. Nach dem Abendessen traf ich per Zufall einen Mann, der mit mir im Solo-Kurs gewesen war. Er war jetzt ein OT IV.

Auf der Straße zeigte er mir die ungefähre Lage der AOUK. Sie lag am anderen Ende einer Brücke in der Nähe von einigen alten Häusern. Was ich sah, ähnelte altertümlichen Türmen. Über dem Brückendamm waren ihre Silhouetten gegen den Abendhimmel auszumachen. Als er meine Nervosität bemerkte, meinte er: "Kommen Sie rüber — je eher Sie anfangen, desto eher sind Sie OT."

Das Haus hatte eine einzige weiße Türe mit einem blauen Rand um den Türrahmen, darüber ein Schild mit der Aufschrift: "Hubbard College für die Förderung der persönlichen Entwicklung."

Wir mußten eine hohe Treppe hinaufsteigen. Mein Bekannter verließ mich am Empfangsschalter, einer Öffnung in der Wand des Foyers gleich neben der Treppe. Früher war das der Empfang eines schäbigen Hotels namens "Suttie's". Die Räumlichkeiten lagen zwei Stockwerke hoch über einer Anzahl kleiner Läden. Vom Empfangsschalter konnte man nichts weiter sehen, als eine kleine Vorhalle, einige verschlossene Türen und einen langen Gang zu den geheimnisumwitterten inneren Büros. Einem defekten Gasofen entströmte ein strenger Geruch. Von den Wänden blätterte weiße Farbe ab.

Es war neun Uhr abends und die AOUK war schon ziemlich ruhig. Nur wenige Leute waren noch in der Vorhalle. Einige, die eben eine Release gehabt hatten, saßen still da, bewegungslos, wie in der Sauna. Einer von ihnen, den ich ebenfalls vom Solo-Kurs her kannte, stand auf und teilte mir mit, daß er den OT II geschafft hatte. Er schien erschöpft, seine Augen blickten ins Leere. Ein anderer Mann, ein OT IV schien ziemlich erledigt zu sein, als sei eine größere Ladung aus der Bank geblasen worden, als er erwartet hatte. Ich sah mir die anderen an, die in den Sesseln ausruhten. Ihre Augen waren glasig, ihre Gesichter starr; sie schienen sich außerhalb ihrer Körper zu befinden.

Man brachte mich zum Empfang. Wie gewöhnlich begann die Aufnahme-Routine hier. Die Mobilität der See Org versetzte mich erneut in Erstaunen. Die AOUK war erst seit wenigen Wochen in Betrieb, und doch war der ganze Scientology-Apparat schon vorhanden: Buchläden, Büros und — Warteschlangen. Beim Registrator unterschrieb ich für den Clear-Kurs und bezahlte an der Kasse 760 Dollar in Pfund-

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noten. Dann meldete ich mich bei der Wohnungsabteilung an, wo sie meinen Paß als Pfand einbehielten — ein Symbol der Unterwerfung unter die See Org.

AO-Studenten durften nur in Unterkünften wohnen, die von der Wohnungsabteilung als "ungefährliches und sicheres Milieu" klassifiziert worden waren. Darunter war vor allem zu verstehen, daß in einem solchen Haus schon andere Scientologen wohnten, außerdem mußte im Zimmer ein verschließbarer Schrank sein, um die Vertraulichkeit des geheimen Materials sicherzustellen.

Ich war der erste Scientologe, der ein Zimmer bei Mrs. Balke gemietet hatte. Aber beim Auspacken hatte ich in der Tür des Wandschranks einen Schlüssel gesehen. Deshalb entschied die Wohnungsabteilung, ich könne, wenigstens vorläufig, dort bleiben.

Der Mann, der mit mir die Sicherheitsüberprüfung für Neuankömmlinge vornahm, war ein typischer See Org-Angestellter. Abgesehen von den schwarzen Schuhen und seinem dicken schwarzen Gürtel war er von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet. Er nahm die Arbeit sehr ernst, fast wie eine religiöse Pflicht. Für ihn war der E-Meter ein heiliges Gerät, das fehlerlos arbeitete, wenn man es richtig bediente. Er überprüfte die Skalen und Knöpfe wie ein Chirurg, der dabei ist, lebenswichtige Organe eines Patienten mit einem überaus zerbrechlichen Skalpell zu sondieren. Zu dem Ritual gehörte das Klären der Kommandos. Er tat es, indem er jede einzelne Frage ganz langsam aussprach und hinzufügte: "Was verstehen Sie unter dieser Frage?" Ich mußte dann ein Beispiel nennen, um zu zeigen, daß ich verstanden hatte, worum es ging. Die Fragen waren von der gleichen Art wie bei vorhergehenden Sicherheitsüberprüfungen. Ich zitterte innerlich, als die umständliche Prüfung begann. Auf verschiedene Fragen erfolgten Nadel-Reaktionen ohne erkennbaren Grund. Ich war entschlossen, rückhaltlos alles zu gestehen, was einer Reinigung bedurfte. Als er mich fragte, ob irgendjemand mich am Hierherkommen zu hindern versucht habe, antwortete ich laut: "Ja, Ann ... Ann Dalmas in London."

Bevor die Preclears die Instruktionen des Clear-Kurses erhalten, müssen sie sechs kurze Schulungsfilme studieren. In einem von ihnen demonstrierte Ron eine Sitzung mit E-Meter und Arbeitsblättern. Er zeigte uns, wie man Nadelausschläge registriert. Auf der Leinwand sahen wir die Skala eines E-Meters nebst Arbeitsblatt und eine fleischige Hand, die mit dem Kugelschreiber auf das Papier zielte. Da Ron nicht vorhatte, die geheimen Punkte schon jetzt zu enthüllen, erzielte er die Nadel-Reaktionen für diese Demonstration, indem er sich lediglich an die einzelnen Punkte erinnerte. Selbstverständlich hatte er

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sich schon längst über das betreffende Material clear gemacht. Doch er war, wie er sagte, bereit, "die Nadel-Reaktionen zu gewissen Punkten erneut zu erschaffen", allein durch die Kraft seines Geistes, um uns ein anschauliches Beispiel geben zu können.

"Auf das ganze Material werdet ihr starke Reaktionen bekommen", warnte er uns. "Es ist stark geladen. Gebt euch mit nichts weniger als einer fallenden Nadel zufrieden. Da ist sie schon", fügte er hinzu, als die Nadel um zwei Zoll nach rechts schoß. Die Hand mit dem Kugelschreiber notierte ein "F" neben der Ziffer für die betreffende Frage. "Es ist ein langer Fall", und die Hand notierte neben dem F ein "LF". Ein schwaches Fallen hieß "SF" und ein sehr langer Fall, der fast über zwei Drittel der Skala ging, "LLF". Nachdem einige Reaktionen auf diese Weise "wiedererschaffen" waren, sah die Seite etwa so aus:

(1) FLFFSFSFSF ("Dazu bekomme ich jetzt keine vernünftigen Reaktionen mehr... ich gehe weiter zum nächsten Punkt")
(2) SFSF ("Dieser Punkt ergibt noch keine guten Reaktionen ... das zeigt an, daß von vorhergehenden Punkten noch Spannung zurückgeblieben ist. In solchen Fällen geht man um einen Punkt zurück und notiert einen Querstrich neben der letzten Nadelreaktion für diesen Punkt")
(1-Fortsetzung) /SFFFSF ("Nun kann ich den zweiten Punkt wieder aufnehmen")
(2-Fortsetzung) FFLFFLF ("Nun ist die Reaktion da")

Ron ging die ganze Liste durch und notierte für jeden Punkt mehrere Reaktionen. Von Zeit zu Zeit ging er zurück, um weitere Reaktionen auf solche Punkte abzulesen, die um eine oder zwei Ziffern zurücklagen. Jede Nadelreaktion bedeutete, daß aus der Bank Spannung abgelassen worden war. Anders als bei einer Check-Liste sollten wir nicht nach dem unter der stärksten Spannung stehenden Punkt suchen: jeder Punkt auf dieser Liste stehe unter Hochspannung. Wir sollten uns nur mit jedem Punkt in der richtigen Reihenfolge beschäftigen, falls notwendig zurückgehen, um alle Ergebnisse zu bekommen, und die ganze Spannung, Punkt für Punkt abzulassen, bis sie völlig ausradiert war und es keinen reaktiven Geist mehr gab. Der ganze Prozeß war vor allem eine Frage harter Arbeit, eine methodische Routine, die Ron mit "Ausschachten tiefer Gräben" verglich. Sein Gesicht erschien auf der Leinwand, um uns eine letzte Ermahnung zu geben — er sah krötenähnlicher aus, als ich in Erinnerung hatte. "Der Auditor würde gut daran tun, seine Sitzungen nicht zu lang werden zu lassen, warnte er uns. "Eineinhalb Stunden sind mehr als genug."

Das also war der Clear-Prozeß. Schon bald würden wir es mit dem unter hoher Spannung stehenden Material im Kern der Bank zu tun haben — den "gewissen Punkten". Im Film wurde angedeutet, daß sie

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nicht von uns selbst gefunden werden konnten, wie die Dramatisierungen, die EWs. Stattdessen wurden die Nadel-Reaktionen mit dem Material erzielt, das von Ron selbst bereit gestellt worden war. Der Selbst-Auditor mußte also lediglich Rons Listen durcharbeiten. Es sollte kein innerer Kampf entstehen, etwa indem man seinen eigenen Plan machte, seine eigenen Ziele fand oder die ihnen entgegenstehenden Mächte. Ron hatte den Weg gefunden, um alle Hindernisse auszuräumen. Wie sich herausstellte, waren sie für jedermann die gleichen. Er würde uns nicht nur die Punkte nennen, sondern ihre genaue Reihenfolge in der Bank. Wie es schien, waren die Struktur wie der Inhalt des reaktiven Geistes für jedermann identisch. Letzten Endes würde Ron uns genau sagen, was wir dachten; wir und alle übrigen Menschen auf der Welt, die noch nicht Clear geworden waren. Mühelos würden wir unsere überholten Ziele ausradieren. Die volle Bedeutung — daß er dann diese Ziele durch etwas ganz anderes ersetzen könnte — entging mir damals.

Die AOUK arbeitete im Fließband-System, um schnelle Release-Erfolge zu produzieren. Auf besonderen Formularen wurden von den Schülern Atteste über die einzelnen Schritte ihres Weges niedergelegt, die Prüfungen ersetzten. Filme wurden angesehen und attestiert, ebenso die Instruktionen für die oberen Stufen, die man sogar nach Hause mitnehmen konnte. Auch die endgültige Release in jedem Prozeß wurde attestiert. Die eigene Gewißheit war die einzige Sicherheit, ob man die Instruktionen verstanden und eine Release in einer oberen Stufe erzielt hatte.

In der Abgeschlossenheit meines Zimmers stellte ich fest, daß der Umschlag mit den Instruktionen für den Clearkurs ein Paket HCOBs (= Bulletins) und ein schmales Buch mit dem Titel "Instruktionen für den Clear-Kurs" enthielt.

Das Verhalten von Clears und OTs
Wer eine der oberen Stufen erreicht hat, muß auf die ungeheure Verantwortung, die er trägt, eingeschworen werden. Er hat weit mehr Macht als ein normaler Mensch. Er soll lernen, diese Macht zu kontrollieren, damit er sie nicht für selbstsüchtige Zwecke gebraucht, sondern nur zur Verbesserung dieses Planeten.

Ich starrte auf das nächste Bulletin:

Strafen für die niedrigen Ethik-Zustände
Eine Person im Zustand der Schuld muß 24 Stunden ohne Unterbrechung für die Organisation arbeiten, zuzüglich weitere acht Stunden, um den Zustand der Nicht-Existenz zu überwinden.
Wer im Zustand des Zweifels ist, muß 48 Stunden ohne Unterbrechung arbeiten, dann weitere 24 Stunden, um den Zustand der Schuld und weitere acht, um den der Nicht-Existenz zu überwinden.

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Während der Strafe darf er weder schlafen, baden oder das College verlassen.

Immer wieder las ich die nächste Klausel; und an jenem Abend griff ich noch oft danach, um sie anzustarren.

Eine Person, die in den Ethik-Zustand des Feindes zurückgestuft worden ist, gilt als vogelfrei: man darf ihm Eigentum abnehmen, ihn in jeder Weise verletzen, ohne daß man von einem Scientologen bestraft wird. MAN DARF IHM STREICHE SPIELEN, IHN VERKLAGEN, IHN BELÜGEN ODER IHN VERNICHTEN.

Das Licht

Ein Theta-Wesen clear zu machen, ist so leicht und einfach, wie einen Schuhriemen zu reparieren.
L. RON HUBBARD

Das Material des Clear-Kurses besteht aus fünf Teilen:
I. Die 7
II. Grund-EWs
III. Verwirrungs-GPMs
IV. Gegenstände (hohl)
V. Gegenstände (massiv)
Es gibt zehn Durchgänge. Alle Materialien kommen in der Bank zehnfach vor und jede Wiederholung ist ein Durchgang. Die Ausradierung des Materials kann beim ersten Durchgang unvollständig sein, dann sind weitere Durchgänge erforderlich. Eine Hilfe dabei ist das Erkennen des Thetan (0). Jedesmal wenn der Auditor einen Punkt anspricht, muß er SICH ALS EINEN THETAN IM FRÜHESTEN MOMENT DER ZEIT ERKENNEN. Man sollte sich keine großen Sorgen machen, wie man den Thetan erkennen kann. Man TUT ES einfach — es ist, als ob man auf etwas zeigt und sagt: DA! Wenn man nach zehn Durchgängen nicht clear ist, geht man zum Anfang von Teil l zurück und macht so viele Durchgänge, wie zur Ausradierung des Materials erforderlich sind. Sie müssen sehr präzise Berichte über die Auditionssitzungen anfertigen. Es ist lebensnotwendig, beim Beginn einer neuen Sitzung genau da weiter zu machen, wo man in der vorhergehenden aufgehört hat. Weder sollen Punkte ausgelassen, noch sollen sie wiederholt werden.
Bei einem erneuten Durchgang wird der betreffende Punkt mit einem Querstrich markiert. Falls dieser Punkt keine Nadel-Reaktion erzielt, muß man noch weiter zurückgehen. Dabei macht man so viele Querstriche wie erneute Durchgänge erforderlich waren. Wenn man wieder bei dem reaktionslosen Punkt angekommen ist, wird sich eine Reaktion einstellen. Ein Punkt ohne Reaktion darf nie übersprungen werden. Gewöhnlich bleibt die Reaktion aus, weil noch Spannung vom vorhergehenden Punkt übrig geblieben ist. Bei einem korrekten Durchgang muß das alles genau beachtet werden.
Gegenstände werden erkannt, während sie sich auf Sie zu und von Ihnen fortbewegen, und zwar in Schulterhöhe. Sie werden die Gegenstände links und rechts, vor und hinter dem Kopf gleichzeitig sehen. Von Zeit zu Zeit ist ein Licht zu sehen. Es kommt am Ende von jedem der 7, der

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Mitte der Grund-EWs und bei verschiedenen anderen Stellen des Materials. Ursprünglich wurde das Licht gebraucht, um den Thetan zu blenden. Man erkennt es, indem man nach vorn und leicht nach links blickt. Es ist weniger ein Sehen des Lichtes, als die FESTSTELLUNG, DASS ES DA IST. Damit werden viele Nadelreaktionen erzielt. Das Licht sollte wie ein anderer Punkt behandelt werden. Man kann bestraft werden, wenn man ein Licht nicht beachtet.
Wenn Sie während des Kurses krank werden, dann haben Sie einen Fehler gemacht.
Wenn Ihre Augen wässrig werden, haben Sie sich selbst herabgesetzt. Wenn Sie eine Sitzung beendet haben, sollten Sie die Sache vergessen und sich auf das Geschäft des Lebens konzentrieren. — Denken Sie daran: "ES IST ALLES IN IHREM GEIST!"

Neben meinem Fenster stand eine Kommode mit einem großen Spiegel. Ich wollte mich nicht sehen, während ich den Thetan erkannte. Deshalb bedeckte ich den Spiegel mit dem Fenstervorhang. Ich fürchtete mich auch, vorzeitig einen Punkt zur Kenntnis zu nehmen, deshalb öffnete ich den Umschlag, holte die Listen mit den Auditionspunkten heraus, und bedeckte sie mit dem Umschlag, so daß ich nichts lesen konnte.

"PC ..... Auditor ....." war oben am Auditor-Bericht-Formular aufgedruckt. Ich schrieb meine Initialen neben beide Begriffe, dann das Datum, die Bezeichnung des Kurses, die Ziffer des Teils und den Einzelpunkt, mit dem ich anfangen mußte. Ich stellte den E-Meter an, rückte ihn zurecht, notierte die Zeit, nahm die Büchse in die Hand und las meine erste Anzeige auf der Stimmungsskala ab. Diese Notizen wurden dann auf das Oberteil des Arbeitsblattes übertragen. Nun konnte ich einen Blick auf den ersten Punkt werfen. Vorsichtig bewegte ich den Umschlag auf der Platte einige Millimeter nach unten:

Teil I. Die 7: Haben
Noch ein wenig weiter unten:

1a. Masse haben
Ich las den Punkt leise vor. Meine Augen hingen an der Nadel. Nichts passierte. Ich wiederholte den Punkt. Die Nadel zitterte. Ich sprach ihn lauter aus und versuchte, mich im frühesten Moment der Zeit zu sehen, ich schaute auf der Skala nach und erkannte einen kurzen Nadel-Ausschlag nach rechts. Neben l a notierte ich SF.
Allmählich wurde die Nadel warm. Reaktionen kamen, wenn ich einen Punkt laut aussprach, aber auch zwischendurch. Die Nadel-Reaktionen wurden ausgeprägter und häufiger. Nach wenigen Minuten bedeckten sie mehrere Zeilen auf der Seite. Als die Nadelausschläge kürzer wurden (SF), ging ich mit dem Umschlag ein Zeile weiter nach unten:

Ib. Keine Masse haben

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Eine Reihe von SF hintereinander, verbunden mit einer tickenden Nadelbewegung, veranlaßten mich, zu l a zurückzugehen und dort einen Querstrich anzubringen. Beim ersten Aufrufen wurde ich von einem F begrüßt, es war also noch Spannung bei diesem Punkt übrig gewesen!

Als die Reaktionen wieder schrumpften, nahm ich 1b wieder auf, nun kam eine Reaktion, genau wie Ron angekündigt hatte. Ich erzielte mehrfach LF, LLF und kleinere Blowdowns. Jedesmal, wenn es langsamer ging, ging ich zu l a zurück, wobei ich neue Reaktionen herauspreßte. Innerhalb einer Stunde bedeckten die Nadel-Reaktionen von dem einen Gegensatzpaar fast eine halbe Seite des Arbeitsblattes. Ich begann 2a, einer anderen Fügung mit "Haben" und beendete die Sitzung, indem ich wieder das Bericht-Formular zur Hand nahm. Ich trug die Stelle ein, bis zu der ich gekommen war, die Zeit und den TA. Unter der gedruckten Überschrift "Ziele und Fortschritte" notierte ich:

Die 7 beendet. Dann gab ich mir das Kommando: "Das wär's!"

Darauf stellte ich den Meter ab. Nun hatte ich nur noch zwei Aufgaben zu erfüllen: den Wertungsbericht zu verfassen (ich schrieb hinein: "Der PC kommt gut voran") und den grünen Termin-Zettel auszufüllen. Die Berichte und das Material wurden in den Umschlag gesteckt, der zugeklebt und in der Aktentasche verschlossen wurde. Das ganze wurde im Wandschrank eingesperrt. Ich lief nach unten, um Richie aufzusuchen. Er hatte seine erste Sitzung ebenfalls abgeschlossen und saß im Aufenthaltsraum vor dem Fernsehgerät.

Am nächsten Morgen wachte ich um sechs Uhr auf, nicht elend, wie noch vor kurzem, sondern glücklich und voller Vorfreude auf eine Sitzung noch vor dem Frühstück. Wieder dauerte es etwas, bis der E-Meter richtig warm wurde. Aber ich ging auf der Platte nach vorne und nach hinten, bis Reaktionen zu den betreffenden Punkten kamen. Nach dem Frühstück gingen Richie und ich in unsere Zimmer zurück, um weiter zu auditieren. Wir hatten vereinbart, um elf eine Pause zu machen. An diesem Tag absolvierten wir beide mehrere Sitzungen, unterbrochen von kurzen Spaziergängen, dem Mittagessen und nachmittags, um uns in der Nachbarschaft an Kaffee und Kuchen zu stärken. Nach dem Abendessen schafften wir noch eine weitere Sitzung, und gingen dann zu Fuß zur AOUK, um die grünen Terminzettel abzugeben, bevor die Büros schlossen. Richie schritt kräftig aus und gab den Ton an, während wir unzählige Male den Refrain von "Lay down your head, Tom Doo-o-o-ly" sangen.

Während dieser ganzen Woche hüpfte ich jeden Morgen fröhlich aus dem Bett und fing um sechs Uhr damit an, "den tiefen Graben auszuschachten". Richie und ich brauchten häufig kleine Essenspausen. Wir

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waren unersättlich, "weil" — wie Richie sagte — "aus der Bank so viel Masse fortgeblasen wird."

Richie glaubte nicht, sehr lange in Edinburgh bleiben zu müssen. Wir durften zwar unsere Fälle nicht miteinander diskutieren, aber er ließ mich wissen, daß er nahe dran war, den Clear-Status zu erreichen, wobei er allerdings in einem Punkt unsicher war: wie würde er erkennen, daß er clear wäre? Das sei wirklich ein Punkt, den Ron in den Instruktionen nicht geklärt habe: wie sollte ein Preclear wissen, wann er ein Clear geworden war? Vielleicht war das endgültige Phänomen die übliche schwebende Nadel. Das war aber nur eine Annahme, denn nichts dergleichen wurde in den Instruktionen erwähnt. Außerdem: bei dem Fließband-System hatte man keine Möglichkeit zu testen, ob die Release gültig war. Mußte man damit rechnen, daß Clears in Edinburgh herumliefen, DIE IN WIRKLICHKEIT ÜBERHAUPT KEINE CLEARS WAREN?

Ich konnte Richies Sorgen gut verstehen, aber ich wollte nichts davon hören. Ich zog es vor, die Angelegenheit ruhen zu lassen und abzuwarten, bis ich selbst sicher war, daß der richtige Augenblick gekommen war. Zu meinem Mißvergnügen merkte ich, daß Richie sein Problem auf unseren Spaziergängen sozusagen mitnahm. Ich bat ihn, den Mund zu halten. Der Graben, den Ron erwähnt hatte, mußte tausend Meilen lang sein; man konnte es sich nicht leisten, von den Sorgen eines anderen mit Beschlag belegt zu werden. Ich selbst war erstaunt über die Anzahl von Nadel-Reaktionen, die ich erzielte. Mein Stapel Berichte war so angeschwollen, daß an den Seiten des großen Umschlags Risse sichtbar wurden. Eine ungeheure Menge Ladung wurde ständig aus der Bank abgelassen; ich hatte Heißhunger.

Richie, der doch schon fast ein Clear war, begann den Überblick über den Prozeß zu verlieren. Er wollte mit mir auf offener Straße darüber diskutieren, während wir zur AOUK und zurück gingen. Wir wußten beide, daß das strikt verboten war. Aber er ließ sich von seiner jungenhaften Erregung überwältigen. Er fragte mich nach dem Licht. Pflichtschuldig verwies ich ihn auf das Instruktionsbuch. Ich konnte ihm sogar die genaue Seite nennen, auf der er nachlesen mußte. Nachdem ich ihm tagelang daraus zitiert hatte, überredete er mich, mit in sein Zimmer zu kommen und ihm die genaue Stelle in dem Buch zu zeigen, auf der diese Einzelheit stand.

Richie hatte es geschafft, mich in eine verbotene Diskussion zu ziehen. Tatsächlich war es eine einseitige Diskussion gewesen — ich hatte ihn lediglich an die rechtmäßige Autorität und zwar in der korrektesten Weise, verwiesen — aber ein wenig hatte er mich doch mit seiner Unsicherheit angesteckt! Dahinter verbarg sich mehr als nur unser Kurs.

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Richie vertraute mir an, er befürchte, daß die Organisation immer militanter werde, mit ihrer von oben nach unten abgestuften Kommandogewalt, mit den See Org-Uniformen und mit ihrer Ethik-Abteilung. Er hatte ein erschreckendes Gerücht über die Strafen an Bord des Schiffes vernommen. Ein Mitglied der Schiffsmannschaft, das im Zustand des Verrats gewesen sei, habe man drei Tage lang im Ankerraum gefangen gehalten; die Ankerkette sei nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt vorbeigezischt, im Tempo von 90 Stundenkilometern!

