1971 gab das Kulturamt der Stadt Dortmund das Heft 100 in der Reihe "Dortmunder Vorträge" heraus: Hans Wagner, 50 Jahre interreligiöse Arbeit in Deutschland. Dort findet man auf S. 16f - nach einem Beitrag über die EVANGELISCHE ZENTRALSTELLE FÜR WELTANSCHAUUNGSFRAGEN - zum ersten Mal eine offizielle Darstellung der ARW:
"Ebenso auf evangelischer Seite entstand die Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen in München. Sie wurde 1965 von dem evangelischen Theologen Friedrich Wilhelm Haack gegründet, der sie auch heute leitet. Sie steht in enger Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Sie hat sich die Aufgabe gestellt, durch gegenseitige sachliche Information Brücken für Gespräche zwischen den Glaubensgemeinschaften und der Evangelisch-Lutherischen Kirche zu schlagen und vor allem den evangelischen Gemeinden in Bayern durch Auskunft und Beratung zu dienen.
So wird die Arbeitsgemeinschaft inzwischen immer mehr von Glaubensgemeinschaften mit Informationen unterstützt und um Auskunft gebeten. Sie versucht, auf diesem Wege Gegensätze abzubauen, aber auch Grenzlinien deutlich zu machen. Sie unterhält zum Zwecke der Information und der Beratung ein Archiv, das Material über religiöse und weltanschauliche Bewegungen und Organisationen der Gegenwart enthält. Das Schrifttum wird durch Bild- und Tonmaterial ergänzt. Der Informationsbereich ist nicht auf Deutschland begrenzt. Es bestehen auch Kontakte zu Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften in europäischen und überseeischen Ländern.
Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft versuchen in eigener Verantwortung die Öffentlichkeit durch Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften, im Rundfunk und Fernsehen sowie durch Bücher zu informieren."
Der letzte Satz verdeutlicht, dass die ARW zwar ursprünglich ein Ein-Mann-Unternehmen gewesen ist, dass aber Haack im Laufe der Zeit Mitarbeiter bestellt hat. Diese - internationale - Mannschaft war jedoch nicht identisch mit dem Personal des "Verlags der ARW", das sich auf Inge Haack und Manfred Ach beschränkte (saisonal verstärkt durch Aushilfskräfte aus den Familien Ach und Haack). Somit ist der "Verlag der ARW" nur eine Fraktion/Schachtel/Babuschka der größeren Organisation "ARW" gewesen. Erst zu Beginn der neunziger Jahre, nach dem Tod von Friedrich-Wilhelm Haack und damit dem Wegfall der Informations- und Beratungs- und Archivarbeit im bisherigen Stil und dem definitiven Ende der Kontinuität des ARW-Netzwerks wurden ARW und Verlag der ARW mehr oder minder identisch. Seit Januar 2000 wird die ARW von Manfred Ach im Alleingang betrieben.
Nach der Gründung der ARW traten vermehrt Organisationen auf, die die Bezeichnungen "Religion und Weltanschauung" im Titel führten und sich offenbar an der Spannweite der ARW orientierten, so z.B. die "Arbeitsgemeinschaft für religiöse und weltanschauliche Begegnung" (gegründet 1968) oder der "Arbeitskreis für Religion und Weltanschauung" (gegründet 1969). Mittlerweile sind viele der kirchlichen "Sektenbeauftragten" dazu übergegangen, sich in "Büros", "Archive", "Referate" für "Religions- und Weltanschauungsfragen" umzubenennen. Für die ARW eine durchaus befriedigende und gern gesehene Entwicklung, beweist sie doch einmal mehr den Weitblick ihres Gründers Haack und die Solidarität mit den apologetisch-informierenden Anliegen der ARW.
Der Verlag der ARW meldete sein Gewerbe am 2. Januar 1976 an, nachdem von Inge Haack (gelernte Buchhändlerin) und Manfred Ach (erfahren in der Kleinverleger- und Alternativpressenszene) entsprechende Vorüberlegungen angestellt und mit Friedrich-Wilhelm Haack die Richtlinien besprochen worden waren. In einer protokollierten ARW-Sitzung vom 3.12.75 waren von Friedrich-Wilhelm Haack, Inge Haack und Manfred Ach als rechtskräftiger Leitung der ARW die Verlagsintentionen festgelegt, die Editionsreihen skizziert und der Gesellschaftervertrag und die Rechtsform des Verlags beschlossen worden.
Ein nebenberuflich bzw. ehrenamtlich betriebenes Unternehmen begann seine Arbeit. Der Verlag der ARW hatte es sich zur Aufgabe gemacht, über religiös-weltanschauliche Tendenzen zu informieren und über entsprechende Publikationen einen kleinen Kreis von religionswissenschaftlich Interessierten zu versorgen. Eine jahrelange Arbeit, die sich in den Archiven von Friedrich-Wilhelm Haack und Manfred Ach spiegelte, war dem vorausgegangen. Information und Aufklärung waren nötig, denn bei einem "Großmarkt der Wahrheiten" bedurfte es auch eines "Verbraucherschutzes". Die Kriterien, von denen man sich hierbei leiten ließ, standen in der christlich-abendländischen und humanitären Tradition.
Durch Reprints sollten darüber hinaus seltene und kaum zugängliche Materialien für Forschungszwecke verfügbar gemacht werden, insbesondere auch im volkskundlichen Bereich.
Des Öfteren musste der Meinung widersprochen werden, die ARW sei eine Deckorganisation der evangelischen Kirche. Die Ausrichtung und die personelle Vertretung waren eindeutig überkonfessionell, wenngleich christlich geformt. Auch dem Verdacht, hinter der ARW stünden Freimaurer, Gnostiker oder Magier, musste immer wieder entgegengetreten werden. Obwohl wir uns keineswegs bedeckt hielten und immer zu Auskünften bereit waren, wo wir deren Berechtigung sahen, wurden von Gegnern der ARW derlei Gerüchte gerne geschürt. Anstatt detektivische Recherchen (die fast immer, da inkompetent, zu falschen Ergebnissen führten) anzustellen, hätte man uns nur zu fragen brauchen. Bei Ämtern und Behörden erfuhr man über uns freilich nichts, zumal der Verlag der ARW gar nicht in München angemeldet worden war. Wir waren keine Under-Cover-Agenten. Was wir aber "unter den Buchdeckeln" anzubieten hatten, deckte so manche Geheimnisse auf, was nur allzu vielen gar nicht passte.
(Nach: Manfred Ach, UNDER COVER. 20 Jahre ARW, München 1995. Näheres siehe Dokumentations-Edition 27)
Die Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen (A.R.W.) publiziert seit 1976 Quellenmaterial zu Pseudowissenschaften, religiösen Randgruppen, extremistischen Kulten, weltanschaulichen Sekten und ideologischen Fundamentalismen sowie kritische und apologetische Literatur, belletristische Pneumatica und Kurioses aus dem Untergrund des Abendlandes mit dem Anliegen, religionswissenschaftlich relevante Tendenzen zu dokumentieren und Interessierten zugänglich zu machen.
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