Zehn Ratschläge für Betroffene
Zum ganz
praktischen Verhalten können hier nur kurze erste Ratschläge
gegeben werden. Weitere Informationen erhalten Sie über die
kirchlichen, staatlichen Beratungsstellen,
sowie die Eltern- und Betroffeneninitiativen. Schnelle Hilfe kann viel
bewirken, aber Ueberstürzung, Hektik und Verzweifelung sind keine guten
Ratgeber.
1. Informieren Sie sich gründlich!
Bei Jugendreligionen,
Gurubewegungen, Sekten usw. ist es für die Angehörigen am
wichtigsten, sich schnell und umfassend über die jeweilige Gruppe zu
informieren.
2. Halten Sie die Entwicklung schriftlich fest!
Es ist sinnvoll,
sich eine Art Tagebuch anzulegen, in dem man Informationen,
Zeitungsausschnitte etc. sammeln und Gesprächsnotizen, Abmachungen etc.
festhalten kann. Schreiben Sie alle Namen, Anschriften, Telefonnummern etc.,
die in Verbindung mit dem Engagement ihres Angehörigen in der
jeweiligen Gruppe stehen, auf. Mit so einer "Erinnerungsstütze" ist
dann auch das Gespräch mit einer Beratungsstelle sinnvoller und
effektiver möglich.
3. Nehmen Sie sofort Kontakt zu einer Beratungsstelle auf.
In der
Anfangsphase kann eine schnelle und gezielte Information durch Fachleute
noch viel bewegen! Oft erfährt man erst relativ spät von einer
Anwerbung, weil sie auf einer Auslandsreise in den USA oder in England
stattgefunden hat. Ueber die Beratungsstellen sind auch Adressen von
Beratungsstellen im Ausland zu erfragen.
4. Lassen Sie sich nicht "erpressen"!
Es hilft nicht,
Wohlverhalten oder positives Interesse vorzutäuschen. Lassen Sie sich
deshalb nicht darauf ein, sich selbst in die "Familie" einbeziehen zu
lassen. Deshalb Vorsicht bei Einladungen zu "Elternveranstaltungen". Lassen
Sie sich dabei nicht auf Wohlverhaltensbekundungen festlegen und lassen Sie
sich nicht für Positiv-Gutachten für die Gruppe einspannen.
Anschliessende Ablehnung wird als besonders bösartig gewertet.
5. Zahlen Sie niemals Geld!
Geben Sie keine Bürgschaften
u.ä., zahlen Sie keine Aussteuer, die doch nur im unersättlichen
Magen der Gruppe landet, und instruieren Sie Verwandtschaft und
Freundeskreis entsprechend. Unter Umständen ist es auch erforderlich,
sich über vermögensrechtliche und erbrechtliche Konsequenzen zu
informieren, da die Gruppen oft erhebliche Summen von ihren Mitgliedern
fordern. Schenken Sie stattdessen Dinge von hohem persönlichen Wert:
Zum Beispiel einen selbstgestrickten Schal, ein Fotoalbum, einen
Geburtstagskalender ihrer Familie, einen Kaffeebecher mit eingelassenem
Namen des Angehörigen usw.
6. Geben Sie möglichst keine Originaldokumente fort!
(Zeugnisse, Urkunden usw.) Pfarrämter und die gesetzlichen
Krankenkassen sind gern bereit, Kopien vom Original zu beglaubigen.
7. Halten Sie auf Ihre Art Kontakt!
Familienmitglieder müssen
sich klarmachen, dass ihre Ratschläge und Sorgen für den
Angehörigen nicht erwünscht sind. Dennoch ist zu raten: Lassen Sie
sich nicht unsicher machen. Halten Sie die Verbindung zu Ihrem
Angehörigen aufrecht. (Regelmässige Anrufe,
Geburtstagsgratulationen, Briefe). Reden Sie bei Treffen und Kontakten
über alles Andere und Schöne - nicht dauernd über das Leben
und die Pläne in der Gruppe. Sprechen Sie über gemeinsame Hobbies,
positive Kindheitserinnerungen, Familienangelegenheiten, gute Musik usw....
8. Vorsicht vor falschen Freunden und "professionellen Helfern",
die versprechen, gegen Geld und mit teilweise illegalen Methoden ihren
Angehörigen zurückzubringen. Die deutschen Elterninitiativen haben
schon vor Jahren vor dem sogenannten Deprogramming gewarnt.
9. Denken Sie immer daran, dass andere Familien die gleichen Probleme
haben,
ganz unabhängig von sozialem, kulturellem und
religiösem Hintergrund. Schliessen Sie sich einer Elterninitiativgruppe
an. Die Beratungsstellen vermitteln Ihnen den Kontakt zu solchen
Elterninitiativen, über die man gleichfalls Betroffene, aber vielleicht
auch ehemalige Mitglieder kennenlernen kann, die es wieder geschafft haben,
sich von Jugendreligionen und Gurubewegungen zu lösen.
10. Nehmen Sie eine deutliche und feste Position ein!
Machen Sie
Ihre grundsätzliche Ablehnung der Jugendreligion und ihrer Ideologie
deutlich. Verbitten Sie sich Werbevorträge. Machen Sie Ihre
grundsätzliche Zuneigung zu Ihrem Familienmitglied deutlich; sagen Sie
ihm, dass Ihre Liebe unabhängig ist von Meinungsverschiedenheiten.