Endkampf

Von unzugänglichen Personen und Neurotikern im allgemeinen abgesehen, sollten die meisten Fälle vom MEST gecleart sein, sobald sie einige Wochen harten Auditierens hinter sich haben.
L. RON HUBBARD

Immer ungeduldiger erwartete ich das Ende des Kurses. Leute, die mit mir die Filme angesehen hatten, ließen sich bereits den Clear-Status attestieren, und ich hatte die 7 noch immer nicht geschafft. Nachdem die Anfangsbegeisterung verflogen war, bedeutete mir der Clear-Kurs nur noch eine Menge harter Arbeit. Ständige Anstrengung war erforderlich, um den Thetan zu erkennen. Für jeden einzelnen Schritt waren neue geistige Impulse erforderlich. Unzählige Male las ich laut die einzelnen Punkte; viele Nadel-Reaktionen waren latent, das heißt sie kamen zwischendurch, ohne daß ich einen Punkt angesprochen hatte. Ich mußte häufig zurückgehen; meine Arbeitsblätter bedeckten sich mit Querstrichen neben erneut behandelten Punkten. Vielleicht beging ich technische Fehler. Wiederum las ich die Instruktionen, um zu sehen, ob ich etwas falsch gemacht hatte.

Richie hatte mich mit seinen Zweifeln angesteckt. Er hatte mir zum Bewußtsein gebracht, daß ich nicht so sicher war, daß ich auch Fragen hatte, und ich nahm ihm das übel. Da gab es zum Beispiel das Licht. Es verschaffte mir nicht so viele Reaktionen, wie die anderen Punkte. Das Erkennen des Lichtes war unangenehm, es strengte meine Augen an. Entschlossen, mit dem nächsten Licht richtig zu verfahren, bemühte ich mich zwanzig Minuten, es zu erkennen. Dabei spürte ich, wie sich die Masse hinter meiner Stirn aufbaute, während ich einen Punkt wenige Fuß von mir und etwas zur Linken anstarrte. Plötzlich

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hatte ich die Vision eines Blitzlichtes — im gleichen Moment ging die Nadel stark nach rechts. Dann mußte ich sofort aufhören, weil ich schreckliche Kopfschmerzen bekam. An diesem Abend gelang es mir, die 7 zu beenden: Haben, tun, sein; jeweils sieben Gegensatzpaare für alle drei Verben, zum Beispiel: "Masse sein". Schnell ging ich den nächsten Teil durch, die achtzehn EWs, wiederum Nomina:
1. Masse
2. Energie
3. Raum
4. Zeit
5. Geschichte ...
Richie wußte, daß ich bis weit in die Nacht hinein auditierte und erklärte, ich verletze den Auditor-Codex: "Du sollst den Prozeß mit einem Preclear nicht nach 22.00 Uhr ausdehnen." Er sagte: "Schließlich bist du selbst der Preclear."

Ich argumentierte, daß der grüne Terminzettel, den man jeden Tag abgeben mußte, durch den DT (Direktor des Trainings) jeweils in die Auditionsstatistik übertragen werde. Oder wisse er, Richie, etwa nicht, daß acht Stunden Auditieren pro Tag als "Zustand des normalen Vorgehens" galt, sechs Stunden als "Mindestmaß" und weniger als sechs Stunden als "Gefahr"? Wie solle man seine Statistik in Ordnung halten, wenn man nur kurze Sitzungen mache, wie Ron rate, und nachts nicht auditiere? Ausschlaggebend sei, daß Ron in einem der Filme eine Bemerkung über einen hohen TA gemacht habe, die beweise, daß es legal sei, beim Clear-Kurs vierundzwanzig Stunden pro Tag zu auditieren: für die meisten Leute, hatte Ron gesagt, gebe es eine spezifische Zeit, zu der ihr Meter hängen bleibe. Das sei für den einen 22.00 Uhr, für den anderen 4.00 Uhr morgens. "Das ist ganz in Ordnung", hatte er gesagt, "das bedeutet nur, jetzt ist es Zeit, es sein zu lassen und sich zu entspannen..."

Richie bestritt meine Auslegung der Regeln. Er schlug vor, von 6.00 bis 8.00 Uhr, von 9.00 bis 11.00, von 13.00 bis 15.00, von 16.00 bis 18.00 und von 20.00 bis 22.00 Uhr zu auditieren. "Das reicht! Wenn du deine Essenspausen verkürzt, dann schwächst du dich selber!" Teil III des Clear-Kurses kombinierte die Grund-EWs und die Verben "schaffen" und "zerstören" zu besonderen Gegensatzpaaren, die Verwirrungs-GPMs hießen (= Goal, Mass, Power = Ziel, Masse, Macht):

1a. erschaffend Masse zerstören
2b. zerstörend Masse erschaffen
Diese Punkte ergaben so magere Nadel-Reaktionen, daß ich häufig zu

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Teil II zurückkehren mußte, wobei ich meine Spur mit einem Gewirr von Querstrichen markierte. Die Grund-EWs hatten aber aufgehört, Reaktionen zu bringen. Minutenlang hämmerte ich auf einzelnen Punkten herum, erzielte aber nur kümmerliche SFs oder noch weniger. Ich ging weiter und weiter zurück; schließlich entschloß ich mich, Teil II ganz und gar zu wiederholen. Auch danach ergab Teil III keine Reaktionen. Dabei war das Material durchaus unter Spannung: der TA (= Stimmungsskala) ging bei jeder Sitzung noch weiter nach oben, während sich die Nadel immer weniger bewegen wollte, vor allem früh morgens. Verzweifelt studierte ich die Instruktionen, um einen Hinweis zu finden.

Als überhaupt nichts mehr Reaktionen hervorrief, beschloß ich, nicht weiter zu auditieren, bis ich herausgefunden hatte, wo der Fehler lag. Ich suchte in dem großen Stapel von Arbeitsblättern nach der Stelle, wo ich zum letzten Mal gute Reaktionen hatte. Die Vielzahl der Möglichkeiten machte mich ratlos. Wegen der zahlreichen Wiederholungen bei den einzelnen Durchgängen — hunderte von Querstrichen verunzierten meine Arbeitsblätter — konnte ich die ursprüngliche Abfolge kaum noch erkennen. Um den ganzen Weg durch das Material noch einmal abschreiten zu können, mochte es nötig sein, noch weiter hinten zu beginnen, vielleicht ganz am Anfang, und dann jede Reaktion zu jedem einzelnen Punkt zu verfolgen, und zwar in der auf den Listen angegebenen Reihenfolge. Aber die Menge der Reaktionen und Querstriche, der Bewegungen nach vorn und nach hinten zu wiederholen, sämtliche Fäden erneut aufzunehmen, war völlig unmöglich. Obgleich ich meinte, die Instruktionen genau eingehalten zu haben, waren die Arbeitsblätter so schwer zu übersehen, wie ein durcheinander geratenes Knäuel Zwirn. Meine eigene Schrift verschwamm mir vor den Augen. Ich fing wieder an zu auditieren, wobei ich einen mehr oder weniger zufälligen Einsatzpunkt wählte.

Nebensächlichkeiten begannen mir Sorgen zu machen. Ich hatte Angst, ich könne ohne Schreibzeug dasitzen und lief los, um mir vier Kugelschreiber zu kaufen. Ich geriet in Panik, ob der E-Meter noch genügend aufgeladen war, und steckte das Kabel alle paar Stunden in die Steckdose, egal, ob das nötig war oder nicht. Die Zink-Büchsen waren rostig geworden; davon hatten meine Hände Flecken, die sich nicht abwaschen ließen. Ich verbrachte viel Zeit damit, die Büchsen zu putzen, um sie in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Der Kurs machte mir ständig Sorgen, grübelnd lag ich auf meinem Bett oder lief durch die Straßen und rätselte, an welcher Stelle des Materials ich eigentlich war.

Vielleicht hatte ich alles falsch gemacht? Am liebsten hätte ich noch

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einmal beim ersten Punkt des ersten Teils angefangen, traute mich aber nicht, den DT um dieses Privileg zu bitten. Wahrscheinlich war die einzige Lösung, das ganze Bündel Arbeitsblätter noch einmal zu schreiben. Vielleicht konnte man mit Buntstiften den Nadel-Reaktionen auf der Spur bleiben. Das würde mich mehrere Tage kosten und meine magere Auditions-Statistik würde mich in den Zustand von Schuld bringen. Ich brütete bis spät in der Nacht über den Arbeitsblättern, um den verlorenen Faden wieder zu entdecken.

Ich suchte eine andere Stelle der Listen aus und fing wieder mit der Sitzung an. Die Anstrengung, den Thetan zu beschwören, der Akt des Auditierens selbst, erfüllten mich mit Widerwillen. Schließlich war ich wie betäubt und völlig aus dem Lot. Ich befürchtete, ernsthaft: meinen Verstand zu verlieren, wenn ich mit dem Auditieren weiter machte. Immerhin war ja der Geist in einer präzisen Reihenfolge zusammengesetzt, genau wie auf den Listen angegeben. Jeder Fehler konnte schreckliche Folgen haben.

Ich wollte jetzt auch die oberen Stufen absolvieren. Das kostete 3200 Dollar. Die Stufen VII und VIII waren noch nicht erhältlich. Deshalb machte die Organisation ein Pauschalangebot zum Preis von 2800 Dollar, wenn man für alle acht Stufen im voraus bezahlte. Ich rief meinen Makler jenseits des Atlantik an und beauftragte ihn, meine letzten Aktien zu verkaufen.

Richie hatte mich in den Aufenthaltsraum geholt, um im Fernsehen ein Science-Fiction-Spiel anzuschauen. Die Bilder auf der Mattscheibe ängstigten mich. Sie paßten auf etwas in der Bank, das mich unwiderstehlich auf der Zeitspur entlang nach unter zog, zurück zu einem unliebsamen Vorfall. Mir wurde schwindelig und ich verließ den Raum. Richie rief hinter mir her: "Hallo Kamerad, ich glaube, heute abend werde ich hingehen und attestieren!"

Später traf ich Richie in der Nähe des Empfangsschalters. "Es ist passiert", zischte er mir ins Ohr. "Sie haben mich in den Zustand von Schuld versetzt. Sie haben meine Arbeitsblätter überprüft und festgestellt, daß ich ein Licht übergangen habe — jetzt bin ich dran."

Der Gedanke, mir eine langwierige Strafe einzuhandeln, während ich mich in den Materialien verloren hatte, erschreckte mich. Ich rannte nach Hause, um mich von neuem auf die Arbeitsblätter zu stürzen. Ich mußte einfach die Fehler finden, die in meinen Notizen verborgen waren, und mich ihnen stellen — wenn nicht um der Organisation, dann doch um meiner selbst willen. Ich nahm ein leeres Blatt Papier und schrieb als Überschrift "Mögliche Fehler". Hastig zählte ich sie

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auf: "Zu häufiges Zurückgehen, zu schnelles Vorwärtsgehen, zu viele latente Reaktion (oder verfrühte), nicht genug Reaktionen auf das Licht, zu viele SF und andere ungenügenden Nadel-Reaktionen, die Möglichkeit, in einen falschen Durchgang geraten zu sein." Die weitere Überprüfung ergab, daß ich bei einer Wiederholung ganz zu Anfang ein Licht völlig übersehen hatte, derselbe alberne Fehler, der Richie den Hals gebrochen hatte. Dann entdeckte ich einen schweren Fehler: verschiedentlich war ich, wenn ein Punkt keine Reaktion ergab, einfach zum nächsten weiter gegangen, um die Nadel locker zu machen: ich hatte Punkte ohne Nadelreaktionen übersprungen. Während ich durch das alte Stadtviertel in der Nähe von Mrs. Blake's Pension spazierte, dachte ich an meine Scientology-Freunde in New York. Plötzlich kam ich darauf: ihre Schuld war es, daß ich in diesen Zustand der Verwirrung geraten war! Ich fürchtete mich, in die Review-Sitzung zu gehen, die ich brauchte, wegen der Withholds (= heimliche Vorbehalte) gegenüber der Organisation, die ich in Geralds Agentur erworben hatte: Unsere Diskussionen am späten Abend, unsere Witze auf Kosten anderer Scientologen! Ich hatte Felicia und Gerald decken wollen. Ich konnte nie dem Trieb widerstehen, dem Auditor genau das zu sagen, was ich verbergen wollte. Eine innere Stimme hatte mir gesagt, daß ich die beiden genauso verraten würde, wie Ann und Marilyn.

In einem gewissen Sinne verdienten sie es ja. Felicia und Gerald hatten mich mit ihren ungenauen Instruktionen verwöhnt, sie hatten in der Agentur die Ethik-Bestimmungen nur lasch gehandhabt. Sie hatten mich entwaffnet. Seitdem hatte ich für ihre Laxheit zahlen müssen. Sie hatten mein Vertrauen nicht verdient. Vielleicht waren sie gar nicht wirklich meine Freunde. Trotzdem wollte ich sie nicht hintergehen. Ich wollte mich der Review-Sitzung unterziehen — aber erst, nachdem ich sie gewarnt hatte.

Ich legte meinen Anruf so, daß er um 7.00 Uhr New Yorker Zeit ankam. "Gerald", rief ich dem Auditor zu, der offensichtlich noch schläfrig war, "ich bin in der Klemme — ich melde mit zur Review." Es gab eine Pause, dann antwortete er: "Du gehst also zur Review." "Da steckt noch mehr dahinter. Ich habe Angst um dich — ich möchte deine Vorbehalte gegenüber der Organisation nicht angeben." "Ich habe keine Vorbehalte. Du kannst, verdammt nochmal, sagen, was du Lust hast." "Bist du sicher?"

"Wirklich. Ich habe nichts dagegen, ich habe nichts zu verbergen." Die Empfangsdame füllte ein Formular aus und schickte mich zum Qual (= Qualifikationsbüro), wo die Review-Auditoren ihre Auf-

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träge erhielten.

An jenem Tag war mein Prüfer ein kurzgewachsener, haselnußäugiger junger Mann, der die ganze Zeit wie ein Buddha dasaß und Miniaturzigarren rauchte. Er schaute meine Arbeitsblätter an. "Sie haben ja ganz schön gearbeitet", meinte er. "Ich will Ihnen was sagen: ich werde Ihnen eine Liste, L VII geben, die arbeiten Sie selbst durch, um so die ganze übergangene Spannung loszuwerden." Bei dieser Aussicht hob sich meine Stimmung sofort.

Die Liste L VII enthielt drei Seiten und achtzig Fragen. Die Fragen handelten von ARC-Brüchen, Withholds und den technischen Aspekten des Clear-Kurses, wobei die Dutzende von Dingen, die bei dem Prozeß schiefgehen konnten, bis ins Einzelne erläutert waren. Als ich diese Fragen in kräftiger Druckschrift vor mir sah, fühlte ich mich doppelt schuldig. Ich arbeitete die Liste hastig durch, schrieb eine Zusammenfassung und brachte sie dem Prüfer zurück.

"Sehen Sie, das ist eine übergangene Spannung", sagte er. "Wenn Sie eine Reaktion auf eine Frage bekommen, dann müssen Sie Ihre Considerationen loswerden. Wo sind überhaupt Ihre Considerationen? Ich sehe sie nicht auf Ihren Arbeitsblättern. Es heißt zum Beispiel hier:

'Haben Sie einen ARC-Bruch mit dem Auditieren?' Sie haben dazu eine Reaktion bekommen, aber Sie haben nichts getan, um die übergangene Spannung loszuwerden. Gehen Sie nach Hause und arbeiten Sie die Liste noch einmal durch. Aber diesmal müssen Sie alle Considerationen loswerden — einfach, indem Sie sie in Ihr Arbeitsblatt eintragen."

Nun mußten also allen meinen Withholds die Zähne gezogen werden. Durch mich allein. Ich sah im Geist ganze Ketten verbotener Gedanken. Es war zermürbend, das alles in Langschrift aufzuschreiben. Auf dem Arbeitsblatt sahen meine Considerationen schrecklich unbedarft aus. Meine Stimme klang schwach und weinerlich, als ich sie laut wiederholte. Selbst die nebensächlichste Frage rief selbstklägerische Antworten hervor. Meine Hände begannen zu zittern; ich konnte kaum noch schreiben. Ich hörte auf, nach E-Meter-Reaktionen zu schauen und spuckte alles aus, was ich über Felicia und Gerald wußte.

Der Prüfer warf einen Blick auf meine L VII-Arbeitsblätter, sah mein vertrauliches Material nach, und schickte mich zum Empfang. An der Kasse zahlte ich zwanzig Dollar. Dann ließ ich mich im Review-Wartezimmer nieder, das bei den Mahlzeiten als Schiffsmesse diente. Der Raum war voller Leute, so daß ich an jenem Abend nicht mehr an die Reihe kam.

Um elf Uhr kam ich nach Hause. Richies Tür war offen. Er lag auf dem Bett, die Füße berührten den Boden. Sein Anzug war ver-

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schmutzt. "Richie!" brüllte ich. Keine Antwort. Ich schlug ihm ins Gesicht, zog ihm die Schuhe aus, zerrte ihn unter die Decken und schloß das Fenster, durch das ein kalter Wind hereingeweht kam. Ich steckte eine Münze in den elektrischen Ofen. "Richie, du Bastard, sag etwas — sag nur Hallo!"

Seine Augen öffneten sich halb. "Hallo", sagte er. Am späten Nachmittag des nächsten Tages deutete ein Mädchen mit dem Finger auf mich. Sie führte mich in ein Auditionszimmer. Dort zeigte sie soviel Herzlichkeit, daß sich meine Sorgen in Luft aufzulösen schienen. Das Formular, dem sie ihre Fragen entnahm, war ähnlich wie L VII. Hin und wieder machte mir eine Frage Herzklopfen. Aber es kamen nicht allzu viele Nadel-Reaktionen, die peinlich waren. Als wir die Liste halb durchgearbeitet hatten, sagte sie: "Sie haben eine schwebende Nadel — das wär's!" Sie fügte hinzu: "War die Review vollständig?"

"O ja!" antwortete ich dankbar. Ich machte mich auf den Weg, um mir das Ergebnis im Büro für Zeugnisse und Belohnungen attestieren zu lassen. Meine Stimmung war sehr viel besser. Meine Auditorin rannte an mir vorbei, um mich im nächsten Büro zu erwarten. Denn sie war für beide Jobs zuständig.

Am gleichen Abend sagte mir Richie, daß er clear war. Er hatte sich ausgeschlafen, gewaschen und saubere Sachen angezogen; der Schaden, den er sich im Kurs zugezogen hatte, war behoben. Er erzählte mir, wie man ihn wegen der falschen Technik, die er angewandt hatte, bestraft hatte: "Die verstehen keinen Spaß. In meinem ganzen Leben habe ich nie so hart gearbeitet. Ich habe Büros angestrichen und die verdammte Eingangstreppe geschrubbt. Als ich fertig war, war ich so erledigt, daß ich glaubte, ich würde den Rückweg hierher nicht schaffen. Vielen Dank, daß du mich ins Bett gebracht hast, Kumpel."

Richie hatte immer noch Zweifel. "Ich kann es nicht glauben — bin ich wirklich clear, Bob? Ist es wahr? Sehe ich jetzt anders aus?"

Mich stieß das ab. Ich quälte mich durch die L VII-Listen und mußte zusätzlich für die Review-Sitzung bezahlen — und dieser junge Faulpelz war einfach ins Ziel gestolpert. Ich unterdrückte den Impuls, ihm von meinen Anstrengungen zu berichten. Selbst wenn es nicht verboten gewesen wäre, hätte ich ihm diesen glücklichen Augenblick nicht verderben mögen. Er war nur ein junger Kerl, der es nicht besser wußte, und er sah wirklich anders aus: sein sonst so verdrießlicher Gesichtsausdruck hatte sich aufgehellt und wirkte jetzt froh wie der Blick eines schiffbrüchigen Seemanns, der an Land gespült worden ist. Er brauchte jetzt Sicherheit, und ich gab sie ihm.

"Natürlich bist du clear, mein Lieber, setz dich hin und genieße den

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Augenblick."

"Ich kann es nicht glauben, daß ich es schließlich doch geschafft habe. Jetzt kann ich ohne reaktiven Geist nach Australien zurückkehren." "Genau! Jetzt bist du ein gemachter Mann. Hol alles heraus. Du hast es verdient!"

Ich hatte ein zwiespältiges Gefühl bei diesem Wortwechsel. Unsere Freundschaft hatte sich vertieft. Er schaute mich vertrauensvoll an wie ein junger Hund. Aber ich fragte mich, warum er seinen Erfolg nicht akzeptieren konnte, ohne daß ein anderer ihn bestätigte. Während ich auf ihn einredete, hatte ich den Verdacht, daß ich ihn in Wirklichkeit sadistisch behandelte, seine Lage ausnutzte. Einerseits verwöhnte ich ihn mit Lobsprüchen, andererseits wollte ich ihn im stillen für die Nervosität büßen lassen, mit der er mich früher angesteckt hatte. In einem Cafe trafen wir Radcliff Jones. Er hatte seinen Solokurs genau nach Plan abgeschlossen und war vom Hill aus kurz vorher in Edinburgh angekommen. Wir gingen durch die Stadt. Richie ließ immer noch Trauma aus dem Clear-Kurs ab. Wiederholt versicherten ihm Rad und ich, er sähe wundervoll aus. Alle paar Meter klopften wir ihm auf die Schulter und riefen: "Du bist clear, mein Junge, WIRKLICH CLEAR!"

Die Objekte waren einfache geometrische Figuren, zum Beispiel Kreise und Dreiecke. Sie erschienen zuerst hohl und dann massiv, sie flogen auf einen zu oder von einem fort, beides in ganz verschiedenen Richtungen. Ich probierte einige davon aus und erreichte nur mehrfach SF auf der Skala. Der Versuch, mir Objekte um mich herum vorzustellen, die sich zur gleichen Zeit in verschiedenen Richtungen nach vorn und nach hinten bewegten, führte zu einem seltsamen Ergebnis: Es war, als ob in meinem Kopf etwas abwechselnd auseinander gezogen und zusammengepreßt würde. An diesem Punkt war mir klar, daß sich in meinem Kopf Masse aufbaute. Ich war wieder krank. Die Aussicht auf eine weitere Review-Sitzung war erniedrigend, aber es gab keinen Ausweg.

Die Besetzung der Stellen in der See Org hatte gewechselt. Als Prüfer fungierte nun ein vollbusiger Rotschopf. "Mal sehen ... Sie hatten schon eine Review-Sitzung." Sie sah meine Arbeitsblätter durch. Meine Fehler müssen leicht durchschaubar gewesen sein. Aber gleich am Anfang wollte sie nicht zu hart mit mir umspringen. "Robert, ich möchte nicht, daß Sie dauernd Review-Sitzungen nehmen. Das wäre nicht gut, weder für Sie noch für uns. Also, was wollen wir tun?" Ich hoffte, daß sie mich nicht für einen Fall für die Ethik-Abteilung

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erklärte. "Ich weiß nicht ... nach der letzten Review-Sitzung war alles für eine Weile in Ordnung."

Sie überlegte: "Das klingt ernst. Sie brauchen einen S&D (Search & Discovery: Test zum Suchen und Entdecken einer suppressiven Person oder Sache). Wir müssen die Angelegenheit auf der Stelle klären."

Ich stand auf, um zum Empfang zu gehen. "Machen Sie sich keine Sorgen", fügte sie hinzu, "diese S&D-Sitzungen gehen nicht nach dem alten Schema: 'Haben Sie Verbindung zu einer suppressiven Person? Sie werden es mit hochgeladenem Stoff zu tun haben, der Sie auf der Zeit-Spur weit nach hinten tragen kann." An der Kasse zahlte ich hundert Dollar für den S&D. Eine pummelige brünette Frau holte mich im Wartezimmer ab; es war der Dritte Maat; sie hatte Richie in den Zustand der Schuld versetzt.

Der Dritte Maat war ein Star-Auditor. Sie ging mit ihrem E-Meter und den Bericht-Formularen um, als spiele sie Mah-Jong. "Was versuchen sie, Ihnen anzutun?" fragte sie, während ihre braunen Augen vergnügt funkelten.

"Mich in Furcht versetzen", schlug ich vor, während sie begann, eine Liste aufzustellen, "mich krank machen . .. schlaflos . . . mir Kopfschmerzen zufügen, mir den Spaß am Auditieren nehmen, mir die Freude an der Scientology nehmen." Sie nullte die Liste, damit der entscheidende Punkt übrigblieb. "Gut", bestätigte sie, nachdem sie minutenlang die Fragen wiederholt und einzelne Antworten ausgestrichen hatte. 'Mir die Freude an der Scientology nehmen' ist der Punkt, der bei Ihnen übrigbleibt. Ich gehe zu einer weiteren Prozeß-Frage über: 'Wer oder was versucht, Ihnen die Freude an der Scientology zu nehmen?'cc Es konnte sich herausstellen, daß der Schurke ein böswilliger Beamter eines alten außer-galaktischen Reiches war, oder es konnte jemand aus meiner Familie oder von meinen Freunden sein. Ich stöhnte bei dem Gedanken, vielleicht die Verbindung zu jemandem abbrechen zu müssen, den ich liebhatte, aber schon stieß ich Namen hervor: "Mein Vater . .. meine Schwester ... Anita ... Allen ... Lynn ..." "Gut!" Der Dritte Maat war begeistert. "Noch mehr dazu?" "Radcliff, Richie, Morton, Bruce, Ann, Gerald, Felicia, Danny ..." Ohne Unterschied nannte ich Namen von Preclears und von Scientologen der oberen Stufen.

