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Vorwort

Diskutiert man in der Öffentlichkeit über Scientology, zeigen viele Bürger Unverständnis darüber, daß "so etwas erlaubt" sei und daß "der Staat" viel zu wenig gegen solche Mußbräuche unternehme. Zweifellos ist der Staat, also Verwaltung, Gesetzgebung und Rechtsprechung, gefordert. Es wäre aber verfehlt, anzunehmen und zu hoffen, daß "die da oben" es schon richten werden. Handfeste gesellschaftspolitische Probleme, zu denen auch das Auftreten von Gruppen á la Scientology zählt, lassen sich nur bewältigen, wenn die Bürger selbst durch gesellschaftlich wichtige Institutionen und nicht zuletzt durch die politischen Parteien aktiv werden und sich gegen den Mißbrauch von Rechtspositionen durch entschlossene totalitäre Systeme zur Wehr setzen.

Daß ein solcher Weg gangbar ist und auch erfolgreich sein kann, beweist exemplarisch das Hamburger Aktionsbündnis gegen Scientology in Eppendorf. Unter dem Dach dieses Bündnisses haben sich Vertreter der Kirchen, der jüdischen Gemeinde, des Bürgervereins, der Schulen und aller demokratischen Parteien zusammengefunden.

Es ist ein Signal für die Brüger, daß die Vertreter aller dieser Grupen vor der Eppendorfer Scientology-Niederlassung gemeinsam aufgeklärt haben, wobei die Stände der vier Parteien SPD, CDU, FDP und GAL zusammengestanden haben - mitten im Hamburger Wahlkampf! Dies ist angesichts viler negativer Erfahrungen mit der Politik eine kleine Sensation, und doch handelt es sich um etwas ganz Normales, nämlich um die Verteidigung der gemeinsamen Grundlagen einer freiheitlichen Demokratie. Dies ist auch erforderlich: Wer sich über einen längeren Zeitraum hinweg mit den Inhalten und Arbeitsweisen der Scientology-Organisation befaßt hat, wer mit ehemaligen Mitgliedern ausführliche Gespräche geführt hat, und wer erlebt hat, wie Scientologen durch ihr massives Auftreten sowie durch inhaltsleere, lautstarke Meinungsäußerungen versuchten, Aufklärung und Information zu behindern, spürt starke Betroffenheit und die große Gefahr, die von dieser Organisation ausgeht.

Aufklärung und Information sind besonders gute Waffen in der Auseinandersetzung mit einer Organisation, die ihre wirklichen Ziele durch das Etikett einer angeblichen "Kirche" und durch ihren angeblichen "Kampf gegen Drogen" zu tarnen versucht. Dabei scheuen sich die Scientologen keineswegs, ihre Kritiker mit dem Repertoire politischer Demagogie anzugehen und die Sach so darzustellen, als ginge es den Vertretern der Parteien nur um Macht, den Vertretern der Kirchen nur um Mitglieder und den Vertretern der Öffentlichkeit nur um "Religionsverfolgung". Dagegen hilft nur rückhaltslose Information, denn für die Scientologen gilt der Satz: "An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen" - die "Früchte" aber kann jeder beobachten, der mit Scientology zu tun hat: Ausbeutung, Unfreiheit, zerrissene Familien, ruinierte Existenzen, zerstörte Lebenschancen säumen den Weg der Organisation, die angeblich alles besser machen will. Dort, wo sich Scientologen in der Wirtschaft tummeln, häuft sich die Zahl verdrängter Mieter, geprellter Kunden und unterdrückter Arbeitnehmer.

Deshalb hat sich das Eppendorfer Aktionsbündnis dazu entschlossen, neben den jüngst erschienenen ausführlichen Büchern zum Thema Scientology diese Broschüre als handlich Erstinformation herauszubringen. Sie lehnt sich an eine entsprechende Broschüre der Jungen Union Nordwürttemberg an, die auf ein außerordentlich großes Interesse gestoßen ist, befaßt sich aber mit den anstehenden Fragen mehr aus dem Blickwinkel Norddeutschlands. Es ist zu hoffen, daß die voliegende Broschüre einenTeil dazu beiträgt, das Wirken und die Wirksamkeit von Scientology einzudämmen.

Hamburg, im Mai 1993


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