"Fein. Noch mehr zu der Frage 'Wer oder was versucht, Ihnen die Freude an der Scientology zu nehmen?' cc Ich erinnerte mich an ein Gefühl, das ich einmal in meiner Brust ver-

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spürt hatte, vor vielen Jahren in einem spannungsreichen Augenblick. "Ein schwarzer Klumpen", sagte ich. "Danke. Ist die Liste komplett?"

In meinem Innern stieg ein Bild empor: "Ich sehe einen Mann. An einem schönen Frühlingstag geht er eine Straße entlang." "Fein. Was ist das Datum?" "Es ist... 1870."

"Danke. Erzählen Sie mir jetzt alles, was passiert.<e "Ich weiß nur, daß er die Straße entlang geht — die Bäume blühen — er ist dabei, ein Haus zu betreten und die Treppe hochzusteigen ..." "O.k. Noch mehr dazu?" "Ja ... er hat etwas Sympathisches an sich." "Danke. Erzählen Sie mir davon."

"Das ist alles, was ich darüber sagen kann. Ich habe ein herzliches Gefühl für diesen Burschen auf der Straße. Wissen Sie, an wen er mich erinnert? An Poppa Jenks im Comic-Strip , Gasoline Alley.' " "Fein. Nennen wir diesen Punkt 'Mann in dem Bild', 0. k.? Ist die Liste komplett?" "Ja, ich glaube."

"Gut. Dann werde ich es auf dem E-Meter nachprüfen." Sie ging die Seite durch und machte hinter den einzelnen Punkten ihre X= und /—Zeichen. Mein Herz klopfte, wenn die Namen von Verwandten oder Freunden wiederholt wurden. Beim zweiten oder dritten Durchgang wurden sie alle mit einem X versehen, genullt. Nur zwei Punkte blieben übrig: 'Der Mann im Bild' und 'Der schwarze Klumpen.' Ich vermutete, daß wir uns um den 'Mann im Bild' kümmern müßten. Hinter diesem Vorfall schien mehr zu stecken, als ich mich erinnern konnte. Sie las diesen Punkt laut vor, und ich sah, daß ein X neben die Reihe von Querstrichen gesetzt wurde: 'Der Mann im Bild' war genullt!

"Da haben wir den Punkt!" rief der Dritte Maat triumphierend. "Es war der schwarze Klumpen!"

Wie betäubt starrte ich sie an: Ein schwarzer Klumpen hatte hinter allem gestanden, kein Mensch. "Aber was ist es?" gelang mir schließlich zu fragen. "Ich weiß nicht... das heißt, ich darf nichts sagen." "Wollen Sie sagen, daß Sie eine Idee haben, was es sein könnte?" "Ich kann dazu weder ja noch nein sagen", sagte sie. Ich war völlig im dunkeln, aber irgendwie doch zufrieden mit dem Resultat des S&D. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel, daß wir den richtigen Punkt gefunden hatten; niemand war mir gegenüber suppressiv; ich brauchte keine Verbindungen abzubrechen. Die ganze

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Zeit über war es nur ein schwarzer Klumpen gewesen. Ich war erleichtert.

Der Dritte Maat schaute zufrieden zu, wie die Spannung von mir wich. Sie lächelte mich über den Tisch hinweg an. "Gott, es ist phantastisch", meinte sie. "Rons Technik ist so unglaublich gut!" Der Glanz ihrer Augen wärmte mich, meine eigenen schwammen in Tränen. "Sie sind großartig", sagte ich voller Enthusiasmus. Dann ging ich durch die Halle, um der Prüferin Bescheid zu sagen. "Wissen Sie, was es die ganze Zeit über war? Ein schwarzer Klumpen!" Die Prüferin lächelte mich wissend an. Ich vermutete, daß ein schwarzer Klumpen für einen Scientologen eine besondere Bedeutung hatte; sie wußten durchaus Bescheid, aber ich würde warten müssen, bis ich die richtige Stufe erreicht hatte, um dahinter zu kommen. An diesem und am nächsten Tag sagte ich jedem, den ich traf, daß die Auditoren der See Org sensationell seien. Man könne sich auf sie verlassen; man solle sich nie davon abhalten lassen, die Hilfe der Qualifikations-Abteilung zu suchen, wenn man sie brauchte. Ich sagte niemanden, wie der Punkt, den man gefunden hatte, genau aussah, nur daß es keine Person war. Richie informierte mich. "Es ist nichts Ungewöhnliches, bei einem S&D auf eine Sache zu stoßen. Letztes Jahr brauchte meine Mutter auch einen S&D; es stellte sich heraus, daß ihr Problem ein gigantischer Eukalyptus war."

Der E-Meter stand wieder still. Ich kam einfach nicht durch den Clear-Kurs. Mit meinem Ethik-Zustand war irgendetwas von Grund auf in Unordnung. Es schien vom Schicksal vorherbestimmt, daß ich mich durch eine Strafe für den Zustand der Schuld hindurcharbeiten mußte, ehe die Maschine wieder funktionieren würde. Eigentlich brauchte ich gar nicht mehr darauf zu warten, bis die Ethik-Abteilung in Aktion trat. Ich war schon in Schuld, ich hatte mich selbst in diesen Zustand versetzt. Erst durch die eigenen Fehler verstand man Rons Ethik richtig: Man versetzte sich selbst in einen Zustand, entweder in einen höheren oder in einen niedrigeren. Das geschieht dauernd, ob nun die Organisation und man selbst das weiß, oder nicht. Viele in der AOUK waren sich dessen völlig bewußt und immer wenn sie bemerkten, daß sie in einem niedrigeren Zustand geraten waren, meldeten sie sich beim Ethik-Beamten. Warum in Rons Namen machte ich es nicht ebenso und nahm die verdiente Strafe auf mich? War es ein anhaltendes törichtes Begehren, mich zu unterscheiden — die letzten Zuckungen des selbstsüchtigen Ich, das darum kämpfte, besser als die anderen zu sein — das mich davon abhielt? Oder war es einfach nur Furcht? Letzteres glaubte ich eigentlich nicht. Richie war letzten Endes

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unbeschädigt aus der Prozedur hervorgegangen. Wie auch immer, irgendetwas in mir widerstrebte dem Gedanken, mich ihrem Schuldspruch zu unterwerfen. Ich hatte mein Bestes getan, die Instruktionen zu befolgen, und nahm jede Mühe auf mich, um allein klarzukommen. Es mußte ein Unterschied sein zwischen ihrer Definition meines Zustandes und meiner eigenen. Ich beschloß, noch einmal zum Qualifikationsbüro zu gehen. Sie sollten über mein Schicksal entscheiden. Ich traf den Dritten Maat auf dem Flur. "Wie läuft es?" fragte sie — zweifellos spielte sie auf unsere wundervolle Sitzung an. "Ich weiß nicht mehr, was geschieht. Ich stecke fest. Ich bin gerade auf dem Weg zum Prüfer."

"Ich weiß, was zu tun ist. Kommen Sie mit mir und ich bringe es in Ordnung."

Sie überschüttete mich mit Fragen aus dem grünen Formular, wie es gewöhnlich für eine Review-Sitzung verwendet wurde. Da sie sehr schnell auditierte, kam sie schon bald bei einer Frage an, die ich bisher noch nie gehört hatte. "Hatten Sie schon eine Release?"

Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und beobachtete mich. "Eben gab es eine sehr starke Reaktion auf der Skala", sagte sie. Ich verstand nicht. Ihr fragender Gesichtsausdruck verwandelte sich langsam in ein glückliches Lächeln. Nur zögernd dämmerte mir, was diese Frage und die Nadelreaktion bedeuteten. "Schon eine Release — bedeutet das ... ich bin CLEAR?" Sie blickte mich nur an. Sie durfte ja nicht an meiner Stelle ein Urteil über die Nadelreaktion abgeben. Ich mußte diese Sache selbst begreifen. Es war meine eigene Aufgabe, augenblicklich mein Sorgen fallenzulassen und die Tatsache zu akzeptieren, daß ich schon clear war.

Ich zögerte lange. Ich wollte nichts denken, nichts zu der einfachen Alternative hinzufügen. "Gut, ich werde nicht dagegen ankämpfen", sagte ich mit zittriger Stimme. Und dies alles, meine Hinnahme, die Gefühlsströme, die zwischen mir und dem Dritten Maat pulsierten, erfüllten mich mit solcher Wärme, daß ich mich ganz schwach fühlte. Wir standen zur gleichen Zeit auf und ich warf mich in ihre Arme. "Sie sind wunderbar", murmelte ich.

"Sie sind wunderbar", erwiderte sie. Wir standen mitten in dem Auditionsraum und hielten uns fest in den Armen, meine Beine trugen mich kaum.

"Einen Moment noch", sagte sie und unterbrach den herrlichen Augenblick. "Ich möchte noch einen Punkt überprüfen. Nehmen Sie bitte die Büchsen. Also wann ereignete sich die Release?" Ein Datum schoß in mein Bewußtsein: es war jene Sitzung vor einer

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guten Woche, als die Nadel auf der Skala nach oben geschossen war und als ich mich so gut gefühlt hatte. Danach waren Richie und ich durch eine Straße einem herrlichen Sonnenuntergang entgegengelaufen, sorglos hatten wir nach einem Cafe gesucht, der TA war gegen Ende der Sitzung etwas hoch gewesen, aber hatte Ron in seinen Instruktionen überhaupt etwas davon erwähnt? Es war auch möglich, daß mein E-Meter nicht mehr ganz zentriert gewesen war, der TA hätte vielleicht nachgestellt werden müssen. Beim Ende der Sitzung war ich clear gewesen. Tatsächlich war ich schon seit einer ganzen Woche im Status eines Clear!

"O.k., das wär's!" sagte sie. "Gehen wir zum Qualifikationsbüro — dann können Sie attestieren!"

"Die Review-Sitzung ist beendet", rief der Dritte Maat aus. "Hurra!"

"Ich hatte das Gefühl, daß dort drinnen etwas vorging", sagte die Prüferin. Ganz zart legte ich meine Arme um sie, als ob sie und nicht ich selbst der neugeborene Clear sei. Eine Welt der Zärtlichkeit: Seltsam, diese Umarmungen hatten eine neue, eine vollständigere, eine zufriedenere Qualität. Mein Kopf, mein Körper fühlten sich wie neu an, alles war wie neu. Die Prüferin begleitete mich zum Büro für Zeugnisse und Belohnungen. Dort unterzeichnete ich das Attest-Formular und erhielt ein Zertifikat. Feierlich führte sie mich dann ins Foyer und rief jubelnd aus: "ACHTUNG! . .. HERHÖREN: ROBERT KAUFMAN ... CLEAR! ! !" Von allen Seiten gab es Applaus. Verschiedene Schüler der Akademie erschienen an den Türen, um zu sehen, wer es war, der von der Bank befreit war. Ich hatte mich noch nicht erholt, es war alles so schnell geschehen. Schon war ich im DT-Büro und schrieb in großen Buchstaben meinen Namen auf die immer länger werdende Liste der neuen Absolventen der oberen Stufen.

Es geht weiter

Ich hatte gehofft, ein paar Tage ausruhen zu können, mich im Status eines Clear zu sonnen, Edinburgh zu besichtigen, vielleicht auch einen Bus nach Sankt Andrew zu nehmen, um mir den berühmten alten Golfplatz anzusehen. Aber der Direktor des Trainings händigte mir sofort das OT I-Paket aus. Es gab keine Freizeit: Die Erde mußte clear gemacht werden und die Organisation brauchte OT-Mitglieder. Auf dem Weg nach Hause wucherten in meinem Kopf die Erklärungen

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für den Verlauf der letzten Woche. Durch die enorme Zahl von Nadelreaktionen, die ich eine Zeitlang erzielt hatte, mußte ich genügend Spannung abgelassen haben, um innerhalb weniger Tage clear zu werden. Dann hatte ich wegen der alten Unsicherheit — wegen meines entscheidenden Charakterfehlers, mich selbst herabzusetzen — den Moment des Release glatt verpaßt, trotz der schwebenden Nadel und der Stimmungsanzeige unter drei. Kein Wunder, daß alles danach eine reine Katastrophe war. Daß die Nadelreaktionen ausblieben: es gab nichts mehr, worauf der E-Meter hätte reagieren können. Ich hatte den Prozeß verdoppelt: "das Saubere erneut gesäubert", wie Ron es nannte. Ich hatte buchstäblich die Spannung wieder erzeugt, die gerade gelöscht worden war. Dadurch war ein Bumerang-Effekt entstanden, was Widerwillen gegen das Auditieren und körperliche oder geistige Erkrankungen des Preclear auslösen kann.

Ich war einigermaßen erstaunt, das vertraute Instruktionsbuch des Clear-Kurses im OT I-Paket zu entdecken. Ich beschloß, es nochmals durchzublättern, anständig zu essen und dann zur AOUK zurückzukehren, um die OT I-Materialien abzuholen. Jetzt fürchtete ich mich nicht mehr vor dem Auditieren. OT I wird ein Vergnügen sein, dachte ich immer wieder, die Worte waren wie ein Lied. Mir tat nur leid, daß Richie schon nach Australien abgereist war, so daß ich ihm nicht über die tragikomischen Ereignisse mit anschließendem Happy End berichten konnte.

Jetzt endlich begann sich mir das ganze Glück meines Clear-Status zu erschließen. Es gab viele Restaurants, und es war wundervoll, eins auszuwählen. Ich nahm meine Brille ab und die Einzelheiten um mich herum formten sich zu einem Bild: Der Bürgersteig — vorher war es mir nicht aufgefallen — hatte scharfe Umrisse, eine Körnung. Es war wunderbar und ich sah es zum erstenmal.

Zur Feier des Tages brauchte ich ein Steak. Ich betrat ein Restaurant, in dem ich vorher noch nicht gewesen war, mit gedeckten Tischen, Teppichen und einem Kamin. Ich vollzog den Akt des Hinsetzens langsam, wohlüberlegt, jede einzelne Bewegung war eine Einheit für sich. Vorbei waren die nervösen, nur halb bewußten Ticks. Wann immer ich einen Teil meines Körpers bewegen wollte, wurde der Gedanke über geheimnisvolle Kanäle in die erwünschte Handlung umgesetzt:

EIN CLEAR IST VERURSACHER DES MEST: MATERIE, ENERGIE, RAUM, ZEIT — SEIN EIGENES PHYSIKALISCHES UNIVERSUM. Ich bat die Kellnerin um eine Zeitung. Der Überschriften-Wirrwarr auf der Titelseite kam mir leicht lächerlich vor, wie ein schlechtgespieltes Spiel. Jeder Bissen meines Essens hatte seine besondere Qualität; jeder Schnitt mit dem Messer unterschied

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sich von den anderen. Die Fleischstücke auf dem Teller ergaben ein Mosaik.

Schon immer hatte ich so sein wollen. Nun war es soweit. Ohne Anstrengung, ohne Gedanken, ohne weiteren Wunsch. Mein Clear-Referat begann Formen anzunehmen. Beim nächsten Erfolgsabend in der AOÜK würde ich dem aufmerksamen Publikum im Wartezimmer über die Steine auf dem Bürgersteig erzählen, über die Hilfe von der hingebungsvollen See Org und vor allem über die erstaunliche, die himmelerstürmende Technik von L. Ron Hubbard.

Die OT I-Materialien bestanden aus den Listen des Clear-Kurses. Mein letztes Bündel Arbeitsblätter steckte ebenfalls in dem Umschlag. Eine unnötige Korrektur — die Wiederholung von Teil I — war mit Bleistift eingekreist. Jetzt war mir klar, warum es hieß, OT I sei eine notwendige Ergänzung des Clear-Kurses. Es war die Möglichkeit, durch eine Gegenprobe festzustellen, ob alle Ladung beseitigt war. Man ging alles noch einmal durch, begann an der richtigen Stelle und eliminierte dadurch jeden Zweifel, ob alle Punkte gelöscht waren. Phantastisch: das war genau das, was ich sowieso tun wollte. Wie wenig diese Prozedur und die allzu bekannte Gefahr, einen Prozeß zu verdoppeln, zusammenpaßten, das entging mir völlig.

Die Verwirrungs-GPMs starrten mir ins Gesicht. Ich arbeitete mich schnell durch verschiedene Punkte hindurch, ohne mich um die wenigen Reaktionen zu kümmern. Dann ging ich ins Bett und schlief den süßen, gesegneten Schlaf eines Clear.

Um sieben Uhr morgens ging ich hinunter, um den ersten Clear-Blick auf meinen ersten Clear-Morgen zu werfen. Doch als ich die Badezimmertür hinter mir schloß, war mein Hochgefühl plötzlich verschwunden. Ich stand über der Klosettschüssel und schaute verzweifelt die Wände und Installationen an, aber es war nicht mehr so wie am vorhergehenden Abend: ich mußte mich anstrengen, deutlich zu sehen.

Ich frühstückte mit Radcliff Jones zusammen, der das Zimmer von Richie genommen hatte. Ich versuchte, so lustig zu sein, wie es mir möglich war: "Sehe ich heute anders aus, Rad?"

Die Objekte ergaben keine Nadel-Reaktionen. Nach zwei Sitzungen wertete ich die Nicht-Reaktionen als das endgültige Phänomen des Prozesses und ging zum Attestieren in die AOUK, obwohl ich OT I mit einem hohen TA liegengelassen hatte. Jetzt war es mir aus der Hand genommen. Zitternd stand ich im Qualifikationsbüro. Mein Clear-Status war wie ein Traum vergangen und ich war dazu verdammt, nun auch die oberen Stufen zu absolvieren. Der Prüfer

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schickte mich zum Büro für Zeugnisse und Belohnungen ohne mir eine Frage zu stellen, und ich durfte die OT II-Instruktionen mit nach Hause nehmen. Das Instruktionspaket war mit den vorhergehenden identisch, abgesehen davon, daß zwei neue Bulletins beigefügt waren. Eins hieß "Ganz-Spur-Einprägungen". Es erklärte die ersten zehn Teile der OT II-Materialien. Unter den phantasievollen Überschriften las ich "Die elektrischen GPMs" und "Das elektrische Klavier". Das andere Bulletin enthielt eine Warnung an den Auditor, sich nicht mit irgendwelchen "Bomben-Vorfällen" oder mit der Frage "seiner eigenen Identität" während des Auditierens zu befassen. Eine durch Außerachtlassen dieses Befehls selbst zugefügte Verletzung könne "durch die Organisation nur nach Zahlung einer Strafe von zweitausend Dollar" wieder geheilt werden.

Was ist nötig, um einen Thetan vom Wege abirren zu lassen? Tausende und abertausende Volt...in zerstörerischen Wellenlängen, die man ihm direkt ins Gesicht schießt. Was ist nötig, um ihn in eine Position zu bringen, in der er vom Wege abirren kann? Hinterhältigkeit, Verrat, Lügen.
L. RON HUBBARD

Die OT II-Materialien waren so dick wie das Telefonbuch von Edinburgh. Als ich sie aus dem Umschlag nahm, sah ich zufällig die Worte "Flüsse, Seen und Inseln"; das mußten Punkte sein. Eine einzelne Seite vor den elektrischen GPMs brachte eine weitere Instruktion:

Wenn bei einem Punkt das Wort SCHOCK erschien, dann mußte man SCHOCK DENKEN ODER FÜHLEN. Ich legte die erste Liste auf, wobei ich die einzelnen Punkte sorgfältig mit dem Umschlag zudeckte. Dann bewegte ich den Umschlag ein wenig nach unten:

I a. Schaffend zerstören (Schock)
Es war unheimlich: ein ungeheurer Schock zuckte durch meinen Oberkörper. Die Nadel fiel fast von der Achse, so schnell wurde sie über die Skala nach rechts gerissen.

Neunzig Minuten später bekam ich keine weiteren Schocks und Nadelreaktionen mehr. Die Stimmungsanzeige war weit oben. Mein Körper prickelte durch die ständige Berührung mit der elektrischen Spannung. Ich konnte mit dem Prozeß nicht weitermachen. Was soll sein, dachte ich, und ging zur AOUK, um OT II, meine dritte obere Stufe in ebenso vielen Tagen zu attestieren. Ein wenig war ich enttäuscht, daß ich so schnell fertig war, noch bevor ich den Rest des neuen Materials

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durchgearbeitet hatte: die Seen, die Flüsse, die Inseln und das elektrische Klavier, das durch die Lichtjahre einer Ganz-Spur-Einprägung hindurch vor sich hin hämmerte. Nun war ich bereit für die kritische Stufe OT III, die "Feuerwand."

Durch die Feuerwand

Hiermit unterzeichne ich diese Verzichterklärung des Inhalts, daß die Scientology-Organisation, ihre Zweige und Mitglieder und L. Ron Hubbard nicht verantwortlich sind für alles, was meinem Körper oder meinem Geist bei OT III geschehen mag.

Ich unterschrieb das Formular. Mit einem feierlichen und mystischen Lächeln legte mir der Direktor des Trainings dann das Paket mit den Instruktionen in meine geöffneten Hände.

Unfälle bei OT III
Solche Fälle werden behandelt, indem man Sie gut ausruhen läßt, Ihnen dann eine vollständige Review Ihres Falles und eine Wiederholung Ihrer sämtlichen früheren Stufen gewährt. Das wird vervollständigt durch ein grünes Formular und einem Tag oder zwei im Repetitorium, der Abteilung für solche Schüler, die einen Prozeß nicht verstanden haben.
OT III-Instruktionen
Hier trifft man Körper-Thetanen (Körper 0), das sind Seelen, die sich an den Körper geheftet haben. Auch wenn sie nicht offen gefährlich sind, neigen sie doch dazu, eine Person unter Druck zu halten; es ist daher besser, sie los zu sein. Man befreit sich von Körper-Thetanen, indem man sie durch zwei Engramme auditiert, die vor Billionen und Trillionen von Jahren eingeprägt wurden. Zuerst wird das Vorhandensein eines Körper-Thetans festgestellt und durch das Engramm I auditiert. Es kann sein, daß er dabei verschwindet. Wenn der betreffende Vorfall zu Ende auditiert und der Körper-Thetan noch nicht befreit ist, dann wird Engramm II auditiert.
Die Release in OT III ist vollzogen, wenn alle Körper-Thetanen vertrieben sind ... Es können hunderte sein.
Man muß absolut sichergehen, immer denselben Körper-Thetan zu auditieren, solange er noch nicht befreit ist. Ein Fehler wäre es auch, nicht zu bemerken, daß der Körper-Thetan schon beim Engramm I verschwunden ist und ihn auch noch durch das Engramm II zu auditieren. Dadurch würde man einen anderen Körper-Thetan herbeizitieren. Wenn ein Körper-Thetan suppressiv wird, soll er im Power-Prozeß auditiert werden.
Es ist gefährlich, OT III falsch zu auditieren. Fehler ziehen schwere Folgen nach sich: von Schlaflosigkeit über Lungenentzündung bis zum Tod.

Mir schwammen die Augen. Die Instruktionen waren in kräftiger aber

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unbeholfener Langschrift verfaßt. Manche wichtige Worte waren unleserlich. Ich verschloß die Instruktionen in meiner Aktentasche und ging dann zur AOUK.

Ich hatte beschlossen, so lange im Repetitorium zu bleiben, bis ich ganz klar verstanden hatte, was mit den Körper-Thetanen zu tun war. Die ganze Angelegenheit war für mich ein einziges Fragezeichen. Es wäre geradezu ein Treppenwitz gewesen, wenn ich damit nicht auch wieder in Schwierigkeiten geraten würde.

Das Repetitorium war ein kleiner Raum mit einigen Stühlen, einer Sammlung von Scientology-Büchern und einigen mit Wachstuch bespannten Tischen, auf denen Ton-Demos geformt werden konnten. Jeder Tag im Repetitorium kostete 8 Dollar. Es galt allgemein als ein Ort, den man nach Möglichkeit vermeiden mußte. Es hieß, man könne dort einen ganzen Tag verbringen, ohne seine Fragen beantwortet zu bekommen.

Ich setzte mich in eine Ecke und wartete auf den Repetenten. Ich studierte erneut die OT III-Instruktionen, wobei ich mich sorgfältig darum bemühte, die Seiten so abzudecken, daß niemand auch nur ein Wort erkennen konnte. An diesem Tag war der Repetent das Mädchen, mit dem ich meine erste Review-Sitzung in der AOUK absolviert hatte. Sie hatte kaum Zeit für uns, denn sie mußte auch noch auditieren und in der Buchhaltung arbeiten. Erst nach dem Mittagessen kam ich an die Reihe. Da kein Büro frei war, gingen wir in ein Badezimmer. Die Repetentin setzte sich auf den Rand der Badewanne, ich nahm auf dem Thron Platz.
"Was verstehen Sie bei dieser Stufe nicht?" fragte sie.
"Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Zum Beispiel heißt es, 'zuerst stellt man den Körper-Thetan fest'. Aber wie zum Teufel macht man das?'"

Sie schlug mir vor, Ton-Demos zu machen. Damit verbrachte ich dann den Nachmittag. Ich schützte die Demos mit meinem Körper vor den Blicken der anderen. Ich machte die Figur eines Auditors, als Körper-Thetan heftete ich ihm einen Klumpen Ton auf den Rücken. Kommunikationslinien und Etiketten zeigten an, daß ein Engramm behandelt wurde.

Am nächsten Morgen holte mich die Repetentin wieder in das Badezimmer. Ich beantwortete ihre einfältigen Fragen, wie "Woher wissen Sie, daß Sie den gleichen Körper-Thetan auditieren?" Die Demos hatten mir nicht die geringste Idee gegeben, wie man diesen Prozeß führen muß oder was man zu den Kreaturen zu sagen hatte. Schließlich meinte sie: "So schwer ist es gar nicht. Gehen Sie nach Hause und machen Sie sich an die Arbeit." Sie sprach darüber, als wäre es ein

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Spiel. Vielleicht war es das wirklich? Jedenfalls brachten unsere Diskussionen nichts zuwege. Nur das eine hatte ich erfahren: man sollte die Körper-Thetanen mit dem E-Meter feststellen. Man dachte an verschiedene Teile des eigenen Körpers, bis man eine Nadel-Reaktion erzielte, genau dort war dann eine marodierende Seele ...

... es gibt nur wenige Preclears, deren Körper auf den Hinweis, daß solche Vorfälle existieren können, nicht kräftig reagieren. So gewaltig ist die Ladung.
L. RON HUBBARD

Beide Vorfälle waren in Langschrift niedergelegt. Vorfall II war der "Bomben-Vorfall". Ich stellte mir mein Gesicht vor; jede Einzelheit ließ ich vor meinem inneren Auge passieren. Gleichzeitig kontrollierte ich, ob sich auf dem E-Meter eine Reaktion ergab. Als ich bei der Haut neben meiner rechten Augenbraue anlangte, erhielt ich ein SF. Ich notierte im Arbeitsblatt "Körper-Thetan über dem rechten Auge", und dirigierte ihn an den Anfang von Vorfall I.

Vorfall I ereignet sich am Anfang der Zeit-Spur, vor 405 Billionen Jahren:
Man hört einen Knall — eine Kutsche fährt vorbei — wendet sich nach rechts, dann nach links und verschwindet — ein Cherub mit einer Trompete erscheint — er setzt sie an seinen Mund — bläst — er kommt näher und immer näher — plötzlich wirbelt er herum und geht fort — dann eine Serie von Explosionen — schließlich Dunkelheit über der Szene.

Ich auditierte den Körper-Thetan mehrfach durch die ganze Szene. Jedesmal war das Bild vor meinem geistigen Auge anders. Einmal schwankte die Kutsche über einen staubigen Acker, dann über eine saftige Wiese mit bunten Blumen, dann wieder raste das Pferd, wie Pegasus, durch einen Wolkenhimmel, mitten in der Nacht oder in hellem Sonnenlicht. Auch die Trompete des Cherubs hörte sich verschieden an.

Ich trug alles in meine Arbeitsblätter ein. Plötzlich kam mir der Gedanke, daß ich alles durcheinander brachte: eine Erkenntnis! Der Körper-Thetan war frei — er war schon verschwunden. Ich notierte das.

Einen weiteren Thetan stellte ich links zwischen den Rippen fest. Nach wenigen Durchgängen mit Vorfall I gab es keine Reaktionen mehr. Ich suchte nach dem nächsten Körper-Thetan, aber ich war nervös. Angenommen, der letzte war doch noch da. Ich hatte keine Gewißheit, ob er wirklich verschwunden war. Versteckte er sich vor mir?

Der nächste Körper-Thetan war dicht über meinem linken Auge. Ich machte mehrere Durchgänge mit Vorfall I. Ich war keineswegs über-

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zeugt, daß die Kreatur verschwunden war, und arbeitet immer weiter. Die Nadel-Reaktionen schrumpften.

Eine Liste mit Vulkanen gehörte zu dem Material. Sie bestand aus zwei Kolonnen, eine für die westliche, eine für die östliche Hemisphäre. Ich erzielte eine Reaktion, als ich "östliche Hemisphäre" ausrief, diese Kolonne anging und "Java" nannte. Ich sprach den Körper-Thetan über meinem linken Auge an: "Bist du derselbe Thetan, den ich über den Vorfall I auditiert habe?" und erzielte eine Reaktion. Ich ging zu Vorfall II weiter ...

Vor 35 Billionen Jahren löste ein böser Fürst namens Xenn das Problem der Übervölkerung auf einem anderen Planeten, indem er 2 Billionen Thetanen zur Erde brachte, die zu jener Zeit als Teegeack bekannt war — er stopfte sie in Wasserstoffbomben, die er in einem Vulkankrater explodieren ließ — durch die Explosion wurden die Thetanen, an elektrische Kabel angeschlossen, bis hoch in den Himmel geschleudert — dann wurde ihnen die gesamte R6 Bank eingeprägt, sie wurden in ein Flugzeug geladen und wieder auf die Erde geworfen — schreckliches Unheil ereilte jeden, der diesen Komplott aufzudecken versuchte, bis uns die Aufklärung gelang — Ron wäre fast selbst elend zugrunde gegangen; doch irgendwie überlebte er, allerdings völlig zerschlagen — Xenn wurde für sein Verbrechen bestraft, indem er in einer elektrisch geladenen Kiste eingesperrt wurde, die in einem Berg im Westen des nordamerikanischen Kontinentes versteckt worden ist, dort befindet er sich noch heute — der Körper-Thetan wird befreit, wenn man die Vorstellung eines grinsenden Flugzeug-Piloten hat, der sagt: "Er ist nur ein Blendwerk". — Wenn der Körper-Thetan dann noch immer nicht verschwunden ist, dann folgen tagelang Bilder von Göttern, Teufeln und der ganzen R6 Bank.

Ich sagte zu dem Körper-Thetan: "Geh zum Anfang dieses Vorfalls." Auf dem E-Meter überprüfte ich, ob eine Reaktion kam, um sicherzustellen, daß er dort war. "Geh nun den Vorfall bis zum Ende durch und sag mir alles, was passiert, während du unterwegs bist."

Das Engramm lief nicht gut. Ich konnte mich nicht an alle Details über den Zustand der Thetanen erinnern. Und da dieser mir überhaupt nichts zu sagen schien, überlegte ich, ob es zulässig war, wenn ich nochmals in dem handgeschriebenen Text nachlas. Ich fragte mich ständig, ob ich vielleicht zu schnell zu Vorfall II übergegangen war. Nach wenigen Durchgängen ging ich zu Vorfall I zurück, um nachzuprüfen, ob er wirklich eingeebnet war. Es war schwieriger als je. Ich versuchte, eine Liste mit Einwänden zu nullen, die Ron dem Material für den Fall beigefügt hatte, daß sich die Vorfälle nicht gut auditieren ließen.

"Besteht der Wunsch aufzuhören?" las ich aus der Liste laut vor. "Besteht der Wunsch, den Vorfall zu meiden?" Inzwischen hatte ich den Vorfall I mindestens dreißigmal auditiert. Der TA ging immer mehr nach oben, ich hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Jedesmal wenn die

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Kutsche vorbeiraste, sah ich einen Moment lang den Mann auf dem Kutschbock; während er die Pferde wie rasend voranpeitschte, drehte er mir sein Gesicht mit einem teuflischen Kannibalengrinsen zu. Meine Furcht wuchs noch. Was war mit dem Körper-Thetan? Vielleicht war er schon einmal verschwunden und ich hatte ihn zurückgerufen. Ich ging die Liste mit den Einwänden immer weiter durch — schließlich hörte ich seltsame Töne. Ich kämpfte mich durch einen Durchgang nach dem anderen, bis die Nadel völlig festsaß.

Ich hatte 63 Durchgänge gemacht. Das war unmöglich: so viele brauchte kein Engramm. Das Auditieren ekelte mich an, ich fühlte mich völlig krank. Darum hörte ich auf.

Als ich früh am nächsten Morgen aufwachte, überfiel mich panische Angst. Der Gedanke, weiter zu auditieren, war unerträglich. Vielleicht erging es mir jetzt wieder genauso wie im Clear-Prozeß. Vielleicht war der Körper-Thetan, der in der ersten Sitzung befreit worden war, der einzige, der je vorhanden war und befreit werden mußte. Ich durfte nicht wieder den Fehler machen, nach einer Release tagelang weiterzumachen und den Prozeß so zu übertreiben, daß ich todkrank wurde.

In der Barbaren-Welt draußen kann man bestraft werden, weil man sich gegen die Autoritäten gestellt hat, gegen die äußeren und gegen die inneren. Man straft sich selbst, weil man der inneren Stimme nicht gehorcht, die einen lehrt, das Richtige vom Falschen zu unterscheiden. In Rons Welt gehen die Strafen über jedes vernünftige Maß hinaus: dort droht der Wahnsinn.

Wenn mich zu jener Zeit jemand gefragt hätte: "Glaubst du wirklich, daß es Gorilla-Einprägungen gibt, elektrische GPMs, und Körper-Thetanen?", dann wäre ich vermutlich in Ohnmacht gefallen, weil ein Außenstehender von diesen Dingen gewußt hätte. Hätte ich trotzdem antworten können, hätte ich vermutlich gesagt: "Ich habe keine Zeit darüber zu diskutieren, ich stecke mitten drin."

Schuldig

Meine dem Zustand von Schuld entsprechende Strafe, als sie mich endlich ereilte, war gar nicht so schlimm; ich hatte mir zu viele Sorgen gemacht.

Der Prüfer legte seine Zigarre hin, ging zu einem Aktenschrank und holte alle meine Arbeitsblätter aus den Prozessen OT I und OT II hervor. "Hm... Sie wissen, daß Sie I und II mit einem ziemlich ho-

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hen TA abgeschlossen haben. Was zeigt der TA an?" "Das Ausmaß der Spannung, die auf die Nadel drückt." "Gut. Und was bedeutet es, eine Stufe mit einem hohen TA abzuschließen?"

"Daß ich ihn mit hoher Spannung abgeschlossen habe." "Fein. Ich werde Ihre Stufen I und II nicht anzweifeln — Sie haben sie definitiv abgeschlossen — aber hier, gegen Ende von OT II, haben Sie mehrere Punkte übergangen, obwohl sie keine Nadelreaktion erbracht hatten. Genau so bei OT I. Wie kommt das?" "Ich fürchte, ich war einfach dumm." "O.k. Aber Sie wissen, Dummheit ist kein guter Grund, um Rons Instruktionen falsch anzuwenden — es ist keine Entschuldigung. Sie sind jetzt Mitglied einer Gruppe und Sie müssen sich klar sein, daß alles, was Sie einem PC antun, die ganze Gruppe in Mitleidenschaft zieht. Wir halten uns hier alle an den Ethik-Codex. Ich werde Sie in den Zustand der Schuld versetzen müssen, weil Sie Out-Technik praktiziert haben."

Es war eine Erleichterung, die seit langem befürchtete Strafe endlich zugeteilt zu bekommen. Ich hatte geahnt, daß es so kommen würde. Deshalb war ich schon seit einigen Tagen in Jeans und alten Hemden zur AOUK gegangen. Der Prüfer füllte ein Formular aus und schickte mich ins Ethik-Büro. Dort band mir eine aufregende Blondine einen schmutzigen grauen Lappen um den Arm und schickte mich in die Aufwaschküche. Der Steward, ein ehemaliger britischer Marineoffizier gab mir ein Heft mit einer minutiösen Beschreibung meines Postens. Zu den darin aufgeführten Pflichten gehörte das Geschirrspülen und das Kohleholen für den Ofen der Aufwaschküche. Das Heft enthielt sogar einen Grundriß der Küche und eine Anweisung, welches Spülmittel zu benutzen war.

Die AOUK als ganzes war an jenem Tag im "Zustand des normalen Arbeitens", weshalb meine Schicht nur zwölf Stunden dauerte. Ich spülte, deckte den Tisch in der See Org-Messe, schrubbte Töpfe und Pfannen, schleppte Kohlen und einen Abfalleimer mit Schweinefutter zu einem Seiteneingang. Nicht einen Augenblick dachte ich daran, daß ich ihnen dafür auch noch Geld bezahlte. Der Steward war eine Seele von einem Mann. Er erfüllte seine Pflichten ruhig und demütig, als ob er etwas gut machen wollte, vielleicht Sünden, die er in der Marine begangen hatte. Anfangs war ich auf der Hut vor ihm, aber da ich meine Arbeit sorgfältig machte, merkte ich, daß er immer freundlicher wurde; und gegen Ende meiner Schicht traktierte er mich mit Kaffee, Süßigkeiten und Zigaretten. Er selbst rauchte nicht, hatte aber immer Zigaretten für seine Sträflinge.

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Ich brauchte nicht zu hungern. Auf der hinteren Treppe, die zu den Mülltonnen führte, bekam ich einen Teller mit Essen. Abends säuberte ich alle Badezimmer und legte Teppichböden in die neuen Qualifikationsbüros im oberen Stock. Meine letzte Aufgabe war es, dem Steward beim Servieren des Abendtees zu helfen.

Wenn man wieder in den korrekten Zustand zurückversetzt wurde, versprach man sich davon einen besseren TA. Nach der Strafe sollte man "schöner" als vorher sein, umso mehr, je härter die Strafe gewesen war. Einer von Rons Adjutanten war dafür berühmt, daß er alle Zustände, von "Feind" bis "Power" im Geiste durchmachte, und zwar jeden Tag noch vor dem Frühstück. Ferner hieß es, wenn man eine Strafe abarbeitete, neige man zu plötzlichen Erkenntnissen über den Ethik-Codex, die Organisation und die Stelle, die man selbst in Rons Kosmos einnahm. Mir wurden solche Offenbarungen nicht zuteil; ich war nur erleichtert, zur Abwechslung einmal körperlich arbeiten zu müssen.

Meine Strafschicht endete um l .00 Uhr früh. Ich verbrachte die Nacht auf dem Boden des vorderen Wartezimmers, da die Regeln ein Verlassen der AOUK verboten, bevor man völlig aus dem Zustand der Schuld heraus war; und letzteres geschah erst durch das Ausschreiben einer Petition und der Genehmigung durch das Ethik-Büro. Die Mitglieder der See Org kamen gegen sieben Uhr aus ihren Zimmern im oberen Stock. Ich hatte meine Petition für die Unterschrift vorbereitet. Da ich selbst schon viele derartige Papiere unterzeichnet hatte, wußte ich genau, wie eine solche Petition aussehen mußte:

Ich, Robert Kaufman, wegen Out-Technik während der oberen Stufen in den Zustand von Schuld versetzt, habe die Schuld-Formel wie folgt angewandt:
1. Ich habe erkannt, daß die Scientologen meine Freunde sind.
2. Ich habe dem Feind einen vernichtenden Schlag versetzt, in diesem Fall meiner eigenen Dummheit und Unfähigkeit, den Instruktionen zu folgen.
3. Gegenüber der Gruppe habe ich Wiedergutmachung geleistet, indem ich zwölf Stunden in der Aufwaschküche, den Badezimmern und im Qualifikationsbüro gearbeitet habe.
4. Ich bitte die Mitglieder der AOUK daher jetzt um die Erlaubnis, mich wieder der Gruppe anschließen zu dürfen.

Unter den ersten, die ich um eine Unterschrift anging, war die Ethik-Beamtin. "Sie lassen den Leuten ja keine Wahl", monierte sie. "Sie müssen auf dem Blatt einen Strich ziehen, damit auf der einen die Ja- auf der anderen die Nein-Stimmen eingetragen werden können."

Mit der Petition in der Hand lungerte ich im Foyer herum, zusammen mit einem Jungen, der gerade eine Drei-Tage-Schicht im Zustand des Zweifels durchgemacht hatte und im Stehen schlief. An der Treppe

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sprachen wir die Schüler an mit unserer Bitte: "Würden Sie mir gestatten, mich wieder der Gruppe anschließen zu dürfen?" Manche unterschrieben, ohne auch nur einen Blick auf die Petition zu werfen. Andere lasen die Formel sorgfältig durch — wie ich annahm, um sie besser zu kennen, wenn sie selbst in die gleiche Lage gerieten. Vielleicht auch nur, um nicht bei einer Nachlässigkeit erwischt zu werden. Keiner schrieb seinen Namen auf die Seite für "Nein".

Ich betrat das Büro des AOUK-Kommandanten, um mir seine Unterschrift zu holen. Er zeigte auf meine Liste und brüllte mich an: "Was soll das?"

"Die Ethik-Beamtin wollte, daß ich auch Platz für 'Nein' lasse." "Ach, tatsächlich? Sie fordert Sie ja geradezu auf, sich selbst herabzusetzen. Streichen Sie die Seite auf Ihrem Blatt sofort durch. Wollen Sie das Nein postulieren?"

Theoretisch mußte man die Unterschrift jedes Gruppenmitgliedes einholen — in dieser Woche wären das 180 gewesen — aber die Ethik-Beamtin akzeptierte meine Liste, nachdem sie 60 Namen enthielt. Sie ging zur Zustandstafel und steckte mein Namensschild höher, zum Zustand des Nicht-Existierens. Dann schickte sie mich zum Zentral-Büro, wo ich vier Stunden lang arbeiten mußte, um den Zustand der Gefahr zu erreichen. Vor einem der Büros sah ich den Steward stehen, an eins seiner Handgelenke war ein Vorhängeschloß gekettet. Das war eine neue Strafverschärfung für See Org-Mitglieder im Zustand des Zweifels. Ich fragte mich, was er getan haben könnte.

Nach einer Bestrafung war man verpflichtet, eine Stunde Review zu nehmen. An der Kasse zahlte ich dafür 20 Dollar, zuzüglich 8 Dollar für einen weiteren Tag im Repetitorium, dann ging ich zum Wartezimmer. Dort war ich schon fast zum Mobiliar geworden, da ich schon eine Woche lang ständig in Review war.

Es war deprimierend. Unglückliche PCs, Clears und OTs saßen da, rauchten oder brüteten über Zustandsformeln, um sich klar zu werden, zu welcher Kategorie sie gehörten. Die meisten waren zu sehr mit ihren Oberstufen-Problemen beschäftigt, als daß sie miteinander gesprochen hätten. Gelegentlich kam eine geschäftige junge Frau herein und schüttete uns einen Packen Briefumschläge in den Schoß, die wir zukleben und adressieren mußten. Ich übernahm diese Aufgabe gern, weil ich dadurch von weiterem Grübeln über die Oberstufen befreit wurde. Der Einzige, der an jenem Tag im Wartezimmer ein glückliches Gesicht machte, war der Junge, der seine Strafe für den Zustand der Schuld hinter sich hatte.

Manchmal lächelte ich ihm zu. Ich kannte ihn vom Saint Hill. Er hatte seinen Solo-Kurs in wenigen Minuten geschafft und war in das Klassenzimmer

gekommen, um uns in seiner Erfolgsansprache zu sagen, wie lächerlich einfach alles gewesen sei. Damals hielt ich ihn für einen Wissenden. Aber hier hatte ich zufällig gehört, wie der Prüfer mit ihm sprach und andeutete, daß er sein Clear-Release vorzeitig erklärt hatte — er hatte ausbleibende Nadel-Reaktionen fälschlich als Anzeichen für eine Release gedeutet. Das war ein klarer Fall eines falschen Attestes. Nachdem in der Sicherheitsüberprüfung sein Fehler festgestellt worden war und er seine Strafe hinter sich hatte, lächelte er selbstzufrieden. "Ich fühlte mich in meinem ganzen Leben nie besser", vertraute er mir an.

Die Scientology lehrt zu akzeptieren, um zu befreien. Was ein Mensch nicht akzeptieren kann, legt ihn in Ketten. 'Laß sie widerstehen', das könnte das Motto eines Herrschers sein. Widerstand und Zurückhaltung sind der Stacheldraht seines Konzentrationslagers. Man akzeptiere den Stacheldraht, und es gibt kein Konzentrationslager mehr.
L. RON HUBBARD

Verschiedene Mitglieder der Mannschaft machten mich nervös und erweckten meinen Widerstand. Einer davon war der Kommandant, ein großer Mann mit breiten Schultern und kurzgeschnittenen Haaren; er warf mit Befehlen um sich, wie ein Offizier. Dann gab es einen schrecklichen Auditor, der in jener Woche die Sicherheitsüberprüfungen machte. Auf seinem Rattengesicht trug er einen riesigen Schnurrbart. Er war der letzte, von dem ich mich mit einem E-Meter hätte befragen lassen wollen. Ein anderer, den ich noch weniger leiden konnte, war ein OT VI, der "Master-of-Arms" (= Dienstgrad bei der Marine-Polizei). Er war noch größer als der Kommandant und schwerer, etwa 250 Pfund, mit einem kleinen Schnurrbart auf der schmalen Oberlippe, einer aufgeworfenen Unterlippe und den böswilligsten kleinen braunen Augen, die ich je gesehen hatte. Er verbreitete um sich herum ein Gefühl tödlicher Bedrohung, das nach körperlicher Gefahr roch.

Während dieser Woche in der AOUK lernte ich diese Männer und die übrigen Mitglieder der See Org-Mannschaft besser kennen. Alle waren den gleichen harten Regeln unterworfen. Keiner war vor Strafe gefeit. Auch die höheren Ränge waren gelegentlich mit dem schmutziggrauen Lappen um den Arm zu sehen. Selbst Ron, so ging das Gerücht, hatte sich einmal selbst bestraft, als er glaubte, es verdient zu haben. Diese gemeinsame Gefahr hielt keinen davon ab, den anderen gegenüber den Herrn zu spielen — wie in jeder Bürokratie. Dies geschah auf der Basis des Ranges oder der stärkeren Persönlichkeit, wie

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in der Barbaren-Welt draußen.

An der Wand neben dem Wartezimmer war das Organisationsschema angebracht. Es war eine gigantische Karte, auf der die Hierarchie der AOUK dargestellt war. Ganz oben stand L. Ron Hubbard als "Stifter und Commodore", direkt unter ihm seine Frau, Mary Sue, als "weltweite Wächterin", wiederum darunter der Kommandant der AOUK. Von ihm ging ein ganzes Netz von Linien aus, das zu den einzelnen Jobs und Posten der Mitglieder der See Org-Mannschaft führte. Es gab Erste, Zweite und Dritte Maate, den Hochbootsmann, den Steward, den Proviantmeister, den Zahlmeister usw. Die einzelnen Posten wurden periodisch ausgetauscht, eine Prozedur, die "Rotation" genannt wurde. Da in der AOUK häufig ziemliches Durcheinander herrschte, kam es häufig vor, daß eine Person zwei oder drei Posten gleichzeitig ausfüllen mußte. Auch in solchen Fällen war es strikt verboten, daß einer die Pflichten eines anderen übernahm, auch wenn sie noch so klein waren. Eine Übertretung dieser Regel wurde "Unnötiger Verkehr" oder UV genannt. UV in der einen oder anderen Form war nach Rons Worten die Ursache für den Verfall der großen Zivilisationen in der Geschichte. Die Administrationen der verschiedenen Orgs in aller Welt sollten diese Gefahr vermeiden.

Das Org-Schema war nicht nur das Modell für jede Org, nach dem Willen von Ron sollte es auf die ganze Weltbevölkerung angewandt werden. Ganze Bände von Bulletins beschrieben Struktur und Funktion dieses weitmaschigen und komplizierten Organisationsnetzes. Es ähnelte verblüffend einem riesigen Ameisenhaufen (eine Beobachtung, der ich mich zu jener Zeit verschloß).

Die Mannschaft lebte direkt in der AOUK. Es gab aber nur wenig Platz zum Wohnen. Ich sah ihre Zimmer, als der Steward mich nach oben schickte, um ihm etwas aus seiner Kommode zu holen. Die Zimmer waren kaum groß genug, um eine obere und eine untere Koje aufzunehmen, ferner ein paar Sachen zum Anziehen.

Jeden Morgen, wenn ich in der AO ankam, verließen See Org-Mitglieder in ihren weißen Uniformen die Akademie. Sie waren verpflichtet, dort zwischen dem ersten Frühstück und dem Beginn der Bürostunden um 9.30 Uhr zu studieren. Die Mannschaft blieb die halbe Nacht auf; sie renovierten das alte Hotel, erledigten Papierkram, und auditierten auch, falls Not am Mann war, — gegebenenfalls einer den anderen. Sie schienen sehr abgehärtet, ich erlebte nie, daß einer von ihnen krank wurde. Sie waren es gewohnt, nur wenig Schlaf zu bekommen, obwohl der eine oder andere nach dem Abendessen verstohlen gähnte. Ich hielt es für ihre Auffassung von innerer Freiheit, was sie fähig machte, eine so rigorose Disziplin durchzustehen. Keine Macht

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der Welt hätte sie zu diesem Leben zwingen können; sie selbst wollten es nicht anders haben.

In gewisser Hinsicht machte Ron der See Org-Mannschaft das Leben leicht: Sie hatten keine Probleme, weder wie sie ihre Zeit ausfüllen, noch wo sie Freunde finden sollten, oder was sie lernen wollten: Ron hatte für alles vorgesorgt. Sie brauchten selten Entscheidungen zu treffen. Die ständige Rotation verhinderte, daß sie zu ehrgeizig wurden. Sie hatten kein Privatleben, das sie hätte ablenken können. Sie hatten ihre Entscheidung ein für allemal gefällt — nicht nur für dieses Leben, sondern auch für alle künftigen. Die Mühe des Denkens war ihnen abgenommen, deshalb fühlten sie sich frei.

Trotz meiner Bedenken und Widerstände empfand ich das Leben in der AOUK in gewisser Weise doch als anziehend. Irgendwie muß mir aufgegangen sein — und vielleicht fürchtete ich mich davor am meisten — daß ich in mir selbst alle Kräfte hatte, die auch die See Org antrieben; Tendenzen, die in der einen oder anderen Form allen Menschen zu eigen waren. Ich weiß noch genau, wie ich dachte: "Es ist nie langweilig hier — das Leben ist so intensiv — vollgepackt mit Freude, Spannung, Erleichterung, Furcht, Hoffnung, Trauer — jeder Tag ein ganzes Leben." Alle diese Gefühle schienen mehr zu bedeuten als früher im gewöhnlichen Leben. Hier gab es eine Richtung, einen Zweck, ein Ziel. Man wußte, hier ging es um die eigene Seele, selbst wenn man seine Rechnung bezahlte.

In der AOUK gefielen mir die Review-Sitzungen am allerbesten. Dabei hatte man immer die Chance, daß der Auditor zum Kern des eigenen Falles vorstieß. Review bot eine Art von Kommunikation, die sonst nirgends zu finden war: Frage, Antwort, Bestätigung, der liebevolle, aber immer kontrollierte Blick, das alles ging einem ins Blut wie ein zuckersüßes Narkotikum. Ganz gleich, wie einsam und fremd man war, während des Gesprächs mit dem Auditor gehörte man dazu. Die Oberstufen-Leute waren bereit, auf das alles geduldig zu warten. Und außerdem: die Barbaren-Welt dort draußen war unvorstellbar. Je länger man in der AO blieb, desto fester angebunden war man. Manche Mannschaftsmitglieder verließen das Haus nur, wenn sie Sonderurlaub hatten oder wenn sie zur Jacht fuhren.

Für die Schüler war diese Atmosphäre keineswegs deprimierend. Eher das Gegenteil: Brot und Butter, himmlisches Manna. Eine Ausnahme war höchstens das Review-Wartezimmer an manchen schlechten Tagen. Während sie sich durch die oberen Stufen arbeiteten, waren sie von dem Gefühl besessen, der totalen Freiheit schon ganz nahe zu sein. Durch ihre Nähe zur Jacht, der Quelle alles Heils, und zu ihrem Führer waren die Mitglieder der See Org sehr friedfertige Menschen. Sie

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glaubten sich der Himmelstür nahe. Trotzdem entging mir nicht das Menschlich-Allzumenschliche an dieser seltsamen Umgebung. Ich erinnere mich an eine besondere Szene, die Ankunft eines fetten, aalglatten OTs aus den Staaten. Er wirkte wie ein Berufsringer, der Manager geworden war. Ich stand gerade an der Kasse, um meine nächste Review-Sitzung zu bezahlen. Er kam herein, blickte sich um und redete sofort alle Anwesenden an: "Ich habe einen guten Witz für euch: Warum scheißt man immer Würstchen?" Die anwesenden Scientologen bemühten sich, gute TRs zu zeigen — erfolglos, der dicke Mann schaffte sie. Erinnerungen an ihr früheres Barbaren-Leben stiegen auf, wie an ihrem Gesichtsausdruck zu erkennen war. Der Mann schaute in aller Ruhe einen nach dem anderen an. "Warum?" flüsterten einige. "Damit eure Arschlöcher nicht zuwachsen!" Die Gesichter der See Org-Mannschaft wurden verschlossen. Peinliche Stille entstand, dann wandten sich alle wieder ihrer Arbeit zu.

Ich mußte noch mehrere Tage warten, bis mich ein Auditor durch das grüne Formular brachte und das Qualifikationsbüro mich zum Repetitor schickte. Noch immer wartete die Aufgabe, die Körper-Thetanen auszusortieren.

"Sehen Sie, es ist nicht so schwierig, wie Sie es machen", sagte der Repetitor. Es war spät am nächsten Nachmittag und wir hatten nicht einmal die Oberfläche meiner Verwirrung aufgeritzt. Am meisten unklar war mir die Sache mit den Einwänden. Sollte man bewerkstelligen, daß die Engramme liefen, indem man jeweils einen Einwand ausräumte, oder war es In-Technik, immer alle zehn Einwände zu nennen, bis der Vorfall ins Rollen kam und sich Nadel-Reaktionen einstellten? Wie konnte außerdem die Nennung eines Einwandes ihn schon ausräumen? Die Instruktionen sagten nicht, wie man einen Körper-Thetan anreden mußte oder wie man erkannte, mit wem man redete. Diese Geräusche und Visionen, waren sie real? Vielleicht hatte ich sie nur erfunden. Ron selbst hatte angedeutet, daß alles Blendwerk sei. Sollte man so tun, als ob sie real wären, bis man es leid war und vor sich selber zugab, daß man Hubbards Drehbuch nur abschrieb, so wie es befohlen worden war? Oder war der Bomben-Vorfall doch Realität...?

Ich stellte der Repetitorin alle diese Fragen nicht. Und die Fragen, die ich stellte, konnte sie nicht klar beantworten, ohne ihre Meinung hinzuzufügen, was illegal war. Die Aufschlüsse, die ich brauchte, gab es nicht. Die Repetitorin konnte mir nicht helfen, genausowenig die Instruktionen. OT III war gefährlich, ob real oder Blendwerk. Ich schaute sie bittend an. Sie hatte ihr Bestes getan, ihre Augen waren

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vor Erschöpfung fast zugefallen.

"Wissen Sie, was Sie tun?" fragte sie. "Sie versuchen, die Gewißheit, die Ihnen fehlt, von mir zu bekommen. Ich weiß nicht, was ich für Sie tun könnte. Ich kann sie Ihnen nicht geben. Wir müssen mit der Prüferin sprechen."

Die Prüferin starrte mich an. "Wollen Sie sagen, Sie verstehen den Prozeß noch immer nicht?"

"Vielleicht muß ich noch einen Tag ins Repetitorium." Sie schaute mich vielsagend an. "Robert, du bist nun zwei volle Tage dort gewesen. Wir können die oberen Stufen nicht für dich absolvieren. OTs haben etwas, das dir endlich klar werden sollte: sie sind die tapfersten Leute in der Welt. Es ist gewiß nicht leicht, ein OT zu werden. Wir müssen dir mehr Härte beibringen, solange du hier bist. Sonst wirst du nie ein OT. Sicher denkst du jetzt, ich sei brutal zu dir. Aber später wirst du mir dankbar sein. Also, NACH HAUSE UND AUDITIEREN!"

Müden Schrittes verließ ich das Qualifikationsbüro und ging hinunter zur Straße. Draußen in der frischen Luft hob sich meine Stimmung wieder. Wie hatte ich mich nur von den Leuten, die mir doch helfen wollten, so blamieren können? Ich mußte mich jetzt endlich entscheiden. Ich wollte mich nicht noch einmal von der Prüferin bloßstellen lassen, selbst wenn ich mich beim Prozeß selbst zerstören sollte. Wild entschlossen, ohne einen klaren Gedanken, stürzte ich in mein Zimmer, um von neuem in den Morast von OT III zu springen.

Während ich E-Meter und Berichtsformulare vorbereitete, tat ich alles, um meine Entschlossenheit zu bewahren — komme was da wolle. Doch sofort tauchte ein neuer Zweifel auf, der mich voll traf: Es war nicht nur unklar, welche Körper-Thetanen verschwunden und welche noch zu auditieren waren, außerdem war ich mir nicht mehr sicher, wer der PC war — WAR ICH DER PC ODER WAR ES EIN KÖRPER-THETAN? In das Berichtsformular mußte ich schreiben: "PC: Robert Kaufman". Aber wieso galt ich immer noch als PC, obgleich ich doch clear war. Wenn nun ein Körper-Thetan der PC war, dann hatte ich zu leiden, weil ich einen PC mitten in einem Prozeß im Stich gelassen hatte, zum anderen standen mir akute körperliche Schmerzen bevor. Falls sogar mehr als ein Preclear im Spiel war, wurde meine körperliche und geistige Situation noch verworrener. Der Körper-Thetan über meinem linken Auge zum Beispiel. Ich rief ihn, auf dem E-Meter gab es eine kleine Reaktion. Er war also noch da. Ich fühlte Mitleid mit der Kreatur — er hatte mir nichts antun wollen. Litt er genauso wie ich? "Geh zum Anfang von Vorfall I, geh durch bis zum Ende und erzähl mir alles, was passiert!" befahl ich ihm. Nichts ge-

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schah. Ich sprach einen Punkt nach dem anderen an. Wieder bewegte sich nichts auf der Skala. Die Nadel war wie eingefroren. Der TA steckte bei 4.5 fest. Nichts rührte sich mehr. Ich drehte ihn ab und schrieb einen zusammenfassenden Bericht. Die Sitzung hatte zehn Minuten gedauert.

Meine Gedanken rasten: ich mußte fliehen, vielleicht spazieren gehen oder ins Kino. Aber von selbstzerstörerischen Kräften angezogen nahm ich nach kaum einer Stunde die Sitzung wieder auf.

Die Nadel bewegte sich mühsam nach links; der TA stieg fast bis 5.0 und der Druck in meinem Kopf wurde immer unerträglicher. Schon nach wenigen Minuten mußte ich aufhören. Ich ging im Zimmer auf und ab.

Dunkelheit: es war spät am Abend. Ich zündete eine Zigarette an. Warum sollte ich eigentlich während einer Sitzung nicht rauchen? Egal was passierte, es beruhigte mich wenigstens. Entschlossen begann ich wieder mit der Sitzung, die Zigarette zwischen den Lippen.

Ich war also unsicher über die Körper-Thetanen: Gut, dann mußte ich eben einen finden, dessen ich sicher sein konnte. Ich wollte meinen Körper abklopfen, bis ich eine Nadel-Reaktion erhielt, die keinen Zweifel offenließ. Zwanzig Minuten lang saß ich am E-Meter wie in Trance. Ich rauchte und prüfte meinen Körper durch, der sich immer mehr mit elektrischer Spannung auflud. Der Druck in meinem Kopf schwoll an. Jetzt waren die Körper-Thetanen da. In den früheren Sitzungen hatte ich mehrere von ihnen restimuliert zurückgelassen; es war nur fair, daß sie nun revoltierten. Es war nicht ihre Schuld, daß ich sie überall aufstörte, so daß sie in meinem Körper und auf meiner Haut umherkrochen. Ich schaute nicht mehr auf die Skala, ich saß nur noch da, umklammerte die Büchse, hielt den Kugelschreiber in der anderen Hand. Ich zerstörte mich mit Methode. Ganze Schwärme von Körper-Thetanen suchten mich heim.

Ich haßte den E-Meter. Er ließ mich die Fehler spüren, die ich begangen hatte. Natürlich... das zerstörerische Material war im E-Meter selbst! Seitdem ich ihn benutzte, war es durch meine Hände und von dort in mein Hirn geströmt. Nun war es in mir. Der E-Meter war der widerliche Behälter für allen Abfall der Galaxe. Schon die Einprägungen waren niemals auf der Zeit-Spur gewesen, sie waren in die elektrische Maschine eingeschlossen, dort warteten sie auf das Ergebnis der Prozeduren, die darauf angelegt waren, den Wert des Thetanen zu testen. Durch das vergiftete Material wurde nur der infiziert, der von Ron über die Einprägungen unterrichtet worden war. Nur wer reinen Herzens Ron verehrte, konnte der Zerstörung entgehen. Das erklärte die nicht mehr zu beseitigenden Rostflecken an meinen Händen. Während

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der Sitzungen wurde ich langsam gebrandmarkt. Und irgendwo in meinem Hinterkopf hatte ich das Echo einer gewaltigen H-Bomben-Explosion, tief in einem vulkanischen Krater, vor Milliarden Jahren ...

Ich war ein OT III Unfallopfer, wie im Bulletin beschrieben, mir stand eine komplette Review meines gesamten Falles bevor. Die See Org mußte herausbekommen, was mit mir los war, und mich wieder zusammenflicken.

Der junge Mann mit den haselnußbraunen Augen und der kleinen

Zigarre schaute mich liebevoll an: "Wie lange haben Sie letzte Nacht geschlafen?"

"Etwa drei oder vier Stunden."

"Das reicht bei weitem nicht. Vor der Review-Sitzung müssen Sie nachhause gehen und wenigstens noch vier Stunden schlafen."

Ich verzog mein Gesicht. "Das ist unmöglich, ich kann jetzt doch nicht schlafen!"

"Im Auditoren-Codex heißt es, daß eine Person, die unausgeschlafen ist, nicht auditiert werden darf. Jetzt ist es 10.00 Uhr. Gehen Sie nach Hause. Wenn Sie nicht schlafen können, ruhen Sie sich wenigstens aus — und essen Sie etwas. Das wird im Codex auch verlangt. Essen Sie anständig. Sie können gegen 14.30 Uhr zurückkommen. Dann sehen wir uns wieder."

Ich ging zurück und verkroch mich in mein Bett, den Wecker stellte ich so, daß ich die Zeiger sehen konnte. Gegen 14.00 Uhr rannte ich wieder aus dem Haus.

Der Dritte Maat nahm das grüne Formular. Ich bekam Reaktionen auf harmlose Fragen. Mir war egal, was ich sagte, was sie entdeckten.

Wir quälten uns durch das Formular.

"Wurde ein Withhold übergangen? — Das ergab eine Reaktion. Was, meinen Sie, könnte das sein?"

"Ich weiß nicht."

"Die Nadel bewegt sich!"

"Ich habe Angst vor dem Sterben."

"Danke!" flötete der Dritte Maat. "Ich möchte Ihnen mitteilen, daß Sie dabei eine schwebende Nadel hatten. Ist die Review vollständig?"

"Ich weiß nicht, ich fühle mich so seltsam."

"O.k., sitzen Sie einen Moment still — ich möchte mit Ihnen reden.

Wissen Sie, Ihr Fehler von Anfang an war es, daß Sie nicht genug Training hatten. Sie können nicht auditieren. Wußten Sie, daß der SBC (= Spezial Briefing Course: Spezieller Instruktionskurs) früher Vorbedingung für das Absolvieren der Oberen Stufen war? Ron hat

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diese Anordnung aufgehoben, um schneller zu mehr Schülern zu kommen. Er glaubte, die Schüler würden in der Lage sein, seinen Instruktionen auch so nachzukommen und den Gipfel zu erreichen. Aber das funktioniert offenbar nicht immer. Sie wollen doch ein guter Auditor werden, nicht wahr? Sie wollen In-Technik haben und sich durch die oberen Stufen auditieren, oder etwa nicht? Dann wissen Sie genau, was zu tun ist! Gehen Sie sofort hin und unterschreiben Sie für den SBC!"

Das bedeuteten wenigstens sechs Monate! "Es gibt überhaupt keine Frage. Sie müssen das Auditieren richtig lernen, um durch die oberen Stufen zu kommen", sagte sie abschließend. Mit einem triumphierenden Lächeln fügte sie hinzu: "Kommen Sie mit, wir gehen zum Prüfer."

"Es ist wirklich das Gegebene für Sie", sagte der Prüfer, der sich innerhalb weniger Stunden in den vollbusigen Rotschopf zurückverwandelt hatte. Ich konnte nichts sagen. Ich wollte mir die Konsequenzen überlegen, aber mein Kopf funktionierte nicht. Ich stand vor ihrem Tisch und starrte sie stumm an. Sie lächelte gewinnend: "Kommen Sie, wir gehen zum Buchhalter!" Sie sprang auf, hakte sich bei mir ein und zog mich den Gang entlang.

Ich stand in der früheren Hotelhalle, in der jetzt die Schreibtische des Buchhalters, der Kasse und der Abteilung für Zeugnisse und Belohnungen standen. Von allen Seiten wurde mir gratuliert: ein neuer Auditor sollte geboren werden.

Der spezielle Instruktionskurs

Jetzt werden wir dich zu einem perfekten Auditor machen, ganz gleich, was passiert. Wir wollen dich lieber tot als unfähig haben.
L. RON HUBBARD

Der SBC produzierte Auditoren der Klasse VI. Sie waren berechtigt, Preclears zur Release von Grad IV zu auditieren. Über der Akademie-Tür hing ein Schild: DURCH DIESE TÜR GEHEN DIE WICHTIGSTEN MENSCHEN DER WELT — UNSERE KÜNFTIGEN AUDITOREN. Ich wurde dem Instrukteur vorgestellt, einem freundlichen und energischen Australier, dünn, hager, schmalbrüstig und mit einem leichten Buckel. Gewöhnlich fühlte er sich nicht wohl; er hüstelte häufig, vielleicht hatte er die Schwindsucht.

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Der Instrukteur teilte mir mit, wann die Klassenstunden stattfanden: Von 9.30 bis 18.00 Uhr, sieben Tage in der Woche. Wenn man wollte, konnte man bis 22.00 Uhr in der Akademie bleiben. Man nahm die Sache wirklich ernst in der AOUK!

Er zeigte mir die Zustandstafel an der Wand. Auf ihr mußte man täglich seine statistischen Angaben notieren: Wenn man ein Bulletin gelesen hatte, war das einen Punkt wert, ein abgeschlossener Auditionsprozeß galt fünf Punkte und so fort. Er gab mir meine erste Aufgabe, einen Fragebogen über das Akademie-Gebäude: "Wo ist der galaktische Kontrollraum? Wieviel Stufen hat die Vordertreppe?" Der Zweck war, den Schülern schnell die Übersicht über ihre Umgebung zu verschaffen. Ich fand das blödsinnig, in wenigen Tagen hätte man ohnehin Bescheid gewußt.

Meine Schwierigkeiten bei OT III zeigten eindeutig, daß mein Training in New York unvollkommen gewesen war. Ich bat den Instrukteur um das Prüfformular für den Dianetic-Kurs. Diesmal wollte ich lernen, wie man Engramme entsprechend dem AOUK-Verfahren auditiert.

Die Akademie war mit wenigen Tonbandgeräten, Dutzenden von Stühlen und den üblichen zusammenklappbaren Kartentischen ausgestattet. Sie war hoffnungslos überfüllt. Man mußte über anderer Leute Beine steigen, wenn man zu seinem Platz kommen wollte. Nicht immer fand man einen Platz an einem Kartentisch. Dann mußte man auf einem Stuhl neben dem Tisch des Instrukteurs hokken.

Der erste, mit dem ich mich an der Akademie anfreundete, war ein Amerikaner, der ziemlich niedergeschlagen wirkte. Er war Ende fünfzig, auch er fing gerade mit dem SBC an. Schon bald gewöhnten wir uns an, uns gegenseitig Plätze freizuhalten. Er war mitten beim OT VI, als er in die Akademie versetzt wurde. Das entnahm ich der Tatsache, daß ich seinen Namen, Bill Burgmuller, als OT V am Schwarzen Brett in der Halle gesehen hatte. Dieser Mann verwirrte mich. Für einen OT V hatte er wenig Selbstvertrauen. Seine Stirn zeigte Sorgenfalten, seine Augen blickten aus tiefen Höhlen. Vielleicht war er von einem tödlichen Engramm weit zurück auf der Zeit-Spur überrascht worden. Viele Jahre hatte er im mittleren Westen als Eisenbahningenieur gearbeitet. In dieser Zeit hatte er sich oft von seiner Familie getrennt, um Ron nachzufolgen. Sein Ziel war es gewesen, ein eigenes Scientology-Zentrum aufzubauen. Ich mochte ihn, war aber unter den gegebenen Umständen nicht froh, ihn als Partner zu haben. Das Zusammensein mit einem so melancholischen Menschen war nicht der beste Weg, um schnell durch den Kurs zu

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kommen.

Die Klasse machte mittags eine Stunde Pause. Das Essen mit Bill Burgmuller war immer eine traurige Angelegenheit. Wir mußten beide sparen und aßen fast immer Fisch, Kartoffelbrei mit Soße und Gemüse.

Wir aßen möglichst schnell, um an unsere Zigarettenkippen zu kommen. Wir rauchten beide unsere Zigaretten immer nur abschnittsweise.

Da man nur schwer an ein Tonbandgerät kam, saßen Bill und ich oft am Kartentisch, um Bulletins zu studieren. Er war ein alter Dianetiker. Schon in den frühen fünfziger Jahren hatte er zur "Hubbard Dianetic Research Foundation" (= Stiftung zur Erforschung der Dianetic) gehört. In jenen Tagen ging es nach Bills Worten noch sehr viel rauher zu; PCs wurden ohne Vorbereitung auf die Engramme mit der Zeit-Spur konfrontiert, was dazu führte, daß sie im Bett auf und nieder hüpften oder die Wände zerkratzten. Möglicherweise seien sogar einige gestorben oder verrückt geworden. Sicher, heute war das Auditieren einfacher; allerdings war es ein quälender Gedanke, daß andere Scientologen, wiederum in zehn Jahren, vielleicht über 1968 als die "rauhen Tage von damals" sprechen könnten. Ron selbst hatte angedeutet, daß ein Thetan auf dem Wege zum Gipfel den Zustand des Wahnsinns erleben könne, was der sogenannten "Gesundheit" des gewöhnlichen Menschen immer noch vorzuziehen sei. Wenn ich schon ein Tonbandgerät bekommen hatte, passierte es mir oft, daß ich die Kopfhörer zerbrach, die nicht sehr haltbar waren. Auf der Bulletin-Tafel gab es die Anweisung: JEDER MEST-GEGENSTAND, DER IN DER AKADEMIE BESCHÄDIGT WIRD, IST DURCH DEN SCHÜLER ZU REPARIEREN ODER ZU ERSETZEN, BEVOR ER DEN KURS FORTSETZEN DARF. Das war besonders hart für die, die krank waren oder mitten in einem Prozeß der oberen Stufen steckten. Doch der Instrukteur wandte diese Klausel sehr verständnisvoll an.

Die meisten Schüler der Akademie kamen aus den Staaten. In der Regel konnten sich Amerikaner die Scientology finanziell noch am ehesten leisten. Aber in der AOUK wurde nicht nach Nationalität oder Finanzkraft unterschieden; waren wir erst im SBC, standen wir alle in der gleichen Arena. Selbstverständlich wurden die Regeln hinsichtlich Technik und Ethik sehr viel strenger gehandhabt als im Saint Hill. Als Trainingsschule für Auditoren und Scientologen der höchsten Ränge stand die AOUK nur eine Stufe unter der See Org-Jacht. Der Kampf um innere Gewissheit war hart. Zu einem gewissen Teil lag das daran, daß es keine anderen Instruktionen gab, als

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die Abschlußprüfungen der einzelnen Prozesse. Der Instrukteur durfte nicht wirklich instruieren, er hätte sich strafbar gemacht. Man mußte alles aus den Tonbändern und Bulletins ersehen. Aber die Bulletins waren ein Irrgarten. Oft enthielten sie Widersprüche. Und man mußte sich durch Dutzende von ihnen quälen, immer auf der Suche nach dem Pfad der Gewissheit. Dazu mußte man häufig das jeweils neueste Material heraussuchen. Ron behauptete, jedes Wort, das er geschrieben habe, stimme immer noch. Die Schüler meinten, wenn man sich intensiv genug in die Bulletins hineinwühle, könne man erkennen, wie recht er damit habe. In Wirklichkeit war es aber eine stillschweigende Übereinkunft, daß bei offensichtlichen Widersprüchen jeweils das neueste Bulletin den Ausschlag gab.

Der SBC hatte den Ruf, bei den Schülern eine reiche Ernte an Offenbarungen reifen zu lassen. Mir blieb das versagt. Es verstärkte nur meine Minderwertigkeitskomplexe, wenn ich die anderen Schüler sagen hörte: "Donnerwetter, was habe ich gestern abend wieder sagenhafte Erkenntnisse bei dem und dem Bulletin erlebt!" Ich litt unter nagender Unzufriedenheit und fragte mich, wie es den anderen gelingen konnte, einen roten Faden in den unzusammenhängenden Daten zu finden. Ständig fürchtete ich, es sei ein schwerwiegender Charakterfehler, ein Mangel an Glauben, was mich vom Duplizieren abhielt. Der SBC würde viel Zeit kosten, vielleicht ein ganzes Jahr — endlose Zeit — ein Ozean von Daten, auf dem ich umhertrieb.

... man sollte unbedingt wissen, daß es suppressive Personen auch innerhalb der Organisation gibt. Sieh dich in deiner Org um, was passiert? Sinken die statistischen Werte der gesamten Gruppe? Kommen nicht genug neue Schüler in die Akademie? Daran erkennst du sie: jene die "einfach die Instruktionen nicht befolgen" und "die Daten nicht lernen können".

Der Suppressive verrät sich immer selbst. Denn er hat ANGST, er reagiert auf sein heutiges Leben, als sei er noch in einem früheren. Er ist buchstäblich noch Milliarden Jahre zurück, er durchlebt den ganzen Terror von damals, während er schreiend seiner Zeit-Spur in die Ursprünge folgt. Wir wollen, daß unsere Orgs ein ungefährdetes und sicheres Milieu bieten, frei von En-Theta und Teufels-Technik. Nur dort kann In-Technik so funktionieren, wie sie soll. Nur dort können unsere Preclears ungehindert die Leiter zum Gipfel emporsteigen, zur TOTALEN FREIHEIT.

Während ich die Tonbänder anhörte und die Bulletins studierte, dachte ich ständig an meinen Fall. Jede Einzelheit hatte einen persönlichen Bezug. Physische Symptome plagten mich, und ich versuchte, Rons Worte in eine Diagnose umzubiegen. Besonders die Abschnitte über suppressive Personen irritierten mich. Ob ich selbst eine war?

Diese Ängste ließen mich mehr Zeit für jedes Bulletin verschwenden,

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als ich sollte. Minutenlang saß ich wie betäubt mit einem einzigen Blatt in den Händen. Wie durch einen Nebel hörte ich von Zeit zu Zeit, wie ein glücklicherer Kamerad eine weitere Erkenntnis bezeugte.

Daß jeder MEST-Körper einen verwesten Thetan bei sich hat, war unbekannt — bis heute.
L. RON HUBBARD

Irgendetwas in mir war unheilbar krank. Ein neues Bulletin erschien, darin hieb Ron auf alle Schüler ein, die eine Stufe attestiert hatten, ohne ein Recht darauf zu haben, und sich dann durch ihr Handeln verrieten. Das verstörte mich zutiefst: ich fühlte mich gewiß nicht wie ein Clear, ein OT I oder ein OT II. Ein anderes Bulletin beschrieb einen Ethik-Zustand, der noch unter allen bisher bekannten lag: den Zustand des DEGRADIERTEN SEINS (DS). Auch wenn ich nicht völlig sicher war, ob ich SP oder DS war, so mußte ich doch so lange im SBC ausharren, bis ich zum Selbstauditieren zurückkehren und den oder die PCs aus ihren Leiden erlösen konnte. Erst dann würde ich wieder berechtigt sein, mich mit den Stufen zu bezeichnen, die ich attestiert hatte.

Und wieder lag ich jeden Morgen vor dem Frühstück stundenlang wach. In den Morgenzeitungen kam ich kaum über die erste Seite. Die Ereignisse in der Welt schienen auf einem anderen Planeten stattzufinden. Nur ungern machte ich mir klar, in welchem Ausmaß ich bereits den Kontakt mit der Realität verloren hatte. Dabei war ich nur etwas mehr als zwei Monate in England!

Jeden Abend ging ich mit Edward Douglas, der endlich von Sussex aus gekommen war, um seinen OT II zu machen, und Elisabette, einer biegsamen OT VI aus Holland, zum Essen. Oft schlossen sich uns Bill Burgmuller oder Radcliff Jones an. Elisabette kam erst seit kurzem in die Akademie. Wie sie sagte, wollte sie erst einige Minikurse mitmachen, bevor sie sich der Stratosphäre einer neuen Stufe aussetzte. Vielleicht hatte sie mit OT VI angefangen und war in Schwierigkeiten geraten, wie es Bill vermutlich ebenfalls ergangen war.

Wir bildeten eine eng verbundene Gruppe, obwohl unsere Freundschaft durch unausgesprochene Fragen beeinträchtigt wurde. Die Klemme, in der ich saß, vertiefte seltsamerweise meine Zuneigung zu anderen Menschen. Vielleicht war es auch nur die Einsamkeit. Unsere gemeinsamen Abendessen waren das Geselligste, was ich erhoffen konnte, bevor ich nach New York zurückkehren würde. Ich durfte niemanden von meiner Pein berichten. Trotzdem gab es auch

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ohne Worte Kommunikation zwischen uns. "Machen sie das alles auch durch?" fragte ich mich, während ich ihre freundlichen Gesichter anblickte. Ich versuchte zu lächeln und hoffte, sie nicht zu sehnsüchtig anzusehen, mit meinen Augen, die so wenig nachgaben, wie eine festsitzende Nadel. Und die ganze Zeit raste das Fieber elektrischer Ladungen durch meinen Körper. Ob sie es bemerkten?

Ob mit meinen Freunden oder allein: ich dachte nur daran, wie ich schnell durch den Kurs kommen konnte. Ich kürzte die Mahlzeiten ab, um schnell zu meinen Tonbändern und Bulletins zurückzukommen. Der Stress ließ nie nach. Weder Essen noch Tabak schmeckten mir noch. Der einzige friedliche Augenblick, den ich mir erlaubte, war um Mitternacht oder ein Uhr morgens, wenn ich vor dem Schlafen im Bett lag und Rons Axiome las.

Von ihnen sagte man, daß sie den innersten Kern der Scientology enthielten. Sie behandelten die Natur des Thetan und seine Beziehung zur Welt des MEST. Die Axiome waren für mich zu abstrakt, als daß ich sie verstanden hätte. Aber sie vermittelten einen Eindruck von ruhiger Offenheit, was eine beruhigende und einschläfernde Wirkung auf mich ausübte. Ich stellte mir Ron mit seiner Marinemütze vor, an einem riesigen Schreibtisch, in einem nach dem Muster einer Kapitänskajüte gestalteten Raum; er arbeitete an seinen Karten und kalkulierte die exakten mathematischen Beziehungen zwischen diesen geistigen Reichtümern. Wenn man die Axiome las, war es möglich, daß man jeden Moment zu einer Erleuchtung kam.

In der AOUK gab es wie im Hill ständig Unterbrechungen. In jeder Woche fand an einem bestimmten Abend eine religiöse Zeremonie statt. Der galactische Kontrollraum wurde zu diesem Zweck in "Kapelle" umbenannt. Dabei las gewöhnlich ein Mitglied der See Org-Mannschaft das Scientologen-Credo, das die Forderung nach Toleranz für andere Religionen und das Recht der freien Rede und des individuellen Denkens für jedermann aufstellte. Noch mehr wertvolle Studienzeit verloren wir eines Morgens, als die männlichen Schüler den Auftrag erhielten, verfaulende Matratzen und zerbrochene Möbel in den Kerker zu schleppen, den Keller des alten Hotels. Während wir durch die nur spärlich erleuchteten Gänge stolperten, trösteten wir uns mit Sätzen wie: "Was kann ein wenig Schmutz schon einem Thetan anhaben?" Während dieser zweistündigen Operation machte ich mir ernsthafte Sorgen um den Instrukteur, der uns beaufsichtigte. Durch den Staub dort unten litt er unter schrecklichen Husten-krämpfen.

Maurice Moussorgsky, mein alter Auditor, besuchte die AOUK. Beim Mittagessen erzählte er mir vom Leben an Bord der See Org-Jacht.

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Maurice hatte zu der ersten Mannschaft gehört, von der niemand gewußt hatte, wie man ein Schiff bedienen mußte. Ron hatte beschlossen, mit dem Schiff im Mittelmeer zu kreuzen. Der scientologische Aktionszirkel wurde bei diesen Manövern angewandt: "Anfangen, Weitermachen, Fertigmachen." Das bedeutete, das Schiff wurde in Bewegung gesetzt, einige Meilen weit gesteuert und dann abrupt zum Stillstand gebracht. Das wurde ständig wiederholt, Tag für Tag, wochenlang. Von Zeit zu Zeit ereigneten sich Navigationsfehler, zum Beispiel wäre das Schiff in Tunis fast mit einem Dock kollidiert, ein Vorfall, der Ron veranlaßte, das Schiff in den Zustand des Zweifels zu versetzen.

Bill Burgmuller und ich prüften uns gegenseitig, ob wir über Tonbänder, Bulletins und Axiome Bescheid wußten. Er kannte sich in der Dianetic weit besser aus als ich, aber seine allgemeine Ungewißheit entnervte mich. Seine zögernde Art konnte jedes Bulletin in eine tödliche Falle verwandeln. Manchmal sagte er mit einem traurigen Lächeln: "Wenn ich mir dessen nur sicher wäre, Kumpel."

Mir drängte sich der Gedanke auf, wie sehr ich mich gefreut hätte, mit ihm unter anderen Umständen zusammen zu sein; er war geistreich und angenehm. Der SBC beeinträchtigte unsere Beziehung. Ich wollte ihn nicht spüren lassen, daß er auf mich deprimierend wirkte, doch wenn er sich selbst allzu offensichtlich herabsetzte, dann konnte ich meine Verärgerung nicht verbergen. Aber das machte nichts; er bestrafte sich schon selbst wegen einer mir nicht bekannten Schuld.

Die meisten Sorgen machte ihm das Problem der schwebenden Nadeln. "Nach so langer Zeit", sagte er mutlos, "bin ich immer noch nicht sicher, ob ich das verdammte Ding überhaupt erkennen kann." Als er das zum vierten oder fünften Mal erwähnte, drohte ich, ihn der Ethik-Abteilung zu melden, weil er sich selbst herabsetze. Gerade das mochte ich nicht hören, weil ich selbst auch nicht mehr sicher war. In New York gab es schwebende Nadeln, die minutenlang über die Skala wanderten. Hier dagegen erschienen sie und verschwanden sekundenschnell, flüchtig wie Aale.

In diesen peinlichen Momenten hätte ich Bill am liebsten bei den Schultern gepackt und ihm gesagt, daß eines Tages alles von selbst in Ordnung gehen würde. Statt dessen gab ich mich mit dem Gedanken zufrieden, wie anders er sein würde, wenn er erst seinen SBC und den OT VI geschafft hätte, oder wie er wohl gewesen sein mochte, bevor er hierher gekommen war.

Auf der anderen Seite des Ganges saß mir gegenüber ein junger Mann namens Terrance. Er war dabei, den "Stierkampf" mit einer Dame mittleren Alters zu trainieren. Er starrte sie an; das Lächeln

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unter seiner bemerkenswert großen Nase wirkte wie festgefroren. Die Schwäche bei ihr, die er ausbügeln wollte, war das Wort "Penis"; er beschrieb ihr daher "einen 16 Zoll großen Pflock, der sie aus dem Latz eines Kerls anstarrte". Ich hörte ihnen zwanzig Minuten lang zu und amüsierte mich wie bei der Vorstellung in einer Nachtbar. TR 0 machte ich mit Terrance. Wir saßen an einem Tisch und schauten uns gegenseitig in die Augen. Mein Gesicht war wie in einen Schraubstock gespannt. Ich war mir bewußt, daß mein gequälter und gleichzeitig verärgerter Gesichtsausdruck meinen inneren Zustand verriet. Ich befürchtete, daß irgendjemand sagen könnte: "Ich durchschaue ihn; er ist krank, er macht keine Fortschritte, seine Mißerfolge beleidigen die Scientology; vielleicht ist er SP." Doch nichts dergleichen geschah. Terrance erwähnte nur, mein Gesicht sei verschlossen. Dann ging er zum Stierkampf über. Zu meiner eigenen Verwunderung gelang es ihm nicht, mich zum Lachen zu bringen. Ein Mädchen versuchte ihr Glück, ebenfalls erfolglos. Schließlich mischte sich auch Edward, der vielerfahrene Veteran, ein. Er beugte sich vor und küßte mir die Backen. Als auch das nichts half, sprang er wie ein Pavian um den Tisch herum. Inzwischen waren wir von einem Kreis von Zuschauern umringt, gespannt warteten sie, ob es gelingen würde, mir ein Lachen zu entlocken. Sie ahnten ja nicht, daß ich nicht hätte lachen können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Ich schaute mir selbst zu: ich saß zwischen ihnen wie ein Gespenst.

Ich ging zum Empfang, um mich für eine neue Review-Sitzung anzumelden. Zwei Wochen lang hatte ich diesem Impuls widerstanden. Während ich auf den Prüfer im vorderen Wartezimmer harrte (das war der galaktische Kontrollraum) las ich ein Exemplar von Rons "Scientology-Traugottesdienst". In Amerika hatte ich gehört, daß die Scientology aus Gründen der Steuerersparnis in eine Religion umgewandelt worden sei. Der einzige Hinweis auf religiöse Belange, den ich in der AOUK wahrnahm, war neben den wöchentlichen Andachten ein Pastoren-Kurs, der nur drei Wochen dauerte und es erforderlich machte, daß man gelegentlich einen Klerikerkragen trug.

Edward kam herein. Er blätterte durch ein altes Exemplar des Auditor-Magazins. Er zeigte mir ein Bild mit Ron, der mit gütigem Lächeln neben einem Modell der GPMs stand, die als streng geheimes Material galten. Edward schüttelte sich vor Lachen: "Ich wünschte, das hätte man mir vor ein paar Jahren gezeigt", stieß er hervor. "Das hätte mir eine Menge Schwierigkeiten erspart." Wir waren beide so ängstlich bemüht gewesen, dieses streng vertrauliche Geheimmaterial vor unbefugten Blicken zu schützen. Ich dachte an den Solo-Kurs zu-

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rück, an die vielen geheimen Daten, die wir dann nie gebraucht hatten. Ich mußte wieder an Geralds Geschichte mit dem unheilbaren PC denken. War die Scientology letzten Endes nichts weiter als ein riesiger Scherz von Ron?

Auf dem Klavier im galactischen Kontrollraum fand ich einen neuen Artikel von Ron mit der Überschrift: "Härtet euch ab!"

Glaubt ihr, eine zu große Bürde auf euch geladen zu haben? Glaubt ihr, daß ihr mehr tut, als ihr solltet, daß ihr einfach nicht mehr könnt? Dann tut doppelt so viel wie jetzt! Ihr mögt darüber erstaunt sein, aber das ist genau die Lösung eures Problems.

Verwundert las ich den Artikel ein zweites Mal. "Tatsächlich", dachte ich, "er hat recht! Und er hat mich direkt angesprochen." Ich mußte diese Wahrheit anerkennen und ihr folgen! Sobald ich eine Review-Sitzung bekommen hatte, wollte ich mit doppeltem Eifer Rons Forderung buchstabengetreu erfüllen.

Die Prüferin herrschte mich an: "Wissen Sie, was Sie tun?" sagte sie zornig "Sie drücken sich vor der Klasse!" "Aber ich habe seit zwei Wochen keinen Stuhlgang mehr gehabt." "Robert, wir können es dir nicht abnehmen, du mußt dich für die oberen Stufen anstrengen. Es ist nicht leicht. Das habe ich dir schon gesagt. Ron hat eine neue Taktik, "Härtet euch ab" — das wird dir helfen, deinen Standard zu verbessern, und dann wirst du Stuhlgang haben, soviel du willst. Also drück dich nicht weiter, hör auf zu mir zu rennen und geh zur Klasse zurück!" "Ich bin kein Drückeberger", gab ich zurück. "Widersprich nicht!" und etwas leiser: "Ich wollte nicht sagen, daß du ein Feigling bist." Sie schrieb etwas. "Hier, nimm das zur Ethik-Abteilung mit."

Die Ethik-Beamtin warf mir aus ihren großen Augen einen Blick voll Anteilnahme und Mitleid zu. "Was, du willst dich drücken, Robert? Du mußt in deine Klasse zurück und den Kurs abschließen. DER WEG INS FREIE IST DER WEG HINDURCH!" "Ich muß eine Review-Sitzung haben, verstehst du nicht? Ich gehe zu keinem Arzt oder Psychiater! Wo soll ich also Hilfe bekommen?" "Du mußt lernen, selbst damit fertig zu werden. Kein anderer kann es für dich tun." Sie lächelte und ihre Augen wurden womöglich noch größer. "Also nun schnell in die Klasse!" "Aber ich... "

Darauf sie, in einer TA 4.0-Stimme: "ZURÜCK IN DIE KLASSE!" Ich ging wieder in die Akademie. Vor mir selbst mußte ich zugeben, daß die Ethik-Beamtin und die Prüferin recht hatten. Sie durch-

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schauten mich, wie keiner vorher, und sie boten mir eine feste Hand an, damit ich meinen durch kindische Schwäche verursachten Widerstand überwinden konnte. Charmant und interessant zu sein, bedeutete ihnen wenig; ich mußte Mut zeigen, mich als Thetan erweisen.

Von jetzt an gab es keine Ausflüchte mehr. Ich mußte zuende bringen, was ich angefangen hatte. Es war zu meinem Besten. Außerdem war es zu spät, um aufzuhören. Ich steckte schon viel zu tief drin;

jetzt mußte ich weitermachen, um mich zu retten. Im Verlauf des SBC mußte man mindestens einen PC durch alle Stufen hindurch auditieren. Für mich war es höchste Zeit, einen aufzutreiben. Da ich nur Scientologen kannte, mußte ich zum Missionieren auf die Straße gehen.

Die Aussicht darauf begeisterte mich wenig. Zu häufig hatte ich die verzweifelten Bemühungen dieser Art erlebt. Die AOUK hatte sich bis jetzt der Stadt noch nicht entfremdet, die Bürger von Edinburgh waren weniger suppressiv und restimulativ als die von East Grinstead. Und tatsächlich hielten die Scientologen die Schotten für angenehmer als die Engländer. Aber früher oder später würden auch hier die Läden, die Rons Bücher nicht verkaufen wollten, für SP erklärt werden, schon jetzt galten die Bücher von zwei lokalen Autoren als verbotene Lektüre. Darüber hinaus hatte ich wenig Lust, etwas zu verkaufen, was mir bisher so wenig geholfen hatte. Glücklicherweise brauchte ich mich nur für die unteren Grade einzusetzen, die mir in New York ja immerhin gewisse Fortschritte ermöglicht hatten. Letzten Endes mußte ich mein Schamgefühl überwinden und mich verhalten wie die anderen. Trotzdem fühlte ich mich erniedrigt, als ich meinen ersten Kandidaten ansprach.

Ich lernte schnell, wählerisch zu sein und nicht jeden am Knopfloch zu fassen. Ein Auditor Klasse VII wie Gerald, konnte — so sagte man — einen SP erkennen, wenn er auf der Straße an ihm vorbei ging. Hätte ich einen SP angeschleppt, hätte ich mir nur Schwierigkeiten im Qualifikationsbüro eingehandelt. Ich beschränkte mich also auf junge, aktive, fröhliche Leute, die ich für aufgeschlossener hielt. Bald wurde es zur Routine: ich trat den Leuten in der Nähe der AOUK in den Weg, zeigte auf das Schild über der Tür und murmelte: "Kennen Sie unser College?" Dann sagte ich ihnen gewöhnlich, daß sie eine Gratis-Sitzung haben könnten. Wenn sie Interesse zeigten, erwähnte ich einige der wundervollen Dinge, die sich oben zutrugen. Es ging mir nur darum, sie in die Akademie zu bringen, damit sie sich in das PC-Logbuch auf dem Tisch des Instrukteurs eintrugen und etwas am Bücherkiosk kauften. Meine einzige unangenehme Begegnung war die mit einem selbstsicheren jungen Mann, der ver-

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kündete, daß die Scientology nichts tauge: Jesus Christus sei sein Heiland.

Mein Werbefeldzug in meiner Pension war erfolglos. Unter den Gästen war ein junger Mathematikstudent, der tagsüber als Busschaffner arbeitete, um sein Studium zu finanzieren. Er nahm gegenüber der Scientology eine neutrale Haltung ein. Wir hatten lange interessante Diskussionen, während wir abends beim Tee saßen. Er war begabt, seine Fragen waren sachlich, manchmal brachten sie mich ein wenig aus dem Gleichgewicht. Ich hätte ihn gern einen Prozeß probieren lassen. Doch eines morgens erschien er nicht zum Frühstück. Mrs. Blake berichtete, er sei auf dem Heimweg mit seinem Fahrrad bei einem Unfall ums Leben gekommen.

Als ich Edward von dem Vorfall erzählte, blickte er mich weise an. "Er wußte, daß er auditiert werden konnte, und ging trotzdem hin und starb?" Er schüttelte den Kopf. "Nun, er hat seine Wahl getroffen, nicht wahr?"

Selbst in den Mittagspausen hatte ich vergeblich versucht, wenigstens einen echten, lebenden PC einzufangen. Ich hatte eine Puppe aus Lumpen durch alle Dianetic-Prozesse auditiert, sämtliche zu diesem Training gehörenden Schein-Berichte geschrieben, alles war in Ordnung befunden und ich hätte sofort mit dem Auditieren anfangen können.

Doch das schien komplizierter zu sein, als in der Agentur. Wir mußten eine Prüfliste ausfüllen, bevor der ARC-Prozeß in Angriff genommen werden konnte. Die Liste bestand aus vier Seiten mit Fragen, die sich zum Teil sehr persönlich mit dem Hintergrund des PC beschäftigten. Die Nadel-Reaktionen und die TA-Anzeigen mußten neben den Antworten des PC notiert werden.

Unter dem Titel "Übung mit Puppe" enthielt das Arbeitsblatt einen weiteren Schritt, von dem ich noch nie gehört hatte: "Die elementaren Präliminarien", eine Serie von sechs Fragen, die dem Preclear nach der Prüfliste zu stellen waren. Sie sollten zu einer einfachen Behandlung von PTPs, ARC-Brüchen usw. führen. So etwas hatte ich in New York nie mit einem PC gemacht. Wenn er aus irgendeinem Grund unglücklich schien, hatte ich ein beiläufiges Gespräch mit ihm begonnen, und nach einiger Zeit hatte er sich besser gefühlt. Im Gegensatz dazu waren die Präliminarien plump und furchteinflößend. Ich fragte den Instrukteur, ob wir die PCs diesen stark geladenen Fragen aussetzen mußten. Er gab mir die beste Antwort, die er mir geben konnte, da es kein Bulletin oder Tonband zu diesem Thema gab. Er sagte: "Diese Forderung wird schon einen guten Grund haben." Allerdings war er auch nicht ganz sicher. Er verließ

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das Klassenzimmer und fragte den DT danach. Das hätte ihm fast den Zustand der Schuld eingebracht, weil er nicht gewußt hatte, "wie er einem Schüler antworten mußte!"

Menschenjagd

Im allgemeinen werdet ihr herausfinden, daß der Preclear einer enormen Verstümmelung seiner Kraft, Macht und seiner natürlichen Gaben unterworfen worden ist.
L. RON HUBBARD

Ich ging in ein Cafe, um einen PC zu finden. Ich setzte mich einem hochgewachsenen, schlanken jungen Mann gegenüber und stellte mich als Schüler des Hubbard College vor. Der junge Mann legte seine Zeitung hin und machte ein paar Bemerkungen über den Klassenkampf und das Leben im allgemeinen, die mir recht vernünftig vorkamen, obwohl ich schon so lange nicht mehr ein derartiges Gespräch geführt hatte, daß mir seine Worte beinahe wunderlich vorkamen. Er war ein schwieriger Mensch. Seine Augen wirkten müde, resigniert und klug, aber sehr freundlich. Er hatte höfliche Manieren und einen lebhaften Verstand. Bitter erzählte er mir von all den Dingen im Leben, die er entbehrte, und die er vielleicht für immer entbehren würde. Er zeigte Interesse, als ich ihm von einer narrensicheren Methode berichtete, seine Persönlichkeit zu fördern. Mit einem Wort: Alistair McKenna war der ideale PC.

Ich brachte ihn nach oben und stellte ihn stolz dem Instrukteur vor. Er trug sich in das Logbuch ein. Auf dem Weg nach draußen zeigte ich ihm den Bücher-Kiosk. Er suchte sich zwei von Rons dünneren Büchern aus: "Die Fundamente des Denkens" und "Das Problem der Arbeit", wir reihten uns dann in die Schlange vor der Kasse ein. Als Alistair an der Reihe war und den Preis erfuhr, war er verlegen. Ich schlug ihm vor, nur eins zu kaufen, wenn er knapp bei Kasse sei. An der Kasse wurde nie Wechselgeld herausgegeben. Entweder schrieb man einen Scheck aus, hatte den genauen Betrag in bar oder die Restsumme wurde einem gutgeschrieben. Der einzige Ausweg war, sich anzustellen, um den genauen Betrag zu erfragen, nach draußen zu rennen, um Geld zu wechseln und sich erneut anzustellen. Alistair hatte die genaue Summe nicht. Darum lieh ich ihm das Geld. Als wir dann auf der Straße waren, holte er den Betrag aus der Tasche, den er in Wirklichkeit doch gehabt hatte. Jetzt wußte ich, daß er mir

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zwar vertraute, aber die Organisation bereits mit Mißtrauen betrachtete.

Wir hielten die Sitzung in meinem Zimmer in der Pension ab. Ich hatte die unerfreuliche Aufgabe, mit Alistair die PC-Prüfliste durchzugehen. Er war nervös, als ich mit den einfachen Fragen über seine Erziehung und Kinderkrankheiten begann. Dann mußte ich ihm eine Erklärung über seine Beziehung zu seiner Mutter abverlangen. Er zögerte — ich wußte, daß er noch immer zu Hause lebte: "Na ja, sagen wir, wir kommen nicht sehr gut miteinander aus." Bei den nächsten Fragen ging es um die Möglichkeit, von Vorstrafen oder früheren Geisteskrankheiten. Alistairs Nadel bewegte sich nach oben. "Ich fürchte, ich habe eine Vorstrafe." "Wann passierte das?"

"Als ich elf Jahre alt war ... ich brach in einer Kneipe ein. Dort stahl ich leere Bierflaschen, um sie zu verkaufen. Man erwischte mich." "Fein", bestätigte ich. Ich notierte seine Antworten zusammen mit der TA-Anzeige.

Plötzlich ging mir auf, daß ein vorbestrafter PC ein PTS (= mögliche Quelle von Schwierigkeiten) sein könnte, und daß ich dann den Fall nicht weiter behandeln sollte. Ich schaute mir Alistair genau an und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. "Es tut mir wirklich leid, aber wir müssen zurück zum College gehen und fragen, ob ich Sie auditieren darf. Es ist wegen der Vorstrafe. Das passierte schon vor Jahren, vermutlich hat es nichts zu sagen — mir macht es bestimmt nichts aus — aber ich will nichts falsch machen. Ich muß dem Instrukteur Bescheid sagen." "Warum rufen Sie ihn nicht an?"

"Sie haben recht!" antwortete ich. "Auf die Idee bin ich nicht gekommen."

Der Instrukteur war sofort am Apparat: "Im Alter von elf Jahren? Das müßte in Ordnung gehen. Sie können auditieren", sagte er trocken. Wir gingen zu dem wackligen Tisch in meinem Schlafzimmer zurück. "Wir sind mit der Prüfliste schon fast fertig. 'Was sind Ihre Ziele im Leben?'"

"Das ist sehr einfach. Ich will Geld machen." Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Vor zwei Tagen war er noch von der Scientology begeistert, weil er sich eine Stärkung seiner seelischen Kräfte versprach. Nun benahm er sich wieder wie ein PTS. Ich erkannte, daß die Prüfliste ihn negativ beeinflußt hatte. Ich versuchte, ihm eine bessere Antwort in den Mund zu legen: "Möchten Sie denn sagen, daß Sie daran interessiert sind, ein besseres Leben zu führen?" "Genau! Und der beste Weg dazu wäre, wenn ich etwas Geld in der

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Hand hätte."

Ich lockte ihn: "Kann ich dann notieren, daß Sie Ihre Fähigkeit verbessern wollen, jene Dinge zu tun, die Sie tun möchten?" "Ja, ich glaube, das könnte man sagen."

"Noch etwas? Noch andere Ziele?" Das war mein Fehler — ich war im Vorteil und hätte es dabei bewenden lassen sollen. "Ich möchte erreichen, daß andere Menschen mich nicht herumkommandieren können."

"Sie meinen, Sie wollen in der gesellschaftlichen und geschäftlichen Welt vorankommen?" "Selbstverständlich."

"Gut. Und wie ist es in der geistigen Welt?" "Ja, natürlich auch."

Mit einer wachsenden Vorahnung, daß dies nicht der frische und begeisterte PC war, wie ihn die AOUK brauchte, bereitete ich den Auditor-Bericht für den ARC-Prozeß vor. Dann fiel mir ein, daß ich die Präliminarien nicht vergessen durfte. Auf dem Weg zur Pension hatte ich Alistair einen guten R-Faktor (Vertrauensfaktor) vermittelt, und er hatte nichts dagegen, es mit den Dianetic-Stufen zu versuchen. Auf die Präliminarien hatte ich ihn nicht vorbereitet. "Sind Sie wegen irgend etwas verärgerte "Ja, ich glaube."

"Fein, was meinen Sie, könnte das sein?" "Diese Fragen eben — sie kamen mir sehr persönlich vor." "Danke. Weitere Überlegungen dazu?" "Nein."

"O.K. 'Haben Sie im Augenblick ein Problem?' Das ergibt eine Nadelreaktion ..."

"Geld — und außerdem bin ich sehr nervös." "Danke"

Als wir zu den Overts kamen, blieb die Nadel stecken. "Was meinen Sie? Was ist das für ein Wort, Overts?"

"Entschuldigung. Das bedeutet: Etwas, das man getan hat und für einen Fehler hält."

Er dachte einen Augenblick nach. "Ich verstehe. Ja, ich fange an zu bedauern, daß ich gekommen bin, um mich auditieren zu lassen." "Danke. Nun sind wir für den Prozeß bereit, den ich unterwegs angekündigt habe ..." Ich erklärte ihm die Kommandos, und dann fing ich an: "Rufen Sie sich eine Kommunikation in die Erinnerung."

Alistair nickte, "Gut. 'Was war es?'"

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"Ein Telefongespräch."

"Fein. Erinnern Sie sich an etwas Reales..." Der Prozeß lief weiter. Seine TA-Anzeige (= Stimmungslage) war die ganze Zeit bei etwa 4,0, also im Spannungsbereich. Einen Augenblick lang hatte er dann eine bessere Anzeige. Er erinnerte sich an angenehme Briefe, an Feiertage, an Liebe und Glück. Hatte ich die verdammte schwebende Nadel übersehen? Das elende Ding konnte in Sekundenbruchteilen auftauchen und wieder verschwinden. Man brauchte Monate, um die Skala richtig ablesen zu können. Doch jetzt wurde die Nadel wieder negativ. Alistairs Antworten verschlechterten sich. Wir waren schon lange dabei. Die Arbeitsblätter füllten sich. Irgend etwas war schiefgegangen: Vielleicht hätte ich diesen PC nie auditieren dürfen. Ich hatte genügend Warnzeichen beobachtet, aber ich hatte mich durch meinen Wunsch zu helfen verführen lassen. Nun würde ich in der AOUK zugeben müssen, einen PTS auditiert zu haben.

Alistair wirkte wie betäubt. "Erinnern Sie sich an etwas Reales!" "Ich habe es." "Gut. 'Was war es?ccc

"Eine Schlägerei, die ich mit sechzehn Jahren hatte." "Fein." Der Prozeß dauerte schon eine Stunde. Irgend etwas war definitiv schiefgegangen. Es durfte nicht mehr so weitergehen — ich machte ihn völlig fertig. Die Sitzung mußte bald abgebrochen werden. "Erinnern Sie sich an ein Gefühl"

"Ja."

"Gut. 'Was war es?'" "Haß."

"Danke. O.K. Alistair, jetzt müssen wir zum College zurückgehen. Ich muß meine Berichte nachsehen lassen. Es ist nicht Ihre Schuld, Sie haben mir gut geholfen, aber der Prozeß ist nicht zu einem guten Abschluß gebracht. Vermutlich ist das meine Schuld; ich bin selbst noch ein Anfänger. Ich muß meinen Vorgesetzten den Bericht zeigen, damit ich erfahre, was ich tun muß. Können Sie fünf Minuten warten, während ich eine Zusammenfassung schreibe?" Während ich das tat, bekam ich einen Schrecken. "Verdammt!" dachte ich, "ich habe ihm keinen R-Faktor über die Möglichkeit der Review-Sitzungen und der Ethik-Strafen gegeben!" Auf dem Weg zum College versuchte ich ihm zu erklären, daß meine Vorgesetzten eine zusätzliche Sitzung unter Aufsicht eines ihrer Auditoren verlangen könnten. Innerlich war ich entschlossen, ihm das erforderliche Geld zu ersetzen. Der Instrukteur schaute sich die Berichte an. Alistair saß so lange im

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galaktischen Kontrollraum. "Hm, ich sehe, Sie haben die Präliminarien nicht vergessen. Vielleicht haben Sie eine schwebende Nadel übersehen. Gegen Ende sind die Antworten des PC in ziemlich schlechter Stimmungslage gegeben worden. Es ist besser, wenn einer unserer fortgeschrittenen Studenten den ARC-Prozeß mit ihm wiederholt." Ich war erleichtert. Die Prozedur mit den Preclears hatte allmählich die Qualität einer Inquisition angenommen. Ich dachte an meine erste Sitzung. Schon im voraus war ich von meinen Freunden auf alles vorbereitet worden. Der Prozeß hatte dann in einer gemütlich eingerichteten Wohnung stattgefunden ...

Ein junger SBC-Schüler nahm Alistair in den dritten Stock mit und brachte ihn zwanzig Minuten später zurück. Der ARC-Prozeß war abgeschlossen; allerdings hatte der PC noch immer keine gute TA-Anzeige. Er mußte also die Prüferin aufsuchen, bevor er zum Büro für Zeugnisse und Belohnungen gehen konnte. Nach fünf Minuten im Qualifikationsbüro sah ich Alistair mit hochrotem Kopf die Treppe herunterrennen und verschwinden.

"Was ist los mit Ihnen, so einen PC hierherzubringen!" sagte die rothaarige Frau.

"Was meinen Sie — er schien mir völlig in Ordnung zu sein." "Wissen Sie, was er zu mir gesagt hat? Er sagte, daß er DURCH DAS AUDITIEREN KEINERLEI GEWINN GEHABT HABE! Er ist ein blödsinniges suppressives Reptil — bringen Sie nie wieder so einen Kerl hierher!"

Ich verließ das Qualifikations-Büro. Ich fand, das Ergebnis war nicht allein meine Schuld. Ich sprach den Instrukteur auf das Verhalten der Prüferin an. "Ach, sie ist in Ordnung", sagte er, "ich kenne sie seit Jahren und sie ist wirklich eine der Besten." "Aber, ich fand, der Bursche war in Ordnung ..." "Trotzdem hat sie vermutlich recht..." Verwirrt und ärgerlich sowie überzeugt, daß Alistair mich vermutlich für einen Betrüger hielt, nahm ich ein Tonband, legte es in das Gerät ein und zerbrach dann prompt die Kopfhörer. Ich konnte der Prüferin nicht verzeihen, daß sie mich so ins Unrecht gesetzt hatte; diesmal war sie zu weit gegangen.

Es wurde mir immer schwerer, mich auf die Bulletins zu konzentrieren. EIN THETAN IST URSACHE VON MATERIE, ENERGIE, RAUM, ZEIT, LEBEN UND DENKEN: DER HÖCHSTE TEST FÜR EINEN THETAN IST ES, WENN ER DAFÜR SORGEN KANN, DASS DIE DINGE IN ORDNUNG GEHEN. Dies gab mir wenigstens etwas Aufklärung. Mein Ziel in der AOUK war, dafür zu sorgen, daß die Dinge in Ordnung gingen, soviel Ab-

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lenkung und Kummer auch dagegen standen. Die entscheidenden Motive eines Thetan standen weit über dem reaktiven Geist und seinen körperlichen Bedürfnissen. Aber meine Konzentration blieb schwach, solange ich an den Tadel der Prüferin denken mußte. Der Instrukteur hörte sich meine Sorgen an. "Gut, wenn Sie sich so sehr darüber ärgern, dann müssen Sie mit der Prüferin reden." Ich ging zu ihr. "Es ist wegen gestern", sagte ich. "Ich finde nicht, daß wir unser Gespräch sehr konstruktiv geführt haben." "Was meinen Sie?"

"Ich habe mich anschließend nicht wohl gefühlt. Ich hatte mein Bestes getan, und Sie wissen, daß ich keine falschen Leute in die AOUK bringen will."

"Können Sie nicht einsehen, daß er nicht der Richtige war?" "Ich fand, daß er genau der Richtige war. Er schien Hilfe so nötig zu haben."

"Es ist in Ordnung." Sie blickte mich mitleidig an. "Am besten, Sie vergessen es, gehen hin und auditieren PCs." Es entstand eine lange Pause. Wir schauten uns tief in die Augen. Plötzlich sagte sie freundlich: "Was ich sagen wollte, ich hätte gestern nicht so unfreundlich sein sollen. Dafür entschuldige ich mich!" "Sie sind wunderbar!" sagte ich versöhnt.

Kirche und Staat

Inzwischen war ich fast drei Monate in England und mein Paß mußte verlängert werden. Dazu war es nötig, ihn zum britischen Innenministerium nach London zu schicken. Da die See Org ihn eingeschlossen hatte, konnte ich ihn nur bekommen, wenn ich dafür mein Ticket für den Rückflug nach den Staaten als Pfand gab.

Schon zwei Tage später tat es mir leid, daß ich das Ticket abgegeben hatte. Die britische Regierung erließ nämlich eine Verordnung, durch die Fremden verboten wurde, ins Land zu kommen, um Scientology zu studieren. Sofort erschienen in den Zeitungen Geschichten über Hubbard, die zum Teil wilde und häßliche Gerüchte wiedergaben. Die Verordnung schien sich im Widerspruch zur traditionellen britischen Politik der Fairneß und religiösen Toleranz zu befinden. Zur Begründung war angegeben worden, es sei bekannt, daß durch die Scientology Familien zerstört und der Verstand geschädigt werden könnten.

In der AOUK gab es ungeheure Aufregung. Preclears, Clears und

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OTs drängten in den galaktischen Kontrollraum, verfluchten die Briten als suppressiv und trösteten sich gegenseitig mit dem Gedanken, welch schrecklichen Dinge schon bald dem Parlament in London zustoßen würden. Die Zeitungsartikel stachelten die Scientologen noch mehr an. Einige davon wurden an eine Wand geheftet. Darüber war ein Schild mit der Aufschrift: WIR HABEN NICHTS ZU VERBERGEN. Viele Schüler waren voller Sorge; galten wir jetzt als unerwünschte Ausländer? Dann könnte es sein, daß wir bald ausgewiesen würden.

Am meisten Kummer hatten die Schüler, die um die halbe Erde gereist waren, ihren letzten Pfennig ausgegeben hatten und nun, mitten in den oberen Stufen, mit der Deportation rechnen mußten. Ron reagierte schon am gleichen Abend. In der AOUK verbreitete sich Erleichterung, als der Master-of-Arms der wartenden Menge mitteilte, daß eine neue AO in Los Angeles eröffnet worden sei:

Die AOLA. Die amerikanischen Schüler, Bill Burgmuller eingeschlossen, freuten sich auf die Heimreise und über die Möglichkeit, ihre Familien früher als erwartet wiederzusehen. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. In Los Angeles waren die Lebenshaltungskosten doppelt so hoch wie in Schottland. Durch die vielen Review-Sitzungen, die ich gebraucht hatte, ging mir langsam das Geld aus. Da ich meine Aktien viel zu früh hatte verkaufen müssen, waren mir ohnehin einige tausend Dollar an der Börse entgangen.

Ein Teil des Stabes war schon nach Los Angeles abgereist. Dadurch gab es nicht mehr genug Auditoren und die Schlangen für die Review-Sitzungen war noch länger geworden. Das Qualifikations-Büro war nach oben umgezogen. Der galaktische Kontrollraum war nun das einzige Wartezimmer. Er war ständig überfüllt. Die meisten von denen, mit denen ich im Qualifikations-Büro zu tun gehabt hatte, waren abgereist. Ich wollte deshalb nur noch einen Versuch machen, eine Review-Sitzung genehmigt zu bekommen. Heute war der Prüfer zugleich Master-of-Arms. Er schaute mich vorwurfsvoll an: "Warum sind Sie hier und nicht im Klassenzimmer?" "Ich kann nicht richtig arbeiten."

"Gehen Sie sofort in die Klasse", sagte er drohend. "Sie können sich nicht immer drücken."

Sein zorniger Blick machte mich nachgiebig. Ich machte eine zustimmende Geste. "Danke, ich danke für Ihre Worte." Ich ergriff seine fleischige Hand. Wortlos blickte er mich an. Sein Gesicht war rätselhaft.

Edward und ich standen nach dem Essen auf der Straße und besprachen die kürzliche Krise. Edward war deprimiert und voller

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Sorgen. "Jetzt könnte es wieder losgehen wie in Australien", murmelte er. In der Mitte der sechziger Jahre war die Scientology in seiner Provinz verboten worden, so daß er gezwungen war, jahrelang für die Reise nach England zu sparen. "Ich weiß nicht, was ich tun soll", sagte er. "Ich kann nicht wieder von vorn anfangen." Er tat mir leid. Warum konnte Ron einen Mann wie Edward die oberen Stufen nicht auf Kredit absolvieren lassen? Ich wollte ihn etwas aufmuntern. "Es wird schon in Ordnung gehen, Edward. Warte nur ab, du wirst sehen.""Ich hoffe, daß du recht hast."

"Und Ron muß sich für Leute in deiner Situation etwas einfallen lassen", fügte ich hinzu. "Er wird dafür sorgen, daß das Parlament die Verordnung widerruft. Vielleicht findet er auch eine Möglichkeit, dich nach Los Angeles zu bringen." Ich versuchte so überzeugend wie möglich zu sprechen. "RON WEISS ALLES!"

Immer weniger konnte ich mich auf die Bulletins oder Tonbänder konzentrieren. Jetzt hatte ich auch keine Hoffnung mehr, einen PC zu finden. Die Leute auf der Straße, die ich ansprach, antworteten ausweichend oder offen feindselig. Alle paar Minuten verließ ich das Klassenzimmer, um im Flur eine halbe Zigarette zu rauchen. Bei einer solchen Gelegenheit sah ich auf der Anschlagtafel ein neues Bulletin. Ungläubig las ich den Text: "Richard Stiles ist in den Zustand des Zweifels versetzt worden, weil er in der Öffentlichkeit epileptische Anfälle bekommen hat und dadurch der Scientology Schaden zugefügt wurde. Falls sich das mit oder gegen seinen Willen wiederholt, wird er in den Zustand des Feindes versetzt werden.?"

Im Auftrag des Dritten Maates

Dennis McClain, ein Veteran der See Org-Mannschaft unterhielt sich in den Kaffeepausen oft mit mir über Musik. Ich berichtete ihm über mein Debüt in New York und von der ziemlich unbefriedigenden Zeitungskritik. Dennis schlug vor, beim nächsten Mal solle ich im voraus feststellen, wer die Kritik schreiben werde."Die Kritiker werden gewöhnlich erst am gleichen Abend bestimmt", antwortete ich.

"Trotzdem kannst du diese Information bekommen, wenn du dir Mühe gibst. Wenn du es weißt, mußt du eine Möglichkeit finden, den Kritiker zu sabotieren.""Warum?" Ich wußte nicht, worauf er hinauswollte.

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"Du weißt doch, er will dich fertigmachen, bevor du eine Chance hast. Du mußt etwas mit dem Motor seines Autos machen, damit er nicht zum Konzertsaal fahren kann."

Dennis sprach genauso freundlich und ruhig wie immer. Ich erschrak, weil ich die verborgene Gefahr spürte. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Trotzdem wollte ich ihn nicht spüren lassen, was ich dachte. Ich glaubte, daß etwas mit ihm nicht in Ordnung war."Wie soll ich wissen, wo er wohnt. In New York nimmt er vermutlich ohnehin ein Taxi."

"Aha, aber es muß eine Möglichkeit geben. Ein Freund von dir kann ihn anrufen und behaupten, seine Frau sei ermordet worden oder so etwas. Dann bleibt er weg und du kannst in einem SICHEREN UND UNGEFÄHRDETEN MILIEU nach Herzenslust Klavier spielen. Denk an Rons Worte: WENN DU IM VORAUS WEISST, DASS EIN FEIND UNTERWEGS IST, UM DIR ZU SCHADEN, DANN SEI KEIN NARR, WARTE NICHT, SONDERN GREIFE IHN AN!"

In der AOUK sah ich schon wieder ein neues Bulletin: "Die Trauerfeier für Richard Stiles findet nächsten Freitag um drei Uhr im städtischen Krematorium statt. Alle Schüler, die teilnehmen wollen, können vom Direktor des Trainings einen Erlaubnisschein erhalten" Mein erster Impuls war, zum Instrukteur zu rennen und ihn zu fragen, woran Richard Stiles gestorben war. Mit großer Mühe beherrschte ich mich. Ich konnte dem Toten auch nicht mehr helfen. Es hatte keinen Zweck, den Verdacht des Instrukteurs zu wecken und mich selbst zu verraten.

Wenig später am gleichen Nachmittag: die Witwe von Stiles, die gerade ihren OT II gemacht hatte, nahm triumphierend den Applaus der im Foyer anwesenden AOUK-Mitglieder entgegen.

Terrance hatte schon seit einiger Zeit angedeutet, daß in seiner Wohnung ein Bett frei sei. Die anderen Bewohner waren auch im SBC und Ethik war dort wirklich in. Seitdem ich nach Edinburgh gekommen war, hatte ich immer nur mich selbst auditiert, studiert oder im Review-Wartezimmer gesessen. In einem Ethik-Haushalt würde ich kochen müssen, abwaschen, Wäsche waschen und ständig Ethik-Zeugnisse ausfüllen. Das alles würde ungeheuer wertvoll sein und als Ergänzung des Kurses völlig den Richtlinien von Ron entsprechen: HÄRTE DICH AB!

Fitzhugh Platz Nr. 20 war völlig durchorganisiert. Sie hatten rotierende Aufgaben, jeder einzelne Job war in einem entsprechenden

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Heft minutiös beschrieben. Außerdem gab es ein Schwarzes Brett, auf dem angeschlagen war, in welchem Ethik-Zustand sich jeder befand. Ich mußte zu einem jungen Mann ziehen, den ich noch nie hatte leiden können: Nash Rabinowitz, der mit seinem schütteren Bart und seinen phlegmatischen Augen wie ein Berber-Ziegenbock aussah. Nachdem ich meine Kleider und Bücher eingeräumt hatte, wurde mir als erstes die Aufgabe des Kochens übertragen. Wenn ich gegen Ende der Woche durch das Rotationsverfahren eine neue Arbeit übernehmen würde, so teilte man mir mit, habe ich über meine Erfahrungen kurz in einem speziellen Buch zu berichten. Das war nicht das eigentliche Heft für die einzelnen Aufgaben, sondern eine zusätzliche Sammlung von Instruktionen. Heinz Magdahl, ein New Yorker Instrukteur, war der Senior der Wohnungsmieter. Freigiebig teilte er sein Wissen mit den jüngeren Schülern. Am ersten Abend schaute ich zu, wie er mit "starkem Willen" zwei von ihnen zeigte, wie man einen unzufriedenen Preclear an den Schultern nimmt und zu dem Stuhl zurückführt, von dem er aufgesprungen ist. Sie arbeiteten langsam und geduldig, dabei bewegten sie sich bis in die Nacht durch den Flur und liefen meilenweit über den Linoleumfußboden. Beim Frühstück, das ich nach genauen Anweisungen vorbereitet hatte, herrschte am Tisch eine seltsame Atmosphäre. Jeder der Hausgenossen hatte seinen eigenen Schmerz, seine eigene Freude. Die beiden Jungen, die ich am Abend davor beobachtet hatte, arbeiteten als Zwillinge in dem Kurs und hatten viel Spaß dabei. Nash war in Gedanken versunken; er hatte mit seinem PC Schwierigkeiten beim ARC-Prozeß. Er war ebenfalls unsicher über das Phänomen der schwebenden Nadeln. Terrance war ein OT II, und ich hatte Grund zur Annahme, daß es ihm ähnlich wie mir ging. Heinz, die freundliche Autorität, saß oben am Tisch und ließ seinen Haushalt nicht aus den Augen.

Um neun Uhr machte ich mich mit Terrance und Nash auf den Weg ins College. Es war ein viertelstündiger Spaziergang durch einen reizenden Park im Stadtzentrum. Unterwegs wandte sich Terrance an Nash: "Wußtest du, daß der Falttisch im Wohnzimmer gestern abend stehen geblieben ist?"

"Das ist nicht meine Aufgabe", verteidigte sich Nash."Fein, aber diese Woche bist du doch für Ethik verantwortlich?""Ja."

"Gut. Was ist als deine Aufgabe festgelegt?""Aufzupassen, daß das Haus sauber und ordentlich ist, ferner Meldezettel für alle Verstöße zu schreiben und das Wohnzimmer in Ordnung zu halten."

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"Danke. Dann ist es also doch deine Aufgabe, den Tisch zusammenzuklappen und ihn an die Wand zu stellen?""Jemand muß ihn zurückgelassen haben, nachdem ich schon ins Bett gegangen bin."

"O.k. Hast du bemerkt, daß er heute morgen noch dastand?""Das ist nicht meine Aufgabe." Nash war trotzig und niedergeschlagen.

"Könnt ihr den verdammten Unsinn nicht endlich sein lassen!" hätte ich am liebsten geschrien. Ich ging voraus, um mir das Gezänk nicht weiter anhören zu müssen. Eigentlich mochte ich Terrance und hielt Nash für einen Idioten. Doch jetzt tat Nash mir leid. "Darum geht es nicht, du darfst Ron nicht verraten", sagte ich mir. Jetzt war ich wirklich einer von ihnen: NEHMT DIE ETHIK AN. ETHIK IST GUT FÜR DIE GRUPPE. ETHIK MUSS IN SEIN, DAMIT DIE GRUPPE VORANKOMMT. Räsoniert nicht!

Keine Zivilisation hat bisher mehr als eine Milliarde Jahre überdauert — überhaupt hat nur ein einziges altes galaktisches Königreich so lange bestanden. Schließlich wurde es geschwächt und zerstört, wie alle Zivilisationen davor und danach, weil die Menschen räsoniert haben. Wir beabsichtigen, eine Organisation zu schaffen, die ewig blüht, die Frieden, geistige Gesundheit und Freiheit zu diesem Planeten und allen anderen in unserer Galaxe bringen wird. Ron hat eine ungeheure Bürde auf sich geladen. Letztlich ist er für die ganze Org verantwortlich. Jeder Prozeß, jedes Gebot, jedes Bulletin, jedes Tonband, jedes einzelne Wort, alles kommt von ihm. Eure falschen Ansichten über die letzte Ursache sind aus eurem reaktivem Geist gepflückt worden, während ihr den Power-Prozeß absolviert habt.

RON IST DIE LETZTE URSACHE!

Einige haben Ron nicht die Dankbarkeit gezeigt, die sie ihm schuldig waren. Suppressive Wesen von der Galaxe haben sich gegen Ron und die Scientology verschworen. Hinter jedem Versuch, die Scientology herabzuwürdigen, steht ein korrupter Geist. Hinter jeder Attacke auf Ron, so wird sich herausstellen, steht ein Krimineller. Ein Thetan muß Ron dafür dankbar sein, was er ihm gegeben hat. Darum muß er sich der totalen Kontrolle unterwerfen. ER WIRD KEINE TOTALE KONTROLLE HABEN, WENN ER NICHT WILLENS IST, SICH TOTAL KONTROLLIEREN ZU LASSEN. Diese Wahrheit wird ihm eingeflößt von dem Augenblick an, DA ER SEIN ERSTES AUDITIONS-KOMMANDO HÖRT.

Beim Lunch diskutierten Heinz Magdahl und ich über große Pianisten. Wir erwähnten den unsterblichen Ferruccio Busoni, den ein anderer Musiker in der AOUK schon einmal als einen OT bezeichnet hatte. Diesen Satz hatte ich nicht vergessen können. "Busoni ist sicher ein OT gewesen", sagte ich jetzt so beiläufig wie möglich. Heinz starrte mich an, nach einer Weile sagte er zögernd: "Du meinst, daß er gewisse Qualitäten hatte, die dich an einen OT er-

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innern — nicht wahr?" Die Art, wie er mich ansah, zeigte mir, daß er den Makel, die Korruptheit, den Mangel an wahrem Glauben von meinen Augen abgelesen hatte. Endlich war es heraus. Heinz wußte jetzt die Wahrheit über mich.

Im Foyer des College plauderten zwei Mädchen aus dem Qualifikations-Büro. Ich gab ihnen Feuer. Als ich weiterging, hörte ich sie hinter mir kichern. Seit wann fanden sie mich lächerlich? Waren sie nicht mehr auf meiner Seite? Hatten sie beschlossen, mich zu zerstören?

Die Allgemeinheit konnte sich nicht mit dem abfinden, was früher auf der Erde wirklich vor sich gegangen ist. Auch dein PC kann sich nicht damit abfinden — deshalb hat er es vergessen.
L. RON HUBBARD

Als ich das College um 22 Uhr verließ, gab ein Mädchen Werbeschriften aus, die wir verteilen sollten. Trotz der späten Stunde wagte ich nicht abzulehnen. Auf dem Weg zum Fitzhugh-Platz steckte ich die Schriften in die Briefkästen. Übermüdet ließ ich mich in einen Sessel im Wohnzimmer fallen, als ich in der Wohnung angelangt war. Auf dem Regal neben mir stand eine komplette Sammlung der Bücher von Ron. In einem mit dem Titel: "Die Geschichte der Menschheit" fand ich eine Liste von Vorfällen, die bei der Erforschung der Zeitspur von Preclears zusammengestellt worden war. Da gab es unter anderem "Theta-Fallen", durch die die Thetanen umhergeworfen, in die Luft geschleudert, gedreht, von allen Seiten getroffen wurden, um schließlich in Eiswürfel gesperrt zu werden, in Gummi eingepackt und so umgeformt, daß sie eine Art von denkendem Karteikartensystem wurden. Ein anderer Vorfall war "Gerät I", die sogenannte Kaffeemaschine. Ein anderer Abschnitt berichtete von den vielen Evolutionstypen, die der Thetan durchlaufen hatte, bis der gegenwärtige Körper aus Fleisch und Blut entstanden war. Der Raum, das Buch, das ich in Händen hatte, verschwammen vor meinen Augen im Nebel. Es schien mir, als ob ich über den Tod von Riesenmuscheln lesen würde, deren Schalen sich nicht mehr schließen konnten.

Ich konnte mir nicht mehr länger die Tatsache verheimlichen, daß ich PTS (= Quelle von Schwierigkeiten) war. Als ein Fall für die Ethik-Abteilung konnte ich den Prüfer umgehen.

Ein junger Engländer, weißgekleidet und wohlfrisiert, hatte inzwischen die Ethik-Abteilung übernommen. Sein Gesichtsausdruck war ständig so verträumt, als befinde er sich in Trance. Ich hielt mich an

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meinen Plan, wie ich doch noch zu einer Review-Sitzung kommen wollte.

"Ich möchte gestehen, daß ich etwas verheimlicht habe.""Nehmen Sie bitte die Büchsen in die Hand. 'Stehen Sie mit einer suppressiven Person in Verbindung?6""Nein."

"Danke. Ich werde es auf dem E-Meter nachprüfen. 'Stehen Sie mit einer suppressiven Person in Verbindung?' Keine Nadelreaktion, das ist sauber. 'Stehen Sie mit einer suppressiven Gruppe in Verbindung?'""Nein."

"Danke. Die Nadel reagiert. Was meinen Sie dazu?""Ich weiß nicht, welche Gruppe das sein könnte. Die einzige Gruppe, zu der ich gehöre, ist die Scientology-Bewegung.""In Ordnung. Auch hierzu hat es eine Nadelreaktion gegeben. Ich stelle fest, daß Sie mit einer suppressiven Gruppe in Verbindung stehen. Sie sind PTS. Bitte gehen Sie mit diesem Zettel zum Empfang." Unterwegs las ich den Zettel durch. Er enthielt meine Antworten, die Nadelreaktionen und den Vorschlag, mich einem S&D (=Search & Discovery: Suchen und Entdecken einer suppressiven Verbindung) zu unterziehen.

Der galaktische Kontrollraum war überfüllt. Viele Schüler der oberen Stufen waren erkrankt, nachdem die Regierungsverordnung bekannt geworden war. Einige warteten schon seit einer Woche auf eine Review-Sitzung. Da nicht genug Auditoren da waren, mußten wir bis in die Nacht hinein anstehen.

Nach fast zwei Tagen rief mich eine junge Frau nach oben. Ehe der S&D in Angriff genommen wurde, mußte ein weiteres grünes Formular ausgefüllt werden. Bei einer der darin enthaltenen Fragen erwähnte ich meine Probleme mit OT III. Im Gesicht des Mädchens erschien ein Schatten.

"Sind Sie noch kein OT III?" fragte ich sie."Nein, ich bin nur ein OT II. Doch reden wir nicht darüber, denn sonst müssen Sie sich noch einmal anstellen und auf einen anderen Auditor warten."

Spät am Abend lag ich erschöpft auf meinem Bett in unserer Wohnung. Mein Zimmergenosse spielte Gitarre und sang leise dazu. Auch ihm war es in den letzten Tagen sehr schlecht gegangen. Die Musik ging mir ans Herz.

Am nächsten Morgen wachte ich mit dem Gedanken auf, daß ich mich töten müsse. Die Dämmerung ließ mich die Gegenstände in unserem Zimmer nur unscharf erkennen. Sorgfältig dachte ich über meinen Tod nach, während Nash wenige Meter entfernt schnarchte. Was hatte

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diesen Gedanken hervorgerufen? Nie zuvor hatte ich an Selbstmord gedacht. Aber jetzt wußte ich, daß ich mich bei OT III verrannt hatte. Auch die See Org mit allen ihren S&Ds konnte mir nicht mehr helfen. Mir blieb nur der Selbstmord. Ich könnte von der Brücke auf die Gleise am Hauptbahnhof von Edinburgh springen. Doch dadurch würde ich die Scientology herabsetzen. Der Gedanke daran beschämte mich. Mein Name würde an der Bulletin-Tafel erscheinen.

Nash wachte auf. Ich zog mich an und ging in die Küche, um das Frühstück zu machen.

Als ich durch den Park zum College ging, kam mir der Gedanke, daß es eine Alternative zum Selbstmord gab. Ich konnte mich von der AOUK trennen und nach New York zurückgehen. Bevor ich hierher gekommen war, hätte ich mir nie einfallen lassen, mir das Leben zu nehmen. Ich wollte nur noch die Review-Sitzung beenden und dann für immer nach Hause fliegen. Bei dem Gedanken an die Rückkehr in mein verrücktes, gesegnetes Leben in New York durchströmte mich tiefe Freude.

Wieder saß ich im galaktischen Kontrollraum. Während ich wartete, träumte ich weiter. Sowie ich in New York sein würde, wollte ich tun, was ich von Anfang an hätte tun sollen: bei meinem Beruf als Pianist bleiben. Die Scientology war nicht das Ziel meines Lebens; sie war es nie gewesen. Mein Ziel war es, zu musizieren.

"Ziel?" Bei diesem Begriff fielen mir die GPMs ein, die Ziele, Probleme und Massen, die unablässig in den Tiefen der Bank schmorten. Ich "erschuf" das Klavierspielen während ich es "zerstörte", wie beim Clear-Kurs. Oder "erschuf ich es, um es zu zerstören, während ich es zerstörte, um es zu erschaffen?" Der Gedanke "Klavierspielen ist ein Ziel" verwandelte sich in eine komplizierte und schwierige Problematik, die mir die Brust zusammenkrampfte: Ich hatte nie wirklich ein Pianist werden wollen; das war das Konfusions-GPM, das ich nicht loswerden konnte. Ich hatte das Gefühl, einen Kloß in meiner Brust zu haben, der mich wie etwas widerlich Warmes zu ersticken drohte, ohne daß ich ihn herauswürgen konnte.

Ich erschrak erneut: Selbst wenn ich den Entschluß der Abreise gefaßt hätte — sie würden mich niemals gehen lassen! Für eine Sekunde war ich wie gelähmt. Dann spürte ich einen Adrenalin-Stoß in meinen Adern. Ich hatte den Impuls, die Treppe hinunter zu stürzen, auf die Straße zu laufen und den ersten Menschen um Hilfe zu bitten. Die Unmittelbarkeit der Gefahr ließ meinen Körper zittern. Wie hoffnungslos dumm von mir, zu denken, sie würden mich aus dem College herauslassen, nachdem ich ihre innersten Geheimnisse kannte! Wahnsinn!

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Ich mußte ein Ende damit machen — mich zusammenreißen. Und wenn ich mich mit dem Prüfer prügeln müßte ... Ich würde es tun. Spät am Abend, um 22.30 Uhr, kam ein Auditor und fragte mich, ob ich auditiert werden wolle. Wenige Minuten später saß ich in seinem kleinen Schlafzimmer im dritten Stock, wo er ein grünes Sicherheitsformular mit mir durchnahm. "'Ist ein Withhold übergangen worden?'""Ja, ich habe vor kurzem daran gedacht, Selbstmord zu begehen.""In Ordnung. Ich werde das auf dem E-Meter überprüfen." Ich war eine "Natter", das heißt, ich redete aus meiner Bank, soviel wußte ich aus meinen Studien, und ich bewunderte die TRs des Auditors, während er sich mit meinen Antworten beschäftigte. Er selbst war todmüde; nachdem er tagelang von früh bis spät auditiert hatte, konnte er sein Gähnen nicht mehr unterdrücken.

"Ich versuche, es so interessant wie möglich für Sie zu machen", sagte ich, als ich ihn schon wieder beim Gähnen überrascht hatte. Mit einem erschöpften Lächeln lehnte er sich in seinen Stuhl zurück: "Tut mir leid, Mann!"

Wir gingen die Liste weiter durch. "'Gibt es etwas, das jemand beinahe über Sie herausbekommen hätte?'"

"Ja ... ich möchte abhauen und nach New York zurückgehen.""In Ordnung, das wär's. Sie hatten eine schwebende Nadel bei den Worten 'ich möchte abhauen und nach New York zurückgehen'." Ich lächelte müde.

"Ich könnte noch einen weiteren Prozeß mit Ihnen durchführen", sagte der Auditor, "einen Zweck-S&D — um herauszufinden, was Sie wirklich tun wollen." Was hatte ich zu verlieren? Ich hatte ohnehin schon für einen S&D bezahlt. Ich fragte ihn, ob er sofort anfangen könnte."Ich könnte schon, aber zuerst muß ich dem Prüfer meinen Bericht zeigen und seine Zustimmung erbitten." Er kam bald zurück. "Sie sollen sofort zum Prüfer kommen."

Die Entscheidung

Man setze einen Theta-Clear nicht herab, nur weil er sich nicht wie ein Heiliger verhält — selbst wenn er teuflischer ist, als vorher.
L. RON HUBBARD

Der Prüfer starrte mir voller Haß ins Gesicht. "Warum sind Sie schon wieder in einer Review-Sitzung?"

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"Sie wissen selbst, warum ich hier bin."
"Wenn Sie nicht sofort in Ihre Klasse zurückgehen, dann können Sie es vergessen."
Das war, worauf ich gewartet hatte. "In Ordnung, dann verabschiede ich mich."
"Was", brüllte er, "Sie wollen auf die totale Freiheit verzichten? Das ist idiotisch!"

Ich starrte den dunkelblauen Teppich an, den ich selbst gelegt hatte, während ich im Zustand der Schuld gewesen war. "Dieses Leben ist nichts für mich. Ich will zurück nach New York und so wie früher leben."
"ZURÜCK? IN DER BARBAREN-WELT WERDEN SIE ES NIE SCHAFFEN!"
"Ich verschwinde", sagte ich leise.

Er schrieb etwas auf einen Zettel, den er auf den Tisch fallen ließ, als ob er etwas Widerwärtiges wäre, und sagte mit tonloser Stimme: "Hier, nehmen Sie das zur Ethik-Abteilung, und wenn Sie das hinter sich haben, gehen Sie zurück in Ihre Klasse." Der Ethik-Auditor las den Zettel und blickte mich fragend an. "Möchten Sie mit mir darüber sprechen? Warum wollen Sie gehen?" Ich sagte ihm, welche krankhaften Ideen mich in den letzten Tagen heimgesucht hätten; angefangen habe das alles in Saint Hill. "Ich muß fort", schloß ich, "ich werde sterben, wenn ich hierbleibe." Er schaute mich gedankenverloren an. Als sei er halb aus einem seltsamen Traum erwacht. Vielleicht hatte man ihm gesagt, er solle in derartigen Fällen die freundliche Tour anwenden. "Bitte ... das ist zu wichtig, als daß man es einfach aufgeben könnte... wir alle durchleben unsere Höhen und Tiefen... ich selbst habe mich durch alle Ethik-Zustände durchgearbeitet... mehr als einmal. Sie dürfen nicht aufgeben, Mann."

Sein hypnotisierender Blick drang langsam in mich ein. Mit unendlicher Mühe versuchte ich, meine Entschlossenheit zu wahren. "Es hat keinen Zweck, ich muß gehen. Vielleicht ist das alles jetzt viel zu gut für mich. Ich will zurück nach New York.""Mann", stotterte er traurig, "Sie dürfen es nicht einfach aufgeben." Seine Augen starrten mich unablässig an. Wieder fühlte ich, wie ich unsicher wurde. Sollte ich ihnen noch eine Chance geben? Ich bohrte meine Fingerspitzen in meine Handflächen. "... Sie reden aus Ihrem reaktiven Geist heraus; das müssen Sie sich klarmachen." Ich hatte geglaubt, daß ich im Besitz des Clear-Status überhaupt keinen reaktiven Geist mehr haben könnte."Ich will Ihnen etwas sagen", schlug er vor, "gehen Sie rüber in die

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Halle und machen Sie mir einen Ton-Demo (= Modell) von Ihrer ganzen Situation. Machen Sie einen richtigen mit Etiketten und allem — Sie wissen, wie er sein soll. Ich werde bald kommen und ihn mir anschauen."

Mich in der Ethik-Abteilung aufzuhalten und mit einem Ton-Demo zu beauftragen, war ein Manöver, durch das sie Zeit gewinnen wollten. Ich sollte in der AOUK bleiben, bis andere Arrangements getroffen werden konnten: Ein Revolver, eine Spritze — oder wollten sie mich in eine der Zellen unter dem Keller ketten. Ich stellte mir das alles vor.

Wieder überschwemmte mich Terror. Sollte ich aus dem Fenster springen? Es waren gut drei Stockwerke, und ich würde mir dabei zumindest die Beine brechen. Jetzt, in der Nacht, waren nur wenige Leute auf der Straße, die mir helfen könnten, bis die See Org-Mannschaft die Treppe heruntergerannt käme... und sie hatten mein Rückflug-Ticket.

Ich mußte den Ton-Demo riskieren. Ich wußte, was man von mir wollte: Ein Modell, das zeigte, wie ich das Böse, das mich heimgesucht hatte, bekämpfte — der Thetan gegen den reaktiven Geist. Dann würden sie die "Lösungen für PC-Probleme" aus Rons Buch "Beispiele der Heilung" anwenden, mich bis zum Ende der Sitzung zu dem unausweichlichen Ergebnis auditieren, daß es nur in der AOUK eine Lösung für meinen inneren Aufruhr gab. Vielleicht würde man sogar versuchen, mich mit dem Angebot auf noch mehr Review-Sitzungen zu locken. Auf alle diese Fallen mußte ich achten. Ich durfte die Sorte Demo, die man von mir erwartete, auf keinen Fall machen.

Der Ethik-Auditor war inzwischen wahrscheinlich schon beim Prüfer, um mit ihm den besten Weg zu planen, wie man mich ohne allzuviel Geräusch wieder unter Kontrolle bringen könnte. Ron hatte vermutlich auch für diesen Notfall schon im voraus geplant. Nach einem kurzen Blick aus dem Fenster, um die Höhe abzuschätzen, wandte ich mich dem Tonklumpen zu. Ich machte einen jämmerlich absurden Demo: Eine Serie von menschlichen Figuren — die erste auf dem Bauch liegend, die zweite kriechend, die dritte kniend, die vierte aufrecht stehend mit der Sonne entgegengestreckten Armen. Ich schrieb keine Etiketten. Ich wußte selbst nicht, wie ich es nennen sollte. Die Minuten vergingen. Bald würde die See Org mich holen. Ich warf einen Blick in den Korridor. Vor dem Ethik-Büro gab es eine kleine Schlange. Ich sagte dem Ethik-Auditor, daß mein Demo fertig sei. Er schaute sich das Modell an.

"Es ist mir unverständlich. Was soll es sein, was hat das mit Ihrem Fall zu tun?"

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Ich suchte nach einer angemessenen Erklärung. "Es symbolisiert den Fortschritt des menschlichen Geistes auf seinem Weg von der Dunkelheit ins Licht."

Ich wurde ungeduldig. Das Gerede brachte uns zu keinem Ergebnis, und mit starren Augen versuchte der Ethik-Auditor wiederum den Schutzwall zu durchbrechen, den ich um mich errichtet hatte."Mein Entschluß steht fest", sagte ich, "ich gehe fort.""Ich kann es einfach nicht verstehen", sagte er unglücklich."Ich weiß nicht einmal, in welchem Ethik-Zustand Sie sich befinden. Wenn Sie abhauen, muß ich Sie in den Zustand des Zweifels versetzen. Wenn Sie dann zurückkommen wollen, müssen Sie sich aus diesem Zustand herausarbeiten, ebenso durch alle anderen, auch durch den der Gefahr ... aber ich verstehe es einfach nicht. Sind Sie im Zustand des Zweifels?"

"Nein, ich habe nicht den geringsten Zweifel", antwortete ich. Seine Stimme war eisig. "Ich frage mich, ob Sie nicht vielleicht in einem noch niedrigeren Zustand sind." Ich zitterte. Feind ... vogelfrei..."Nein."

"Gut. Ich versetze Sie dann in den Zustand des Zweifels. Wenn Sie zurückkommen wollen, sind Sie immer willkommen. Sie wissen, daß Sie ein wundervolles Wesen sind."

Wir blickten uns lange gegenseitig in die Augen. Wir fanden es beide schwierig zu sprechen.

"Dale", sagte ich, zum ersten Mal nannte ich ihn bei seinem Namen aus seinem früheren Leben, "wirst du mich noch mögen, wenn ich wieder ein Barbar bin?"

Meine Frage stürzte ihn in tiefe Verlegenheit. Falls er meine Frage bejahte, war das nicht korrekt, aber auch verneinen wollte er sie nicht. Schließlich, da ihm kein anderer Ausweg blieb, nickte er stumm. Ich faßte ihn an seine Schultern. "Kann ich wirklich zurückkommen, wann ich will?"

"Die Tür wird immer offen stehen, denk daran.""Wenn ich nach Hause fahre, eine Weile ausruhe, ein Konzert gebe, vielleicht kann ich dann zurückkommen und mich aus dem Zustand des Zweifels wieder nach oben arbeiten.""Das würde großartig sein, Mann, komm bald zurück — wir warten auf dich." Er füllte das Ethik-Formular aus, das mich in den Zustand des Zweifels versetzte.

"Würdest du mir noch einen Gefallen tun, Dale..., würdest du mir ein Exemplar des Bulletins über die Ethik-Zustände geben, damit ich es mit nach Hause nehmen kann?""Gewiß, Mann. Jetzt mußt du dieses Formular ans Schwarze Brett

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heften und deine Sachen aus der AOUK fortbringen. Steh nirgends rum und sprich zu keinem Scientologen mehr." Die Repetitorin war gerade dabei, den Schreibtisch der Wohnungsabteilung für die Nacht abzuschließen. "Ich reise ab und mein Rückflug-Ticket ist noch darin.""Sie reisen ab."

Sie suchte mein Ticket. Ich öffnete den Umschlag und warf einen Blick hinein, um sicherzugehen."Leb wohl, Hester.""Du auch, Robert."

Im Korridor traf ich den erschöpften Instrukteur. Endlich wollte auch er ins Bett gehen. "Ich reise ab, Neil, Sie sind sehr nett gewesen", sagte ich und gab ihm fröhlich die Hand. Er antwortete mit einem schmerzlichen Lächeln. "Auf Wiedersehen."

Elisabette, Edward, Bill, Rad und die anderen Bekannten, sie alle würden erst erfahren, daß ich verschwunden sei, wenn sie meinen Namen am Schwarzen Brett lasen. Sie würden nie erfahren, was wirklich passiert war. Wahrscheinlich würde ich sie nie wiedersehen. Zunächst mußte ich aus Edinburgh herauskommen. Ich hatte sehr viel Glück gehabt: zweifellos geriet Dale in Schwierigkeiten, weil er mich hatte gehen lassen. Es war ein Uhr morgens. Ich brauchte Schlaf und ging zur Wohnung am Fitzhugh Platz.

Terrance saß noch im Wohnzimmer um zu studieren. "Ich bin im Zustand des Zweifels und muß euch verlassen. Darf ich vorher ein paar Stunden schlafen?" fragte ich. Ich war durchaus bereit, die Nacht im Hauptbahnhof zu verbringen.

"Klar, schlaf dich aus und verschwinde morgen früh!" Schon um fünf Uhr wachte ich wieder auf. Da ich doch nicht mehr schlafen konnte, begann ich gleich zu packen. Ich wollte auch den E-Meter und einige Bücher mitnehmen. Vielleicht konnte ich sie in New York verkaufen. Nash drehte sich herum und öffnete die Augen.

"Was machst du?"

"Ich packe. Ich bin im Zustand des Zweifels und darf hier nicht mehr bleiben ... Willst du diese Auditor-Bericht-Formulare haben?""Nein."

"Oder die PC-Prüf-Listen?""Ich darf nicht mit dir reden, du bist im Zweifel." Als ich die Wohnung gerade verlassen wollte, rief Nash hinter mir her. "Warte! Du schuldest uns noch die Vorauszahlung für eine Woche Miete." Das war eine ihrer Regeln. Denn ich zog aus, ohne einen Nachmieter

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besorgt zu haben. Ich hörte, wie Nash Heinz und Terrance aufweckte.

Terrance sagte verschlafen: "Es ist in Ordnung, Bob, paß auf dich auf."

Ich nahm meine Taschen und Koffer und verließ die Wohnung. Ich wäre schon am vorhergehenden Abend nach London gefahren, wenn ich nicht noch ein paar Pfund in einer lokalen Bank gehabt hätte.

Ich nahm ein Taxi zum Bahnhof, gab die Koffer auf und frühstückte.

Dann machte ich einen Umweg zu meiner Bank, die erst um neun Uhr öffnete. Noch einmal ging ich über die Brücke am Bahnhof und warf einen letzten Blick auf die Züge. Als ich weiterging, dachte ich: "Wenn ich mich wirklich umbringen wollte, wäre ich eben gesprungen!"

Um 10 Uhr saß ich im Schnellzug nach London.

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